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ISDN-Karten

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Anmerkung: ISDN ist in D/A/CH nicht mehr verfügbar

ISDN war noch vor wenigen Jahren DIE Basis für digitale Telefonie und Internetzugang in Deutschland. Aber bei letzterem hat sich seitdem viel getan: Techniken wie DSL und UMTS (auch 3G genannt) haben bei vielen ISDN abgelöst. Mit LTE (4G) gibt es eine weitere Mobilfunktechnik, die im ländlichen Raum Geschwindigkeiten auf DSL-Niveau ermöglicht.

Und auch ISDN selbst wird mittel- bis langfristig durch "Next Generation Networks" (NGN) ersetzt werden. Viele Provider bieten bereits heute kombinierte Telefon- und DSL-Anschlüsse an, bei denen die Telefonie stattdessen über VoIP realisiert wird. "Last but not least" spielt ISDN global gesehen keine Rolle bzw. ist nur in sehr wenigen Ländern weltweit flächendeckend vorhanden.

Dieser Artikel ist insbesondere für diejenigen gedacht, denen nur ISDN als Internet-Zugang zur Verfügung steht. Alternativ kann eine AVM ISDN-Karte mittels CAPI als Anrufbeantworter und/oder Fax-Gerät genutzt werden.

Hinweis:

Da die Unterstützung von ISDN unter Linux immer schwieriger wird, sollte man nach Möglichkeit auf andere Methoden für den Internet-Zugang umstellen.

Wichtige Begriffe

Aktive/Passive Karten

Die meisten ISDN-Karten sind "passive" Karten, da die komplette Steuerung durch Software (Programme) erfolgt. Die benötigte Rechenzeit fehlt anderen Anwendungen. Dagegen enthalten "aktive" ISDN-Karten einen eigenen Prozessor und arbeiten so völlig autark vom Rest des Systems. Prinzipiell spielt dieser Unterschied bei der Leistungsfähigkeit moderner Hardware keine Rolle mehr. Er erklärt aber, warum sich viele passive ISDN-Karten nur umständlich ins System einbinden lassen.

CAPI

Das Common ISDN Application Programming Interface (CAPI) ist eine ISDN-konforme standardisierte Programmierschnittstelle und kommt insbesondere bei ISDN-Karten der Fa. AVM 🇩🇪 zum Einsatz. Die Konfiguration erfolgt mittels der Datei /etc/isdn/capi.conf (bei manchen Ubuntu-Versionen z.T. auch automatisch).

Hinweis:

Ab Kernel 3.0 bzw. Ubuntu 12.04 ist das Kernelmodul capifs nicht mehr in Ubuntu enthalten. Die Installation des Pakets capiutils liefert eine Fehlermeldung unter Ubuntu 12.04, das das Kernelmodul nicht initialisiert werden kann. Die CAPI-Schnittstelle funktioniert – aber auch ohne dieses Modul. Ab Ubuntu 14.04 ist dieser Bug gefixt. Es treten keine Fehlermeldungen mehr auf.

mISDN

Hisax ist eine Linux-Treibersoftware für passive ISDN-Karten und wurde bereits 1995 entwickelt. Das Nachfolgeprojekt nennt sich mISDN 🇬🇧 (modular ISDN for Linux). Es gibt zwei Versionen von mISDN, von denen aber heute nur noch die Version 2 interessant ist. Das Kernelmodul hisax ist fester Bestandteil von Ubuntu und für den Internetzugang mit Nicht-AVM Karten wichtig.

Dies führt bei AVM ISDN-Karten zu Problemen, da das Kernelmodul avmfritz automatisch geladen wird und das Laden selbstkompilierter Kernelmodule (siehe Unterartikel) verhindert. Dann muss man dafür sorgen, dass diese konkurrierenden Kernelmodule deaktiviert (Blacklisting) werden.

Wichtig ist mISDN heute noch beim Aufbau von (ISDN-)Telefonanlagen (PBX) (siehe auch Asterisk).

Hinweis:

Beim Einsatz von ISDN-Karten unter Linux muss man sich derzeit zwischen CAPI oder mISDN entscheiden. Dies wird zukünftig nicht mehr notwendig sein, da mISDN ein CAPI 2.0 zur Verfügung stellen wird. Allerdings ist unbekannt, ab wann diese Funktion unter Ubuntu verfügbar sein wird. Quelle: Freie ISDN-Treiber für aktive und passive Karten unterstützen CAPI 2.0 🇩🇪, 01/2012

Allgemeine Vorgehensweise

  1. Hardware einbauen bzw. anschließen und mit den Befehlen lspci bzw. lsusb die Erkennung kontrollieren

  2. Hardware konfigurieren

    • AVM:

      • Kernelmodule für passiven AVM ISDN-Karten kompilieren und einbinden

      • CAPI für AVM ISDN-Karten konfigurieren und Funktionstest durchführen

    • Nicht-AVM:

      • Hisax konfigurieren

  3. Internet-Einwahl oder den Betrieb als AB/Fax konfigurieren

Hardware

In Deutschland ist der Begriff "ISDN-Karte" für viele gleichbedeutend mit einer AVM Fritz-Card. Dieser Ruf wurde durch die hervorragende Software-Unterstützung unter Windows begründet. Leider stellt sich unter Linux die Sachlage ganz anders dar: während (heute veraltete) Treiber für die Basisfunktionalität veröffentlicht wurden, stellte AVM keinerlei Anwendungsprogramme zur Verfügung. Inzwischen sind lt. AVM fast alle ehemaligen ISDN-Produkte obsolet (veraltet) und werden nicht mehr unterstützt 🇩🇪.

Während die ISDN-Karten von AVM bis einschließlich Ubuntu 8.04 noch relativ gut einsetzbar waren (wenn auch teilweise nur nach manueller Konfiguration), hat nicht nur Canonical die Unterstützung ab Ubuntu 8.10 komplett eingestellt. Ein wichtiger Grund war die fehlende Treiberpflege, insbesondere was die Anpassung an neuere Kernelversionen betrifft.

Wenn ISDN auch unter neueren Ubuntu-Versionen genutzt werden soll bzw. muss, erfordert diese Situation daher ein manuelles Übersetzen der notwendigen Treiber (unter Linux spricht man auch vom "Kompilieren eines Kernelmoduls"). An neuere Kernelversionen angepasste Quelltexte sind aber nicht immer vorhanden.

Nachfolgend eine Übersicht zu verschiedenen AVM-Produkten:

AVM B1

Die problemloseste ISDN-Karte unter Linux (kein Kompilieren eines Kernelmoduls erforderlich), aber leider relativ teuer (30-40€). Die einzige "aktive" Karte unter den hier genannten: Archiv/ISDN-Karten/AVM B1.

AVM FRITZ!Card PCI

Laut AVM handelt es sich um die weltweit meistgekaufte passive ISDN-Karte. Angepasste Treiber liegen bis einschließlich Ubuntu 11.10 vor, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass man die Hardware damit auch in Betrieb nehmen kann. Siehe Archiv/ISDN-Karten/AVM FRITZ!Card PCI.

AVM FRITZ!Card USB

Externe ISDN-Karten mit USB-Anschluss. Unter dem Namen FRITZ!X wurden auch TK-Anlagen vermarktet, die sich prinzipiell ähnlich verhalten. Ab Ubuntu 8.10 kann diese Hardware nicht mehr verwendet werden. Siehe Archiv/ISDN-Karten/AVM FRITZ!Card USB.

AVM FRITZ!Card PCMCIA

Für den Einsatz in Notebooks mit PCMCIA-Steckplatz konzipiert. Praktische Erfahrungen unter Ubuntu liegen nicht vor.

AVM FRITZ!Card DSL

Bei der FRITZ!Card DSL handelt sich um ein internes DSL-Modem. Zusätzlich enthalten einige Varianten einen kompletten ISDN-Controller, vergleichbar mit der FRITZ!Card PCI. Dieser arbeitet völlig unabhängig vom DSL-Modem und ermöglicht damit den Einsatz am ISDN-Anschluss für den Fall, dass der DSL-Anschluss noch nicht freigeschaltet oder defekt ist. Diese Karte existiert in unterschiedlichen Varianten:

  • FRITZ!Card DSL - interne DSL+ISDN Kombi-Karte (PCI)

  • FRITZ!Card DSL SL - interne PCI-Karte, ausschließlich für DSL

  • FRITZ!Card DSL USB - externe DSL+ISDN Box

  • FRITZ!Card DSL SL USB - praktisch nur ein DSL-Modem mit USB-Anschluss

Die Karten können in aktuellen Ubuntu-Versionen nicht verwendet werden.

AVM BlueFRITZ!

Obwohl früher im Paket mit einem Access Point (AP) als BlueFRITZ! ISDN Set 🇩🇪 oder BlueFRITZ! DSL Set 🇩🇪 verkauft, handelt es sich prinzipiell nur um ein Bluetooth-Gerät. Der USB-Stick (Bluetooth Dongle) kann daher auch separat eingesetzt werden. Auch praktisch zur Kopplung mit Bluetooth-fähigen UMTS-Handys. Siehe Anwendungen für Mobilgeräte und Archiv/Bluetooth/BlueFritz!.

Internet-Einwahl

Möglichkeiten zur Einwahl per ISDN ins Internet befinden sich in einem eigenen Artikel: Archiv/ISDN-Karten/Internet-Einwahl

Diese Revision wurde am 18. März 2021 10:57 von Heinrich_Schwietering erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Übersicht, unfreie Software, Hardware, Kommunikation, Internet, isdn