Kinder
Dieser Artikel soll als Überblick dienen und Antworten auf die häufigsten Fragen von Eltern und anderen Erziehungsberechtigten geben. Viele Bereiche sind auch für Lehrer und Lehrerinnen bzw. EDV-Verantwortliche an Schulen interessant. Wichtiger als generelle Verbote ist grundsätzlich die Stärkung der eigenen Medienkompetenz. Bei Erwachsenen steht diese nicht selten in krassem Gegensatz zu den Kenntnissen von Kindern und Jugendlichen. Zumindest was Computer angeht…
Naturgemäß behandeln die meisten Fragen das Thema, wie sich was einschränken lässt. Universallösungen, die für andere Betriebssysteme kommerziell angeboten werden, gibt es unter Linux und Ubuntu nicht. Und über die Tauglichkeit solcher Programme lässt sich lange streiten. Was aber nicht heißt, dass sich Ubuntu nicht „kindersicher“ einrichten lässt. Man muss sich nur von dem Trugschluss verabschieden, der Kauf einer fertigen Lösung könnte Erziehung ersetzen.
Nicht vergessen werden sollte dabei aber auch ein psychologischer Aspekt: Ein komplett verriegelter Rechner ist nicht unbedingt das, womit sich insbesondere Jugendliche beschäftigen möchten. Hier sollte je nach Alter ein vernünftiger Kompromiss zwischen beiden Seiten ausgehandelt werden.
Die genannten Aspekte lassen sich auch nutzen, um einen Computer „elternsicher“ bzw. „großelternsicher“ zu machen, wobei man hierbei in der Regel meist nicht so restriktiv vorgeht.
Wie man den Rechner einstellt¶
Neue Benutzer anlegen¶
Bei der Installation von Ubuntu wird automatisch ein Benutzer mit administrativen bzw. Root-Rechten angelegt. Weitere Benutzer werden später als eingeschränkte Benutzer hinzugefügt. Diese dürfen weder die zentrale Konfiguration des Rechners ändern noch Programme installieren oder entfernen.
Allerdings ist es immer noch möglich, fertige (sogenannte vorkompilierte) Programme aus dem Internet herunterzuladen. Diese Programme lassen sich aber nur innerhalb des eigenen Homeverzeichnis installieren und nutzen.
Auf eine automatische Anmeldung (Autologin) sollte verzichtet werden, wenn man die Nutzungszeit einschränken möchte.
Möglichkeiten zur Nutzungszeitbeschränkung¶
Beim Thema "Begrenzung der Nutzungszeit" gibt es folgende Möglichkeiten:
Auf Systemebene ist über PAM eine uhrzeitabhängige Einschränkung der Anmeldung auf dem Computer möglich. Weitere Details und Beispiele zur Konfiguration sind im Artikel pam time zu finden. Ein anderer Ansatz, die Nutzungszeit einzuschränken, ist ein zeitgesteuertes Herunterfahren (z.B. mit qshutdown). Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Timer Units. Ein weiteres Programm ist Timekpr-Next, hiermit lässt sich sogar die Nutzungszeit einer bestimmter Anwendungen einschränken ("Spielzeit") und auch Tages bzw. Wochenlimits festlegen.
ein Hinweis zur Gastsitzung¶
Die Displaymanager GDM (Ubuntu) und SDDM (Kubuntu) unterstützen keine Gastsitzung. Sollte LightDM zum Einsatz kommen, sollte hier die Gastsitzung deaktiviert werden. Dabei hilft der Artikel LightDM (Abschnitt „Gastsitzung“) weiter.
Einrichtung von Virtuellen Wächterkarten¶
Eher für Computerräume als für Einzelplatz-PCs interessant sind Wächterkarten, die dafür sorgen, dass der Rechner nach dem Neustart automatisch wieder auf einen definierten Stand zurückgesetzt wird. Es gibt diverse Hard- und Software-Lösungen, die allerdings unter Linux nicht wie beabsichtigt funktionieren. Diese Funktionalität lässt sich aber nachbilden. Weitere Details finden sich im Artikel Computer nach dem Neustart zurücksetzen.
