NetworkManager
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 24.04 Noble Numbat
Ubuntu 22.04 Jammy Jellyfish
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
Du möchtest den Artikel für eine weitere Ubuntu-Version testen? Mitarbeit im Wiki ist immer willkommen! Dazu sind die Hinweise zum Testen von Artikeln zu beachten.
Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
NetworkManager (NM) 🇬🇧 ist eine von Red Hat seit 2004 entwickelte Software-Suite zur Konfiguration, Visualisierung und Überwachung der Datennetzwerkanbindung eines Rechners mit Linux-Betriebssystem. Sie wird seit 7.04 auch bei allen Ubuntu-Desktops standardmäßig eingesetzt. Obwohl ursprünglich fokussiert auf den Einsatz bei Desktops, kann NM auch bei Servern ohne grafische Bedienoberfläche verwendet werden. Ubuntu verwendet allerdings bei Servern systemd-networkd über Netplan zur Konfiguration des Netzwerks, die Umrüstung auf NM ist möglich, aber nicht trivial.
Der DAEMON des NetworkManagers kann u.a.
Reale Hardware-Schnittstellen und bestehende virtuelle Netzwerkschnittellen auf Netzwerk-Ebene Layer 2 betriebsfähig konfigurieren. Dazu werden ggf. DSL-Modems, Funkmodems (Wifi/WLAN, WWAN, Telefon-Netze, Bluetooth) etc. über Subsysteme wie ModemManager oder WPA-Supplicant bedient.
Einwahlverbindungen per PPP herstellen, z.B. für DSL-Anschlüsse oder auch über Tethering per USB oder Bluetouch mit dem Modem eines Handys.
Zur Erhöhung der Datenrate oder der Verfügbarkeit mehrere Netzwerkkarten bündeln oder über eine Netzwerkbrücke koppeln.
Auf Netzwerk-Ebene 2 betriebsbereite Schnittstellen für IPv4- und IPv6-Netzwerke (also Netzwerk-Ebene 3) mit Adressen und Leitwegen versorgen. Dabei können alle gängigen Verfahren zum Bezug von IP-Adressen wie z.B. lokal statische Vergabe, Avahi/Bonjour, DHCP, SLAAC eingesetzt werden. Damit kann insbesondere auch ein Zugang zum Internet realisiert werden.
Auf den Basisverbindungen kann NM auch sekundäre Verbindungen wie IP-Tunnel und VPNs aller gängigen Methoden (mindestens: fortisslvpn, iodine, l2tp, openconnect, OpenVPN, pptp, SSH, strongswan, VPNC) einrichten.
Der NM-DAEMON kommuniziert über D-Bus mit Frontends; er kann von diesen Konfigurationsdaten empfangen und Statusinformationen senden.
Der NetworkManager kann auch schon im Recovery Modus ("recovery mode"), den man durch Setzen von systemd.unit=rescue.target
(oder dessen Alias 1
) auf die Kommandozeile des Kernels oder nach einem Fehler im Startvorgang erreicht, verwendet werden. Er ist zwar noch nicht aktiv, kann aber gestartet werden (→ Benutzung) und bietet dann die volle Netzwerkfunktionalität einschließlich WLAN.
Dieser Artikel beschränkt sich auf die Benutzung des NM auf Desktop-Systemen per GUI. Zur Bedienung per Kommandozeile und für einen Einsatz auf Servern siehe diese Artikel:
nmcli – Das zum NetworkManager gehörende Dienstprogramm eröffnet alle, auch über die Fähigkeiten der GUI hinaus gehende Möglichkeiten.
NetworkManager beim Server – Umrüstung eines Ubuntu-Servers von systemd-networkd auf NM für die Netzwerkkonfiguration
Installation¶
NM besteht aus mehreren Paketen.
