Reparatur
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Achtung!
GRUB 2 war zur Veröffentlichung der folgenden Ubuntuversionen noch in der Entwicklung (stabile Version ab Quantal, siehe auch grub2). Hinweise auf tatsächliche Gegebenheiten können daher noch fehlen bzw. nach einem Update nicht mehr zutreffen. Bekannte Abweichungen zwischen den einzelnen Versionen
1.98-1 für Lucid Lynx
1.99-12ubuntu5 für Oneiric Ocelot
1.99.21ubuntu2 für Precise Pangolin
2.00-7ubuntu1/2 für Quantal Quetzal
sind gekennzeichnet und wenn erforderlich, auch beschrieben.
Dieser Artikel beschreibt, wie man GRUB 2 reparieren kann, wenn er nicht oder nicht mehr so funktioniert wie gewünscht. Bevor man zu Reparaturarbeiten an GRUB 2 geht, sollte man sich stets einen Überblick über das System verschaffen[1]. Nur wenn man sicher weiß, wo die GRUB-2-Dateien liegen und wohin GRUB 2 installiert war bzw. wohin man ihn installieren möchte, kann man die erforderlichen Schritte erfolgreich ausführen.
Achtung!
Für Reparaturen am EFI-System muss die Live-CD/DVD bzw. der Live-USB-Stick im EFI-Modus gestartet werden!
Hinweis:
Ab Natty Narwhal ist bei den folgenden Beschreibungen bzw. der Aufzählung von Paketen, die entfernt oder installiert werden sollen, das Paket
grub-gfxpayload-lists
in die Überlegungen / Aktionen mit einzubeziehen. Dieses ist in den folgenden Befehlen mit
# grub-gfxpayload-lists
gekennzeichnet - man muss beim Kopieren der Befehle nur das Rautezeichen # entfernen.
Reparatur im laufenden System¶
Am einfachsten ist die Reparatur von GRUB 2, wenn man die betreffende Ubuntu Version, mit der er installiert wurde, noch starten kann. Gelingt dies nicht über das eigentliche GRUB 2 Auswahl-Menü, so kann man die Reparatur mittels Desktop-CD versuchen, oder es - falls verfügbar - über die GRUB-Kommandozeile, den GRUB-Rettungs-Modus oder auch die Super-GRUB-Disk probieren.
Alle nachfolgenden Befehle werden über das Terminal[2] eingegeben:
GRUB 2 erneut in den MBR der Festplatte installieren¶
Die Kernkomponenten von GRUB 2 - boot.img und core.img - in den MBR und den verborgenen Bereich schreiben (mehr zu grub-setup):
sudo grub-setup /dev/sdX
sdX
ist dabei an das eigene System anzupassen.
Hinweis:
Dieser Befehl ist bei einer Ubuntu-EFI-Installation nicht vorhanden und wird dort auch gar nicht gebraucht.
GRUB 2 vollständig neu installieren¶
Zunächst die GRUB-2-Dateien erneut in das Verzeichnis /boot/grub installieren und anschließend die Kernkomponenten von GRUB 2 in den MBR und verborgenen Bereich schreiben. (mehr zu grub-install):
sudo grub-install /dev/sdX
sdX
ist dabei an das eigene System anzupassen.
GRUB 2 Pakete reinstallieren¶
Hat man Probleme, die sich durch Neuinstallation von GRUB 2 nicht beheben lassen, so kann man weiterhin versuchen, die GRUB 2 Pakete, die als Grundlage auch für die Neuinstallation von GRUB 2 auf dem System dienen, zu reinstallieren. Dies bewerkstelligt man einfach mit folgendem Befehl:
sudo apt-get update
Anschließend abhängig vom System:
BIOS-Installation¶
sudo apt-get --reinstall install grub-common grub-pc os-prober # grub-gfxpayload-lists
EFI-Installation¶
sudo apt-get --reinstall install grub-common grub-efi-amd64 os-prober
Näheres zu dem Befehl erfährt man unter apt-get.
