Benutzer und Gruppen
Linux kennt als Mehrbenutzer-Betriebssystem – wie alle unixoiden Betriebssysteme – das Konzept verschiedener Benutzer. Diese haben nicht alle unbedingt dieselben Rechte und Privilegien. Neben den eigentlichen Benutzerkonten für reale Personen existieren auf dem System noch viele Systemdienste mit einem eigenen Benutzerkonto. Dadurch wird erreicht, dass eine mögliche Schwachstelle in einem Dienst nicht zu große Auswirkungen auf das System haben kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen Linux-Distributionen wird unter Ubuntu dem Systemverwalterkonto "root" kein Passwort zugewiesen, d.h. es gibt kein "klassisches" Administrator-Konto. Dies ist Absicht. Die Hintergründe und die Funktionen, um Aktionen mit Root-Rechten ausführen zu können, sind im Artikel sudo näher erläutert.
Benutzer¶
Die Benutzernamen unter Linux sind eigentlich aussagekräftig genug, um hier keine großen Erklärungen abgeben zu müssen. Die meisten Systemdienste bringen auch ihren eigenen Benutzer mit.
Benutzername | Funktion |
root | Der Systemverwalter unter Linux |
nobody | Wird von Prozessen als Benutzerkennung verwendet, wenn nur ein Minimum an Rechten vergeben werden soll |
cupsys | Benutzer des Druckdienstes CUPS |
www-data | Benutzer des Webservers Apache |
Diese Liste ließe sich noch deutlich erweitern, doch die meisten System-Benutzer sollten sich allein aus der Namensgebung heraus erklären.
Sonderfall: Benutzer root¶
Standardmäßig existiert unter Linux immer ein Konto für den Benutzer root mit der User-ID 0. Dies ist ein Systemkonto mit vollem Zugriff auf das gesamte System und damit auch auf alle Dateien und Einstellungen aller Benutzer.
Bei Ubuntu wird dem Benutzer root allerdings kein Passwort zugewiesen. Dadurch kann sich niemand unter dem Namen "root" anmelden.
Der erste anlegte Benutzer ist unter Ubuntu bzw. dessen Derivaten immer automatisch Mitglied der Gruppe sudo
und kann so mit Root-Rechten arbeiten. Wie bei Bedarf weitere Nutzer dieser Gruppe hinzugefügt werden können ist weiter unten im Artikel erklärt.
Gruppen¶
Jeder Benutzer ist einer Hauptgruppe zugeordnet, kann daneben aber auch Mitglied weiterer Gruppen sein. Der Zugriff auf gewisse Hardware oder Dienste ist auf die Mitglieder einer bestimmten Gruppe beschränkt. So dürfen z.B. nur Benutzer, die zur Gruppe "audio" gehören, Klänge über die Soundkarte ausgeben. Möchte man nun einem Benutzer die Berechtigung für die Soundkarte geben, so erreicht man dies, indem man ihn in die Gruppe "audio" aufnimmt.
Die Hauptgruppe eines Benutzers spielt im Zusammenhang mit den Zugriffsberechtigungen auf Dateien und Verzeichnisse eine Rolle. Jede Datei ist immer Eigentum genau eines Benutzers. Daneben ist den Dateien aber auch eine Gruppe zugeordnet. Wenn ein Benutzer eine Datei erzeugt, dann wird seine Hauptgruppe als Gruppe bei der erzeugten Datei eingetragen.
Hier folgt nun eine Liste der Gruppen, die üblicherweise Benutzern zugewiesen werden. Nicht alle dieser Gruppenzugehörigkeiten lassen sich über die einfachen GUIs der Desktop-Umgebungen setzen.
