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tar

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:

Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.

Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

Wiki/Icons/terminal.png Das Programm tar 🇬🇧 steht für Tape archiver. Es wurde ursprünglich geschrieben, um Daten auf Bandlaufwerken zu sichern. Auch heute noch ist es das beliebteste Werkzeug zum Archivieren von Daten auf Linux-Systemen. Der Hauptvorteil eines tar-Archivs gegenüber dem in der Windowswelt weitverbreiteten ZIP-Format ist, dass die Benutzerrechte einer Datei mitgesichert und beim Entpacken wiederherstellt werden (allerdings nur, wenn Quelle und Ziel die Unix-Dateirechte unterstützen).

Ein tar-Archiv wird oftmals auch als Tarball bezeichnet. In Verbindung mit gzip oder bzip2 trifft man oft auf Dateien mit der Endung *.tar.gz, .tgz oder tar.bz2. Diese Archivdateien sind zusätzlich komprimiert worden, da tar selbst keine Komprimierung anbietet.

Funktion

Das Programm tar schreibt alle Dateien sequenziell (= hintereinander) in ein Archiv. Neue Dateien werden immer an das Ende gehängt. Somit ist es möglich (aber selten), dass in einem tar-Archiv mehrere Dateien mit gleichem Namen, aber in anderen Versionen, vorhanden sein können. Dies kann allerdings dazu führen, dass eine Datei beim Extrahieren mehrfach mit einer jüngeren Version überschrieben wird. Abhilfe kann hier die Option -k bringen (siehe unten).

Installation

tar ist bei Ubuntu im Regelfall bereits in der Standard-Installation enthalten. Falls es fehlen sollte, kann es aus den offiziellen Paketquellen durch die folgenden Pakete installiert [1] werden:

  • tar

  • tar-doc (optional)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install tar tar-doc 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://tar,tar-doc

Syntax

Der allgemeine Aufruf von tar im Terminal [2] lautet:

tar OPTIONEN Datei(en) 

Optionen

tar kennt verschiedene Optionen, von denen im Folgenden einige aufgelistet werden:

Option Beschreibung
--help Zeigt eine vollständige Übersicht über alle Optionen.
--version Gibt die installierte Version von tar aus.
-c Ein neues Archiv erzeugen.
-d Dateien im Archiv und im Dateisystem miteinander vergleichen.
-f Archiv in angegebene Datei schreiben / Daten aus angegebener Datei lesen. Diese Option muss die letzte sein, da die nachfolgende Zeichen als Datei interpretiert werden. Z.B. würde -cfv zu einer Fehlermeldung führen. Korrekt wäre -vcf.
-g filename für inkrementelle Backups. Schreibt zusätzlich eine Datei <filename>, in der eine Liste der bisher gesicherten Dateien ist und anhand derer festgelegt wird, welche Dateien im inkrementellen Backup gespeichert werden.
-j Archiv zusätzlich mit bzip2 (de)komprimieren.
-J Archiv zusätzlich mit xz (de)komprimieren.
-k Das Überschreiben existierender Dateien beim Extrahieren aus einem Archiv verhindern.
-p Zugriffsrechte beim Extrahieren erhalten.
-r Dateien an ein bestehendes Archiv anhängen.
-t Inhalt eines Archivs anzeigen.
-u Nur Dateien anhängen, die jünger sind als ihre Archiv-Version.
-v Ausführliche Ausgabe aktivieren. Hierbei ist zu beachten, dass man dies möglichst an den Anfang des Befehls anhängt, wenn mehrere Optionen kombiniert werden. Z.B. würde -cfv zu einer Fehlermeldung führen. Korrekt wäre -vcf.
-w Jede Aktion bestätigen.
-x Dateien aus einem Archiv extrahieren.
-z Archiv zusätzlich mit gzip (de)komprimieren.
-Z Archiv zusätzlich mit compress (de)komprimieren.
-A Inhalt eines bestehenden Archivs an ein anderes Archiv anhängen.
-C Wechselt in das angegebene Verzeichnis. Das Archiv wird dann dort entpackt.
-M Mehrteiliges Archiv anlegen/anzeigen/extrahieren.
-L Medium wechseln, wenn ZAHL KBytes geschrieben sind.
-W Archiv nach dem Schreiben prüfen.

