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Ardour/ardour_logo.png Dieser Artikel enthält eine Anleitung, um Ardour in einem für Digital Audio Workstations wichtigen Bereich, nämlich in der Produktion von Podcasts oder Radiosendungen mit Originalton- und Musik- oder Geräuscheinblendungen einzusetzen. Nach diesem Verfahren lassen sich auch längere Features oder Hörspiele produzieren.

Am Ende steht eine Datei im Format RIFF WAVE, MP3 o.ä., die man direkt über das Internet transferieren oder dort hochladen kann. Ardour wird in der professionellen Arbeit bislang zwar selten genutzt, aber zu Unrecht, denn es erfüllt viele dortige Anforderungen und kann deshalb eine Alternative zu teuren proprietären Programmen sein.

Die Arbeitsweise vom unbearbeiteten Material bis zur fertigen Podcast-Datei wird im folgenden Schritt für Schritt erläutert. Unabhängig vom Arbeitsbereich Radio/Podcast erläutert der Artikel die grundsätzliche Ardour-Handhabung bei Audio-Schnitten, -Mischungen und -Blenden.

ArdourArrangementfenster2.jpg
Das Ardour-Arrangementfenster

Hinweis:

Je nach Ubuntu-Version findet man in den Paketquellen unterschiedliche Ardour-Versionen: bei Ubuntu 16.04 beispielsweise beinhalteten sie noch Ardour 4, während man unter Ubuntu 18.04 bereits Ardour 5 zur Verfügung hatte und aktuelle Ubuntu-Versionen Ardour 6 vorhalten. Ardour 4, 5 und 6 unterscheiden sich in ihrer Handhabung nur wenig. Weitere Einzelheiten zur Arbeit mit Ardour in diesen Versionen enthält der einschlägige Wiki-Grundlagenartikel

Bedienelemente auf dem Bildschirm

Von den vielen Möglichkeiten und Bedienelementen, die der Ardour-Bildschirm zu bieten hat, werden hier nur einige benötigt: oben halblinks die "Laufwerkstasten" für Wiedergabe, Aufnahme etc. Rechts davon die Zeitanzeigen: Am wichtigsten ist die linke, die sog. "primäre" (grün), die "sekundäre" rechts (blau) wird nur hilfsweise benötigt. Ganz links liegt der Kanalzug für die jeweils angeklickte Spur ("Mixer-Panel"), rechts davon die Bedienfelder für die Spuren. Der große Bereich in der Mitte ist der Editor, in dem man das Tonmaterial bearbeitet.

Vorbereitung

Am Beginn steht eine elementare Frage: die Abtastfrequenz, mit der in Ardour gearbeitet werden soll. Grundsätzlich ist eine breite Skala wählbar; für Material, das später im MP3-Format über das Internet verbreitet werden soll, ist es allerdings wenig sinnvoll, höhere Frequenzen als 48 kHz zu wählen. Diese 48-kHz-Frequenz ist gut geeignet; bei Projekten mit großen Mengen von CD importierten Materials können 44,1 kHz leichter zu handhaben sein, weil man dann nicht alles im Vorfeld auf 48 kHz umformen muss. Beim Export kann Ardour das Endresultat in jedem Falle in die gewünschte Frequenz umformen. Allerdings läuft der eigentliche Umformungsprozess im Soundconverter mitunter wesentlich schneller ab.

Die Frequenz wählt man beim Start des Programms im Fenster Audio/MIDI-einstellungen unter "Samplerate", es sei denn, man möchte Ardour auf Basis von JACK betreiben und JACK läuft bereits beim Start von Ardour mit der voreingestellten Frequenz: in diesem Fall wird Ardour nur noch mit JACK verbunden und übernimmt dessen Einstellungen.

Danach bietet es sich an, einige Menüpunkte in Ardour so zu justieren, dass sie die zügige Produktion erleichtern:

  • Die universellste Art der Mausbedienung dürfte der sog. Greifmodus mit der Ergänzung Smart sein: Dazu klickt man oben links auf das kleine quadratische Feld mit dem erhobenen Zeigefinger und markiert links davon das Feld Smart. Sobald man die Felder aktiviert hat, sind beide nun grün unterlegt. Die Konsequenz kann man testen, indem man mit der Maus über den Masterbus fährt: In dessen oberer Hälfte wird der Mauszeiger zu einem senkrechten Strich - damit kann man zeitliche Abschnitte mit linke Maustaste und festgehaltener linker Maustaste markieren. In der unteren Hälfte des Busses verwandelt sich der Mauszeiger in einen senkrechten Strich mit einem Hand-Symbol davor - damit kann man fest definierte Tonausschnitte, die sog. Regionen, auf einer Spur und von einer Spur zur anderen verschieben.

