DVBcut
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
⚓︎ Ein Terminal öffnen, optional
⚓︎ Einen Editor öffnen, optional
DVBcut 🇬🇧 macht es möglich, MPEG2-Video-Transportströme (TS) frame-genau zu schneiden und als MPEG2-Programmstrom (PS) zu speichern. Diese Transportströme werden bei der Aufzeichnung von DVB mittels Satelliten-, Kabelreceivern und TV-Karten erzeugt. Weil dabei keine rechenintensive Umkodierung des gesamten Videos stattfindet, ist die Umwandlung relativ schnell durchgeführt. Aus diesen Videos kann unter Verwendung eines entsprechenden Autorenwerkzeugs eine Video-DVD erstellt werden.
Für HDTV-Aufzeichnungen (MPEG4-Format) ist das Programm nicht geeignet.
Voraussetzung¶
Um Videos innerhalb der Anwendung wiedergeben zu können, wird zusätzlich der MPlayer benötigt.
Installation¶
Das Programm kann mittels des folgenden Pakets installiert [1] werden:
dvbcut (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install dvbcut
Oder mit apturl installieren, Link: apt://dvbcut
Ist die Installation abgeschlossen, kann man die Anwendung durch den Befehl dvbcut
starten [2] oder startet das Programm über den Menü-Eintrag.
Benutzung¶
DVBcut startet beim Öffnen eines MPEG-Transportstroms eine Indexierung. Diese Indexdatei muss auf der Festplatte abspeichert werden. Sobald die Datei geöffnet wurde, kann man das Video mit Hilfe zweier Schieber (schnell und langsam) vor- oder zurückspulen. Der erste lineare Schieber ist für den gesamten Film zuständig, der zweite (sog. Jog-Slider) wird benutzt, um präzise durch einzelne Bilder zu spulen. Dabei nimmt die Anzahl der übersprungenen Bilder mit der Auslenkung exponentiell zu. Außerdem ist es möglich, mit dem Mausrad durch das Video zu spulen, sofern sich der Mauszeiger über dem linearen Schieber befindet. Dabei lässt sich die Schrittweite mit Hilfe der Alt , Strg und ⇧ modifizieren.
An einer beliebigen Stelle des Films kann man nun Start/Stop-Zeichen, Kapitel- oder Lesezeichen setzen und so ganze Passagen oder einzelne Werbeblöcke aus dem Film herausschneiden. Diese Funktionen befinden sich auf der oberen Bedienleiste, die entsprechenden Bilder bzw. Informationen dazu werden im linken Teil des Fensters aufgeführt.
DVBcut startet am ersten Start-Zeichen mit dem Schnitt und arbeitet solange fort, bis ein Stop-Zeichen erreicht wurde. Falls mehrere Start-Zeichen nach einem Stop-Zeichen gesetzt wurden, arbeitet DVBcut erst ab dem zweiten Start-Zeichen weiter. Jedes Start-Zeichen, das einem anderen Start-Zeichen folgt, ohne dass sich ein Stop-Zeichen dazwischen befindet, ist ohne Funktion und wird nicht beachtet. Dasselbe gilt bei für ein Stop-Zeichen, dem kein Start-Zeichen folgt.
Um ein Video als MPEG2-Datei zu speichern, drückt man entweder die Taste E oder man startet den Export über "File → Export Video". Nun wählt man das Zielverzeichnis, das Format (PS oder DVD) und die Audiospuren (MP2 oder AC3 bzw. Dolby Digital) aus. Im anschließend erscheinenden Fenster bekommt man Informationen über den Kodierprozess sowie abschließend eine Aufführung der zuvor gesetzten Kapitelmarkierungen als komma-separierte (csv) Liste oder im dvdauthor-XML-Format zur weiteren Verwendung in den diversen Autorenwerkzeugen.
Des Weiteren bleibt noch zu erwähnen, dass DVBcut auch mit gesplitteten Inputdateien zurecht kommt. Einfach in der richtigen Reihenfolge auswählen und dann gleichzeitig öffnen. Außerdem ist ein Kommandozeilenmodus verfügbar, mit dem man leicht im Hintergrund mehrere zuvor erstellte Projektdateien abarbeiten kann (Anleitung zum Batchbetrieb 🇩🇪).
Informationen über die verfügbaren Kommandozeilen-Optionen erhält man im Terminal mit:
dvbcut -help
Dann gibt es noch die Edit-Funktionen "Suggest/Import/Convert bookmarks", mit denen man an Stellen, an denen sich das Bildseitenverhältnis ändert (16:9 ←> 4:3) automatisch Markierungen setzen bzw. vom Transportstream einlesen kann (bisher nur bei Topfieldreceiver-Aufnahmen). Diese kann man dann entweder automatisch in Start/Stop-Paare konvertieren oder nochmals manuell nacharbeiten, da diese ansonsten nicht bildgenau liegen. Von diesen Funktionen existieren auch entsprechende Schalter für den Quick&Dirty-Schnitt im Batchbetrieb.