Die Kernkomponenten mit dem im Hintergrund laufenden Dienst und Programmen für die Kommandozeile sind bei allen Ubuntu-Desktops bereits standardmäßig installiert und können bei Ubuntu-Servern nachinstalliert werden[1]:
network-manager
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install network-manager
Oder mit apturl installieren, Link: apt://network-manager
Bei Desktops wird auch bereits jeweils eine spezifische grafische Oberfläche standardmäßig installiert:
Bei Standard-Ubuntu mit GNOME-Desktop und allen auf GTK basierenden Derivaten:
network-manager-gnome
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install network-manager-gnome
Oder mit apturl installieren, Link: apt://network-manager-gnome
Bei Kubuntu und Verwandten:
plasma-nm
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install plasma-nm
Oder mit apturl installieren, Link: apt://plasma-nm
Für VPNs sind je nach Methode zusätzlich Pakete zu installieren. → NetworkManager/VPN Plugins
Benutzung¶
Der NM-DAEMON wird beim Start des Betriebssystems normalerweise automatisch vom Init-System gestartet. Das kann mit Standardbefehlen an systemd
umkonfiguriert werden:
systemctl status NetworkManager.service # Status des NM abfragen systemctl stop NetworkManager.service # NM stoppen systemctl disable NetworkManager.service # automatischen Start deaktivieren systemctl start NetworkManager.service # NM starten systemctl enable NetworkManager.service # automatischen Start ab nächstem Rechnerstart aktivieren
Nach dem Start versucht der NM-DAEMON alle ihm zugänglichen netzwerkfähigen Schnittstellen verwendungsfähig einzurichten. Dazu verwendet er in Dateien vorbereitete Verbindungsprofile (connections) und zusätzlich auch von ihm ad-hoc erschaffene temporäre Profile mit Standardeinstellungen.
⚓︎ Der Bediener kann mit dem im Hintergrund arbeitenden NetWorkManager über mehrere Bedienoberflächen oder über ein Symbol im Panel kommunizieren:
NM selbst benötigt für Einrichtung des Netzwerks und auch für die anschließende Überwachung mit ggf. Reparaturversuchen kein Symbol im Panel, ein solches ist ausschließlich für die bequeme Kommunikation des Bedieners mit dem Dienst zuständig.
In der Regel (so. z.B. beim GNOME-Desktop) gibt es im Panel ein Symbol für NM, über das aber nur einige Konfigurationsmöglichkeiten] zugänglich sind.
Optional kann man bei GTK-basierten Desktops im Terminal mit dem Befehl
nm-applet &
(alternativ über den Befehlsstarter Alt + F2 ohne das Zeichen
&
) ein weiteres Frontend starten und mitpkill nm-applet
wieder entfernen.
Bei Kubuntu lautet der Befehl stattdessen:
kde5-nm-connection-editor
Bedienoberflächen¶
NM kommt mit mehreren Bedienoberflächen, die auch von den Entwicklern des NM gepflegt werden:
Die Desktops haben zum Teil eigenen Dialoge. Hier wird beispielhaft der Dialog von GNOME vorgestellt.
nm-applet¶
nm-applet |
Nach einem Klick (rechts oder links) auf das Symbol wird ein Menü angezeigt, so sieht man alle momentan verfügbaren Netzwerkverbindungen (Ethernet wie WLAN) sowie für jede aktuell aktive Verbindung einen Menüpunkt zur Trennung der Verbindung. Bei drahtlosen Netzwerken wird rechts neben dem Namen (SSID) Empfangsstärke und ob das Netz verschlüsselt ist visualisiert.
Man findet in diesem Menü Möglichkeiten zum Aufbau, Wechsel und Trennen von Verbindungen, zur Abfrage von Informationen und auch zur Einrichtung und Pflege von Verbindungsprofilen:
Ein Klick auf eine bestehende Verbindung trennt diese, und es wird automatisch wieder eine Verbindung (vielleicht die vorherige) aufgebaut.
Zum Aufbau einer Verbindung klickt man einfach auf diese; eine eventuell bereits bestehende Verbindung über dieselbe Schnittstelle wird vor dem Aufbau der neuen getrennt.
„Verbindung trennen“ trennt die direkt über ihm stehende aktive Verbindung.
„Mit einem verborgenen Funknetzwerk verbinden …“ – Hier können die Daten eines versteckten WLAN Netzes eingegeben werden oder bereits bekannte Netze ohne erneute Dateneingabe ausgewählt werden.
