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Grundlagen der Paketerstellung

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Dieser Artikel vermittelt das Grundlagenwissen, welches für die Erstellung von Debian-Paketen notwendig ist. Mit dem Erstellen eigener Debian-Quellpakete ist es über den Launchpad-Service möglich, selbsterstellte Pakete öffentlich anzubieten. Aber auch das lokale Erstellen von Paketen für noch nicht paketierte Software ermöglicht eine reibungslose Integration in die Ubuntu-Installation.

Der Artikel beschreibt am Beispiel des Programms GNU hello, welches das klassische "Hello World"-Programm darstellt, eine einfache Paketerstellung. Diese wird mit Hilfe der debhelper-Skripte durchgeführt.

Hinweis:

Dieser Artikel geht davon aus, dass das entsprechende Programm zum ersten Mal paketiert wird. Wurde das Programm bereits paketiert, müssen die Dateien im Debian-Ordner nicht neu erstellt, sondern nur ggf. an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Ist dort alles korrekt, kann z.B. direkt mit der Erstellung eines Quellpaketes fortgefahren werden.

Vorbereitung

Um alle wichtigen Programme zum Paketbau herunterzuladen, kann einfach das Paket packaging-dev zzgl. debmake oder dh_make installiert [1] werden.

Für diese Einführung werden folgende Pakete benötigt (quilt nur für das manuelle Patchen):

  • build-essential

  • debhelper

  • debmake (universe)

  • quilt (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install build-essential debhelper debmake quilt 

quilt einrichten

quilt – nur für das manuelle Patchen benötigt – legt den Ordner patches nicht unter debian/patches an, sondern direkt im Quellcode-Verzeichnis. Da dies aber bei der Verwendung von dpkg-buildpackage (siehe unten) zusätzliche Konfigurationen nach sich ziehen würde, wird stattdessen, falls nicht schon vorhanden, ein Alias-Befehl mit zusätzlichen Optionen 🇩🇪 angelegt, der den Standard-Pfad wieder korrekt setzt. Da die Abwandlung vielleicht nicht dauerhaft das Verhalten von quilt beeinflussen soll, wird der Alias dquilt gewählt. Dazu wird die Datei ~/.bash_aliases mit einem Editor ggf. angelegt, editiert und darin folgendes hinzugefügt:

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alias dquilt="quilt --quiltrc=${HOME}/.quiltrc-dpkg"
. /usr/share/bash-completion/completions/quilt
complete -F _quilt_completion $_quilt_complete_opt dquilt

Die Befehlsfolge – die alternativ auch im Terminal eingegeben werden kann (sonst muss sie mit source ~/.bash_aliases im aktuellen Terminal einmalig aktiviert werden) – legt fest, dass dquilt die Konfiguration aus ~/.quiltrc-dpkg verwendet, welche nun ebenfalls mit einem Editor angelegt und mit folgendem Inhalt gefüllt werden muss:

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d=.
while [ ! -d $d/debian -a `readlink -e $d` != / ];  do d=$d/..; done
if [ -d $d/debian ] && [ -z $QUILT_PATCHES ]; then
    # if in Debian packaging tree with unset $QUILT_PATCHES
    QUILT_PATCHES="debian/patches"
    QUILT_PATCH_OPTS="--reject-format=unified"
    QUILT_DIFF_ARGS="-p ab --no-timestamps --no-index --color=auto"
    QUILT_REFRESH_ARGS="-p ab --no-timestamps --no-index"
    QUILT_COLORS="diff_hdr=1;32:diff_add=1;34:diff_rem=1;31:diff_hunk=1;33:"
    QUILT_COLORS="${QUILT_COLORS}diff_ctx=35:diff_cctx=33"
    mkdir -p $d/debian/patches
fi

Nun wird, sofern der Ordner debian existiert, der Ordner patches darin angelegt.