Die Konfigurationsdatei neu erstellen oder aktualisieren¶
Die Konfiguration für das Auswahl-Menü ermitteln und in die Datei grub.cfg übertragen (mehr zu update-grub):
sudo update-grub
Eine zusätzliche Konfigurationsdatei erstellen¶
Die aktuelle Konfiguration für das Auswahl-Menü ermitteln und in eine frei definierbare Datei speichern - die Datei grub.cfg bleibt dabei unverändert (mehr zu grub-mkconfig):
sudo grub-mkconfig --output=/boot/grub/meine.cfg
schreibt die aktuelle Konfiguration in die Datei meine.cfg im Verzeichnis /boot/grub, die Datei kann dabei an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Reparatur mittels Desktop-CD¶
Hinweis:
Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die verwendete Desktop-CD dem zu reparierenden System in seiner Architektur, also z.B. 32- oder 64-Bit, entspricht. Wählt man die Root-Directory-Methode, so ist noch auf die selbe GRUB-2-Version zu achten.
chroot-Methode¶
Hinweis: Nachdem der Ubuntu "alternate" Installer weggefallen ist, bieten die original Debian Installationsmedien mit ihrem Rescue-Modus weiterhin eine bequeme Möglichkeit zu booten, das Wurzeldateisystem auszuwählen, und in eine chroot-Umgebung zu kommen.
Standard Desktop-System¶
Bootet man mit der Desktop-CD müssen die relevanten Partitionen einhängen. Man öffnet dazu am Live-Desktop ein Terminal[2] und gibt dort ein:
sudo mount /dev/sdXY /mnt
sdXY
ist dabei die Rootpartition, die an das eigene System anzupassen ist (z.B.: /dev/sda5)!Hinweis:
Bei einem Btrfs-Dateisystem setzt man statt dessen ein:
sudo mount -o subvol=@ /dev/sdXY /mnt
Optionale Schritte
Nutzt man auf dem System eine separate Boot-Partition, so muss diese ebenfalls vorab eingehängt werden:
sudo mount /dev/sdXY /mnt/boot
Nutzt man auf seinem Rechner das "(U)EFI"-Bootverfahren, so muss die relevante Bootpartition vorab eingehängt werden mit:
sudo mount /dev/sdXY /mnt/boot/efi
Vorbereitung und Wechsel in die chroot-Umgebung:
sudo mount -o bind /dev /mnt/dev
sudo mount -o bind /sys /mnt/sys
sudo mount -t proc /proc /mnt/proc
sudo cp /proc/mounts /mnt/etc/mtab
sudo chroot /mnt /bin/bash
Danach führt man die folgenden Befehle (ohne sudo) aus:
Zunächst installiert man die GRUB-2-Dateien neu in das Verzeichnis /boot/grub und schreibt GRUB 2 in den MBR des betreffenden Datenträgers. Dies erledigt der folgende Befehl:
grub-install /dev/sdX
Sollte es dabei zu Fehlern kommen, probiert man es mit:
grub-install --recheck /dev/sdX
Anschließend erstellt man auf Grundlage der neu installierten Dateien die Datei /boot/grub/grub.cfg neu:
update-grub
Abschließend muss man die chroot-Umgebung wieder mit Strg + D verlassen.
RAID-System¶
Zunächst mittels Desktop-CD booten und sicherstellen, dass die mdadm-Tools installiert und assembliert sind:
sudo apt-get install mdadm
sudo mdadm --assemble --scan
Einhängen der Systempartition:
sudo mount /dev/mdX /mnt
mdX
ist dabei an das eigene System anzupassen!Überprüfen der mdadm.conf-Einträge mit Ausgabe von:
sudo mdadm --examine --scan
(Optionaler Schritt) Nutzt man auf dem System eine separate Boot-Partition, so muss diese ebenfalls eingehängt werden:
sudo mount /dev/mdX /mnt/boot
Vorbereitung und Wechsel in die chroot-Umgebung:
sudo mount -o bind /dev /mnt/dev
sudo mount -o bind /sys /mnt/sys
sudo mount -t proc /proc /mnt/proc
sudo cp /proc/mounts /mnt/etc/mtab
sudo chroot /mnt /bin/bash
Danach führt man die folgenden Befehle aus:
GRUB 2 neu in den MBR des betreffenden Datenträgers installieren:
grub-install /dev/sdX
Installation auf allen teilnehmenden Platten (/dev/sda, /dev/sdb ...) empfohlen!