„Neues Funknetzwerk erstellen“ – Einrichtung eines neuen Funknetzwerkes.
VPN-Verbindungen öffnet ein Untermenü.
Verbindungsinformationen zeigt in einem neuen Fenster Details wie eigene IP-Adresse, aktive Netzwerkschnittstelle, verwendeter Treiber etc.
„Verbindungen bearbeiten…“ startet nm-conection-editor.
nm-connection-editor¶
nm-connection-editor |
Das Programm nm-connection-editor
startet man aus dem nm-applet
oder aus einem grafischen Fenster mit Terminal[2] durch Eingabe des Programmnamens; bei manchen Desktops gibt es auch einen Menüpunkt oder man kann sich mit einer Desktop-Datei einen solchen Menüpunkt selbst anlegen. Im sich öffnenden Fenster sieht man oben eine Liste der bereits existierenden Verbindungsprofile und unten links drei Schaltflächen:
Die Schaltfläche + legt ein neues Verbindungsprofil an.
Die Schaltfläche - löscht das ausgewählte Verbindungsprofil.
Die Schaltfläche mit dem Zahnrad öffnet das ausgewählte Verbindungsprofil zur Bearbeitung.
Beim Anlegen eines neuen Verbindungsprofils muss einen Typ auswählen und gelangt dann automatisch in der Bearbeitungsmodus für das neue Profil.
Abhängig vom Typ des Profils muss man einige Pflichtangaben eingeben, bevor die Schaltfläche Speichern freigegeben wird. Nach Betätigung dieser wird das neue Profil gespeichert. → Speicherorte
Verbindungsprofil Ethernet¶
Verbindungsprofil für Ethernet |
Für ein Verbindungsprofil vom Typ Ethernet
sind wichtige Einstellungen der Verbindungsname und weitere sind in den Kapiteln (Registerkarten) Allgemein, Ethernet, IPv4-Einstellungen und IPv6-Einstellungen zu finden.
Allgemein: Hier kann man festlegen, ob NM dieses Profil automatisch für Verbindungsversuche verwenden darf („Automatisch mit Priorität verbinden“) und mit welcher Priorität im Vergleich zu anderen Profilen es berücksichtigt werden soll.
Ethernet: Hier kann man auswählen, ob dieses Profil nur für eine bestimmte Schnittstelle (Gerät) verwendet werden soll oder – indem man dieses Feld frei lässt – für alle Schnittstellen dieses Typs geeignet ist. Außerdem kann man hier über ein in NM eingebautes ethtool einige Parameter für das Übertragungsmedium einstellen.
IPv4-Einstellungen: Über "Methode" legt man fest, wie die Netzwerk-Schnittstelle mit Daten für IP-Adresse, Netmask und Gateway und DNS-Server versorgt werden soll. Dabei gibt es die Möglichkeiten lt. folgender Tabelle.
IPv6-Einstellungen ähnlich wie IPv4
Methoden für IPv4 | |
Methode | Funktion |
Automatisch (DHCP) | IP-Adresse, Netmask, Gateway und DNS-Server werden von einem DHCP-Server bezogen. |
Automatisch (DHCP) nur Adressen | IP-Adresse, Netmask und Gateway werden von einem DHCP-Server bezogen. DNS-Server müssen vom Nutzer angegeben werden. |
Manuell | Alle Daten müssen vom Nutzer angegeben werden. |
Nur per Link-Local | Die Daten werden über Avahi ermittelt. Dies ermöglicht die automatische Konfiguration eines ganzen lokalen Netzwerkes ohne DHCP-Server. Man kommt allerdings nicht aus diesem Netzwerk hinaus in andere Netze und schon gar nicht ins Internet. |
Gemeinsam mit anderen Rechnern | An dieser Netzwerkschnittstelle wird für die anderen Computer des Netzwerks per Dnsmasq ein DHCP- und ein DNS-Server zur Verfügung gestellt. IP-Adresse, Netmask und Gateway werden automatisch konfiguriert. Außerdem stellt der Computer NAT-Funktionen für das Netzwerk bereit. Auf diese Weise ist es anderen Rechnern im Netzwerk möglich, die Internetverbindung dieses Rechners zu nutzen. → Internetverbindungsfreigabe |
Verbindungsprofil Funknetzwerk¶
Bei Verbindungsprofilen für WLAN muss man ebenfalls die oben genannten Kapitel, jedoch statt Ethernet das Kapitel Funknetzwerk bearbeiten:
SSID ist Pflichtangabe: Hier trägt man den Funknamen des Netzwerk ein, dem man beitreten möchte oder was man anbieten möchte.
