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sudo

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Hinweis:

Im Wikiartikel mit Root-Rechten arbeiten werden alle Wege, die es außer sudo gibt, um mit Root-Rechten zu arbeiten, aufgeführt.

Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

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xkcd.com 🇬🇧 (CC-BY-NC)

⚓︎ Der Befehl sudo erlaubt es primär, zum Benutzer root zu werden und damit Rootrechte zu erhalten. Genau gesagt ermöglicht er berechtigten Benutzern, einen Befehl bzw. ein Programm im Namen und mit den Rechten von root oder eines anderen Benutzers auszuführen. Beispielsweise um Aufgaben auszuführen, die eigentlich Administratoren vorbehalten sind:

Der Befehl sudo muss dafür Programmaufrufen vorangestellt werden:

sudo PROGRAMM 

sudo fragt vor der Ausführung des Programms unter eines anderen Benutzers, z.B. root, nach dem Passwort des aufrufenden Benutzers. Mit der frischen Authentifizierung wird sicherheitshalber überprüft, ob auch wirklich dieser Nutzer selber den Befehl eingegeben hat.

Ohne konkrete Angabe (-u Benutzer) wird standardmäßig der Ziel-Benutzer root angenommen.

sudo arbeitet konfigurationsbasiert. Siehe sudo/Konfiguration. Der Kreis der berechtigten Benutzer und andere Regeln und Optionen sind grundsätzlich in der Datei /etc/sudoers festgelegt. In der Ubuntu-Konfiguration sind neben dem Benutzer root selber standardmäßig nur Mitglieder der Gruppe [2] sudo berechtigt, den Befehl sudo zu nutzen. Der oder die bei der Installation angelegten Benutzer gehören standardmäßig der Gruppe sudo an.

Achtung!

Erweiterte Rechte mittels der hier beschriebenen Verfahren bitte nur dann verwenden, wenn eine Aufgabe es wirklich erfordert. Z.B. wenn eine Programmausführung mit root-Rechten erfolgen muss.

Änderungen an Systemdateien sollte man mit Bedacht vornehmen und vorher eine Sicherungskopie anlegen.

Eine falsche oder unnötige Verwendung von sudo kann das System unbrauchbar machen.

⚓︎ In Desktopumgebungen wie GNOME und KDE werden Aufgaben mit erforderlichen Rootrechten für einige Programme durch eigene Mechanismen angefordert. So wird man z.B. für eine Programminstallation automatisch per Popup nach seinem Passwort gefragt, damit APT Rootrechte erhält und Programme installieren kann. sudo spielt in der grafischen Oberfläche eher nur in Terminals eine Rolle und brauch in vielen Fällen nicht mehr manuell aufgerufen zu werden.

Installation

sudo ist essentieller Bestandteil jeder Ubuntu-Installation und sollte auf gar keinen Fall entfernt werden. Es ist im gleichnamigen Paket

  • sudo

enthalten.

Root-Rechte im Terminal

Sind für einen Terminal-Befehl Root-Rechte erforderlich, so reicht es, dem auszuführenden Befehl das Kommando sudo voranzustellen. Nach der Eingabe wird man je nach Konfiguration erneut nach seinem Passwort gefragt. Dieses ist wie bei den meisten Linux-Programmen "blind" einzugeben. Es erscheinen aus Sicherheitsgründen keine Sternchen oder Ähnliches auf dem Bildschirm, sondern einfach gar nichts. Dieses Verhalten kann allerdings geändert werden: Siehe Visuelles Feedback.

Beispiel:

Benutzer@Desktop:~$ sudo blkid
[sudo] password for Benutzer:
/dev/sda1: UUID="8688C7BE88C7AACF" LABEL="WinSystem" TYPE="ntfs"
/dev/sda5: LABEL="DATEN" UUID="08A8-7B2C" TYPE="vfat"
[...]

