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Monitor profilieren mit ArgyllCMS

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Wiki/Icons/terminal.png Dieser Artikel beschreibt, wie man seinen Monitor mit Hilfe des Argyll Color Management System 🇬🇧 für farbverbindliches Arbeiten profilieren kann. ArgyllCMS besteht aus verschiedenen Kommandozeilen-Programmen, die mit Hilfe eines Kolorimeters Farbwerte, Kontrast und Gamma des Monitors messen. Dann wird die Abweichungen von der Norm gespeichert und danach die Darstellung auf dem Monitor so verändert, dass die Farben korrekt wiedergegeben werden. Über die Monitorprofilierung hinaus beherrscht Argyll noch viele andere Farbmanagement-Anwendungen (u.a. Profilierung anderer Ein- und Ausgabegeräte wie Scanner, Kamera und Drucker sowie Analyse und von Geräte- und Arbeitsraumprofilien), die aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würden. Argyll steht unter der GNU Affero General Public License Version 3 und ist damit freie Software.

Wer eine grafische Oberfläche bevorzugt, sollte sich das Programm dispcalGUI anschauen (siehe unten).

Hinweis:

Um den Monitor mit dieser Anleitung zu profilieren, wird ein entsprechendes Messgerät (Kolorimeter) benötigt.

Voraussetzungen

Erforderlich ist immer das folgende Paket:

  • icc-profiles (multiverse, Paket mit ICC-Farbprofilen)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install icc-profiles 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://icc-profiles

Installation

ArgyllCMS ist in den offiziellen Paketquellen enthalten. Folgendes Paket muss installiert [1] werden:

  • argyll (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install argyll 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://argyll

Da die offiziellen Paketquellen häufig nicht die aktuellste Version enthalten, kann es nötig sein (falls beispielsweise das eigene Kolorimeter nicht unterstützt wird), eine aktuellere Version zu installieren. Der einfachste Weg ist, ein fertiges Paket aus einem "Personal Package Archiv" (PPA) [2] einzuspielen. Möchte man mehr Kontrolle, so kann man die vorkompilierten Programmdateien von der Argyll-Projektseite benutzen.

Vorgefertigte Programmdateien

Hierzu lädt man das Programmarchiv von der Downloadseite 🇬🇧 herunter und entpackt es [3] nach /opt. Damit die ausführbaren Dateien im Unterverzeichnis /opt/Argyll_VX.X.X/bin auch gefunden werden, muss der PATH noch entsprechend erweitert werden [4]. Gegebenenfalls müssen auch noch udev-Regeln für USB-Geräte angepasst werden 🇬🇧.

Hinweis!

Fremdsoftware kann das System gefährden.

./dispcalgui_logo.png

Grafische Oberfläche

Wer eine grafische Benutzerführung bevorzugt, kann das Programm dispcalGUI 🇬🇧 installieren [1], das ArgyllCMS voraussetzt.

  • dispcalgui (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install dispcalgui 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://dispcalgui

./kalib.jpg

Profilieren

Um den Monitor zu profiliern, öffnet man zunächst einen Terminal [5] und wechselt in das Verzeichnis, in welches die Profildaten abgespeichert werden sollen. Der Standard unter Ubuntu ist /usr/share/color/icc. Es kann zwar auch ein beliebiges anderes Verzeichnis gewählt werden, was aber nicht empfohlen wird, da einige Programme wie z.B. Inkscape die Profildaten nur aus dem Standard-Verzeichnis auslesen.

Um die Profilierung zu beginnen, schließt man als erstes das Kolorimeter an.

Monitor-Profilierung

Achtung!

Unbedingt den Bildschirmschoner ausschalten, bevor man fortfährt. Das Ausmessen des Bildschirms kann einige Zeit in Anspruch nehmen.

Dazu dienen die Befehle

## Falls man einen LCD-Monitor hat:
sudo dispcal -v -y l -q h -o TargetA
## Falls man einen CRT-Monitor hat:
sudo dispcal -v -y c -q h -o TargetA 

-q h steht für "High Quality". Bevorzugt man eine schnellere Kalibrierung kann man auch -q l für "Low" oder -q m für "Medium" angeben.

Jetzt erscheint ein schwarzes Feld in der Mitte des Monitors. Nun befestigt man das Kolorimeter so, dass es mit dem Auge auf Höhe des schwarzen Feldes hängt. Dann drückt man .