Modus: Hier ist
client
richtig, wenn man ein vorhandenes Funknetz benutzen möchte. Wer selbst ein Funknetz anbieten möchte, wähltHotspot
oderAd-hoc
, jedoch kann das nicht jede Hardware und man muss ggf. auch Pakete installieren → WLAN Router.
Da ein Funknetz ein öffentlich für jeden zugängliches Medium darstellt, muss man sich außerdem Gedanken über eine Kontrolle des Zugangs und Verschlüsselung der ausgetauschten Daten machen und seine Erkenntnisse hierzu im Kapitel „Sicherheit des Funknetzwerks“ eintragen. Für einen Client kann man das Passwort zunächst leer lassen; man wird dann bei der ersten Benutzung danach gefragt.
Schließlich ist noch wichtig, den Speicherort des Funknetz-Schlüssels festzulegen. Dies geschieht im Kapitel Allgemein über die Option „Alle Benutzer dürfen dieses Netzwerk verwenden“:
Bei aktivierter Option wird der Funknetz-Schlüssel in der Datei des Verbindungsprofils gespeichert.
Bei abgewählter Option wird der Funknetz-Schlüssel im GNOME Schlüsselbund abgelegt. Wer diesen für WLAN nutzen, aber sich am Rechner ohne Passwort anmelden möchte, benötigt das Paket libpam-keyring bzw. libpam-gnome-keyring.
Achtung!
Der NetworkManager unterstützt keine deutschen Umlaute wie "Ä", "Ö", "Ü" und "ß" beim WPA/2-Passwort. Ein bereits vorhandenes WPA/2-Passwort sollte auf dem Router vorher angepasst werden, da es sonst zu keiner Verbindung kommt!
Beispiel: Aus dem Passwort "Sch13ßbud3" kann "Sch13ssbud3" gemacht werden.
Hinweis:
Wer die Zugangsdaten von WLANs im Verbindungsprofil speichern lässt, sollte die Verbindungsprofile auch beim Backup berücksichtigen.
Weitere Verbindungsarten¶
Details zu weiteren Verbindungsarten wie z.B. DSL, PPP, VPN und Internetzugang über Funktelefonnetze findet man in eigenständigen Unterartikeln im UU-Wiki.
VPN: → VPN und NetworkManager/VPN Plugins
GNOME-Systemmenü¶
Das GNOME-Systemmenü erreicht man über das Mehrfachfeld im Panel in der oberen rechten Ecke des Bildschirms. Sein Aussehen variiert deutlich mit der Version des Gnome-Desktops.
Für Einstellarbeiten am Netzwerk kann man mit einem Klick auch die Schaltfläche mit dem Getriebe oder Zahnrad den generellen Einstellungsdialog öffnen, dann auf der linken Seite auf WLAN oder Netzwerk klicken, und dann weiter navigieren. Die Einstellmöglichkeiten entsprechen den Angaben bei den anderen Bedienoberflächen, sind allerdings weniger umfangreich.
nmtui¶
Hauptmenü von nmtui |
Das Programm nmtui
kann auf Systemen ohne grafische Oberfläche in einem virtuellen Terminal gestartet werden oder auch in einem grafischen Fenster mit Terminal. Das Terminal sollte mindestens 120 Zeichen breit und 32 Zeilen hoch sein, da es sonst zu Darstellungsfehlern kommen kann. Es wird gestartet durch Eingabe seines Programmnamens und zeigt dann sein Hauptmenü. Die Dialoge werden mittels der Bibliothek NCURSES dargestellt und mit diesen Tasten bedient:
Tab ⇆ springt zum nächsten Bedienelement.
