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USB ModeSwitch

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:


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./device-usb-wifi.png Viele Netzwerk-Geräte mit USB-Anschluss wie WLAN- und UMTS-Sticks haben Treiber für Windows integriert und werden als sogenannte "flip-flop"- oder "Zero-CD"-Geräte bezeichnet. Diese Hardware wird zunächst immer als Speichermedium erkannt, damit die Treiber installiert werden können. Nach Installation der Treiber werden sie automatisch auf ihre eigentliche Funktion als Netzwerkkarte oder Modem umgeschaltet. Damit entfällt die unter Umständen mühsame Treibersuche, da diese quasi immer mit dabei sind.

Leider nutzt dieser auf Windows abgestimmte Mechanismus unter Linux nicht viel. Viele Geräte funktionieren auch unter Linux, z.B. mit dem usb-storage- oder dem option-Modul, einem optimierten Treiber für Hochgeschwindigkeits-Modems. Allerdings muss dazu erst der "Modus" umgeschaltet werden, da diese Art von Hardware auch unter Linux zunächst immer nur als Datenträger erkannt wird.

Für diese Umschaltung kann - abhängig von der eigenen Hardware - das Programm USB_ModeSwitch 🇬🇧 verwendet werden. Es unterstützt eine Vielzahl 🇬🇧 von Geräten und wird laufend weiter entwickelt. Das Programm ozerocdoff 🇬🇧 basiert auf USB_ModeSwitch und bietet die gleiche Funktionalität, beschränkt sich aber auf Hardware der Firma Option 🇬🇧 .

Experten-Info:

Falls die UMTS-Hardware ausschließlich unter Linux genutzt wird, lässt sich der "flip-flop"- oder "Zero-CD"-Mechanismus evtl. abschalten. Die dazu erforderlichen AT-Befehle sind leider nicht allgemein gültig, sondern müssen zuerst recherchiert werden und exakt zur verwendeten Hardware passen. Um die ermittelte Befehlssequenz an die Hardware zu senden, kann das Programm minicom aus dem gleichnamigen Paket verwendet werden.

Achtung: bitte beachten, dass nach der dauerhaften Umschaltung der Windows-Treiber nicht mehr zugänglich ist.

Installation

Falls noch nicht vorinstalliert, werden die folgenden Pakete benötigt [1]:

  • usb-modeswitch

  • usb-modeswitch-data

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install usb-modeswitch usb-modeswitch-data 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://usb-modeswitch,usb-modeswitch-data

Welche Version in Ubuntu enthalten ist, erfährt man über die Ubuntu Paketsuche 🇬🇧. Das kann insbesondere hilfreich sein, wenn Systeme mit nicht funktionierendem Internetzugang mit manuell heruntergeladenen Paketen versorgt werden müssen.

Da sich das Programm in ständiger Weiterentwicklung befindet, sollte bei Problemen mit der eigenen Hardware das Programm unter Umständen selbst aus dem Quelltext übersetzt (kompiliert) werden.

Manuell

Die neueste Version kann auch selbst kompiliert werden. Zuerst müssen folgende Pakete installiert [1] werden:

  • build-essential

  • libusb-dev

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install build-essential libusb-dev 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://build-essential,libusb-dev

Dann kann der Quellcode von der Projektseite 🇬🇧 heruntergeladen, entpackt [3] und kompiliert [4] werden. Außerdem ist es auch hier ratsam, das neueste Archiv usb-modeswitch-data - meist neuer als die jeweilige Version von usb-modeswitch - herunterzuladen. Enthalten sind die aktuellen Geräte-Daten, udev-Regeln und Konfigurationsdateien. Auf der Projektseite ist vermerkt, mit welcher Programmversion es kompatibel ist.

Hinweis!

Fremdsoftware kann das System gefährden.