Nach dem Eingeben des Passworts ist dies für die nächsten 15 Minuten bei erneuter Verwendung von sudo in diesem Terminal nicht mehr notwendig (kann ebenfalls angepasst werden, siehe Administrator auf Zeit). Die erneute Eingabe des Passwortes kann aber auch vorzeitig durch Angabe der Option -k erzwungen werden. Beispiel:

Benutzer@Desktop:~$ sudo mkdir /media/test
[sudo] password for Benutzer:				#Passwort erforderlich
Benutzer@Desktop:~$ sudo mkdir /media/test2		#Passwort nicht mehr erforderlich
Benutzer@Desktop:~$ sudo rmdir /media/test2		#Passwort nicht mehr erforderlich
Benutzer@Desktop:~$ sudo -k
Benutzer@Desktop:~$ sudo rmdir /media/test 		
[sudo] password for Benutzer:				#Passwort erforderlich, selbst vor Ablauf der 15 Minuten

Diese Art der Verwendung bietet einige Vorteile: Rootrechte werden nur für die Dauer des jeweiligen Befehls angefordert. Bei mehreren Befehlen kann individuell festgelegt werden, welche davon mit erweiterten Rechten ablaufen.

Rootshell

Für größere administrative Aufgaben kann das ständige Voranstellen von sudo auch hinderlich sein. Um länger als root zu arbeiten - sprich mehrere Befehle hintereinander ausführen zu können, ohne immer wieder sudo eingeben zu müssen - kann man in eine neue Shell wechseln, die direkt als root läuft. Nach der Eingabe [3] von:

sudo -i 

werden alle folgenden Befehle mit Rootrechten ausgeführt, bis man diese Rootshell mit Strg + D oder per Befehl

exit 

wieder beendet.

Achtung!

Die Dauer der Rootshell ist nicht beschränkt. Es liegt in der Verantwortung des Anwenders, diese wieder zu beenden. Fremde können an Ihrer Tastatur ganz ohne Passwort-Eingaben das System gefährden oder gar manipulieren.

Beispiel einer Rootshell:

Benutzer@Desktop:~$ sudo -i
[sudo] password for Benutzer: 
root@Desktop:~# mkdir /media/test
root@Desktop:~# rmdir /media/test
root@Desktop:~# exit
Abgemeldet
Benutzer@Desktop:~$ 

Die aktive Rootshell kann man deutlich am veränderten Prompt "root@Desktop:~#" erkennen. Abschließend signalisiert das normale Prompt das Ende der Rootshell.

Editieren von Dateien unter Sudo-Rechten (sudoedit)

Die Ausführung eines Texteditors erfordert prinzipiell keine root-Rechte. Lediglich das Lesen und/oder Schreiben der Dateien kann erweiterte Rechte benötigen. Ein besseres Sicherheitskonzept bietet daher sudoedit oder sudo -e.

Zum Bearbeiten fremder Textdateien, z.B. Konfigurationen des Systems oder Dateien im Verzeichnis anderer Benutzer startet sudoedit den voreingestellten Editor weiterhin mit den Rechten und der Konfiguration des aktuellen Nutzers. Es wird grundsätzlich immer eine temporäre Kopie der Datei angelegt und zur Bearbeitung im Editor geöffnet. Erst nach dem Speichern wird mittels der root-Rechte am eigentlichen Pfad gespeichert und zuletzt die temporäre Datei entfernt.

Für die Anwendung dieses zunächst kompliziert erscheinenden Verfahrens sprechen neben der verbesserten Sicherheit auch diese Gründe:

  • Es ist dank sudoedit trivial anzuwenden.

  • Es vermeidet das versehentliche Ändern der Datei-Attribute, wie Besitzer und Gruppe, was zu Problemen oder gar Sicherheitsproblemen führen kann.

  • Es kann auch gefahrlos ein GUI-Editor verwendet werden, weil der aufgerufene Editor keine Rootrechte beansprucht. Damit ist sudoedit ebenso sicher wie das oft verwendete sudo nano.