Hinweise zur BIOS Konfiguration¶
Um zu verhindern, dass andere Betriebssysteme von externen Speichermedien gestartet werden, sollte das BIOS entsprechend konfiguriert werden. Hinweis dazu finden sich hier: Lokale Sicherheit.
Wie man den Internetzugang einstellt¶
Beim Thema Internet sind meist zwei Fragen relevant: die Beschränkung der Online-Zeit und des Zugriffs auf Internet-Seiten. Je nach vorhandenem Internetzugang lassen sich die verschiedenen Möglichkeiten unterschiedlich leicht umsetzen. Aber auch einfache Dinge wie die Konfiguration einer kindgerechten Startseite und Suchmaschine können weiterhelfen.
Möglichkeit zur Online-Zeitbegrenzung¶
Viele, aber nicht alle Hardware-Router besitzen die Möglichkeit, den Internetzugang auf bestimmte Tage und/oder Uhrzeiten zu begrenzen. Bei manchen Routern können auch nur bestimmte Geräte beschränkt werden.
Möglichkeiten zur Netzwerkfilterung¶
Will man den Aufruf bestimmter Seiten verhindern, so stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Proxy Server¶
Ein sog. Proxy-Server dient häufig zur Filterung von Internet-Seiten. Leider ist gerade dieses Thema das komplexeste von allen. Entscheidend ist nicht das konkret verwendete Programm, sondern das Vorhandensein entsprechender Filterlisten. Bei der schieren Größe des Internets ist es schlicht utopisch, alle „gefährlichen“ Seiten selbst definieren zu wollen („blacklist“).
Unter Ubuntu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Verschwiegen werden darf jedoch nicht, dass die Einrichtung eines Proxys – speziell bei Sonderwünschen – sehr zeitintensiv sein kann und je nach eigenem Kenntnisstand fortgeschrittenes Netzwerkwissen erfordert. Dafür kann ein systemweiter oder separater Proxy-Server jegliche unverschlüsselten Verbindungen mit dem Internet kontrollieren.
DNS Filter¶
Wesentlich einfacher umzusetzen ist ein DNS-Filter. Das Funktionsprinzip ist einfach: Jede Internetadresse muss in eine IP-Adresse übersetzt werden. Diese Aufgabe übernimmt das Domain_Name_System. Wenn ein Gerät die Internetseiten "beispiel.de" aufrufen will, fragt es beim jeweiligen DNS-Server nach der IP-Adresse und verbindet sich. Ein DNS-Filter besitzt eine Liste mit Internetseiten, die nicht aufgerufen werden sollen. Fragt das Gerät nun nach einer der Internetseiten die gesperrt ist, erhält es die Antwort "die Internetseiten ist nicht erreichbar". Da das Gerät keine IP-Adresse zur Internetseite kennt, kann die Internetseiten auch nicht angezeigt werden.
Zur Umsetzung eines DNS Filters bieten sich folgende Möglichkeiten an:
Wenn nur wenige Seiten beschränkt werden sollen, kann dies über die Datei /etc/hosts/ getan werden
Einige Hardware-Router unterstützen Blacklisten oder Whitelisten, je nach Modell ist die Konfiguration solcher allerdings sehr zeitaufwändig
Falls man noch einen Rechner übrig hat, ist es auch möglich einen eigenen DNS-Server aufzusetzen. Eine einfach zu installierenden Software ist Pi-hole 🇬🇧. Wer es komplizierter mag, kann dnsmasq benutzen.
Hinweise zum Browser¶
Ein kurzer Blick in die Einstellungen des Browser lohnt immer. Neben der Konfiguration von Startseite und Suchmaschine gibt es noch weitere Möglichkeiten, hier am Beispiel Firefox:
Möchte man Firefox stark einschränken, kann dies über die Policies 🇬🇧 geschehen.