Die Standard-Kompilierung ist die empfohlene Methode für bereits unterstützte Geräte. Installiert werden der Ordner mit den Konfigurationsdaten (/etc/usb-modeswitch.d), ein Wrapper-Skript, eine udev-Regel sowie das eigentliche Programm. Eine Liste der unterstützten Geräte, die bisher ohne weitere Vorarbeiten funktionieren, liegt geordnet nach USB-IDs im Verzeichnis usb_modeswitch.d vor. Aktualisierungen des usb-modeswitch-data-Paketes erfolgen meist in kürzeren Zeitabständen als das Programm selbst. Daher im Download-Abschnitt überprüfen, ob eine neuere Version vorliegt.

Hinweis:

Versionen ab 1.1.x sind mit älteren Versionen ggf. nicht vollständig kompatibel, daher eine alte Version immer zuerst entfernen!

Wenn weitere Anpassungen für nicht unterstützte Geräte/Verbesserungen vorgenommen werden sollen, wird nur der Befehl make verwendet. Danach müssen die entsprechenden Veränderungen an der /etc/usb_modeswitch.conf in einem Editor [5] mit Root-Rechten [6] vorgenommen werden. Das Programm muss dann mit Root-Rechten ausgeführt werden: "sudo usb-modeswitch". Weitere Hinweise auf der troubleshooting-Sektion 🇬🇧 der Projektseite.

Funktionsweise

Für die automatische Erkennung werden folgende Bestandteile verwendet:

  • /usr/sbin/usb_modeswitch - Das eigentliche Programm

  • /lib/udev/usb_modeswitch - Ein Wrapper-Skript, welches das eigentliche Programm verwendet, um weitere ID-Prüfungen vorzunehmen und den Treiber zu laden

  • /lib/udev/rules.d/40-usb_modeswitch.rules - Die udev-Regel, die das Wrapper-Skript startet, wenn eine bekannte USB-ID erkannt wird

  • /etc/usb_modeswitch.conf - Globale Einstellungsdatei; hier kann das ausführliche Mitloggen des Umschaltvorganges aktiviert oder die Umschaltung komplett deaktiviert werden (falls man auf den Windows-Installationsspeicher zugreifen möchte).

  • /etc/usb_modeswitch.d und /usr/share/usb_modeswitch (ab Ubuntu 11.04) - Ein Verzeichnis, welches die spezifischen Setup-Informationen für die Geräte beinhaltet, jeweils nach den USB-IDs benannt, ggf. mit weiteren Merkmalen, wenn es zu bekannten Überschneidungen bei gleicher ID kommt. Wenn die USB-ID eines Gerätes in einem Namen dieser Liste auftaucht, bestehen gute Chancen, dass das Gerät unterstützt wird, selbst wenn dort ein anderer Hersteller/anderes Modell angegeben ist. Eine Zusammenstellung aller Konfigurationen wird unter dem Namen device_reference.txt 🇬🇧 auf der Projektseite zur Verfügung gestellt.

Die Bestandteile arbeiten folgendermaßen zusammen:

Wenn ein Gerät eingesteckt wird, sucht, und ggf. findet, das udev-System das Gerät in den Regeln der 40-usb_modeswitch.rules. Es startet das Wrapper-Skript über ein weiteres bash-Skript im Hintergrund. Dieses Wrapper-Skript extrahiert einige Parameter zur Beschreibung des Geräts aus udev und sammelt einige weitere Informationen, um sicherzustellen, dass das Gerät richtig erkannt wird. Leider reichen die USB-IDs alleine dafür nicht aus. Das Programm wird dann vom Wrapper-Skript mit dem (hoffentlich) richtigen Konfigurationsdateinamen als Parameter gestartet und führt den eigentlichen Modus-Wechsel durch. Bei Erfolg wird die (neue) Ziel-ID an das Wrapper-Skript übergeben, welches daraufhin überprüft, ob mit dem umgeschalteten Gerät Treiber/Module verbunden gewesen sind, indem es nach "ttyUSB" oder "ttyACM"-Einträgen in /dev sucht. Wenn keine solchen gefunden wurden, wird das "option"-Modul mit "modprobe" geladen (Fehler werden, weil sie hinein kompiliert sein könnten, ignoriert). Dann wird die USB-ID des umgeschalteten Geräts dem Treiber als "new_id" übergeben.