  • Durch entsprechende Einträge in der Datei /etc/sudoers können die Zugriffsrechte von einem Administrator genauer reguliert werden. So kann ein Nutzer einzelne Dateien im Rootverzeichnis bearbeiten, auch ohne Rootrechte erhalten zu müssen.

Anwendung

Die folgende drei Aufrufe bewirken dasselbe:

sudo -e DATEI
sudo --edit DATEI
sudoedit DATEI 

Hinweis:

Die Option -e ist von der Option -E zu unterscheiden. Mit der Option -E wird der angegebene Befehl unter Beibehaltung aller aktuellen Umgebungsvariablen ausgeführt.

Auswahl des Editors

Bei der Auswahl des Editors wertet sudoedit die Umgebungsvariablen SUDO_EDITOR, VISUAL oder EDITOR der Reihe nach aus. Sollte keine dieser Variablen deklariert sein, wird auf die Konfigurationsdatei /etc/sudoers zurückgegriffen. Ist auch dort kein Editor definiert, wird /usr/bin/editor aufgerufen, also bei Ubuntu standardmässig Nano.

Da der Editor mit den normalen Nutzerrechten gestartet wird, kann auch problemlos ein graphischer Editor verwendet werden. Bei graphischen Editoren empfiehlt es sich, die Umgebungsvariable VISUAL mit dem gewünschten Editor zu belegen, zum Beispiel mit Mousepad:

VISUAL=mousepad sudoedit DATEI  

Möchte man immer den gleichen Editor verwenden, kann man die Umgebungsvariable auch dauerhaft setzen oder sich einen Alias anlegen.

Einen Alias zur Verwendung in der Shell Bash definiert man in der Datei ~/.bash_aliases im eigenen Benutzerverzeichnis, die man möglicherweise erst selbst anlegen muss. Für den Einsatz z.B. des Editors gedit zusammen mit sudoedit kann man in dieser Datei eine solche Zeile hinzufügen:

alias rootedit='SUDO_EDITOR=gedit sudo -e '

Einschränkungen (ab Ubuntu 16.04)

Ist die angegebene Datei ein symbolischer Link, so kann die Datei aus Sicherheitsgründen nicht bearbeitet werden. Außerdem ist es nicht möglich eine Datei zu bearbeiten, wenn man als normaler Nutzer Schreibrechte im Verzeichnis hat, in dem sich die Datei befindet. Aber da man im Verzeichnis Schreibrechte hat, kann man die Datei auch (spätestens nach Löschen und erneuter Anlage) ganz normal bearbeiten.

Programme im Kontext anderer Benutzer ausführen

Programme können auch über einen anderen Benutzer anstelle von root gestartet werden, sofern man es sudo auch mitteilt:

sudo -u BENUTZERNAME PROGRAMM 

⚓︎

Terminalprogramme und Shellkommandos

Im Terminal kann ein Benutzerwechsel z.B. nützlich sein, um ein Skript in einer anderen Umgebung zu testen.

Sehr aufschlussreich kann es sein, wenn man Probleme mit Zugriffsrechten bei einem Webserver, PHP oder ähnlich hat. Aus Sicht des Webservers startet man einfach eine Shell über den Benutzer www-data, um die Zugriffe auf Dateien und Verzeichnisse manuell testen zu können.

Terminal - Ausführung durch Benutzer mit Erlaubnis in /etc/sudoers

sudo fragt nach dem Passwort des aufrufenden Benutzers und nicht nach dem vom gewünschten Benutzer.