Nun hat man sieben Auswahlmöglichkeiten. Als Erstes wählt man unbedingt "5) Check all" (andere Punkte können zum Einfrieren des Programms führen), um Farbwerte, Kontrast und Gamma des Monitors zu bestimmen. Nun ändert das Feld mehrere Male seine Farbe. Nach einiger Zeit kommt man wieder zu den sieben Einstellungspunkten. Weiter geht es mit "7) Continue on to calibration". Wieder werden verschiedene Farben auf dem Bildschirm eingeblendet. Dieser Vorgang wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Nach Abschluss erhält man den Hinweis, dass man das Kolorimeter entfernen kann. Allerdings wird es in Kürze wieder benötigt, deshalb kann man es auch einfach am Bildschirm lassen.

Als Nächstes gibt man folgendes im Terminal ein:

sudo targen -v -d3 -f836 DisplayA 

-d3 steht für Video RGB, -f836 für die Anzahl der anzuwendenden Farbpatches, wobei 836 der höchstmögliche Wert und somit die beste Qualität ist. Ausführliche Informationen liefert die Dokumentation von targen 🇬🇧 .

Dieser Befehl erstellt eine Datei DisplayA.

Nun kommt der dritte Schritt:

## Falls man LCD hat:
sudo dispread -v -y l -k TargetA.cal DisplayA
## Falls man CRT hat:
sudo dispread -v -y c -k TargetA.cal DisplayA 

Dispread arbeitet dabei die Patches ab, die das Programm targen erstellt hat. Die Anzahl dieser Patches wurde mit dem Parameter -f gemacht. Jetzt muss noch eine .icc-Datei erstellt werden, welches man nachher benutzen kann:

sudo colprof -v -D"Display A" -qm -as DisplayA 

Als Letztes muss man nur noch die Veränderung aufrufen. Dies macht man mit dem Programm dispwin.

Hinweis:

Alternativ kann man diesen Schritt auch weglassen, dann wird der Monitor nicht allgemein kalibriert. Die soeben erstellte ICC-Datei lässt sich aber in Programmen mit Farbverwaltung als Bildschirmprofil einstellen.

Ebenso kann die ICC-Datei in die systemeigene Farbverwaltung (Settings >> Devices >> Color) importiert und dort für den aktuell angemeldeten Benutzer übernommen werden.

dispwin DisplayA.icc 

Nun sollte sich der Monitor in der Farbe ändern. Im ersten Moment wirkt die neue Farbwiedergabe "falsch", allerdings nur weil man sich an die ursprünglichen, falschen Farben gewöhnt hat.

Farbprofil beim Start automatisch setzen

Nach einem Neustart ist das neue Profil nicht mehr aktiv und muss neu geladen werden. Damit das soeben erstellte Farbprofil beim Anmelden automatisch gesetzt wird, muss man sich ein kleines Skript z.B. im Verzeichnis /usr/local/argyllcms erstellen. Dazu erstellt man die Datei /usr/local/argyllcms/set_icc:

sudo touch /usr/local/argyllcms/set_icc 

und schreibt folgenden Inhalt in die Datei [6]:

1
2
#!/bin/bash
dispwin /usr/share/color/icc/DisplayA.icc

wobei die Pfadangabe angepasst werden muss, je nachdem wo man sein Profil gespeichert hat und wie man die Datei benannt hat. Nachdem die Datei abgespeichert ist, muss sie noch ausführbar gemacht werden.

Jetzt kann man in den Autostart-Einstellungen mit "Hinzufügen" einen neuen Programmstarter anlegen. Als Name wählt man "Bildschirm ICC-Profil" und als Befehl sh /usr/local/argyllcms/set_icc.

Nun wird bei jedem Anmelden automatisch das neu erstellte Farbprofil geladen.

Hinweis:

Statt das Profil für den gesamten Desktop zu nutzen, kann man auch bei Programmen mit Farbverwaltung wie z.B. GIMP, Inkscape oder Scribus unter den Farbverwaltungs-Optionen, als Bildschirm Profil die neue *.icc-Datei angeben.

Firmware für Spyder 2, Spyder 4 und Spyder 5

Für den Spyder 2 ist auf jeden Fall eine Firmware notwendig, für den Spyder 4 und Spyder 5 bringt sie zusätzliche, aber normalerweise nicht notwendige weitere Funktionen.

Die Firmware kann von der Original-Windows-Installations-CD geladen werden:

sudo oeminst -v 

Das Programm erwartet die CD allerdings unter dem Mountpoint /cdrom. Sollte dies nicht der Fall sein, muss man dies korrigieren. Befindet sich die CD z.B. unter /dev/sr0 lautet der Befehl:

sudo mount /dev/sr0 /cdrom

Ansonsten kann man die Firmware manuell von der Webseite oder anderen Quellen herunterladen und als Dateiname übergeben:

sudo oeminst -v [Dateiname] 

Diese Revision wurde am 5. Mai 2021 15:14 von noisefloor erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Hardware, Grafik