⇧ + Tab ⇆ springt zum vorherigen Bedienelement.
⏎ führt die Aktion aus oder öffnet Feld zur Bearbeitung.
schaltet bei Ankreuzfragen um.
↑ bzw. ↓ verschieben in Listen die Auswahl.
Esc bricht die Bearbeitung ab oder kehrt zurück zum vorherigen Menü oder beendet das Programm.
|
|
nmcli¶
Das zum NetworkManager gehörende Dienstprogramm für die Kommandozeile eröffnet alle, auch über die Fähigkeiten der GUI hinaus gehende Möglichkeiten. Es ist in einem eigenen Artikel beschrieben: NetworkManager/nmcli
Einstellungen und Eigenschaften¶
Mit den oben vorgestellten Bedienoberflächen kann man den Auf- und Abbau von Verbindungen steuern und die Eigenschaften von Verbindungsprofilen bearbeiten.
Verbindungsprofile werden in folgenden Verzeichnissen als Dateien gespeichert:
/run/NetworkManager/system-connections/ – Nur temporäre Speicherung. Profile werden beim Neustart vernichtet bzw. neu angelegt.
/etc/NetworkManager/system-connections/ – Bei Ubuntu Versionen vor 24.04 wurden hier von NM die permanenten Verbindungsprofile als Dateien abgelegt. Ab 24.04 speichert NM selbst hier nichts mehr, allerdings ließt er nach wie vor hier vom Administrator erstellte Dateien.
/etc/netplan/ – Gilt nur für Ubuntu Versionen ab 24.04!
Die Dateinamen für Verbindungsprofile sind völlig willkürlich; neuere Versionen von NetworkManager verwenden den optionalen Suffix .nm-connection
. Die Dateien enthalten reinen Text im INI-Format. → Dokumentation
Für die Dateien im Ordner /etc/netplan/ gilt abweichend: Dies sind Text-Dateien im YAML-Format. Beim Systemstart generiert netplan aus diesen Dateien Verbindungsprofile unter /run.
Die erzeugten Verbindungsprofile enthalten, sofern man diese nicht im Gnome-Keyring verwalten lässt, auch die verwendeten WLAN-Zugangsschlüssel und dürfen daher nur von root lesbar sein. Bei Bedarf können die Dateien auch kopiert und gesichert werden, um diese bei einer Neuinstallation des Systems nicht erneut anlegen zu müssen.
Einstellungen zum grundsätzlichen Verhalten von NM finden sich an anderen Stellen in INI-Dateien:
/etc/NetworkManager/conf.d/
/run/NetworkManager/conf.d/
/lib/NetworkManager/conf.d/
/var/lib/NetworkManager/
/etc/NetworkManager/NetworkManager.conf
Dokumentation¶
NetworkManager verfügt über ausführliche Dokumentation in Internet:
Projektseite
NM-Wiki
GNOME-Wiki
Außerdem findet man Beschreibungen der Programme und Parameter auf dem eigenen Rechner in Manpages:
NetworkManager
– Start des DAEMONsNetworkManager.conf
bzw.nm-system-settings.conf
– Konfigurationsdateien für Einstellungen des DAEMONsnm-settings-nmcli
,nm-settings-dbus
,nm-settings-keyfile
– teilweise redundante Beschreibung der über das Dienstprogramm/D-Bus/Profildatei verwendbaren Eigenschaften und deren möglichen Werte in Profilennm-applet
– Bedienoberfläche für grafische Oberflächenm-connection-editor
– Bedienoberfläche für grafische Oberflächenmtui
,nmtui-edit
,nmtui-connect
– Bedienoberfläche für Kommandozeile und auch für grafische Oberflächenmcli
– Bedienoberfläche für Kommandozeile
Problembehebung¶
Checkliste¶
Viele Probleme rund um den NetworkManager lassen sich durch Abarbeitung folgender Checkliste diagnostizieren und beheben:
Wurde NetworkManager überhaupt gestartet?
Normalerweise geschieht dies automatisch beim Systemstart; das mag unter widrigen Umständen vielleicht fehlschlagen.