  • Um das Blenden etwas komfortabler zu gestalten, kann man sich links den Mischpult-Kanalzug der jeweils aktivierten Spur einblenden lassen: “Ansicht → Mixer-Panel zeigen“ bzw. + E - auf dem Bildschirm erscheint ein Kanalzug mit zugehöriger Pegelanzeige. Alternativ kann man auch mit “Fenster → Mixer“ das komplette Mischpultfenster auf den Bildschirm holen.

  • Zusätzlich kann man noch oben links der ersten Zeitanzeige auf “Auto Return“ schalten (alternativ mit der Taste 6 ). Dies vereinfacht ein mehrfaches Probehören einzelner bearbeiteter Audio-Passagen, weil der Tonkopf beim Stoppen immer wieder zur vorherigen Ausgangsposition zurückspringt.

Vorbereiten des Audiomaterials

Nun bringt man das externe Material in den Rechner: seien es Originaltöne (auch O-Töne genannt), Geräusche oder Musik: je nach der Form, in der sie vorliegen, als fertige Datei, von CD importiert (z.B. mit Asunder) oder (per Aufnahme in Ardour) eingespielt von DAT, Band, Platte etc. Gleiches geschieht mit Musik oder Geräuschen, die eingeblendet werden sollen.

Audio-Bearbeitung: Schnitt

Jetzt öffnet man Ardour und legt ein neues Projekt mit zwei Mono-Spuren an. Auf die Spur 1 importiert man mit dem Menüpunkt “Projekt → Importieren“ oder per Strg + I das externe Material - zum Beispiel ein ungeschnittenes Interview. Spur 1 für das Hören auf "Solo"-Wiedergabe schalten.

Auswahl der Originaltöne

Nun wird der O-Ton abgehört. Jede Passage, die man weiterverarbeiten möchte, kopiert man direkt als separaten Ausschnitt in die Spur 2. Dazu bewegt man die Maus in die obere Hälfte der Spur, sodaß der Mauszeiger wie oben beschrieben zum senkrechten Strich wird. Man markiert die gewünschte Passage durch Mausziehen mit gedrückter linker Taste linke Maustaste. Anschließend kopiert man den Ausschnitt durch Strg + C , bewegt den Mauszeiger in die untere Spur und fügt den Ausschnitt durch Strg + C dort ein.

Schnitt der O-Töne

Die Ausschnitte schneidet man als nächstes „sauber“, befreit sie also von Versprechern und ähnlichem. Außerdem ist dies der Zeitpunkt, sie bei Bedarf sinnwahrend zu kürzen.

Vorbereitung

  • Zunächst schaltet man "Solo" bei Spur 2 ein und bei Spur 1 aus.

  • Dann sollte man im Feld "Zoom Fokus" unterhalb der linken Zeitanzeige die Option "Arbeitspunkt" wählen.

  • Und schließlich wählt man rechts davon im Fach "Arbeitspunkt" die Option "Maus". Damit bestimmt nicht mehr die Lage des roten Tonkopfes den Arbeitspunkt, sondern die Lage des Mauszeigers. Wem eine andere Arbeitsweise mehr behagt, kann hier natürlich experimentieren.

  • Zur besseren Kontrolle kann man außerdem mit einem Rechtsklick rechte Maustaste auf die sekundäre Zeitanzeige ein Menü öffnen und dort "Zeige Abstand zum Arbeitspunkt" markieren.

Als eine Art Universal-Schnittwerkzeug dient jetzt der Mauszeiger.

Nun die Ausschnitte abhören. Hat man eine Passage gefunden, die man herausschneiden möchte, so markiert man die Region im Objekt-Modus durch einen Mausklick, setzt dann den Mauszeiger an das Ende dieser Passage und drückt S . Damit wird die betreffende Region dort aufgetrennt; zwei aneinandergrenzende Regionen sind entstanden.