Herstellen einer Arbeitsumgebung

Bevor der eigentliche Bau eines DEBIAN-Pakets beginnt, sollte zuerst eine Arbeitsumgebung eingerichtet werden. Die Arbeitsumgebung stellt in diesem Fall ein leeres Verzeichnis dar, welches ausschließlich zum Bauen dieses einen Debian-Paketes genutzt wird. Dazu wird ein Ordner erstellt, der wie das zu erstellende Programmpaket bezeichnet wird. Anschließend wird in dessen Verzeichnis gewechselt:

mkdir gnu-hello
cd gnu-hello 

Für den Paketbau muss der Quellcode als "Tarball" vorliegen und zusätzlich in das dazu passend benannte Quellverzeichnis entpackt werden. Für das Beispiel GNU hello wird deshalb das Quellarchiv des originalen Programms heruntergeladen und entpackt:

wget http://ftp.gnu.org/gnu/hello/hello-2.7.tar.gz
tar -xvzf hello-2.7.tar.gz 

Nun sollte das Programm zunächst getestet werden, um mögliche Probleme zu identifizieren. Da ein Makefile.am existiert, nutzt das Programm make als Build-System [5]. Hierbei zeigt sich, dass die eingebauten Tests (make check) nicht funktionieren, was den Paketbau verhindert. Darauf wird weiter unten eingegangen.

Erstellen der Debian-Dateien

Die Debian-Dateien, welche zum Paketieren nötig sind, werden nun mit einem Hilfsprogramm erstellt. Der alte Leitfaden nutzt dazu dh_make (dh_make), in der überholten Version wird das in Python geschriebene debmake empfohlen, das auch in diesem Artikel zum Einsatz kommt. Mehr zu dh_make lässt sich im alten Leitfaden für neue Debian-Betreuer 🇩🇪 🇬🇧 bzw. der Manpage nachlesen.

Um sich die Arbeit des Eingebens von E-Mail-Adresse und Maintainername zu sparen, werden diese als lokale Umgebungsvariablen deklariert:

export DEBFULLNAME="VORNAME NACHNAME"
export DEBEMAIL="EMAIL@ADRESSE" 

Diese Angaben können z.B. in der Datei ~/.profile dauerhaft gespeichert werden.

Es wird nun in das Verzeichnis des entpackten Quellarchivs, also des Quellcodes, gewechselt:

cd hello-2.7/ 

Dort werden nun mit debmake die Vorlagedateien angelegt.

debmake -x1 

Die mit der Option -x übergebene Zahl bestimmt, wie viele Vorlagen-Dateien erstellt werden. Empfohlen ist mindestens 3; der Einfachheit halber und weil es sich hierbei um ein einzelnes Binärpaket handelt, wird 1 gewählt. debmake erkennt das automatisch und wählt daher als Pakettyp bin, also ELF-Binärprogramm.

Hinweis:

Hier können noch mehr Optionen, wie z.B. Email-Adresse, Lizenz oder Art des Paketes übergeben werden. Siehe dazu die Manpage von debmake.

Nun werden die Steuerungsdateivorlagen unter debian/ erstellt und das Quellarchiv an die für das Quellformat nötige Stelle ../hello_2.7.orig.tar.gz kopiert.

Bearbeiten der Debian-Dateien

Die Steuerungsdateien liegen nun unter gnu-hello/hello-2.7/debian. In diesen Ordner wird gewechselt:

cd debian/ 

Dort befinden sich einige Dateien und Ordner:

debian/
├── changelog
├── control
├── copyright
├── patches
│   └── series
├── README.Debian
├── rules
├── salsa-ci.yml
├── source
│   ├── format
│   ├── local-options
│   ├── options
│   └── patch-header
├── tests
│   └── control
├── upstream
│   └── metadata
└── watch

Die Dateien werden in zwei Klassen unterteilt: Optionale Dateien, die nur unter bestimmten Umständen nötig sind, sie besitzen die Endung .ex. Die übrigen Dateien sind i.d.R. zwingend erforderlich, um ein Quellpaket erstellen zu können, oder gebräuchlich. Hier wurden nur die wichtigsten Dateien angelegt, mehr Vorlagen erhält man bei der Wahl der Zahlen 2-4 für die debmake-Option -x.