Ein fehlendes Symbol im Panel für nm-applet oder ein anderes Bedienelement ist jedenfalls kein Indiz für einen Fehlstart; genauso wenig ist die Anwesenheit eines solchen Bildchens im Panel ein Beweis für einen erfolgreichen Start. Zuverlässig kann es mit dem Befehl
systemctl status NetworkManager.service
überprüft werden.
Wenn das Programm nicht läuft oder auch vorsorglich, falls es hängt, kann es so gestartet werden:
systemctl restart NetworkManager.service
Wenn das Programm nicht beim Systemstart automatisch erfolgreich gestartet wurde, kann das Systemlog Anhaltspunkte liefern:
journalctl -b -u NetworkManager.service
Schläft NetworkManager?
NetworkManager hat einen Schlafmodus, in dem zwar das Programm läuft, aber keine Schnittstellen konfiguriert. Prüfen:
nmcli networking
Aufwecken:
nmcli networking on
Kennt NetworkManager die Schnittstelle?
NetworkManager kann nur mit ihm bekannten Schnittstellen arbeiten; diese kann man abfragen:
nmcli device
Wenn in dieser Liste eine erwartete Schnittstelle nicht auftaucht, gibt es mit deren Hardware oder Firmware ein Problem, oder dem Linux Kernel fehlt ein passendes Modul oder Treiber. Die Lösung solcher Probleme muss außerhalb von NetworkManager gesucht werden:
Bei USB-Adaptern sollte man zuerst prüfen, ob der Schnittstellenadapter von lsusb gelistet wird und mit welcher USB-ID. Manche dieser Adapter, oft bei Funkmodems, haben einen Datenträgermodus (in dem das USB-Gerät sich als CD ausgibt und Treibersoftware für Windows verbreiten will) und einen oder mehrere Betriebsmodus. Unter Linux schaltet USB ModeSwitch normalerweise automatisch in einen Betriebsmodus, aber bei brandneuer Hardware fehlt ihm dafür vielleicht noch das notwendige Wissen.
Bei PCI-Geräten kann man prüfen, ob die Hardware vom Linux Kernel erkannt wurde und ein Treiber zugeordnet wurde:
lspci -nnk -d::0200
lspci -nnk -d::0280
Kann NetworkManager die Schnittstelle verwenden?
Die Antwort findet man in der Ausgabe des Befehls
nmcli device
in der Spalte STATE. Beispielausgabe:
DEVICE TYPE STATE CONNECTION radio wifi verbunden WLAN ZuHause_5.0 lo loopback verbunden (extern) lo eth00 dummy nicht verbunden -- p2p-dev-radio wifi-p2p nicht verbunden -- cable ethernet nicht verfügbar -- HUB bridge nicht verwaltet --
Die Angabe
„nicht verfügbar“
(unavailable
) besagt, dass diese Schnittstelle nicht arbeitsfähig ist. Das mag an grundsätzlichen Problemen wie im vorherigen Punkt liegen oder an betriebsmäßigen Umständen; vielleicht wurde ein WLAN-Adapter per elektrischem Schalter ausgeschaltet („Flugmodus wurde eingeschaltet.“), oder bei einem Ethernet-Adapter wurde das Kabel entfernt oder ist defekt.Mit
„nicht verwaltet“
(unmanaged
) werden Schnittstellen bezeichnet, die NetworkManager nicht konfigurieren soll. NetworkManager setzt diesen Status automatisch, wenn er erkennt, dass ein anderes Konfigurationsprogramm (vielleicht systemd-networkd? oder ipupdown? oder Netplan?) sich bereits um diese Schnittstelle kümmert oder eine Automatik oder ein Administrator es ihm verboten hat. Letzteres kann man beispielsweise mit den Befehlennmcli device set HUB managed off
nmcli device set HUB managed on
erreichen. (Den hier beispielhaft verwendeten Schnittstellennamen
HUB
anpassen!) Man muss dabei bedenken, dass eine erteilte Erlaubnis an NetworkManager dem anderen Konfigurationsprogramm nicht verbietet, ihm ins Handwerk zu pfuschen.Schnittstellen im Zustand
„nicht verbunden“
(disconnected
) sind nicht konfiguriert und nicht in Betrieb, aber NetworkManager kann das auf Wunsch des Bedieners jederzeit ändern. → nmcliSchnittstellen im Zustand
verbunden
(connected
) sind in Betrieb und entweder von ihm oder einem anderen Programm konfiguriert. Auch das kann NetworkManager auf Wunsch des Bedieners jederzeit ändern. → nmcliUnabhängig vom Zustand der Schnittstelle gilt: Wenn sie von NetworkManager gelistet wird, kann man auch über ihn Informationen zur Schnittstelle abfragen. → nmcli
Fehlermöglichkeiten bei drahtloser Verbindung
Die SSID muss richtig und eindeutig sein. Man sollte den von Hersteller eines Router vorgeschlagenen Namen nicht verwenden, denn andere würden ihn möglicherweise auch verwenden. In solchen Konfliktsituationen könnten Clients dann Verbindungen zum fremden Zugangspunkt versuchen und natürlich scheitern. Besser ist es, sich einen eigenen Namen auszudenken, den andere wahrscheinlich nicht verwenden.