Der Beginn der zweiten Region ist durch den Schnitt schon einmal bestimmt; um das Ende der ersten Region (die vor dem Schnitt liegt) festzulegen, bewegt man den Mauszeiger über den Schnitt und etwas nach links, sodass sich der Zeiger in einen waagrechten Pfeil und eine nach links offene eckige Klammer verwandelt. Damit kann man durch Ziehen mit gedrückter linker Maustaste linke Maustaste das Ende der ersten Region bestimmen - und so die Länge der herauszuschneidenden Passage festlegen.

Zuletzt bewegt man den Mauszeiger in die untere Hälfte der zweite Region. Der Zeiger verwandelt sich in eine Hand. Mit einem Mausklick linke Maustaste markiert man die Region und zieht sie dann mit gedrückter linke Maustaste so an die erste Region heran, dass die Stelle gut "klingt".

Sofern man Versprecher aus einem Text schneiden will, kann man hier den ersten Ansatz zur fehlerhaft gesprochenen Passage mit dem zweiten Ansatz überdecken; dabei muß allerdings gewährleistet sein, daß an der Schnittstelle bereits die zweite Region zu hören ist. Sollte das nicht der Fall sein, bewegt man den Mauszeiger auf die zweite Region und öffnet mit einem Rechtsklick rechte Maustaste ein Untermenü. Unter dem ganz oben stehenden Regionsnamen und dem dortigen Untermenü "Layering" wählt man nun "Ganz nach oben". Damit überdeckt die zweite Region akustisch die erste.

Sollte jetzt am Übergang ein kleiner Knackser hörbar sein, setzt man eine sog. Kreuzblende zwischen den beiden Regionen: Dazu bewegt man den Mauszeiger in die obere linke Ecke der zweiten Region auf das kleine graue Viereck. Der Zeiger verwandelt sich in einen nach rechts unten offenen hellen Bogen, der eine Blende symbolisieren soll. Jetzt zieht man das kleine Viereck mit gedrückter linke Maustaste vorsichtig nach rechts und kann den Überblendbereich zwischen den beiden Regionen (farblich unterlegt) sehen. Weniger als 50 ms Überblendzeit reichen im Normalfall bereits. In den meisten Fällen ist der Knack damit verschwunden. Über die Gestalt der Kreuzblende entscheiden muss letztlich das Ohr.

Schnitt1vorher.jpg Schnitt_2_hinterer_Schnitt.jpg Schnitt_3_ziehen.jpg Schnitt_4_ranrücken.jpg Schnitt_5_fertig.jpg Durch_Kreuzblende_nicht_mehr_hoerbarer_Schnitt.jpg
Region vor dem Schnitt Schnitt vor der zweiten Region Kürzen der ersten Region Heranziehen der zweiten Region Exaktes Positionieren der zweiten Region Fertiger, durch kurze Kreuzblende nicht mehr hörbarer Schnitt

Faustregel bei Geräuschkulisse während des Interviews: Den Anfang des O-Tons hart am Wortbeginn schneiden; hinten die Geräuschkulisse per Mausziehen des kleinen grauen Vierecks in der rechten oberen Regionenecke abblenden, damit es nicht abgehackt klingt.

In dem Sinne arbeitet man sich also von vorn bis hinten durch die Ausschnitte auf der Spur 2 durch, bis man sie alle sauber geschnitten hat. Spätestens jetzt sollte man in jedem Falle einen „Schnappschuss“ speichern (Menü “Projekt → Schnappschuss (& in dieser Version weiterarbeiten)“), um die Ergebnisse zu sichern.

Möchte man einen Schnitt nachträglich vornehmen oder korrigieren (wenn also hinter der zu schneidenden Stelle schon viele weitere Schnitte liegen, die man so erhalten möchte, wie sie sind), so ist die Handhabung prinzipiell die beschriebene. Nur muss man daran denken, anstelle der oben erwähnten "zweiten Region" alle hinter dem Schnitt liegenden Regionen zu bewegen - denn sonst verändert sich ungewollt etwas im dahinterliegenden Bereich der Spur. Um alle betreffenden Regionen einer Spur zu markieren (und sie danach en bloc verschieben zu können), markiert man mit einem Klick die betreffende Spur, setzt danach den Mauszeiger (damit den Arbeitspunkt) auf die erste zu verschiebende Region. Mit der Tastenkombination Strg + + E werden jetzt alle hinter dem Arbeitspunkt liegenden Regionen der Spur markiert - und können danach verschoben werden. Möchte man die Regionen aller Spuren hinter dem Arbeitspunkt verschieben, drückt man unmittelbar Strg + + E , ohne zuvor eine einzelne Spur zu markieren.