Bei den meisten Programmen wird ein Großteil der optionalen Dateien nicht benötigt. Eine kurze Übersicht erfolgt unter Weitere (optionale) Konfigurationsdateien. Eine ausführlichere Erklärung und Hinweise zur Benutzung finden sich unter Kapitel 5. Andere Dateien im Verzeichnis debian 🇩🇪 🇬🇧 des Debian-Leitfadens für neue Paketbetreuer 🇩🇪 🇬🇧 oder auf der entsprechenden Manpage der debhelper-Skripte.

Hinweis:

Es ist auch hilfreich, sich ein Programm anzuschauen, das diese Dateien verwendet, bevor man selbst ein solches Programm paketieren möchte. Unter anderem kann man mit ihnen Shell-Skripte ausführen, entweder vor oder nach der Installation oder nach dem Deinstallieren eines Debian-Paketes. Man kann einen Cronjob bei der Installation eines Paketes erstellen oder einen Menüeintrag im Anwendungsmenü.

Für dieses Beispiel werden alle nicht benötigten Dateien gelöscht:

rm -r README.Debian tests salsa-ci.yml upstream watch 

Danach sollten noch diese Dateien und Ordner übrig bleiben:

changelog  control  copyright  patches	rules  source

Die wichtigen Dateien, die mit einem Texteditor [3] generell angepasst werden müssen, sind: changelog, control, copyright, rules, source/format und ehemals compat, wobei meist die Standardvorgabe von source/format ausreicht. Des Weiteren ist bei vielen Programmen das Makefile im Quellcode ebenfalls ausreichend, sodass das Debian-Makefile in der Datei rules nicht weiter angepasst werden muss.

Eine umfangreiche Erklärung zu diesen Dateien findet sich in Kapitel 6. Basics for packaging 🇩🇪 🇬🇧 im Leitfaden für Debian-Betreuer 🇩🇪 🇬🇧.

changelog

In dieser Datei werden Veränderungen zwischen den einzelnen Paketversionen (changes) dokumentiert.

Die changelog-Datei ist in der folgenden Form:

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hello (2.7-1) UNRELEASED; urgency=low

  * Initial release. Closes: #nnnn
    <nnnn is the bug number of your ITP>

 -- VORNAME NACHNAME <EMAIL@ADRESSE>  DATUM UHRZEIT +/-UTC-DIFFERENZ

In der erste Zeile steht am Anfang das Programm und die Version.

Hinweis:

Soll eine gepatchte Version eines Paketes, das schon in den Ubuntu-Paketquellen vorhanden ist, erstellt werden, so ist es empfehlenswert, nur eine geringfügig höhere Versionsnummer zu verwenden, damit im Fall einer Sicherheitslücke auf das Paket aus den Ubuntu-Paketquellen aktualisiert wird. Die dazugepatchten Funktionen fehlen anschließend, aber es ist keine bekannte Sicherheitslücke mehr vorhanden.

Besitzt beispielsweise das Ubuntu-Paket die Version 2.2.1-1ubuntu4.2, wäre ein Heraufsetzen auf 2.2.1-1ubuntu4.2+patched1 sinnvoll. Das nächste Ubuntu-Paket hätte dann entweder 2.2.2-… oder 2.2.1-1ubuntu4.3 als Versionsnummer. Beide sind höher als die des lokal gepatchten Pakets, es wird also das Ubuntu-Paket beim Erscheinen einer neuen Version installiert werden. Anschließend muss dieses neue Paket bei Bedarf wieder gepatcht werden. Mehr zum Thema Versionsnummern findet man im Artikel Versionsnummern von Ubuntu-Paketen.

