wodim
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
wodim ist ein Kommandozeilenprogramm, das sich zum Brennen aller Arten von Audio- und Daten-CDs und bedingt auch für DVDs eignet. Es ist Bestandteil von cdrkit, das außerdem noch die Programme genisoimage und icedax enthält.
Cdrkit wiederum ist eine Abspaltung der bis 2007 in Ubuntu enthaltenen cdrtools, das die Programme cdrecord, mkisofs und cdda2wav zur Verfügung stellt. Um die Kompatibilität mit anderen Programmen sicher zu stellen, existieren unter Ubuntu Verknüpfungen auf die ursprünglichen Programme:
wodim
kann auch alscdrecord
aufgerufen werdengenisoimage
kann auch alsmkisofs
aufgerufen werdenicedax
kann auch alscdda2wav
aufgerufen werden
Ursache für die Abspaltung war ein Streit über die Lizenzierung des Quellcodes von cdrecord. Leider wurde dieser Streit nie gelöst. Ohne einer der beteiligten Parteien Recht geben zu wollen, bleiben folgende Fakten übrig:
wodim ist in den offiziellen Paketquellen enthalten, ist technisch gesehen aber veraltet
cdrecord ist technisch weiter entwickelt als wodim, wird aber auch seit Herbst 2021 nicht mehr weiter entwickelt.
Weder wodim noch cdrecord sind bei DVD und BD erste Wahl. growisofs
und libburn
-basierte Programme bieten mehr Möglichkeiten im Bezug auf Formatierung und Multi-Session. Das libburn-Programm cdrskin
versteht viele der Optionen von wodim und kann es in den Anwendungsfällen CD-DA (Audio) und CD-ROM (Daten) ersetzen.
Installation¶
wodim (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install wodim
Oder mit apturl installieren, Link: apt://wodim
Nutzung¶
Um wodim zu nutzen, öffnet man ein Terminal [2] und ruft das Programm mit den entsprechenden Optionen und Parametern auf. Die allgemeine Syntax von wodim lautet:
wodim OPTIONEN [dev=deviceX] TRACK-OPTIONEN DATEI(EN)
deviceX
ist der CD/DVD-Brenner wie z.B. /dev/sr0 oder /dev/cdrw (Linux-Geräte-Notation) - eine Liste von gültigen Werten bekommt man auf älteren Systemen mit wodim --devices
. Leider benötigt das die Existenz von Gerätedateien /dev/scdN
, die aus der Mode gekommen sind. Wenn man nicht wodim
durch cdrskin
ersetzt, bleibt nur klassische Shell:
ls -l /dev/sr*
Für CD-DA (Audio) müssen die Dateien als unkomprimiertes 44100 Hz Stereo im .wav-Format oder im .au-Format vorliegen. Jede Datei wird dann zu einem Musikstück (engl. Track).
Für CD-ROM (Daten) wird man normalerweise eine einzelne Datei übergeben, die das Speicherabbild eines Filesystems enthält (oft ISO 9660 oder UDF). Das selbe gilt für DVD und BD Medien.
Hinweis:
wodim
benötigt rw-Rechte an der Gerätedatei. Oft hat der Desktopuser diese Rechte durch einen ACL-Eintrag (ablesbar mit z.B. getfacl /dev/sr0
). Wenn man sich die Rechte nicht erteilen kann oder will, kann man wodim
mit Root-Rechten laufen lassen, falls das erlaubt ist.
Allgemeine Optionen¶
wodim kennt eine sehr große Anzahl von Optionen, von denen im folgenden nur einige (grundlegende) vorgestellt werden. Zu beachten ist, dass nicht allen Optionen ein "-
" vorangestellt wird!
Wenn man DVD- oder BD-Medien brennen will, sollte man wirklich nicht wodim
, sondern z.B. das Programm cdrskin
verwenden. Optionen, die cdrskin
nicht kennt, sind hier mit "(Nicht cdrskin.)" gekennzeichnet. Die Aussagen zu DVD und BD betreffen die Fähigkeiten von cdrskin, nicht die von wodim.