Produktion

Zur Vorbereitung ist es im Interesse der Übersichtlichkeit auf dem Bildschirm sinnvoll, die Spur mit dem unbearbeiteten Interview mit “Spur → Ausgewählte Spuren nach unten verschieben“ (alternativ mit Strg + ) ganz nach unten zu verschieben und sie mit "Mute" stummzuschalten. Alternativ kann man sie auch deaktivieren (was Rechenleistung spart) oder ganz löschen.

Vorsortieren der O-Töne

Für die Produktion sollte man zunächst Ordnung in die O-Töne auf Spur 2 bringen: Oft passen als Zeitgründen nicht alle in den Podcast hinein, man muss sie kürzen, oder ihre Reihenfolge muss verändert werden.

  1. Als erstes die Auswahl: Eine leere Monospur 3 anlegen. Sie ist gedacht für die O-Töne, die man in den Beitrag übernimmt. "Solo" bei Spur 2 ausschalten.

  2. Spur 2 mit linke Maustaste anklicken, dann oben auf "Editierbereich auswählen / verschieben" schalten und per Mausziehen den Editierbereich über alle vorhandenen O-Töne legen (s. Abb.). Strg + C drücken.

  3. Spur 3 aktivieren und Strg + V drücken. Damit sind die O-Töne alle in der Spur 3 gedoppelt. Jetzt Spur 3 auf "Solo" schalten und alle O-Töne herauslöschen, die man für den Beitrag nicht braucht.

Dann zur Reihenfolge. Im folgenden Beispiel stehen die O-Töne 3, 2 und 1 auf Spur „Audio 2“ in umgekehrter Reihenfolge, wie man sie später braucht.

Ardour bietet in der Handhabung mehrere Möglichkeiten, um mehrere Regionen en bloc zu markieren, die man im Anschluss verschieben oder in anderer Weise bearbeiten möchte. Am leichtesten zu handhaben ist das in anderen DAWs auch Objekt-Lasso genannte Verfahren: Man bewegt im Smart-/Greifmodus den Mauszeiger in die untere Hälfte der Spur links vor die zu markierenden Regionen. Nun drückt man die linke Maustaste und bewegt die Maus dann bis hinter das Ende der letzten zu markierenden Region. Dabei zieht man ein Markierungs-Rechteck über die Regionen. Maustaste loslassen: alle soeben mit der Maus berührten Regionen sind markiert.

In unserem Beispiel sind jetzt also alle Regionen markiert, aus denen der O-Ton 1 besteht. Nun legt man den Mauszeiger wieder in der untere Hälfte der Spur auf eine der markierten Regionen, drückt linke Maustaste und zieht die markierten Regionen an den gewünschten Ort. In ähnlicher Weise rangiert man die restlichen O-Töne, bis deren Reihenfolge stimmt.

Im Interesse der Übersichtlichkeit: Die nicht mehr benötigte Spur 2 mit der „Gesamtauswahl“ aller O-Töne kann man jetzt, ähnlich wie vorher Spur 1, nach unten verschieben, stummschalten oder (um Rechenleistung zu sparen) deaktivieren – oder löschen.

Falls O-Töne gekürzt werden müssen, ist jetzt der Zeitpunkt dafür: Die Handhabung vollzieht sich wie oben beim ersten Schnitt.

Aufnahme und Schneiden der Autorentexte

Meistens gehören zu einem Podcast oder ähnlichen Projekt auch eigene Texte. Die kann man jetzt aufnehmen: am besten auf einer separaten Mono-Spur. Saubergeschnitten wird die Aufnahme nach derselben Methode wie die O-Töne. Zuletzt hat man also zweierlei: auf einer Spur die saubergeschnittenen O-Töne, auf der anderen Spur die saubergeschnittenen einzelnen Autorentexte.