Mit der "Auto chapters"-Funktion werden innerhalb der zu exportierenden Videosequenzen automatisch alle 10 Minuten Kapitel-Markierungen gesetzt, deren Zeiten dann am Ende des Exports im Ausgabefenster zu sehen sind. Diese werden jedoch nicht in die exportierte Videodatei übernommen, sondern sind manuell dem entsprechenden Autorenwerkzeug zu übergeben. Benutzt man für den Export die dvdauthor-Ausgabepipe von DVBcut, so geschieht dies jedoch automatisch. Des Weiteren kann man zur Verwendung in grafischen Autorenprogrammen auch noch automatisch Screenshots der einzelnen Kapitel abspeichern ("File → Save Chapter Snapshots").
Konfiguration¶
Diverse Konfigurationseinstellungen lassen sich in der Datei ~/.config/dvbcut.sf.net/dvbcut.conf mit Hilfe eines Text-Editors[3] anpassen. Ein Teil der Konfiguration wird beim Beenden des Programms in dieser Datei gesichert, andere Teile können nur mit direkt mit einem Editor verändert werden.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 | [dvbcut.sf.net] dvbcut\chapters\interval=15000 dvbcut\chapters\minimum=5000 dvbcut\chapters\threshold=50 dvbcut\chapters\tolerance=0 dvbcut\export_format=0 dvbcut\lastdir\name=. dvbcut\lastdir\update=true dvbcut\pipe\0\command=|dvdauthor -t -c '%CHAPTERS%' -v mpeg2 -o '%OUTPUT%' - dvbcut\pipe\0\format=0 dvbcut\pipe\0\label=DVD-Video titleset (dvdauthor) dvbcut\pipe\0\post=dvdauthor -o '%OUTPUT%' -T dvbcut\recentfiles\max=5 dvbcut\search_dups_range=0 dvbcut\slider\jog_interval=1 dvbcut\slider\jog_maximum=180000 dvbcut\slider\jog_offset=0.4 dvbcut\slider\jog_threshold=50 dvbcut\slider\lin_interval=3600 dvbcut\snapshots\delimiter=_ dvbcut\snapshots\extension=png dvbcut\snapshots\first=1 dvbcut\snapshots\prefix= dvbcut\snapshots\quality=-1 dvbcut\snapshots\range=0 dvbcut\snapshots\samples=1 dvbcut\snapshots\type=PNG dvbcut\snapshots\width=3 dvbcut\start_bof=true dvbcut\stop_eof=true dvbcut\version=2 dvbcut\viewscalefactor\current=1 dvbcut\viewscalefactor\custom=3 dvbcut\wheel\delta=120 dvbcut\wheel\incr_alt=22500 dvbcut\wheel\incr_ctrl=1 dvbcut\wheel\incr_normal=1500 dvbcut\wheel\incr_shift=25 dvbcut\wheel\threshold=24 |
Mit recentfiles/max
lässt sich die Anzahl der zuletzt geöffneten Dateien, die DVBcut sich merken soll, limitieren bzw. erweitern.
Des Weiteren gibt es mit slider/lin_interval
die Möglichkeit, den Abstand der Markierungen des oberen Schiebereglers einzustellen und mit sliders/jog_*
und wheel/*
Optionen zur Modifikation des Verhaltens des unteren Schieberegler und des Mausrads.
Bei den wheel
-Einstellungen ist die Einheit in Einzelbildern, falls man delta
nicht ändert (das Vorzeichen dreht dabei die Richtung um). Die incr
-Werte selbst geben die Erhöhung der Bildposition pro Mausrad-Rasterung bei gleichzeitigem Drücken der entsprechenden Taste an und threshold
regelt, ab welchem incr
ement nur noch sog. I-Frames angesprungen werden (was bedeutend schneller/einfacher ist).
Unter den Optionen des jog
-Sliders hat threshold
die gleiche Bedeutung wie oben, während interval
hier jedoch die Anzahl der Unterteilungen des maximalen Ausschlags angibt. Diesen stellt man mit maximum
ein, was auch gleichzeitig die Sensitivität des Reglers festlegt. Mit offset
kann man dann noch angeben, ab welcher Auslenkung dieser reagiert, wobei hier als einziger Parameter auch Fließkommazahlen möglich sind (es sind nur kleine positive Werte um "1.0" sinnvoll).
Mit start_bof
und stop_eof
kann man einstellen, ob bei Nichtvorhandensein automatisch Start- bzw. Stop-Markierungen am Dateianfang bzw. Dateiende eingefügt werden sollen. Die Änderung der Voreinstellung (beides 'true') verhindert damit das Konvertieren der Inputdatei ohne Angabe von Schnitten.