Die Optionen | |
Option | Beschreibung |
-checkdrive | überprüft den CD / DVD Brenner und gibt dessen Möglichkeiten aus - siehe Laufwerksinformationen. |
-v | Ausführliche Ausgabe während des Schreibvorgangs, z.B. über den Fortschritt des Brennens. |
-dummy | Simulation - Führt den kompletten Befehl aus, allerdings wird der Laser des Brenners nicht aktiviert. (Geht nur mit CD, DVD-R, unformatierten DVD-RW Medien.) |
speed=X | Setzt die Schreibgeschwindigkeit für CD auf X * 150 KiB/s. Je nach Mediumtyp wird diese Geschwindigkeit erst am Ende des Brennlaufs erreicht. Der Brenner setzt je nach Medium auch Ober- und Untergrenzen. Geschwindigkeitsfaktor für DVD: 1x = 1.385.000 bytes/sekunde, für BD: 1x = 4.495.625 bytes/sekunde. |
-multi | Hält eine CD, DVD-R, DVD+R, unformatierte DVD-RW, oder BD-R offen für weitere Brennläufe (engl. Multisession). Fehlt -multi dann kann auf diesen Medientypen nach dem Brennen nicht nochmal gebrannt werden. (CD-RW und DVD-RW können aber ganz gelöscht und dann wiederverwendet werden.) |
-format | Formatiert eine DVD+RW. Mit cdrskin verwendet man besser blank=format_if_needed , weil das weiß was Medien brauchen, oder blank=format_overwrite , um DVD-RW ähnlich wie DVD+RW zu machen. |
driveropts=burnfree | Verhindert, dass der Schreibpuffer leer läuft (auch bekannt als z.B. Burnproof). |
fs=16m | Richtet einen Ringpuffer von 16 MiB ein, um kurze Pausen beim Lesen der Dateiinhalte überbrücken zu können. Bei 20x CD reichen 16 MiB für etwa 5 Sekunden, bei 4x DVD für 3, bei 4x BD für knapp eine Sekunde. Mit hohen DVD- und BD-Geschwindigkeiten sollte man also eher fs=64m verwenden. |
-version | Gibt die Versionsnummer des Programmes aus. |
-dao | Schaltet in den Session-At-once-Modus, oft auch Disk-At-Once genannt. Das geht bei CD nur im ersten Brennlauf einer -multi -Serie von Läufen. Bei DVD und BD passt es gar nicht zu -multi . |
-load | Zieht das Medium ein und beendet das Programm. |
-lock | Zieht das Medium ein, blockiert den manuellen Schalter für den Auswurf und beendet das Programm. Programm eject oder wodim-Option -eject können danach immer noch auswerfen. |
-eject | Wirft das Medium nach abgeschlossener Arbeit aus. |
Track-Optionen¶
Die Track-Optionen | |
Track-Option | Beschreibung |
-data | Es wird eine CD so gebrannt, dass das Ergebnis als CD-ROM lesbar ist. Die Eingabedatei für wodim ist dann fast immer ein Filesystemabbild (z.B. ISO 9660 von genisoimage oder xorriso ) oder ein Datenarchiv (z.B. von tar ). Der Modus -data ist standardmäßig eingeschaltet. |
-audio | Es wird eine "normale" Audio-CD gebrannt, die als CD-DA von den Geräten der Unterhaltungsindustrie abgespielt werden kann. Am Computer braucht man zum Abspielen Programme wie MPlayer. Wichtig: Diese Option ist nicht für DVD- oder BD-Medien geeignet. |
padsize=300k | Schreibt nach dem Ende der folgenden Eingabedatei eine Lücke von 300 KiB. Das ist eine traditionelle Vorkehrung gegen einen traditionellen Bug im Linux-Kernel, der nur CDs betrifft, die nicht mit Option -dao gebrannt wurden. (linux-scsi könnte ihn auch mal reparieren, wenn man denn wollte. Im Moment müssen wir ihm viele Nullen als Opfer geben.) |
Weitere Dokumentation¶
Eine komplette Übersicht aller Optionen erhält man in den Manpage von wodim oder cdrskin.
Beispiele¶
Die Beispiele verwenden /dev/sr0
als Namen der Gerätedatei. Das passt immer, wenn man nur ein Laufwerk angeschlossen hat, weil sr0
das erste optische Laufwerk ist, das der Kernel erkannt hat. /dev/sr1
ist dann das nächste, und so weiter.
Alle Beispiele bis auf das mit -prcap
funktionieren auch mit dem Programm cdrskin
. Multi-Session geht dabei mit CD-R, CD-RW, DVD-R, DVD+R, BD-R, unformatierten DVD-RW. Für DVD+RW, DVD-RAM, BD-RE, formatierte DVD-RW muss man bei den cdrskin
-Läufen zu -multi
die Option --grow_overwriteable_iso
dazugeben.
