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Hardwareaustausch

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:

Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.

Das Austauschen oder Installieren von Hardware unter Linux ist eigentlich meist sehr problemlos. Die Installation von Treibern ist selten nötig. Der Großteil der Hardware wird direkt vom Kernel unterstützt. Doch was soll man machen, wenn es darum geht, ein bestehendes System aufzurüsten, oder sogar ganz auszutauschen. Muss man das System neu installieren?

Um es kurz zu machen: Eine Neuinstallation ist im Normalfall nicht nötig. Eine Linux-Installation verhält sich meist sehr gutmütig. Selbst nachdem das gesamte Innenleben eines Rechners getauscht wurde, kann man meist den Rechner starten und notwendige Änderungen vornehmen. Danach verhält sich das System exakt so, als ob es direkt auf diesem veränderten Rechner installiert worden wäre. In machen Fällen kommt es aber zu Problemen, sodass man selbst Hand anlegen muss.

Hauptplatine ("mainboard") & CPU

Wiki/Icons/CPU.png Der Austausch der Hauptplatine ("mainboard") inklusive der CPU bedeutet im Endeffekt einen vollständigen Austausch des Rechners. Im Prinzip kann man diese Situation mit dem Übertragen eines Abbildes einer Linux-Installation auf einen anderen Rechner vergleichen. Bei älteren Rechnern mit einem BIOS ist dies weniger problematisch, da hier alle zum Booten notwendige Informationen (außer ggf. die Bootreihenfolge) auf der Festplatte gespeichert sind. Bei UEFI werden jedoch Einträge zum Booten auf dem Mainboard gespeichert. Beim Umzug eines UEFI-Systems ist daher eine GRUB2-Reparatur notwendig.

Moderne "Mainboards" sind üblicherweise hochintegriert, d.h. außer der CPU, dem Speicher usw. befinden sich oftmals auch die Tonausgabe, die Netzwerkschnittstelle und sogar die Grafik auf dem Mainboard. Man muss daher eventuell alle hier genannten Punkte beachten, speziell was manuell installierte Treiber betrifft.

Arbeitsspeicher (RAM)

Den Arbeitsspeicher auszutauschen- oder auch um zusätzliche Riegel zu vergrößern, sollte kein Problem sein. Wird der Speicher jedoch reduziert, muss man sich in erster Linie Gedanken um die benutzte Desktopumgebung machen. „Moderne“ Umgebungen wie Unity (Ubuntu), Kde (Kubuntu) oder GNOME Shell (Ubuntu-Gnome) haben hohe Ansprüche. Der Speicher sollte nie kleiner als ca. 2 Gigabyte sein. Sparsamere Oberflächen wie Xfce (Xubuntu) oder LXDE (Lubuntu) bereiten schon ab ca. 1 Gigabyte keine Probleme mehr. Natürlich spielen aber die vom Benutzer eingesetzten Programme auch eine Rolle.

Wird der Arbeitsspeicher reichlich erhöht, kann man das System anpassen, indem die Swap-Partition bzw. -Datei vergrößert wird (siehe auch Partitionierung). Eine Faustregel spricht hier von der doppelten Größe des gesamten Arbeitsspeichers. Bei aktuellen Systemen, mit ca. 4 Gigabyte an RAM, kann mit der Regel aber gebrochen- und der "Swap"-Bereich mit nur der einfachen (statt doppelten) Größe angelegt werden.

CPU

Wurde nur die CPU getauscht, so braucht man als Anwender rein gar nichts zu machen. Der Rechner sollte ohne irgendwelche Änderungen (außer eventuell im BIOS) sofort starten.

Hauptplatine ("mainboard")

"Mainboards" an sich brauchen üblicherweise keine Treiber und sollten inklusive Festplatten-Controller usw. sofort funktionieren. Wechselt man auf eine andere Hardwarearchitektur (z.B. amd64 auf arm), so muss man eine Neuinstallation durchführen, da einige Architekturen zueinander völlig inkompatibel sind.

Grafikkarte

Wiki/Icons/pci.png Soll eine neue Grafikkarte in den Rechner eingebaut werden, so sollte man sich vorher schlau machen, was zu tun ist, wenn der XServer nicht mehr startet (siehe XServer/Problembehebung), denn mit hoher Wahrscheinlichkeit wird genau das passieren, und man landet in der (Text-)Konsole. Hat man im alten System manuell einen Treiber, z.B. nvidia oder AMD GPU-PRO installiert, so sollte man diese unbedingt vorher komplett entfernen.

Ebenso sollte man sich vor dem Austausch informieren, ob die neue Grafikkarte eventuell zusätzliche Treiber benötigt. So kann man diese vor dem Austausch der Karte installieren und nach dem Austausch der Karte den XServer gleich "richtig" konfigurieren.

Ist die Grafikkarte getauscht und der Rechner neu gestartet, so muss man nun den Xserver neu konfigurieren. Gleiches gilt übrigens auch, wenn zwar die Grafikkarte erhalten bleibt, man aber das "Mainboard" austauscht. In der Konfigurationsdatei des XServers steht, wie die Karte exakt anzusprechen ist. Ändert sich hier etwas, so muss diese Konfiguration erneuert werden.

Bei "Onboard-Grafik" übernimmt der Chipsatz der Hauptplatine auch die Grafikausgabe. Beim Nachrüsten mit einer AGP-/PCI-/PCI-Express-Grafikkarte ist darauf zu achten, dass der Eintrag in der Datei xorg.conf, Abschnitt „Device“, für den Bus-Identifier (Busid) verändert wird. Der neue Bus-Identifier wird auch bei einer Neukonfiguration des Xservers nicht automatisch erkannt. Wenn im BIOS die alte "onboard"-Grafik deaktiviert ist, sollte es ausreichen, den Eintrag für den Bus-Identifier frei zulassen.

Netzwerkkarte

Wiki/Icons/internet.png Bei WLAN-Karten gibt es stets eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Treiber manuell installiert werden müssen.

Ethernet-Karten (über Kabel) sollten sofort funktionieren. Allerdings kann es vorkommen, dass bei einem Austausch die Netzwerkkarte anders genannt wird, da diese Anhand des genutzten Slot benannt wird. Daher muss man ggf. die Netzwerkkonfiguration an den neuen Namen anpassen.

Audio-Geräte ("sound")

Wiki/Icons/sound.png Audio-Geräte (onboard, Einsteck-Karten, USB-Adapter usw.) benötigen unter Linux üblicherweise keine extra Treiber. Sollte es dennoch zu Problemen kommen, so findet man hier und hier Hilfe.

Hinweis:

Halbwegs moderne Hauptplatinen haben meist Chips (HD-Audio, IHD, Azalia, AC97 etc.) für die Audioein- und ausgabe. Wird trotzdem eine echte Soundkarte eingebaut- und wird das OnBoard-Audiogerät dadurch nicht mehr benötigt, empfiehlt es sich, dieses im BIOS zu deaktivieren. Ansonsten wird man zwangsläufig das Problem haben, dass Programme die falsche Hardware ansprechen. Dies kann mit pavucontrol gesteuert werden.

Sonstige Hardware

Wiki/Icons/usb.png Sonstige Hardware wie Bluetooth-Sticks, Scanner usw. brauchen ebenfalls nicht neu eingebunden zu werden. Hat diese Hardware mit der zuvor installierten Hardware funktioniert, so sollte sie jetzt wieder sofort funktionieren. Gab es zuvor Probleme, so ist es unwahrscheinlich, dass diese durch den Hardwarewechsel gelöst wurden.

Diese Revision wurde am 20. November 2022 08:38 von DJKUhpisse erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Hardware, System