Hinweis:

Ardour lässt einem die Wahl, mit welcher Wortbreite - also 16, 24 oder 32 Bit - man eine Aufnahme machen möchte. Die Auswahl trifft man ab Ardour 3 im Menü "Projekt → Projekteinstellungen → Medien". 16 Bit entsprechen der klassischen CD; 24 Bit bieten demgegenüber einige Vorteile beim Klang und besonders beim Störabstand. 32 Bit sind wohl nur sinnvoll, wenn man eine Audiokarte nutzt, die dafür gleichfalls geeignet ist. Im Hinterkopf behalten sollte man, daß eine 32-Bit-Aufzeichnung doppelt soviel Speicherplatz verbraucht wie eine ebensolange Aufnahme mit 16 Bit.

Anordnen von Autorentexten und O-Tönen

Das alles bringt man jetzt in die gewünschte Reihenfolge Text/O-Ton/Text/O-Ton etc. (siehe Abb.). Markieren und Verschieben laufen nach demselben Verfahren wie vorhin das Sortieren der O-Töne. Wichtig: Übergänge zwischen Texten und O-Tönen abhören, damit dort klanglich alles stimmt.

05_Text_und_OT_angeordnet.png
Texte und O-Töne auf zwei Spuren fertig angeordnet

Hinweis:

An sich ließen sich Texte und O-Töne auch auf einer Spur zusammensetzen, aber mit getrennten Spuren für O-Töne und Texte ist es übersichtlicher. Sobald man O-Töne am Ende (wegen Hintergrundgeräuschen) leicht blenden muss, braucht man ohnehin zwei Spuren. Denn man muss die Texte auf die ausgeblendeten Hintergrundgeräusche legen.

Angleichen der Lautstärke

Die Lautstärke der einzelnen Autorentexte und der O-Töne sollte nicht in störendem Maße voneinander abweichen (aus dem einfachen Grunde, dass der Hörer sonst permanent am Lautstärkeregler zugange ist). Im allgemeinen ist es das einfachste, sich mit der Gesamtlautstärke nach der des Autorentextes zu richten, denn der dürfte im allgemeinen gleichmäßig laut gesprochen sein. Sofern die Autorentexte keine starken Lautstärke-“Ausreißer“ enthalten, braucht man also nur die O-Töne anzugleichen.

Bei diesem Lautstärkeabgleich sollte vor allem das kritische Ohr entscheiden. Es kommt darauf an, dass beim Hören keine störenden Lautstärkeunterschiede oder gar -sprünge auffallen. Allein auf das Ablesen konventioneller Aussteuerungsanzeigen sollte man sich nicht verlassen. Sehr nützlich ist hier das EBUmeter, das sich nach Vorgaben der Europäischen Rundfunkunion (EBU) richtet und keine Lautstärkespitzen darstellt, sondern integrierend die allgemeine Lautheit 🇬🇧 misst. Dabei kann man unterschiedliche Messbereiche und Integrationszeiten einstellen. Das EBUmeter ist in den Ubuntu-Paketquellen enthalten.

Lautstärkeabgleich gesamter Regionen

Pegelkorrektur_einer_Region_mit_Menübefehl.jpg
Pegelkorrektur einer Region.

Den Pegel einer oder mehrerer Regionen ändern kann man, indem man die betreffenden Regionen im Smart-/Greifmodus per linke Maustaste in der unteren Hälfte der Spur auswählt. Möchte man mehrere Regionen auf einmal bearbeiten, setzt man entweder das Objekt-Lasso ein oder markiert die Regionen bei gedrückter Taste Strg . Dann den Pegel per Menü “Region → Lautstärke → Lautstärke erhöhen“ bzw. “reduzieren“ korrigieren (s. Abb.).

Im rechts abgebildeten “Region“-Menü sieht man auch die Tasten, mit denen das noch schneller geht: Alt + 7 für niedrigere und Alt + 6 für höhere Lautstärke.

Stärkere Pegelanhebungen lassen sich auf die beschriebene Weise allerdings nicht vornehmen; dazu klickt man rechte Maustaste auf die Region und ruft "Eigenschaften..." auf. Dort findet sich das Feld "Regionen-Lautstärke" mit der Maßeinheit dB. Dort gibt man den gewünschten numerischen Wert ein und drückt "Schließen". An der Lautstärkekurve kann man den geänderten Pegel erkennen.

Absenken störender Lautstärkespitzen

Es kann durchaus vorkommen, dass die Lautstärke einer Region in ihrer Gesamtheit stimmig ist, dass aber eine einzelne Silbe besonders laut heraussticht. Diese Silbe sollte man in der Lautstärke absenken. Abermals ist das Ohr der wichtigste Maßstab. Parallel kann man sich hier auch an der Lautstärke-Hüllkurve orientieren. Sollte eine Lautstärkespitze die 0-dB-Grenze überschreiten, muss man sie in jedem Falle absenken, damit es keine Verzerrungen gibt.