Danach sollte das System das neue serielle Gerät automatisch erkennen. Nach Angaben des Entwicklers entsteht kein Schaden an der Hardware, wenn der Prozess fehlschlägt. Das Umschalten bzw. die Erkennung des umgeschalteten Gerätes kann allerdings einige Zeit (teilweise bis zu einer Minute) in Anspruch nehmen. Das ist alleine von der eingebauten Firmware abhängig.

Bekannte Probleme

Bei WLAN-Geräten kam es in der Vergangenheit zu Problemen mit dem NetworkManager, insbesondere der ModemManager-Komponente, die in Verbindung mit USB-Modems nicht sonderlich zuverlässig war. Vernünftige Resultate wurden dagegen mit dem Kommandozeilenprogramm wvdial erzielt, sowie mit verschiedenen Anwendungen, die eine Benutzerschnittstelle über PPP bereitstellen. Die Verwendung einiger der Programme erfordert allerdings etwas Vorwissen.

Die größte Hürde zur vollautomatischen Verwendung eines "umgeschalteten" Gerätes ist es, den richtigen Port für die Verbindung zu finden. Oft werden mehrere serielle Ports erstellt (teilweise bis zu fünf). Welches der richtige ist, lässt sich entweder über "Versuch und Irrtum" herausfinden, oder man findet den Port, der mit Interrupt-Transfer arbeitet. Das schaffte der NetworkManager leider nicht, und eine manuelle Wahl des Ports liess er auch nicht zu.

Beispiel

Huawei Sticks

Huawei-Sticks können im Terminal mit folgenden Befehl vom Datenträger- in den Modemmodus geschaltet werden:

sudo usb_modeswitch -v 12d1 -p 1c0b -M '55534243123456780000000000000011062000000100000000000000000000' 

Die Product-ID 1c0b ist dabei an die Product-ID des jeweiligen Huawei-Sticks im Datenträgermodus anzupassen. Nach dem manuellen Umschalten ist meist auch noch ein manuelles Laden des Treibers erforderlich:

sudo modprobe option
echo "12d1 1c05" | sudo tee /sys/bus/usb-serial/drivers/option1/new_id 

Die Product-ID 1c05 ist dabei durch die Product-ID des Huawei-Sticks im Modemmodus zu ersetzen.

Eine Automatisierung dieser Befehle ist mittels udev möglich. Dazu legt man mit einem Editor [5] mit Root-Rechten [6] die Datei /etc/udev/rules.d/70-usb-modeswitch.rules mit folgendem Inhalt an:

# eigene udev-Regeln für UMTS-Sticks 
ACTION=="add", SUBSYSTEM=="usb", ATTRS{idVendor}=="12d1", ATTRS{idProduct}=="1c0b", RUN+="/usr/sbin/usb_modeswitch -v 12d1 -p 1c0b -M '55534243123456780000000000000011062000000100000000000000000000'"
ACTION=="add", SUBSYSTEM=="usb", ATTRS{idVendor}=="12d1", ATTRS{idProduct}=="1c05", RUN+="/bin/bash -c 'modprobe option && echo 12d1 1c05 > /sys/bus/usb-serial/drivers/option1/new_id'"

Die Product-ID 1c0b ist dabei durch die ID im Datenträgermodus, 1c05 durch die ID im Modemmodus zu ersetzen. U.U. müssen die Geräte noch neu eingelesen werden: udev (Abschnitt „Neustart-des-udev-Systems“).

