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Konfiguration

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:

Dieser Artikel ist mit keiner aktuell unterstützten Ubuntu-Version getestet! Bitte teste diesen Artikel für eine Ubuntu-Version, welche aktuell unterstützt wird. Dazu sind die Hinweise zum Testen von Artikeln zu beachten.

Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

Mit der Konfiguration zum Befehl sudo bestimmt der System-Administrator, welche Benutzer (oder Benutzergruppen) welche Befehle wann an welchem Ort als Benutzer root (oder einem anderen Benutzer) ausführen dürfen.

Einstellungen

Um einem Benutzer das Ausführen des Befehls sudo zu ermöglichen, reicht es i.d.R. aus, ihn in die Benutzergruppe sudo aufzunehmen. Dies kann mit dem Befehl:

sudo usermod -aG sudo BENUTZERNAME 

erfolgen. Komplexere Einstellungen und damit verbundene Rechte werden in der Datei /etc/sudoers eingestellt.

Achtung!

Die Datei /etc/sudoers sollte immer mit dem Befehl visudo bearbeitet werden, da so eine Syntaxprüfung gewährleistet ist. Die letzte Zeile der Sudoers-Datei muss zudem immer leer sein! Bei der direkten Bearbeitung ohne Prüfung kann der kleinste Tippfehler dazu führen, dass man sich aus dem System aussperrt und nur über den Recovery Modus wieder Zugang erhält. Es ist dabei korrekt, die Änderung in sudoers.tmp zu speichern, denn visudo überprüft nun die Syntax und man hat die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren.

Alternativ kann man vor der Änderung eine zweite Konsole mit Root-Rechten (sudo -i) öffnen. Stellt man dann fest, dass man sich aus dem System ausgesperrt hat, kann man über diese Konsole die Änderungen wieder rückgängig machen.

Man öffnet ein Terminal[1] und gibt dort:

sudo visudo 

ein. Oder

EDITOR=vim sudo -E visudo 

um statt des Editors nano den Editor vim zu benutzen.

Man kann aber stattdessen auch generell den Standardeditor global in Ubuntu ändern (siehe hier: Editor/#Standard-Editor-aendern).

Die Grundsyntax für die Zeilen in sudoers Konfigurationdateien lautet:

 <wer>   <auf welchem Host>=(<als welcher Benutzer>:<als welche Gruppe>) <darf was ausführen>

Einige Standardeinträge in /etc/sudoers sehen so aus:

 root           ALL = (ALL:ALL) ALL

Das heißt, root darf alle Befehle mit sudo ausführen.

 %admin         ALL = (ALL) ALL

Die Gruppe admin bekommt root Rechte. Eine Gruppe wird durch das Zeichen % gekennzeichnet. Hinweis: Die Gruppe admin gibt es seit 12.04 nicht mehr und dient nur der Kompatibilität zu alten Versionen.

 %sudo          ALL = (ALL:ALL) ALL

Die Gruppe sudo darf alle Befehle mittels sudo als root ausführen. (ALL:ALL) bedeutet hier, man darf als sudo-Mitglied Befehle für jeden Benutzer und für jede Gruppe ausführen.

Programme oder Anwender sollten ihre eigene Anweisungen in separaten Dateien im Verzeichnis /etc/sudoers.d erstellen.

Weitere Beispiele:

 admin      ALL = NOPASSWD: ALL
 %users     ALL = NOPASSWD: /usr/sbin/IRGENDEINSKRIPT

Der Benutzer admin darf ohne Passwortabfrage alle Programme ausführen. Die Gruppe users darf ohne Passwortabfrage den Befehl /usr/sbin/IRGENDEINSKRIPT ausführen.

Hinweis:

Einträge werden in der Reihenfolge ihres Erscheinens verarbeitet. D.h., gilt für die Gruppe admin: "ALL = (ALL) ALL", so werden NOPASSWD-Einträge für den Benutzer admin überschrieben. Es ist also ratsam, "%admin ALL=(ALL) ALL" vor dem entsprechenden NOPASSWD-Eintrag zu definieren.

Achtung!

Man sollte die Passwortabfrage nur für Skripte oder Programme deaktivieren, die in einem Systemverzeichnis (/bin, /sbin, /usr/bin, /usr/sbin, ...) liegen und root gehören. Grund: Ist die Passwortabfrage beispielsweise für das Skript ~/bin/mein-skript deaktiviert, dann kann es ein Angreifer mit Benutzerrechten einfach löschen und durch ein beliebiges Skript oder Programm ersetzen und dann mit Root-Rechten ausführen. Auf diese Weise wäre das gesamte System kompromittiert. Erst wenn das Skript root gehört und nur von root geändert werden kann und auch in einem Verzeichnis liegt, in dem nur root Schreibrechte hat, ist dieser Angriff nicht mehr möglich.

