Datenträger voll
Hinweis:
Dieses Howto wurde von Ruth-Wies erstellt. Bei Problemen mit der Anleitung melde dies bitte in der dazugehörigen Diskussion und wende dich gegebenenfalls zusätzlich an den/die Verfasser des Howtos.
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.
Kein Speicherplatz im Dateisystem mehr frei! – Das kann schon mal vorkommen. Keine Panik! Das ist fast jedem mal passiert.
Nicht jede Desktopumgebung bringt bereits eine Warnung mit, die bei geringem Speicherplatz eine Benachrichtigung ausgibt. Und bei den anderen kann sie unpassend eingestellt oder gar deaktiviert sein.
Dieses Howto führt in Kurzform durch die Misere und leitet, wo nötig, zu den weiterführenden Artikeln weiter.
Anmeldung nicht möglich¶
Falls deutlich zu wenig Speicherplatz frei ist, scheitert die grafische Anmeldung. Das ist ein Schutzmechanismus, der einem vor Datenverlust schützen soll. Je mehr Programme aktiv sind, um so mehr Daten müssten auch geschrieben werden, was unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich scheitern würde.
Meist kann man sich am System jedoch noch über die Virtuelle Konsole anmelden.
Sollte das nicht möglich sein oder man arbeitet lieber grafisch, so kann man ein Live-System verwenden. Da das Live-System einen eigenständigen Benutzer hat, kann man nicht auf Verzeichnisse des eigenen Benutzers (im installierten System) zugreifen und benötigt dafür erweiterte Rechte.
Wichtig: Das Live-System ist ein eigenständiges System und Systemanwendungen (bspw. Paketverwaltung und Bootkonfiguration) würden genau dieses System verändern. Da man jedoch im installierten System etwas ändern möchte, muss man über das Terminal in dieses System wechseln: s. chroot/Livesystem. (Grafisch ist dafür noch kein Kraut gewachsen).
Wo fehlt der Speicherplatz?¶
Man muss zunächst ermitteln, wo der Speicherplatz fehlt. Ist alles auf einer Partition installiert, kann man diesen Punkt überspringen. Hat man jedoch weitere Partitionen bspw. für boot oder home, so muss dort Platz geschaffen werden, wo er fehlt. Auch wenn man sich nicht sicher ist, schaut man besser z.B. mit df nach:
df -h
Sollte diese Prüfung ergeben, dass überall noch verfügbarer Speicherplatz angezeigt wird, dann ist einer der selten Fällen von fehlenden freien Inodes eingetreten.
Was kann man löschen?¶
Um überhaupt wieder arbeiten zu können, kann man kurzfristig das Symptom mildern und einige Dateien löschen. Hier werden nur eine begrenzte Anzahl an Vorschlägen gemacht. Weitere Maßnahmen sind unter Systempflege bereits beschrieben.
Wurzelverzeichnis bereinigen¶
Neben den unter Systempflege (Abschnitt „System-aufraeumen“) genannten Möglichkeiten können auch die Systemprotokolle (Syslog) den Speicherplatz verknappen.
Es kann eine Verkleinerung des gespeicherten Journals helfen. Man sollte jedoch im Hinterkopf haben, dass man ggf. die Ursache noch finden möchte. Beim Journal und den Protokollen sollte man auf deren Größe achten und sie sich ggf. notieren.
Das gesamte Journal kann mehre hundert MB umfassen, Protokolle in dieser Größe sind bereits verdächtig. Sind sie nach Bereinigung innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen wieder auf die Größe angewachsen, dann stimmt vermutlich etwas nicht und den protokollierten Hinweisen sollte nachgegangen werden.
Boot-Partition bereinigen¶
Da sind möglicherweise mehr Kernel versammelt als nötig. Im günstigsten Fall kann man mittels
sudo apt-get autoremove --purge
bereits genügend Platz schaffen.