Im ersten Beispiel wird ein ISO 9660 Filesystemabbbild ("Image") mit sehr geringer Geschwindigkeit auf die CD in /dev/sr0 gebrannt:
wodim -v speed=2 fs=4m padsize=300k dev=/dev/sr0 image.iso
Im zweiten Beispiel wird eine Multisession-CD angefangen. Der dabei unbenutzt gebliebene Platz kann später in einem weiteren Lauf ("Session") von wodim zum Schreiben benutzt werden.
wodim -v -multi fs=16m padsize=300k dev=/dev/sr0 image.iso
Später kann eine weitere Session an die CD angehängt werden. Weil die jeweils jüngste vorhandene Session einer CD vom Linux-Kernel als Einstiegspunkt für das Filesystem auf der ganzen CD benutzt wird, muss das ISO 9660 Programm den Inhalt des nächsten ISO-Image passend zu ihrem Vorgänger gestalten. Als Beispiel sollen die Dateien zur CD hinzufügen, die auf der Festplatte im Verzeichnis "$HOME"/fotos_fuer_cd bereitliegen. Auf der CD sollen sie im Verzeichnis /fotos gespeichert sein. Dann muss zuerst mit der
wodim
-Option-msinfo
festgestellt werden, wo der Linux-Kernel ansetzen würde und wo der Brenner die nächste Session beginnen würde. Dann wirdgenisoimage
genutzt, um den Verzeichnisbaum der vorherigen Session zu lesen, nach Wunsch zu ändern, und zusammen mit den neu hinzugekommenen Dateiinhalten als image2.iso zu speichern. Dieses Abbild wird von wodim dann auf die CD gebrannt.ms_info=$(wodim dev=/dev/sr0 -msinfo) genisoimage -M /dev/sr0 -C $"ms_info" -o image2.iso -graft-points -r -J /fotos="$HOME"/fotos_fuer_cd wodim -v -multi fs=16m padsize=300k dev=/dev/sr0 image2.iso
Wenn man die Option
-multi
weglässt, kann später keine weitere Session mehr angehängt werden. (Deutlich einfacher geht Multisession mitgrowisofs
oderxorriso
, die automatisch zwischen ISO-Produktion und -Brennen koordinieren.)Im diesem Beispiel werden alle Audiodateien (.wav) aus dem Verzeichnis /musik als Audio-CD gebrannt:
wodim -v dev=/dev/sr0 -audio fs=8m /musik/*.wav
Weil Musik selten als
.wav
vorliegt, muss man sich diese Dateien meist mit Programmen wieffmpeg
aus anderen Formaten konvertieren.Dieses Beispiel gibt einige Informationen über die Fähigkeiten des Brenners mit CD und den ältesten DVD-Typen.
wodim -prcap
(Nicht cdrskin.)
Im letzten Beispiel wird eine CD-RW oder eine unformatierte DVD-RW zur Wiederverwendung gelöscht:
sudo umount /dev/sr0 wodim -v dev=/dev/sr0 blank=all
cdrskin¶
cdrskin
ist nicht in der Standardinstallation von Ubuntu enthalten. Man muss es ausdrücklich installieren:
cdrskin (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install cdrskin
Oder mit apturl installieren, Link: apt://cdrskin
Zur Dokumentation der Optionen dienen diese Befehle:
man cdrskin # ruft die Manpage auf cdrskin -help 2>&1 | less # führt kurz alle wodim-kompatiblen Optionen auf cdrskin --help 2>&1 | less # führt kurz alle nicht-wodim-Optionen auf
Graphische Benutzeroberflächen¶
Durch die große Vielzahl an Optionen und Parametern kann die Nutzung von wodim auf der Kommandozeile relativ komplex sein, wenn man alle Möglichkeiten des Programms nutzen möchte. Es gibt jedoch eine Reihe von Brennprogrammen mit grafischer Benutzeroberfläche, welche im Artikel Brennprogramme aufgeführt sind. Viele dieser Programme sind letztendlich Frontends, die einen begrenzten Teil der Funktionen von wodim in Form einer graphischen Oberfläche zur Verfügung stellen.
Links¶
Brennprogramme Übersichtsartikel