Die Option -H bewirkt, dass dann auch die Umgebungsvariable $HOME auf das Home-Verzeichnis von BENUTZERNAME mit umzieht, jedoch das aktuelle Arbeitsverzeichnis beibehalten wird. Dies beseitigt einige, aber nicht Probleme beim Starten von grafischen Programme mit Root-Rechten.

sudo -H -u BENUTZERNAME PROGRAMM  

⚓︎

Terminal - Ausführung mit Passwort des Zielbenutzers

su ist eine Alternative zu sudo mit ähnlicher Funktion, die in anderen Linux-Distributionen sogar eher verfügbar ist. Der große Unterschied ist, es wird im Gegensatz zu sudo direkt das Passwort des Zielbenutzers abgefragt. Das ist hilfreich, wenn man z.B. nicht zur Gruppe sudo gehört aber das Passwort des anderen Benutzers bekannt ist.

su BENUTZERNAME -c PROGRAMM 

Für BENUTZERNAME den Anmeldenamen des anderen Benutzers eingeben. Man beachte, dass bei diesem Befehl nach dem Passwort des anderen Benutzers gefragt wird.

Hinweis:

su hat keine eigenen Rechteeinstellungen und ist völlig unabhängig von der Datei /etc/sudoers. Dortige Regeln haben bei su keine Wirkung.

Ähnlich wie bei sudo kann auch eine Shell statt einem einzelnen Befehl über den Ziel-Benutzer gestartet werden:

su BENUTZERNAME 

Hinweis:

su erlaubt ohne Angabe eines Benutzernamens bzw. mit konkreter Angabe "root" auch das Ausführen mit root-Rechten. Allerdings muss dafür natürlich das root-Passwort festgelegt und bekannt sein. Das Setzen eines Root-Passwortes findet bei der Installation nicht statt und wird aus Sicherheitsgründen auch nicht nachträglich empfohlen.

Zusammenfassung

Programme als anderer Benutzer ausführen
Kommandozeilenbefehl Wirkung HOME benutzbar von
sudo BEFEHL führt den Befehl BEFEHL als root aus unverändert Gruppe sudo
sudo -u BENUTZERNAME BEFEHL führt Befehl BEFEHL als Benutzer BENUTZERNAME aus unverändert Gruppe sudo
sudo -H BEFEHL führt Befehl BEFEHL als root mit angepasster Variablen $HOME aus /root Gruppe sudo
sudo -s startet mittels Variable SHELL definierte Shell unverändert Gruppe sudo
sudo -i BEFEHL startet Login-Shell und setzt dabei sowohl Variable HOME und das aktuelle Arbeitsverzeichnis auf die Standardwerte für root (empfohlen). Ein angegebener Befehl BEFEHL wird ausgeführt; wenn man keinen angibt, landet man in einer interaktiven Login-Shell für root (sog. Rootshell). /root Gruppe sudo
sudo -i -u BENUTZERNAME BEFEHL startet Login-Shell und setzt dabei sowohl Variable HOME und das aktuelle Arbeitsverzeichnis auf die Standardwerte für den neuen Benutzer BENUTZERNAME. Ein angegebener Befehl BEFEHL wird ausgeführt; wenn man keinen angibt, landet man in einer interaktiven Login-Shell des angegebenen Benutzers BENUTZERNAME. /home/BENUTZERNAME Gruppe sudo
su BENUTZERNAME wechselt aktuellen Benutzer mit Passwort des Zielbenutzers /home/BENUTZERNAME jedem

Intern

  • root - Erklärung des Begriffs "root"

  • Benutzer und Gruppen - Wichtige Informationen

  • Konfiguration von sudo - Weitere Einstellungen zur Benutzung des sudo-Befehls und damit verbundene Rechte

  • PolicyKit - verfeinerte Rechteverwaltung, wird zukünftig mehr und mehr in die Desktopumgebung eingebaut

  • chown - Eigentümer und Gruppen von Dateien und Verzeichnissen ändern

  • chmod - Zugriffsrechte von Dateien und Verzeichnissen ändern

Extern

Diese Revision wurde am 9. Oktober 2023 19:56 von sausix erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Sicherheit, Passwort, Einsteiger, sudoers