Gruppe | Funktion | 20.04 | 22.04 |
sudo | Administrator-Aufgaben mittels sudo ausführen | ||
adm | Nur Benutzer, die in dieser Gruppe sind, dürfen Logdateien ansehen | ||
audio | Audio-Geräte verwenden | ||
cdrom | CD-ROM Laufwerke benutzen | ||
dialout | Serielle Geräte benutzen (z.B.: Modems, Palm Pilots) | ||
dip | Werkzeuge verwenden, die eine Verbindung durch Einwahl herstellen | ||
fuse | Auf Geräte des FUSE zugreifen | ||
lpadmin | Drucker einrichten und über CUPS konfigurieren. | ||
plugdev | Zugriff auf externe Speichergeräte automatisch ermöglichen | ||
sambashare | Mit Samba Usershares einrichten | ||
video | Video-Beschleunigung oder TV-Karten benutzen |
Hinweis:
Durch die ständige Weiterentwicklung von Ubuntu kann es vorkommen, dass bestimmte Gruppenzugehörigkeiten nicht mehr benötigt werden, die Funktion aber trotzdem zur Verfügung steht.
Werkzeuge zur Verwaltung von Benutzern und Gruppen¶
Benutzer und Gruppen können sowohl aus den Desktop-Umgebungen heraus als auch mittels Konsole bearbeitet werden. Im Folgenden werden die Grundfunktionen beschrieben.
Namenskonventionen¶
Die Namen von Benutzern und Gruppen unterliegen gewissen Einschränkungen:
Sie müssen mit einem Kleinbuchstaben beginnen.
Danach können weitere Kleinbuchstaben, Ziffern (0-9), - (Minuszeichen) oder _ (Unterstrich) folgen. Zur Kompatibilität mit Konten auf Samba-Rechnern wird außerdem $ am Ende des Benutzernamens unterstützt.
Sie dürfen nur einmal auf dem System vergeben sein.
Diese Regeln sind in der Datei /etc/adduser.conf festgelegt.
Passwörter¶
Jedem Benutzer muss ein Passwort zugewiesen werden. Bei der Passwortvergabe sollte darauf geachtet werden, keine deutschen Sonderzeichen (ä,ö,ü,ß) zu verwenden. Sollte das Keyboardlayout einmal partout auf Englisch stehen, kann man sich sonst nicht mehr anmelden.
Grafisch¶
Die grafischen Oberflächen zur Benutzer- und Gruppenverwaltung sind in eigenen Artikeln beschrieben:
Ubuntu (Gnome): Benutzer und Gruppen Ubuntu
Kubuntu (KDE): Benutzer und Gruppen Kubuntu
Xubuntu (Xfce) sowie Ubuntu Unity: Benutzer und Gruppen Xubuntu
Lubuntu (LXDE): Benutzer und Gruppen Lubuntu
Ubuntu MATE: Benutzer und Gruppen Ubuntu MATE
Ubuntu Budgie sowie Ubuntu Cinnamon haben eigene Werkzeuge, die noch nicht beschrieben sind.
Terminal¶
Selbstverständlich lassen sich auch alle Aktionen zur Benutzerverwaltung über ein Terminal ausführen. Hier soll keine vollständige Ausführung zu diesen Kommandos erfolgen, sondern nur eine kurze Einleitung gegeben werden, um eine Basis zu vermitteln. Mehr zu den einzelnen angeführten Befehlen findet sich in der Befehlsübersicht.
Informationen über den aktuellen Benutzer¶
id
Anzeigen der Benutzer in einzelnen Gruppen¶
less /etc/group
Benutzer hinzufügen¶
sudo adduser BENUTZERNAME
Weitere Details in adduser.
Benutzer löschen¶
Nur Benutzer löschen:
sudo deluser BENUTZERNAME
Benutzer inkl. der Daten aus dem Homeverzeichnis löschen:
sudo deluser --remove-home BENUTZERNAME
Weitere Details in deluser.