Eine detaillierte Beschreibung erhält man über man tar oder info tar.

Hinweis:

Manche Optionen wie -r oder -W funktionieren nur mit einem unkomprimiertem tar-Archiv. Archive, die zum Beispiel mit gzip komprimiert wurden, müssen ggf. zuvor entpackt werden.

Beispiele

Anlegen

  • Ein Archiv mit dem Namen archiv.tar mit den Dateien datei_1.txt und allen Dateien vom Typ *.pdf anlegen:

    tar -cf archiv.tar datei_1.txt *.pdf 
  • Ein Archiv mit dem Ordner daten inklusive aller Unterordner und Dateien anlegen:

    tar -cf archiv.tar daten/ 
  • Ein Archiv anlegen, zwei Dateien hinzufügen und nachträglich mit gzip komprimieren:

    tar -czf archiv.tar.gz datei_1.txt datei_2.txt 

Anzeigen

Den Inhalt eines (komprimierten) Archivs ausführlich anzeigen:

tar -tvf archiv.tar 

Aktualisieren

Fügt nur Dateien hinzu, wenn sie neueren Datums sind als ihr Gegenstück im Archiv:

tar -uf archiv.tar daten 

Leider werden bei einer Aktualisierung keine Unterverzeichnisse berücksichtigt!

Ändern

Einem Archiv eine Datei hinzufügen:

tar -rf archiv.tar datei_1.txt 

Vergleichen

Den Inhalt eines Archivs mit dem Dateisystem vergleichen:

tar -dvf archiv.tar 

Der Befehl sollte in dem Verzeichnis ausgeführt werden, in dem die Dateien, die im Archiv liegen, gespeichert sind.

Extrahieren

Achtung!

tar überschreibt beim Extrahieren Dateien und Verzeichnisse ohne Nachfrage, daher

  • Inhalt vor dem Extrahieren überprüfen (siehe Beispiel "Anzeigen") oder

  • vor dem Extrahieren ein neues Verzeichnis anlegen und dorthin wechseln.

  • Alle Dateien aus einem Archiv im aktuellen Ordner extrahieren:

    tar -xf archiv.tar 
  • Alle Dateien in ein bestimmtes Verzeichnis extrahieren (das Ziel-Verzeichnis muss bereits existieren):

    tar -xzf archiv.tar.gz -C /PFAD/ZUM/ORDNER 
  • Eine bestimmte Datei aus einem Archiv extrahieren:

    tar -xzf archiv.tar.gz PFAD/DATEINAME 

    Dabei muss PFAD/DATEINAME genau so in der Archiv-Datei existieren. Ein angegebenes Unterverzeichnis PFAD wird im aktuellen Verzeichnis (bei relativem Pfad) automatisch erstellt.

  • Inhalt direkt in den Zeilordner entpacken

    tar xvfz example.tar.gz -C /PFAD/ZUM/ORDNER --strip-components=1 

    Die Option -C beinhaltet das Verzeichnis wohin ausgepackt werden soll. Durch die Option --strip-components=1 wird der Inhalt direkt in das gewünschte Verzeichnis ausgepackt. Ohne dabei ein Hauptverzeichnis anzulegen.

Archiv aufteilen und zusammenfügen

Um Archive unter GNU/Linux aufzuteilen, wird das Programm split genutzt. Zusammengefügt werden sie dann mit cat.

Beispiel für das Zusammenfügen von einzelnen tar - Files:

Anleitung.tar.001
Anleitung.tar.002
Anleitung.tar.003
Anleitung.tar.004
Anleitung.tar.005

cat Anleitung.tar.00{1..5} > Anleitung.merged.tar 

Das mit cat neu zusammengefügte tar-Archiv kann anschließend mit dem Archivmanager entpackt werden.