Diese kurzzeitige Pegelabsenkung vollzieht man manuell: Zunächst die betreffende Spur aktivieren und auf "Solo" schalten. Dann im Spurfenster das Feld “a“ für das Menü “Automationen → Fader“ drücken. Ein kleines Zusatzfenster öffnet sich unterhalb. Dort steht rechts in Feld "Wiedergabe": auf dieses Feld mit linke Maustaste klicken. Es klappt ein Menü auf, in dem man von "Wiedergabe" auf "Manuell" umschaltet.

Rechts von diesem Fenster liegt nun der Inhalt der Spur als Lautstärke-Hüllkurve in einer farblich abgeänderten Form. Die Höhe dieser (Zusatz-)Spurdarstellung kann man verändern: Bei Ardour 3, 4 und 5 zieht man mit linke Maustaste die Spur in die gewünschte Höhe.

Für die eigentliche Pegelbearbeitung bieten sich zwei Varianten an.

  • Entweder "isoliert" man die Lautstärkespitze, indem man vor und hinter ihr jeweils wie oben beschrieben mit S einen Schnitt setzt und die Lautstärke so in eine eigene Region packt. Die Lautstärke dieser Region senkt man dann ab mit Alt + 7 .

  • Oder man schaltet über einen Taster oben links unterhalb der Laufwerkstasten in den "Zeichenmodus". Bewegt man den Mauszeiger ins Editorfeld, verwandelt er sich in einen kleinen Stift, mit dem man nun linke Maustaste Lautstärkepunkte einfügen und verschieben kann; alternativ lassen sich die Bereiche zwischen zwei Lautstärkepunkten im Pegel durchgängig anheben oder absenken. Ähnliche Möglichkeiten eröffnet auch der "Interne Bearbeitungsmodus", den man gleichfalls über einen der Taster oben links aktiviert.

Sind alle Lautstärkekorrekturen getätigt, zieht man nur noch oben in der Zeile Positionsmarker mit linke Maustaste die gelbe Markierung End genau auf den Schluss der letzten Region des Podcasts. Nun ist ein reiner Wort-Podcast aus Text und O-Tönen fertig zum Export.

Einarbeiten von Musik

Import und grobe Plazierung der Musik

Zusätzliche Arbeit steht jetzt nur noch an bei Podcasts mit Musik und/oder Geräuschen. Die sollten schließlich nicht abrupt zwischen die Wortabschnitte gesetzt werden, sondern da braucht es geschmackvolle Blenden.

08_Musik_sortiert.png
Vorsortierte Musik und Texte auf drei Spuren

In diesem Beispiel soll Musik in das Projekt eingebaut werden. Die einzelnen Dateien mit der Musik importiert man per Strg + I oder “Projekt → Importieren“ in Ardour. Es empfiehlt sich, die einzelnen Musiktitel auf eine oder mehrere eigene Spuren zu legen, um mehr Freiraum zum Rangieren und Blenden zu haben.

Im Beispiel rechts liegen also z.B. auf Spur 3 die Autorentexte; für die Musik sind hier zwei Spuren reserviert: auf der Spur 1 liegen Musik 1 und 3, auf Spur 2 liegen Musik 2 und 4.

Plazierung der Musik im Detail

Jetzt hört man sich die erste Musik an und sucht die Stelle, an denen es sich gut anhört, das „Wort“ - also die Kombination aus Text und O-Tönen – darauf zu legen. Sämtliche Regionen eines Wort-Abschnitts markiert man und zieht sie en bloc (ohne also die Stellung der einzelnen Textteile zueinander zu verändern) mit linke Maustaste und Mausziehen (exakt) an die betreffende Stelle.

Dann die zweite Musik anhören: An welcher Stelle blendet man sie am besten ein? Die Musik so plazieren, dass sie zeitlich schon genau im richtigen Verhältnis zum Ende des vorhergehenden Wortteils steht.

Nun die Musik 2 weiter hören: Wo legt man den nächsten Wortteil darauf? Die Wort-Regionen markieren und wieder an die passende Stelle ziehen (s. Abb.). Analog weiter mit Musik 3, 4 usw.