Neuen Benutzer hinzufügen und seine primäre Gruppe bestimmen¶
sudo adduser BENUTZERNAME --ingroup GRUPPENNAME
Bestehenden Benutzer einer weiteren Gruppe hinzufügen¶
sudo usermod -aG GRUPPENNAME BENUTZERNAME
Standardgruppe eines Benutzers ändern¶
sudo usermod -g GRUPPENNAME BENUTZERNAME
Benutzer aus einer Gruppe entfernen¶
sudo deluser BENUTZERNAME GRUPPENNAME
Eine neue Gruppe erstellen¶
sudo addgroup GRUPPENNAME
Benutzernamen ändern¶
Der Benutzername lässt sich leicht mittels
usermod -l NEUERNAME ALTERNAME
ändern. Dies ist allerdings nur möglich, wenn der zu ändernde Benutzername gerade nicht aktiv (d.h. nicht am System angemeldet) ist.
Hinweis:
Dies funktioniert nicht bei einem verschlüsselten Benutzerverzeichnis, siehe ecryptfs/verschlüsseltes Benutzerverzeichnis umbenennen
Damit auch das Benutzerverzeichnis entsprechend zum neuen Namen NEUERNAME
geändert wird, muss jetzt noch ein weiterer Befehl folgen:
usermod -d /home/NEUERNAME -m NEUERNAME
Vollständigen Benutzernamen ändern¶
Wenn man nur den vollständigen Benutzernamen (Vor-/Nachname) ändern möchte, nicht aber den Anmelde-Benutzernamen, kann man dies mit
sudo chfn -f NEUER_VOLLSTÄNDIGER_NAME BENUTZERNAME
erreichen. Siehe auch chfn.
Passwort ändern¶
Eigenes Passwort ändern:
passwd
Passwort eines anderen Benutzers ändern:
sudo passwd BENUTZERNAME
Weitere Informationen erhält man im Artikel passwd.
Voreinstellung ändern¶
Wenn man die Voreinstellung ändern möchte, so dass die Dateien künftig neu angelegter Benutzer nicht von Anderen lesbar sind, so geht das im Terminal [1] mit dem Befehl
sudo dpkg-reconfigure adduser
Die Frage "Wünschen Sie systemweit lesbare Home-Verzeichnisse" sollte man hier dann auf "Nein" setzen.
Problembehebung¶
Neue Gruppenzugehörigkeit sofort aktivieren¶
Wenn man einen Benutzer einer weiteren Gruppe zuordnet, muss sich dieser Benutzer prinzipiell erst ab- und wieder neu anmelden, bevor die neue Gruppenzugehörigkeit aktiv wird. Mit dem Befehl newgrp kann man das umgehen.
Nummerierung der UID/GID¶
In seltenen Fällen kann es nützlich sein festzulegen, wie Benutzerkonten (UID) und Gruppen (GID) nummeriert werden. Normalerweise beginnt Ubuntu hier bei 1000
. Der Startwert kann in der Datei /etc/login.defs festgelegt werden. Beispiele:
UID_MIN 500 GID_MIN 500
USB-Gerät ist nicht als /dev/ttyUSB... verfügbar¶
Das kann dadurch verursacht sein, dass der aktuelle Benutzer nicht in der Gruppe tty
eingetragen ist. Kontrollieren lässt sich das für den aktuellen Benutzer mit dem Befehl:
groups
Wie der aktuelle Benutzer zur Gruppe tty
hinzugefügt werden kann, ist oben beschrieben. Eine Möglichkeit, den Benutzer xyz
zur Gruppe hinzuzufügen, ist:
sudo addgroup xyz tty
Links¶
Intern¶
Benutzerverwaltung Kommandozeilenwerkzeuge
Rechte - Verwaltung der Besitz- und Zugriffsrechte für Ordner und Dateien in Linux
Extern¶
Benutzer- und Berechtigungskonzepte unter Linux 🇩🇪 - Ausführliche Erklärungen zu Benutzer/Gruppen unter Linux bei selflinux.de