Unterstützte Geräte

Von USB_ModeSwitch unterstützte Geräte (Auszug)
Handelsname auch vertrieben als USB-ID als Datenträger USB-ID als Modem Ubuntu-Version
MediaTek Inc. S4222 (MD99079) ALDI TALK Webstick 0e8d:0002 0e8d:00a5 12.04
ZTE MF637 Web'n'Walk Stick Fusion 19d2:2000 19d2:0037 9.10
4G XS Stick W10/W14 MobiData MBD-200HU 1c9e:f000 1c9e:9603 9.10
4G XS Stick P14 1c9e:f000 1c9e:9605 10.04
4G UXS1 web'n'walk Box Mini 1995:4e44 11f5:0008 16.04
Option iCON 210 PROLiNK PHS100, Hyundai Mobile MB-810 1e0e:f000 1e0e:9000 8.10, 9.04, 9.10
K3765-HV K3765 12d1:1520 12d1:1465 10.04
Huawei E620 BASE bzw. FONIC Surfstick 12d1:1446 12d1:1001 10.04, 10.10
Huawei E1550 Medion S4012 12d1:1446 12d1:140c 10.04, 10.10
Huawei E1552 web'n'walk Stick Fusion II 12d1:1446 12d1:1436 10.04, 10.10
Huawei E1750 wetter.com-Surfstick 12d1:1446 12d1:14ac 10.04, 10.10
Huawei E160/E220 O2 Stick
Tchibo Internet-Stick
FONIC SurfStick
Medion S4011
12d1:1003 12d1:1003 10.04
Huawei E173 Mobile Broadband USB Stick 12d1:1446 12d1:1436 11.04, davor s.Huawei-Sticks
Huawei E173s Mobile Broadband USB Stick 615 12d1:1c0b 12d1:1c05 11.04, davor s.Huawei-Sticks
Vodafone(Huawei) E173s-1/K3770 Pro7 Web Stick 12d1:14d1 12d1:14c9 11.10, davor s.Huawei-Sticks
Huawei E303/E353Ws-2/E3131 HiLink USB Stick 12d1:1f01 12d1:14db ab 10.04, Anleitung im Forum
Huawei E352s-5 Telekom web'n'walk Stick Fusion III 12d1:14fe 12d1:1506 11.10, davor s.Huawei-Sticks
Huawei E3372h HiLink LTE USB Stick 12d1:1f01 12d1:14dc 12.04, 16.04.1 LTS
Huawei E3531 12d1:15ca 12d1:1506 14.04
Huawei E5786 LTE MiFi 12d1:15ca 12d1:1506 16.04.1 LTS
Huawei K5005 Vodafone Mobile Broadband LTE 12d1:14c3 12d1:14c8 10.04 und 11.10, nach Eintrag in udev s.Huawei-Sticks
Alcatel W800 Telekom Speedstick LTE IV 1bbb:0000 1bbb:0195 Gerät wird als Ethernet Netzwerkkarte erkannt
Logitech G920 XBox/PC Driving Force Lenkrad 046d:c261 - 18.04, 20.04 in /etc/udev/rules.d eine Datei 70-usb-modeswitch.rules mit folgendem Inhalt erstellen ACTION=="add", SUBSYSTEM=="usb", ATTRS{idVendor}=="046d", ATTRS{idProduct}=="c261", RUN+="/usr/sbin/usb_modeswitch -v 046d -p c261 -m 01 -r 01 -C 03 -M '0f00010142'"

Die Liste bitte um andere unter Ubuntu getestete Geräte erweitern! Auch der Entwickler von USB ModeSwitch bittet darum, bisher nicht unterstützte Hardware zu melden. Er gibt außerdem Hilfestellung zur Ermittlung des Umschaltkommandos, wenn es noch nicht bekannt ist (siehe Link zum Support-Forum).

Diese Revision wurde am 1. Januar 2022 16:56 von noisefloor erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Hardware, Netzwerk, Kommunikation, Internet, UMTS