Mögliche Startseiten¶
Wenn man jüngere Kinder gezielt ins Internet führen will, sollte man
eine geeignete Startseite festlegen und
dafür sorgen, dass diese beim Start des Browsers automatisch geöffnet wird
Welche Startseite die beste ist, ist immer vom persönlichen Geschmack abhängig. Wichtiger ist, überhaupt eine Startseite einzurichten. Dann wird es auch einfacher, wenn man sich einmal im Internet verlaufen hat. Das Standardsymbol „Haus“ für die Startseite ist in den gängigen Browsern standardmäßig vorhanden, und man braucht nicht lesen zu können, um „nach Hause“ zu finden. An dieser Stelle nur drei Vorschläge – bestimmt haben die Kinder früher oder später eigene Ideen:
Seitenstark 🇩🇪
Internet ABC 🇩🇪
Das jeweilige Verfahren ist zwar prinzipiell immer das gleiche, aber vom verwendeten Browser abhängig:
Hinweise zu Suchmaschinen¶
Kindersuchmaschinen richten sich spezielle an eine jüngere Zielgruppe. Sie filtern entweder die Ergebnisse einer "Erwachsenen" Suchmaschine oder werden von einer Redaktion betreut. Mögliche Suchmaschinen sind:
Fragfinn 🇩🇪
Folgende Artikel helfen weiter, um die Suchmaschine im verwendeten Browser einzustellen:
Hinweise zur Programmauswahl¶
Erfahrungsgemäß sind die Bereiche Spiele und Kommunikationsmöglichkeiten über das Internet für Kinder und Jugendliche besonders attraktiv. Hier soll nicht diskutiert werden, welche Programme für welche Altersgruppe sinnvoll sind (dazu siehe Edubuntu Programme sowie Software für Kinder). Stattdessen geht es bei diesem Stichwort um die Anpassung der Standardinstallation von Ubuntu.
Probleme und Lösungen¶
Es gibt immer noch viele ungelöste Probleme beim Einsatz spezieller Software für Kinder und Jugendliche. Diese Programme werden kommerziell vertrieben und sind für kommerzielle Betriebssysteme gedacht. Manche Software für Windows lässt sich mit Wine auch unter Linux betreiben, die meisten im Regelfall nicht.
Dies ist aber eigentlich kein Problem von Linux bzw. Ubuntu. Würden sich die Hersteller zu einer Linux-Version ihrer Produkte durchringen – was vermutlich in naher Zukunft eher nicht der Fall sein wird – wäre dieses Problem gelöst. Glücklicherweise wächst die Auswahl an freien und kostenlosen Programmen für Linux beständig. Eine Übersicht ist in den Artikeln Edubuntu und Bildung und Wissenschaft zu finden. An Spielen – unabhängig von ihrer pädagogischen Eignung – mangelt es definitiv nicht.
Abschließend noch eine Bemerkung der eigentlichen Zielgruppe:
Ein sechsjähriger Junge unterhält sich mit seinen Freunden. Sagt der eine: "Ich habe eine Wii bekommen, da sind geile Spiele drauf!". Da erwidert der andere, "Ich hab 'ne PS2, die ist besser...!". Darauf der dritte: "Ich hab Ubuntu, das ist das Beste!". Die anderen, "OH GEIL, wo kann man das kaufen?" (Quelle)
Links¶
Linux for Kids 🇩🇪 – kurze, nicht ins Detail gehende Übersichtsseite
Spezielle Distributionen für Kinder:
USK – Alterseinstufung verschiedener Spiele (lt. Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle)
Schulen¶
Das KDE-Edu-Projekt 🇩🇪 + 🇪🇺 🇬🇧 🇫🇷 ... - freie Lernprogramme für Kinder und Eltern, Studierende und Lehrer
Edubuntu - Ubuntu nicht nur für Kinder
linuxmuster.net 🇩🇪 - freie Linux-Musterlösung für schulische Netzwerke
Linux-Router: Ipfire, Endian Firewall
Programme zur Nutzung interaktiver elektronischer Whiteboards:
Archiv/ActivInspire - kommerzielle Lösung des Hersteller Promethean
Archiv/Open-Sankore - freie Software
Archiv/Quizdidaktik4Whiteboard - Nutzung direkt im Webbrowser
Archiv/Epoptes - Überwachung und Fernsteuerung ähnlich wie MasterEye