Im weniger günstigsten Fall weigert sich apt noch etwas zu tun, gerade weil der Speicherplatz so gering ist. Dann muss man die installierten Kernel manuell ermitteln mit
linux-version list
Wenn mehr als 2 Kernel angezeigt werden, wählt man der Liste die kleinste Versionsnummer, das sei beispielsweise 6.8.0-44-generic
und prüft mit
uname -r
dass dies nicht der gerade aktive Kernel ist.
Anschließend löscht man alle Pakete mit der kleinsten Kernel-Versionsnummer, die sich von der des aktiven Kernel unterscheidet:
dpkg --list '*6.8.0-44-generic*'
Beispielausgabe:
Gewünscht=Unbekannt/Installieren/R=Entfernen/P=Vollständig Löschen/Halten | Status=Nicht/Installiert/Config/U=Entpackt/halb konFiguriert/ Halb installiert/Trigger erWartet/Trigger anhängig |/ Fehler?=(kein)/R=Neuinstallation notwendig (Status, Fehler: GROSS=schlecht) ||/ Name Version Architektur Beschreibung +++-=====================================-============-============-============================================================== ii linux-headers-6.8.0-44-generic 6.8.0-44.44 amd64 Linux kernel headers for version 6.8.0 on 64 bit x86 SMP ii linux-image-6.8.0-44-generic 6.8.0-44.44 amd64 Signed kernel image generic un linux-image-unsigned-6.8.0-44-generic <keine> <keine> (keine Beschreibung vorhanden) ii linux-modules-6.8.0-44-generic 6.8.0-44.44 amd64 Linux kernel extra modules for version 6.8.0 on 64 bit x86 SMP ii linux-modules-extra-6.8.0-44-generic 6.8.0-44.44 amd64 Linux kernel extra modules for version 6.8.0 on 64 bit x86 SMP ii linux-tools-6.8.0-44-generic 6.8.0-44.44 amd64 Linux kernel version specific tools for version 6.8.0-44
Man beginnt die Löschaktion mit dem linux-image…
:
sudo dpkg --purge linux-image-6.8.0-44-generic
Danach sollte genügend Platz sein, dass sudo apt-get autoremove --purge
funktioniert.
Eigenes Verzeichnis bereinigen¶
Im persönlichen Verzeichnis kennt jeder sich am besten aus und weiß, worauf er verzichten kann, bspw. im Download-Verzeichnis, bzw. was er auf einen externen Datenträger auslagern kann. Ansonsten sei noch mal Systempflege (Abschnitt „Homeverzeichnis-aufraeumen“) erwähnt.
Suche nach der Ursache¶
War es nur eine „Fehlbedienung“ bzw. Unachtsamkeit, sodass man bspw. einen zu großen Download gestartet hat, so braucht man sich natürlich nicht lange mit einer Ursachenforschung aufhalten. In allen anderen Fällen, insbesondere wenn der Speichermangel öfter auftritt, sollte man dem im eigenen Interesse nachgehen.
War das Journal oder ein anderes Protokoll zu groß, sollte man herausfinden, welches Programm bzw. welcher Dienst so viele Probleme meldet, dass die Protokolle überquellen. Wird anschließend die offensichtlich fehlerhafte Konfiguration angepasst, kann man auch wieder sorgenfrei mit dem System arbeiten.
Auch eine Datensicherung, die sich selbst, also das Zielverzeichnis, mit sichert und somit endlos ausufert, kann die Ursache sein.
Gelingt einem die Fehlersuche nicht oder ist einem zu lästig, kann auch eine Neuinstallation auf einem größeren Datenträger ein Ausweg sein. Wenn man dabei jedoch die alten Konfigurationen übernimmt, kann das Spiel wieder von vorne losgehen.
Benachrichtigung überprüfen¶
Wie eingangs erwähnt, könnte eine Benachrichtigung erfolgen, wenn der verfügbare Speicherplatz sich dem Ende zuneigt. Diese könnte jedoch auch deaktiviert, falsch oder unpassend konfiguriert sein.