  • Für das Beispiel wird nun die Version des Paketes von 2.7-1 zu 1:2.7-1~0ubuntu1 geändert. Die Epoch-Nummer wird gesetzt, da das Paket hello bereits in den Ubuntuquellen vorhanden ist und je nach Ubuntuversion schon in neuerer Version vorliegt, das selbsterstellte Paket aber installiert bleiben soll.

  • Als nächstes steht in der ersten Zeile das Wort UNRELEASED. Dies kann man mit dem Codenamen der Ubuntu-Version ersetzt werden, für die das Paket erstellt werden soll.

  • urgency=WICHTIGKEIT gibt mit dem Wert WICHTIGKEIT an, wie groß die Veränderungen sind, die vorgenommen wurden. Normalerweise muss der Standardwert low nicht angepasst werden. Folgende Werte sind möglich: low, medium, high, emergency, critical

  • In der nächsten Zeile werden die Änderungen beschrieben, also was am Paket im Vergleich zu vorherigen Paketen verändert wurde. Dies umfasst auch die Nummer des angefertigten ITP (Intent To Package) Fehlerberichtes.

  • In der letzten Zeile muss der Name und die Email-Adresse des Paketbetreuers eingetragen werden, bzw. wurde durch entsprechend übergebene Parameter an dh_make schon eingetragen.

Grundsätzliche sollte diese Datei mit dem Befehl dch berabeitet werden:

dch --edit
# Steuerungsdateien anpassen
dch --release 

Für jede neue Version kann dch auch mit den Optionen --append bzw. --increment aufgerufen werden. Mehr dazu in der Manpage von dch.

Ein Beispiel kann also wie folgt aussehen:

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hello (1:2.7-1~0ubuntu1) noble; urgency=low

  * Initial packaging.

 -- VORNAME NACHNAME <EMAIL@ADRESSE>  DATUM UHRZEIT +/-UTC-DIFFERENZ

Leerzeichen und Leerzeilen sind entsprechend dem Beispiel zu setzen.

Hinweis:

Es ist darauf zu achten, dass sich zwischen Email-Adresse und Datum exakt 2 Leerzeichen befinden.

Die Email-Adresse wird von den Zeichen "<" und ">" eingerahmt.

control

Die control-Datei stellt bei einem fertigen Debianpaket die Kontrollinformationen bereit und wurde in diesem Beispiel mit folgendem Vorlageninhalt erstellt:

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Source: hello
Section: unknown
Priority: optional
Maintainer: VORNAME NACHNAME <EMAIL@ADRESSE>
Build-Depends: debhelper-compat (= 13), dh-autoreconf
Standards-Version: 4.6.1
Homepage: <insert the upstream URL, if relevant>
Rules-Requires-Root: no
#Vcs-Git: https://salsa.debian.org/debian/hello.git
#Vcs-Browser: https://salsa.debian.org/debian/hello

Package: hello
Architecture: any
Multi-Arch: foreign
Depends: ${misc:Depends}, ${shlibs:Depends}
Description: auto-generated package by debmake
 This Debian binary package was auto-generated by the
 debmake(1) command provided by the debmake package.

Die wichtigsten Felder besitzen folgende Bedeutung. Alle weiteren lassen sich im Debian Policy Manual, "Debian source package template control files" 🇬🇧 nachlesen.

Zeile Bedeutung
Section Dies ist der Bereich, in dem das Paket in der Debian-Paketstruktur erscheint. Hier kann einer der folgenden Werte stehen: admin, cli-mono, comm, database, devel, debug, doc, editors, electronics, embedded, fonts, games, gnome, graphics, gnu-r, gnustep, hamradio, haskell, httpd, interpreters, java, kde, kernel, libs, libdevel, lisp, localization, mail, math, metapackages, misc, net, news, ocaml, oldlibs, otherosfs, perl, php, python, ruby, science, shells, sound, tex, text, utils, vcs, video, web, x11, xfce, zope

Hinweis:

Unter https://packages.ubuntu.com/noble/ 🇬🇧 kann am Beispiel der Ubuntuversion 24.04 verglichen werden, welche Pakete welchem Abschnitt zugeteilt sind.