Alias

Es gibt vier verschieden Aliastypen:

  • User_Alias

  • Runas_Alias

  • Host_Alias

  • Cmnd_Alias

Einen Alias definiert man so:

Alias_Type NAME = item1, item2, ...

Der NAME ist ein String mit Großbuchstaben und (optional) _ .

Beispielhaft werden hier nur die User-Aliase und die Befehls-Aliase beschrieben, weil sie am wichtigsten sind.

User-Alias

Indem man Aliase definiert, kann man bestimmten Usern (ohne sie in einer Gruppe zusammenzulegen) gezielt Superuserrechte vergeben. Beispiel:

User_Alias     FULLTIMERS = millert, mikef, dowdy
User_Alias     PARTTIMERS = bostley, jwfox, crawl
User_Alias     WEBMASTERS = will, wendy, wim

In diesem Beispiel wird ein User-Alias namens FULLTIMERS definiert mit 3 Mitgliedern: millert, mikef, dowdy.

Die Rechte werden dann so vergeben:

FULLTIMERS         ALL = (ALL) ALL

Befehls-Alias

Befehls-Aliase werden genauso erstellt, sie haben entsprechend ein führendes Cmnd_Alias. In diesem Beispiel wird eine Gruppe mit Namen DOWN erstellt, die mehrere Befehle zum herunterfahren, neu starten, usw. enthält:

Cmnd_Alias DOWN = /sbin/shutdown, /sbin/reboot, /usr/sbin/pm-suspend, /usr/sbin/pm-hibernate

Werden zusätzlich Parameter für den Befehl benötigt, müssen die Zeichen ",", "\", ":" und "=" mit einem Backslash "\" escaped werden, da die Syntaxprüfung sonst Fehler meldet und die Parameter nicht an den Befehl durchreicht. Das folgende Beispiel erstellt eine Gruppe namens HELLIGKEIT, die nur einen langen Befehl inkl. Parametern enthält:

Cmnd_Alias HELLIGKEIT = /usr/bin/setpci -s 00\:02.0 f4.b\=ff

Zugewiesen werden diese Befehls-Aliase, in diesem Beispiel der oben definierten Gruppe der PARTTIMERS, so:

PARTTIMERS ALL = NOPASSWD: DOWN

Nun können die User der Gruppe PARTTIMERS die Befehle der Gruppe DOWN ohne Passwortabfrage ausführen. ⚓︎

Administrator auf Zeit

Der voreingestellte Zeitraum von 15 Minuten, in dem das Passwort bei sudo-Aktionen nicht abgefragt wird, kann verändert werden; beispielsweise auf den Wert 0. Dazu fügt man diese Zeile hinzu oder hängt timestamp_timeout = 0 , mit Komma getrennt vom bereits existierenden Parameter, an die bestehende Defaults-Zeile daran:

# Timeout auf Null setzen. Standardwert ist 15 Minuten.
Defaults timestamp_timeout = 0

Danach muss man bei jedem sudo-Aufruf das Passwort eingeben. ⚓︎

Visuelles Feedback bei Passworteingabe

Normalerweise gibt sudo nichts aus, wenn das Passwort eingegeben wird, was es einem Angreifer schwer machen soll, die Länge des Passwortes zu bestimmen. Das hat aber beispielsweise den Nachteil, dass unerfahrene Benutzer denken, dass die Passworteingabe nicht funktioniert oder dass man das Passwort in einem anderen Fenster eintippt, weil dieses Fenster gerade den Fokus bekommen hat. Durch Einfügen der Zeile

Defaults pwfeedback

wird für jedes eingegebene Zeichen ein Stern (*) ausgegeben und beim Drücken von werden alle Sterne wieder gelöscht.

Man kann außerdem auf folgende Weise ein externes Programm zum Einlesen des Passwortes benutzen:

Defaults askpass = /PFAD/ZUM/EXTERNEN/PROGRAMM

Dieses Programm kann sich dann um das Feedback bei der Passworteingabe kümmern, und es sind auch grafische Programme möglich (beispielsweise ssh-askpass). Um das externe Programm aber auch zu benutzen, muss sudo mit der Option -A aufgerufen werden. Das externe Programm kann außerdem in der Variable SUDO_ASKPASS spezifiziert werden, was den Eintrag in der Datei /etc/sudoers überstimmt.

Für mehr Informationen sei auf die Manpage von sudo und sudoers verwiesen.