Vorweg: Xubuntu sowie Lubuntu haben keine Speicherplatzwarnung integriert.
Falls man die eigene Desktopumgebung nicht weiß, kann man auch dies nachschauen.
Kubuntu (bis 24.04)¶
Der integrierte freespacenotifier bringt eine Warnung bei Unterschreitung von voreingestellten 200 MiB verfügbaren Speicherplatzes. In dieser Meldung befindet sich auch ein Knopf, mit dem man zum grafischen Einstellungsdialog gelangt. Eine andere Möglichkeit diesen Dialog aufzurufen wurde bislang nicht gefunden.
Man kann jedoch folgendes Kommando zur Vermeidung von Tippfehlern kopieren und ins Terminal einfügen:
kwriteconfig5 --file freespacenotifierrc --group General --key minimumSpace 2000
Das ändert den Wert auf 2000 MiB. Diese Zahl kann angepasst werden, der Rest muss so bleiben, sonst findet der Computer es nicht. s. a. KDE Konfigurationsdateien bearbeiten
Komplett de-/aktivieren lässt sich dies unter KDE-Systemeinstellungen → Starten und Beenden → Hintergrunddienste → Speicherplatzbenachrichtigung bzw. unter KDE-Systemeinstellungen → Benachrichtigungen → Wenig Speicherplatz erweitert einstellen.
Kubuntu (ab 24.10)¶
Für das aktuelle Plasma 6 gilt noch das gleiche wie zuvor. Man kann jedoch bereits den aktuelleren Befehl verwenden:
kwriteconfig6 --file freespacenotifierrc --group General --key minimumSpace 2000
Budgie, Cinnamon, GNOME, MATE, Unity¶
Unter den meisten GTK basierten Desktopumgebungen kann über den grafischen dconf-editor nachgeschaut und eingestellt werden. Hierzu reicht das Anklicken der Lupe und Eintippen von „housekeeping“. Hier wählt man, sofern mehrere Schemas angezeigt werden, das zur verwendeten Desktopumgebung passende. Keine Regel ohne Ausnahme: Bei Budgie werden die Einstellungen zu Gnome ausgewertet!
Hier nur die vorwiegend gemeinsam genutzten Schlüsselnamen, deren Einstellung geprüft und ggf. den eigenen Bedürfnissen angepasst werden sollten:
Schlüssel | Beschreibung |
free-percent-notify | Angabe in Prozent der Größe des Dateisystems, bei deren Unterschreitung eine Speicherplatzwarnung ausgegeben werden soll. |
free-percent-notify-again | Angabe in Prozent, wann eine erneute Warnung ausgegeben werden soll. |
free-size-gb-no-notify | Bis wie viel GB soll keine Warnung ausgegeben werden. Dieser Wert ist für große Datenträger eher zu niedrig angesetzt und sollte überdacht werden. |
ignore-paths | Pfade, die von der Überwachung ausgeschlossen werden sollen. Hier wird gespeichert, wenn man „auf diesen Datenträger nicht mehr überwachen“ geklickt wurde. Auf versehentlich hinzugefügte Pfade prüfen! |
active | Die Benachrichtigung einschalten (true ) bzw. deaktivieren (false ) Nur bei Unity und MATE |
Je nach Desktopumgebung können weitere Einträge möglich sein.
Alternative¶
Es gibt auch Programme, die einem beim aktiven Beobachten des Speicherplatzes unterstützen und Auskunft über die Belegung geben.
Unter allen Desktopumgebungen kann man sich zur optischen Darstellung auch ein Conky erstellen bzw. über Prozesse eine Grafische Systemüberwachung benutzen.
Problembeseitigung¶
Sollte man mit einem Schritt an die eigenen Grenzen stoßen, ist man im Forum bestens aufgehoben.