Priority Hier kann bestimmt werden, ob auf das Paket verzichtet werden kann (optional) oder ob das Paket zwingend notwendig für das System ist. Für Priority können folgende Werte verwendet werden: required, important, standard, optional, extra.
Maintainer Diese Zeile enthält den Namen und die E-Mail-Adresse des Paketbetreuers; diese Angaben sind in der gezeigten Schreibweise anzugeben.
Build-Depends Hier werden sämtliche Pakete angegeben, die zum Kompilieren des Quellcodes nötig sind. Außerdem wird hierüber der Kompatibilitätsmodus für debhelper gewählt.
Rules-Requires-Root Ob der Bau des Paketes lt. rules Root-Rechte benötigt.
Architecture Gibt an, für welche Architekturen das Paket verwendet werden kann. Das Schlüsselwort any besagt, dass das Paket für alle Architekturen erstellt werden kann. Wird all angegeben, bedeutet dies, das sich ein und dasselbe Paket auf allen Architekturen verwenden lässt.
Depends Sind die Pakete, die zusätzlich installiert werden. Falls die Abhängigkeiten mit "ODER" angegeben werden sollen, kann ein senkrechter Strich | als Trenner zwischen den Paketnamen verwendet werdet.
Description Diese Zeile enthält in einer Zeile eine kurze Beschreibung des Pakets. Alle weiteren Zeilen müssen mit einem Leerzeichen beginnen, Absätze durch einen Punkt markiert sein und beschreiben das Paket ausführlich. Diese Texte sollten in englischer Sprache verfasst werden.

Weitere optionale Zeilen sind unter anderem:

Zeile Bedeutung
Conflicts Die hier angegebenen Pakete werden deinstalliert.
Replaces Pakete die ersetzt werden.
Recommends Pakete die empfohlen werden.
Suggests Pakete die nützlich sein können.

Hinweis:

In der kurzen Beschreibung sollte der Name des Pakets nicht erwähnt werden.

Für das Beispiel sieht eine vollständige control-Datei folgendermaßen aus:

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Source: hello
Section: misc
Priority: optional
Maintainer: VORNAME NACHNAME <EMAIL@ADRESSE>
Build-Depends: debhelper-compat (= 13), dh-autoreconf
Standards-Version: 4.6.1
Rules-Requires-Root: no

Package: hello
Architecture: any
Multi-Arch: foreign
Depends: ${misc:Depends}, ${shlibs:Depends}
Description: The classic greeting and a package build example
 The GNU hello program produces a familiar, friendly greeting.  It
 allows non-programmers to use a classic computer science tool which
 would otherwise be unavailable to them.
 .
 Seriously, though: this is an example of how to do a Debian package.
 It is the Debian version of the GNU Project's `hello world' program
 (which is itself an example for the GNU Project).

In die copyright-Datei gehören die Lizenzbestimmungen des Programms. Mit dem Debian Copyright Format 1.0 🇬🇧 (ehemals DEP 5) existiert ein Standard, der es erlaubt die Copyright-Informationen auch maschinell auszuwerten. Neue Pakete sollten diesen Standard verwenden.

Damit gebräuchliche Lizenzen, die in mehreren hundert installieten Paketen verwendet werden, nicht in jedem Paket enthalten sein müssen und somit aufsummiert sehr viel Speicherplatz für gleichen Inhalt verbrauchen würden, liegt in Debian-Systemen unter /usr/share/common-licenses/ eine Kopie dieser Lizenzen. Im Paket-Copyright reicht also meist ein einfacher Verweis auf dieses Verzeichnis aus.

Bei diesem Paket wurden die Lizenzen für die Quelldateien bereits erkannt und eingetragen. Es fehlt noch die Lizenzierung der Dateien unter debian/.