Nach Abschluss dieser Platzierungen liegt also der Zeitablauf des Podcasts schon einmal fest. Womit auch der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, die Gesamtlänge zu kontrollieren – um evtl. noch etwas am Ablauf zu korrigieren, Teile herauszunehmen oder auch Musik-Längen zu verändern. Nachdem das geschehen ist, die Gesamtlänge also feststeht, zieht man oben in der Zeile Positionsmarker die gelbe Markierung End exakt auf das Ende des Podcasts.

Lautstärke-Justagen an der Musik

Jetzt ist wieder das Ohr gefragt (und nicht nur der Blick auf die Pegelanzeige, allenfalls das EBUmeter kann man zur Hilfe nehmen): Dem Höreindruck nach darf die Musik im Verhältnis zum Wort weder zu laut noch zu leise sein. Die Pegelangleichung für jedes einzelne Stück läuft in der Handhabung ab wie vorhin bei den O-Tönen. In diesem Schritt geht es wohlgemerkt nur um die Lautstärke der zwischen den Wort-Abschnitten „frei stehenden“ Musik.

Musik_unter_den_Text_geblendet_mit_Automation.jpg
Geblendete Musik mit Lautstärkekurve (oben) zwischen zwei Wortpassagen (unten)

Ein- und Ausblenden der Musik

Erst jetzt macht man sich an Mischen von Musik und Text. Musikspur 2 stummschalten, Musikspur 1 anklicken und im Spur-Fenster links wieder auf das Feld “a“ für das Menü “Automationen → Fader“ drücken. Im Zusatzfenster unterhalb auf "Wiedergabe" klicken. Es klappt das Menü auf, in dem man von "Wiedergabe" auf "Schreiben" umschaltet.

Nun setzt man den Positionszeiger ein paar Sekunden vor die Stelle, an der die Musik unter den Text geblendet werden soll. Den Mauszeiger links auf den Pegelregler im Mixer-Panel links (oder im Mixer-Fenster) legen.

Dann mit einem Druck auf die Taste          die Wiedergabe starten. Wenn man jetzt an die „Blend-Stelle“ kommt, senkt man – nach Gehör natürlich – mit linke Maustaste im Mixer-Panel den Pegel der Musik ab. Die Musik nun nach Gusto noch etwas unter dem Text liegenlassen und früher oder später ganz weg blenden.

Wenn die Musik weggeblendet ist, mit          die Wiedergabe stoppen. Im Lautstärkekurven-Feld unterhalb der Hüllkurve erscheint die gerade gezogene Blende als Lautstärkekurve (s. Abb.). Der Positionszeiger springt im Modus "Auto Return" zurück an die Start-Stelle vor die Blende. Gleichzeitig springt der Automationsmodus automatisch von "Schreiben" auf "Ändern".

Dann die Blende probehören. Klingt sie noch nicht zufriedenstellend, die Wiedergabe erneut starten und im Modus "Ändern" die Blende korrigieren. Schöne Blenden brauchen anfangs durchaus etwas Übung.

Hinweis:

In früheren Zeiten konnten ältere Rechner mit dem Modus "Ändern" überfordert sein - entweder stürzte Ardour dann ab, oder die Automationslinie zeigte nach der Aufzeichnung starke Ausschläge nach oben und unten. Sollte man das am eigenen Rechner noch feststellen, muß man die Blende im Modus "Schreiben" komplett neu ziehen.

Das Einblenden der Musik 2 läuft auf umgekehrtem Wege: hier muss man den Positionszeiger schon dorthin setzen, wo Musik 2 noch nicht zu hören ist. Den Pegelregler der Spur 2 ganz nach unten ziehen. Dann Wiedergabe starten und mit dem Pegelregler die Musik an passender Stelle unter das Wort legen. Die Musik nach Wortende hochziehen, mit Beginn des nächsten Wortabschnitts wieder herunterblenden und schließlich ganz wegblenden.

Besonders komfortabel gestaltet sich das Blenden in der Kombination mit externen MIDI-Steuerungspulten (sog. MIDI-Controllern). Wie man das bewerkstelligt, erklärt der Ardour-Artikel des UU-Wiki.

Einarbeiten von Geräuschen

Mit dem Blenden von Geräuschen läuft es in der Handhabung wie mit der Musik.