Die Gruppe snapshots
legt Format (type
), Qualität (quality
) und Name (prefix
, delimiter
, width
, first
, extension
) der erstellbaren Bildschirmfotos fest sowie Anzahl (samples
) und Bereich (range
) der Probeaufnahmen nach einer Kapitelmarkierung, aus denen die Kapitelfotos automatisch ausgewählt werden.
Sehr praktisch sind selbst definierbare Ausgabefilter mit Hilfe der pipe
-Gruppe. Diese werden mit dem angegebenen label
in den bestehenden Exportdialog eingefügt und stehen somit als zusätzliche Exportformate zur Verfügung. Als format
muss dabei eines der internen Muxerformate angegeben werden (0-3). Die DVBcut-Ausgabe wird damit dann direkt an die Standardeingabe des angegebenen Kommandos command
weitergeleitet, also ohne zusätzliche zeit- und platzraubende Input-/Outputoperationen in Form von temporären Dateien. Zusätzlich kann mit dem post
-Parameter noch ein Befehl spezifiziert werden, der nach Beendigung der Ausgabe ausgeführt wird. In den Kommandos können die Platzhalter %OUTPUT% für den Namen der Ausgabedatei und %CHAPTERS% für eine Komma-separierte Liste der Kapitelzeitstempel verwendet werden.
Mit der chapters/*
-Gruppe wird das Verhalten der Auto-Chapter-Funktion konfiguriert. Dabei kann man mit negativem interval
die Anzahl und ansonsten die Dauer der Kapitel (in Frames) spezifizieren. minimum
verhindert dabei, dass am Ende eines Films noch ein neues Kapitel angelegt wird, wenn der Schnipsel zu klein würde. Wird tolerance
> 0 gesetzt, dann versucht DVBcut innerhalb der angegebenen umgebenden Frames den nächsten Szenenwechsel zu finden. threshold
steuert dabei, ab wann eine mittlere Farbdifferenz/Pixel zweier aufeinanderfolgener Frames als ein solcher betrachtet wird. Da dies recht lange dauern kann, ist dieses Feature defaultmäßig abgestellt.
Die Optionen viewscalefactor
(Defaultgröße des angezeigten Videodisplays: 1=100%, 2=50%, 3=25%) sowie export_format
(Vorselektiertes Output-Format 0-3 im Export-Menu) werden vom Programm automatisch mit der letzten genutzten Einstellung gesichert.
Tastenkürzel¶
DVBcut | ||
Tasten | Funktion | Übersetzung |
Alt + F | Open file menu | Datei-Menü öffnen |
Alt + E | Open edit menu | Bearbeiten-Menü öfnen |
Alt + V | Open view menu | Ansicht-Menü öffnen |
Alt + H | Open help menu | Hilfe-Menü öffnen |
O | Open a new file | Neue Datei öffnen |
S | Save the current project | Derzeitiges Projekt speichern |
G | Save a snapshot | Schnappschuss speichern |
Strg + G | Save chapter snapshots | Kapitel-Schnappschuss speichern |
E | Export Video | Video exportieren |
Strg + Q | Quit the program | Programm beenden |
A | Set start marker | Start-Markierung setzen |
N | Set stop marker | Stopp-Markierung setzen |
C | Set chapter marker | Kapitel-Markierung setzen |
B | Set bookmark | Lesezeichen setzen |
Strg + C | Auto chapters | Automatische Kapitel erstellen |
M | Suggest bookmarks | Lesezeichen vorschlagen |
I | Import bookmarks | Lesezeichen importieren |
Strg + N | Normal view | Normale Ansicht |
Strg + U | Unscaled view | Unskalierte Ansicht |
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P | Play video | Video abspielen |
Q | Stop playing video | Wiedergabe stoppen |
⇧ + < | Play last 2 seconds audio | Die letzten zwei Sekunden des Tons wiedergeben |
< | Play next 2 seconds audio | Die nächsten zwei Sekunden des Tons wiedergeben |
F1 | Show this file | Hilfe anzeigen |
Problembehebung¶
Datei existiert nicht¶
Wenn DVBcut anzeigt, dass die angegebene Datei nicht existiert, sollte man alle Leerzeichen und Umlaute aus dem Dateinamen/Pfad entfernen.
"The chosen file xxx does not contain any video"¶
Ist die Quelldatei im HD-Format, gibt es mit dvbcut keine Lösung. Diese Dateien können z.B. mit Avidemux bearbeitet werden.
Falsche Zeitstempel¶
Wenn beim Abspielen des geschnittenen Videos falsche Zeiten für Gesamtlaufzeit bzw. Position im Video-Player angezeigt werden oder wenn man nicht an eine bestimmte Stelle im Video springen kann, kann man versuchen die Zeitstempel (PTS) mithilfe von FFmpeg zu korrigieren
ffmpeg -fflags +genpts -i INPUT.mpg -target pal-dvd -c copy OUTPUT.mpg
Links¶