Root-Passwort einrichten

Im Allgemeinen fährt man bei Ubuntu gut damit, den Root-Account deaktiviert zu lassen und das System ausschließlich über sudo zu administrieren. Es gibt allerdings einen Grund, den Root-Account u.U. zu aktivieren. Wenn nicht-vertrauenswürdige Benutzer direkten Zugang zum Rechner haben, können sie ihn über den Bootmanager Grub im Recovery Modus starten. Ist der Root-Account deaktiviert, erhält ein böswilliger Benutzer so ohne Passwortabfrage eine Root-Shell. Wird der Rechner in einer Multiuser-Umgebung eingesetzt, z.B. im Rechnerraum einer Schule oder Universität, sollte der Root-Account daher aktiviert werden. Allerdings gibt es in so einem Szenario noch eine Reihe weiterer möglicher Schlupflöcher, die relativ einfach auszunutzen sind. Die Beachtung des Artikels Lokale Sicherheit ist daher das mindeste, was man unternehmen sollte.

Was man aber nach Möglichkeit unterlassen sollte, ist nur noch auf den Root-Account zu setzen und die sudo-Möglichkeit ganz zu deaktivieren. Die Konfigurationswerkzeuge von Ubuntu sind nämlich auf die Benutzung von sudo ausgelegt, und wenn diese Art der Authentifizierung nicht mehr zur Verfügung steht, kann dies durchaus zu Problemen insbesondere bei den grafischen Administrationswerkzeugen kommen.

Wer also den direkten Login als Root aus irgendeinem Grund aktivieren will, muss den Root-Benutzerzugang mit einem gültigen Passwort versehen. Bitte bei folgendem Befehl beachten, dass sudo zuerst nach dem eigenen Passwort fragt.

sudo passwd 

Damit kann man sich mit su bereits als Benutzer root einloggen, allerdings ist es unter Verwendung von sudo nach wie vor möglich, Root-Rechte zu erlangen. Damit für alle administrativen Tätigkeiten das Root-Passwort anstelle des Benutzerpasswortes benötigt wird (auch für Sudo-Frontends), empfiehlt es sich, einen entsprechenden Eintrag in /etc/sudoers vorzunehmen. Dazu startet man den dazu vorgesehenen Editor visudo und fügt der ersten nicht auskommentierten Zeile die Flags targetpw und timestamp_timeout = 0 hinzu.

Defaults        !lecture,tty_tickets,!fqdn,targetpw,timestamp_timeout = 0

Das timestamp_timeout = 0 führt dazu, dass bei jeder Benutzung von sudo nach dem Passwort gefragt wird. Was für einen Sinn so eine Maßnahme haben soll, ist allerdings fraglich. Schließlich kann man jeden Benutzer, der kein sudo benutzen soll, auch einfach aus der sudo-Gruppe entfernen.

Selbst wenn man das Flag targetpw gesetzt hat, ist ein root-Zugang mit Benutzer-Passwort meist noch über das PolicyKit möglich, beispielsweise durch den Befehl pkexec. Ein Weg zu Abhilfe wird hier beschrieben: PolicyKit (Abschnitt „Benutzung“)

Root-Anmeldung untersagen

Hat man einmal dem root-Benutzer ein Passwort gegeben und möchte dies wieder rückgängig machen, so kann man mit dem Befehl

sudo passwd -dl root 

den Account wieder in den "deaktivierten" Zustand bringen.

Achtung!

Mit dem früher und auch heute noch oft im Netz zu findenden

sudo passwd -l root 

ist danach kein Zugang zum root-Recovery-Modus mehr möglich! Deshalb wird von Benutzung der Option -l zum Deaktivieren des root-Passwortes abgeraten!

⚓︎

sudo-Eingaben umleiten

Soll die Ausgabe eines per sudo ausgeführten Befehls umgeleitet werden, so erfolgt dies im allgemeinen nicht mit Root-Rechten. Vor allem, wenn man mit dem Befehl echo etwas in eine Datei schreiben oder anhängen will (auch wenn es ein Editor genauso tun würde), funktioniert dies nicht:

sudo echo mem > /sys/power/state             # Zugriff verweigert 

Abhilfe schafft das Kapseln des Befehls in eine eigene Shell (bash):

sudo bash -c "echo mem > /sys/power/state" 

oder einfach die Umsetzung mit tee:

echo mem | sudo tee /sys/power/state 

Experten-Info:

Alternativ lässt sich auch in eine Root-Shell wechseln, indem sudo -i oder sudo /bin/bash ausgeführt wird.

Für weitere Informationen siehe auch: Manpage zu sudoers 🇬🇧

Diese Revision wurde am 4. Mai 2021 19:53 von noisefloor erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Shell, Server, sudoers