Gesamtbeitrag_mit_Wort-_und_Musikspuren.jpg
Fertiger Beitrag mit zwei Musikspuren (oben; einschließlich Blenden) und zwei Wortspuren (unten)

Einbau von Plugin-Effekten in ein Projekt

Ardour bietet eine große Anzahl Effekte, die als Plugins zumeist über das Mischpultfenster oder den links im Editor eingeblendeten Kanalzug einer Spur oder eines Busses eingebunden werden können. Details dazu finden sich im Ardour-Grundlagenartikel. Dabei ist es auch möglich, Effektparameter zu automatisieren und zeitliche Änderungen aufzuzeichnen, wie oben im Falle der Lautstärkeautomation beschrieben.

Export der fertigen Gesamtdatei

Nun zeigt der Bildschirm also eine Abfolge von Autorentexten und O-Tönen oder auch wie hier ein Geflecht aus handgeblendeten Musiktiteln, Geräuschen und Wortbestandteilen.

Das Ergebnis muss man jetzt nur noch aus Ardour exportieren – falls noch Spuren mit Roh-Aufnahmen des Interviews o.ä. im Projekt sind, dann sollte man sich überzeugen, dass diese stumm geschaltet oder deaktiviert sind, damit sie nicht mit exportiert werden.

Zum Export dient der Befehl “Projekt → Exportieren → Exportiere Audio-Datei(en)“. Ein Fenster erscheint, in dem man die Details bestimmen kann. Am wichtigsten sind:

  • Dateiformat (im allgemeinen empfiehlt sich ein unkomprimiertes Format wie WAV)

  • Mono oder Stereo

  • Wortbreite (16 Bit entsprechen CD-Qualität und dürften für Podcast- und Radiozwecke im allgemeinen ausreichen; möchte man exportierte Dateien im Studio weiterverarbeiten, dürften 24 Bit sinnvoll sein)

Rechts im Fenster sollte man drauf achten, dass bei Stereo-Audios beide Kanäle der Master-Spur aktiviert sind. Bei sehr langen Mono-Audios und knappem Speicherplatz kann es sinnvoll sein, nur einen Kanal ins WAV-Format zu exportieren, um Platz auf dem Datenträger (oder auch Datenvolumen beim Transfer) zu sparen. Allerdings sollte man sich vor dem Dateitransfer vergewissern, dass das Monosignal dann im Audiosystem des Empfängers auf beiden Kanälen zu hören ist.

Mitunter kann es sich lohnen, beim Export mit Dithering zu arbeiten, um evtl. digitale Unsauberkeiten im Klang zu vermeiden. Dreieckiges Dithering liefert erfahrungsgemäß gute Ergebnisse.

Die exportierte WAV speichert Ardour standardmäßig in einen Extraordner /export - wie oben im Fenster zu sehen. Bei Bedarf kann man sie hier noch vor dem Export oder später im Dateimanager anders benennen.

Beim Exportieren arbeitet Ardour recht zügig – fertig ist die podcast- oder sendefähige WAV-Datei.

Vorbereitung für den Dateitransfer

Für den Online-Transfer zum Empfänger kann es nötig sein, die WAV-Datei noch in das MP3-Format umzuformen (Ardour kann MP3-Dateien aus rechtlichen Gründen nicht direkt exportieren.) Sehr gut geeignet auch hierfür ist der Soundconverter. Dabei sollte man mit der Bit-Frequenz im Interesse des guten Klangs großzügig umgehen: mindestens 224 kBit/sek sollten es sein, noch besser sind 256 oder 320 kBit/sek. Mitunter gibt es darüber hinaus seitens der Datei-Empfänger die ausdrückliche Aufforderung, statt der variablen Bit-Tiefe (wie sie z.B. bei kommerziell herunterzuladenen MP3-Dateien verbreitet ist) auf eine feste zu schalten.

Zur Frage der Ardour-Tonqualität

Bei einem Probehören einer aus Ardour exportierten WAV und der durch Soundconverter erzeugten MP3 durch zwei ARD-Toningenieure in ihrem Studio gab es keine Beanstandungen. Ardour dürfte also hinsichtlich seiner Klangqualität auch für die professionelle Studioarbeit ohne Einschränkung tauglich sein.

Intern

Extern

Diese Revision wurde am 20. Oktober 2022 12:37 von mk1967 erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Multimedia, Tonstudio, Audio