Wenn man unbedingt als SSID einen Funknamen verwenden will, den andere auch verwenden, dann muss in den Verbindungsprofilen unbedingt der BSSID (die MAC-Adresse des Zugangspunktes) mit angegeben werden.
Man kann sich auch bzgl. der SSIDs selbst Konkurrenz erzeugen, indem man für das 2,4 GHz und das 5 GHz Band denselben Namen benutzt. Das kann zu ständigen Umschaltungen auf das vermeintlich bessere andere Netz führen und den praktischen Gebrauch erheblich stören. Auch hier kann die Angabe des BSSID helfen, sofern diese sich für die beiden Funkbänder unterscheiden. Bei Nutzung von Repeatern ist dagegen eine automatische Umschaltung erwünscht und daher eine Angabe des BSSID zu vermeiden.
Beim WLAN-Passwort sollte man sich auf druckbare Zeichen aus dem ASCII-Zeichensatz beschränken.
NetworkManager benutzt für die Funkverbindung WPA-Supplicant: und der Fehler kann auch auf dieser unter gelagerten Ebene auftreten.
Gerät wird nicht verwaltet¶
Der NetworkManager zeigt zu Verbindungen wie etwa Kabel- oder Funknetzwerk nur an: „Gerät wird nicht verwaltet“. Gemeint damit ist: „Die Schnittstelle wird nicht von NetworkManager verwaltet.“
Das kann verschiedene Ursachen haben, die bereits in der Checkliste beschrieben wurden oder die bei Ubuntu komplizierte Startsequenz hat versagt:
Programmatisch vorgesehen ist die Betreuung aller Schnittstellen.
Speziell bei Ubuntu wird dem Networkmanager aber die Betreuung aller Schnittstellen außer den Funkgeräten entzogen; verantwortlich dafür ist die Datei /usr/lib/NetworkManager/conf.d/10-globally-managed-devices.conf. Dies schließt ein u.a. alle Ethernet-Schnittstellen und solche für VPN.
Bei Desktops erlaubt Netplan beim Start dem NetworkManager wieder die Betreuung aller Schnittstellen, indem temporär (d.h. bis zum Neustart des Systems) eine leere Datei /run/NetworkManager/conf.d/10-globally-managed-devices.conf angelegt wird. Diese überlagert die in Punkt 2 genannte Datei, wodurch wieder Punkt 1 gilt.
Server wenden Punkt 3 nicht an. Bei Desktops kann Punkt 3 versagen. Wem das nicht gefällt, kann Punkt 3 obsolet machen und mit Root-Rechten[3] permanent eine leere Datei anlegen:
sudo touch /etc/NetworkManager/conf.d/10-globally-managed-devices.conf
Diese Datei überlagert Dateien aus Punkt 2 und 3 und sorgt für die Geltung von Punkt 1.
Nach Neustart des NM kann man wie gewohnt alle Schnittstellen, auch Ethernet und VPN verwalten.