Sollte es dabei zu Fehlern kommen, probiert man es mit:
grub-install --recheck /dev/sdX
Anschließend erstellt man auf Grundlage der neu installierten Dateien die Datei /boot/grub/grub.cfg neu:
update-grub
Abschließend muss man die chroot-Umgebung wieder mit Strg + D verlassen.
Nun sollte mindestens Ubuntu wieder über GRUB 2 starten können. Eventuell muss man aber dann die Konfigurations-Skripte noch den eigenen Bedürfnissen anpassen, um beispielsweise auch andere Betriebssysteme wieder wie zuvor starten zu können.
Hinweis:
Neben den hier verwendeten Befehlen grub-install
und update-grub
lassen sich in der chroot-Umgebung alle Befehle anwenden, die auch im laufenden System verwendet werden können.
Root-Directory-Methode¶
Bei dieser Variante wird GRUB 2 einfach in einem Terminal[2] von der Desktop-CD mittels des GRUB-2-Skripts grub-install erneut auf der Festplatte installiert:
Booten von einer Desktop-CD.
Ein Terminal[2] öffnen.
Lokalisieren des Datenträgers, sowie der Root- und gegebenenfalls Bootpartition (siehe GRUB Umgebung analysieren).
Einhängen der zuvor unter 3. ermittelten Rootpartition:
sudo mount /dev/sdXY /mnt
Beispielanweisung: 1.Platte - 2. Partition sudo mount /dev/sda2 /mnt
Hinweis:
Bei einem Btrfs-Dateisystem setzt man statt dessen ein:
sudo mount -o subvol=@ /dev/sdXY /mnt
Optionale Schritte
Nutzt man auf dem System eine separate Boot-Partition, so muss diese ebenfalls vorab eingehängt werden:
sudo mount /dev/sdXY /mnt/boot
Nutzt man auf seinem Rechner das "(U)EFI"-Bootverfahren, so muss die relevante Bootpartition vorab eingehängt werden mit:
sudo mount /dev/sdXY /mnt/boot/efi
Devices von USB/CD einbinden Live-System
sudo mount --bind /dev/ /mnt/dev
Jetzt reinstalliert man die GRUB-2-Dateien und schreibt GRUB 2 in den MBR des entsprechenden Datenträgers:
GRUB 1.98 und vorher (bis Maverick Meerkat):
sudo grub-install --root-directory=/mnt /dev/sdX
GRUB 1.99 und später:
sudo grub-install --boot-directory=/mnt/boot /dev/sdX
Nach dem Neustarten des Systems sollte GRUB 2 korrekt arbeiten. Um die Datei grub.cfg auf den neuesten Stand zu bringen, empfiehlt sich noch ein
sudo update-grub
Wann welche Methode?¶
Die chroot-Methode verwendet man immer dann, wenn man nur oder auch die grub.cfg neu erstellen lassen will. Außerdem sollte sie immer bei komplizierteren Systemkonstellationen wie LUKS- oder LV-Partitionen sowie Raid-Verbunden und beim Wiederherstellen des Bootloaders eines Dualboot-Systems angewendet werden.
Die Root-Directory-Methode kann man immer dann wählen, wenn man sicher ist, dass die Datei grub.cfg richtig ist und GRUB 2 nur deswegen nicht richtig startet, weil er nicht oder nicht mehr bzw. nicht mehr richtig im Bootsektor oder dem MBR der betreffenden Festplatte installiert ist. Diese Situation hat man z.B. stets, nachdem Windows nach Ubuntu auf dem System installiert wurde. Diese Methode erfordert zwar weniger Einzelschritte, ist dabei aber auch weniger flexibel und erlaubt nicht so viele Reparaturoptionen wie die chroot-Methode.
Ist man sich nicht sicher, welche der beiden Methoden auf die eigene Situation anzuwenden ist, sollte man im Zweifel stets die chroot-Methode wählen, weil man mit ihr auf sämtliche GRUB 2-Befehle zurückgreifen kann, die man auch unter einem laufenden Ubuntu zur Verfügung hat.
Grub kann alternativ auch im Bootsektor einer Partition installiert werden. Wird in den oben genannten Methoden beim Befehl grub-install statt einer Festplattenbezeichnung die einer Partition angegeben, so erfolgt die Installation dort. Diese Art der Installation ist aber nur für fortgeschrittene Anwender ratsam.
Links¶
Grub2/Installing auf Ubuntu.com