Multi-Volume-Archive

Eine weitere Möglichkeit, sehr große Archive auf externen Medien (z. B. Bandlaufwerken, Disketten) zu sichern, erhält man mit der Option -M. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass die Daten nur mit tar direkt wiederhergestellt werden können und ein zusätzliches Packen mit den Optionen -z, -Z und -j nicht möglich ist.

Anlegen

Achtung!

Es ist darauf zu achten, das richtige Gerät anzusprechen, da sonst Daten verloren gehen können!

Multi-Volume-Archiv anlegen:

sudo tar -cvMf /dev/GERÄT daten/ 

Wenn ein Medium vollständig beschrieben ist, fragt tar so lange nach neuen Medien, bis alle Daten geschrieben sind. Dies sieht zum Beispiel so aus:

Medium #2 für /dev/GERÄT und Eingabetaste drücken:

Wenn das Medium nicht in der Lage ist die Rückmeldung zu geben, wann es vollständig beschrieben ist, kann die Option -L helfen.

Man kann auch ein Multi-Volume-Archiv anlegen und nach 10000 Kilobyte das Medium wechseln:

sudo tar -cvM -L 10000 -f /dev/GERÄT daten/ 

Es ist wichtig, die genaue Speicherkapazität des Mediums anzugeben, da sonst beim Extrahieren eventuell Teile von alten Archiven extrahiert werden.

Extrahieren

  • Multi-Volume-Archiv vollständig extrahieren:

    sudo tar -pxvMf /dev/GERÄT 
  • Eine Datei aus einem Multi-Volume-Archiv extrahieren:

    sudo tar -pxvMf /dev/GERÄT PFAD/DATEINAME 

    tar wird dann die folgenden Medien anfordern, bis die benötigte Datei gefunden ist.

Backup mit tar

Wie man ein Backup mittels Skript erzeugt, wird gesondert erklärt: Backupskript. Für regelmäßige Datensicherungen siehe auch Skripte/inkrementelles Backup.

Mit tar können Daten auch per FTP gesichert werden. Um z.B. das lokale Verzeichnis /home/BENUTZER/ als Datei user.tar zu sichern, am besten in einem Terminal in das lokale Verzeichnis /home wechseln. Dann eine FTP-Verbindung zu dem Server aufbauen, auf dem das Archiv gesichert werden soll und dort in das Zielverzeichnis wechseln. Folgender Befehl in der FTP-Shell stößt den Vorgang an:

ftp> put |"tar cf - BENUTZER" user.tar 

Falls einzelne Dateien oder Verzeichnisse mangels Berechtigungen nicht gesichert werden können (z.B. BENUTZER/.viminfo), informiert tar darüber und setzt den Vorgang fort. Dabei werden diese Dateien natürlich ausgelassen.

tar mit Komprimierung kombinieren

Wie oben schon aufgeführt kann mit mit den Optionen -j -J -z die Tar-Datei gleich packen. Dabei wird aber nur 1 Prozessorkern zum packen benutzt. Durch Piping und Umleitung kann man schellere Packprogramme verwenden die mehrere Kerne ausnutzen, wie pbzip2 oder das besonders schnelle lbzip2. Die Unterschiede können gewaltig sein, wie man am nachfolgenden Beispiel sieht.

Das Unterverzeichnis papers mit 480 MByte in 431 Dateien wird mit verschiedenen Methoden gepackt und in die Datei pap.tar.bz2 gesichert (genutzt werden die 8 Kerne der CPU).

xc@pcs:~$ time ( tar -cjpf pap.tar.bz2 papers/ )

real	0m34,362s
user	0m33,481s
sys	0m1,198s

xc@pcs:~$ time ( tar -cpf - papers/ | pbzip2 > pap1.tar.bz2 )

real	0m5,804s
user	1m24,981s
sys	0m3,129s

xc@pcs:~$ time ( tar -cpf - papers/ | lbzip2 > pap1.tar.bz2 )

real	0m3,920s
user	0m59,891s
sys	0m0,803s

xc@pcs:~$ 

Diese Revision wurde am 4. September 2024 15:45 von schneibva erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Datensicherung, Shell, Packer, Komprimierung, Archivmanager