NetworkManager nicht im Panel¶
Im Forum melden sich immer wieder Benutzer, die den NetworkManager im Panel des Desktops vermissen.
Der NetworkManager selbst ist niemals und an keiner Stelle in der grafischen Oberfläche zu finden. Was man im Panel finden kann, ist das Icon der Bedienoberfläche nm-applet oder ein Symbol für einen für den Desktop spezifischen Einstellungsdialog.
Wer nm-applet
im Panel haben möchte:
In den meisten Fällen hilft: nm-applet starten. Das kann auch automatisch bei der Anmeldung erfolgen wenn man es als Autostart einrichtet.
Manchmal ist
nm-applet
zwar bereits gestartet, aber wegen eines Darstellungsfehlers nicht sichtbar. Dann stoppt man am besten alle laufenden Instanzen vonnm-applet
, entfernt es aus dem Autostart und startet den Rechner neu. Danachnm-applet
manuell starten oder neu als Autostart einrichten.
Keine Verbindung nach Ruhezustand¶
Manchmal funktioniert nach dem Aufwachen des Computers aus Ruhezustand oder Tiefschlaf (Hibernation) die Netzwerkverbindung nicht mehr. Dies betrifft vor allem Hardware mit fehlerhaft implementiertem Energiemanagement sowohl bei WLAN-Adaptern als auch bei manchen (zu) neuen schnellen Ethernetkarten.
In vielen Fällen hilft es, vor dem Einschlafen das Kernel Modul für die betroffene Hardware zu entladen und nach dem Aufwecken neu zu laden. Dies kann automatisch mit einem Skript für systemd-sleep
erfolgen, beispielsweise:
#! /bin/dash # /usr/lib/systemd/system-sleep/beliebigen-Dateinamen-sinnvoll-wählen MODUL='Hier muss der richtige Name des Moduls stehen!' case $1 in (pre) rmmod $MODUL ;; (post) insmod $MODUL esac
⚓︎ Eine andere brutalere Methode besteht in einem Neustart von NetworkManager:
systemctl restart NetworkManager.service
Weiterführende Informationen¶
Dispatcher¶
Der NetworkManager kann mehr als nur eine Verbindung auf- und wieder abbauen. Der NetworkManager kann bei Verbindungsauf- und -abbau Skripte ausführen. Diese Funktionen sind jedoch nicht von der grafischen Oberfläche aus erreichbar. Dies macht der NetworkManager über die sogenannten Dispatcher-Skripte, die ausgeführt werden, wenn der NetworkManager eine Aktion durchführt, z.B. wenn er sich zu einem WLAN verbindet oder davon trennt. (mehr)
/etc/network/interfaces¶
Hinweis:
Das Netzwerk von Ubuntu-Rechnern wird nicht mehr von ifupdown
über die Datei /etc/network/interfaces konfiguriert. Abgesehen von sehr speziellen Anwendungen sollte man die in diesem Abschnitt beschriebenen Möglichkeiten besser nicht benutzen und sogar lieber eine ggf. vorhandene solche Datei löschen, um jede unerwünschte Beeinflussung auszuschließen.
NetworkManager kann auch die Datei interfaces lesen und dort abgelegte Informationen berücksichtigen, aber selbst dort nichts verändern. Dazu muss manuell die Datei /etc/NetworkManager/NetworkManager.conf mit Root-Rechten[3] in einem Editor[4] bearbeitet werden. Im Abschnitt [ifupdown]
soll der Wert für managed=true
sein:
[main] plugins=ifupdown,keyfile [ifupdown] managed=true
Anschließend muss man NM neu starten.
im UU-Wiki¶
- NetworkManager/Dispatcher
- NetworkManager/DSL
- NetworkManager/Mobiles Breitband
- NetworkManager/NetworkManager ohne GUI
- NetworkManager/nmcli
- NetworkManager/VPN Plugins
Links¶
https://networkmanager.dev/ 🇬🇧 – Projektseite mit Dokumentation und Quelltexten
NetworkManager 🇬🇧 – NM im GNOME-Wiki