Nach Anpassung wird daraus der Inhalt folgender Form:

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Format: https://www.debian.org/doc/packaging-manuals/copyright-format/1.0/
Upstream-Name: hello
Upstream-Contact: ENTSPRECHENDER NAME
Source: http://ftp.gnu.org/gnu/hello/hello-2.7.tar.gz

Files: debian/*
Copyright: JAHR VORNAME NACHNAME <EMAIL@ADRESSE>
License: GPL-3+

...

rules

Die rules-Datei ist ein Makefile [5], in welchem alle Aufgaben zum Paketbau eingetragen sein müssen. Hier wird z.B. der eventuelle Kompiliervorgang gesteuert. Sie ist sozusagen das "Herzstück" eines Quellpaketes.

Mithilfe der debhelper-Skripte 🇬🇧 🇩🇪 ist die Erstellung meist ziemlich einfach, denn es reicht meist schon folgender Inhalt:

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#!/usr/bin/make -f
%:
	dh $@

Die durch debmake erstellte Vorlage hat den selben nicht auskommentierten Inhalt (inkl. autoreconf für Neubau der automatisch generierten Dateien des Bau-Systems, z.B. configure):

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#!/usr/bin/make -f
# You must remove unused comment lines for the released package.
#export DH_VERBOSE = 1
#export DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS = hardening=+all
#export DEB_CFLAGS_MAINT_APPEND  = -Wall -pedantic
#export DEB_LDFLAGS_MAINT_APPEND = -Wl,-O1

%:
	dh $@ --with autoreconf

#override_dh_install:
#	dh_install --list-missing -X.la -X.pyc -X.pyo

Dies bedeutet, dass alle debhelper-Skripte der Reihe nach ausgeführt werden. Ausgeschrieben, sieht das Makefile in grober Struktur und je nach Version und installierten Zusatzpaketen, sowie genutzten Optionen, folgendermaßen aus:

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#!/usr/bin/make -f

clean:
	dh_testdir
	dh_auto_clean
	dh_clean

build:
	dh_testdir
	dh_auto_configure
	dh_auto_build
	dh_auto_test

build-arch:
	dh_testdir -a
	dh_auto_configure -a
	dh_auto_build -a
	dh_auto_test -a

build-indep:
	dh_testdir -i
	dh_auto_configure -i
	dh_auto_build -i
	dh_auto_test -i

install: build
	dh_testroot
	dh_prep
	dh_installdirs
	dh_auto_install
	dh_install
	dh_installdocs
	dh_installchangelogs
	dh_installexamples
	dh_installman
	dh_installcatalogs
	dh_installcron
	dh_installdebconf
	dh_installemacsen
	dh_installifupdown
	dh_installinfo
	dh_installinit
	dh_installmenu
	dh_installmime
	dh_installmodules
	dh_installlogcheck
	dh_installlogrotate
	dh_installpam
	dh_installppp
	dh_installudev
	dh_installwm
	dh_installxfonts
	dh_installgsettings
	dh_bugfiles
	dh_ucf
	dh_lintian
	dh_gconf
	dh_icons
	dh_perl
	dh_usrlocal
	dh_link
	dh_compress
	dh_fixperms

install-arch: build-arch
	dh_testroot -a
	dh_prep -a
	dh_installdirs -a
	dh_auto_install -a
	dh_install -a
	dh_installdocs -a
	dh_installchangelogs -a
	dh_installexamples -a
	dh_installman -a
	dh_installcatalogs -a
	dh_installcron -a
	dh_installdebconf -a
	dh_installemacsen -a
	dh_installifupdown -a
	dh_installinfo -a
	dh_installinit -a
	dh_installmenu -a
	dh_installmime -a
	dh_installmodules -a
	dh_installlogcheck -a -a
	dh_installlogrotate -a
	dh_installpam -a
	dh_installppp -a
	dh_installudev -a
	dh_installwm -a
	dh_installxfonts -a
	dh_installgsettings -a
	dh_bugfiles -a
	dh_ucf -a
	dh_lintian -a
	dh_gconf -a
	dh_icons -a
	dh_perl -a
	dh_usrlocal -a
	dh_link -a
	dh_compress -a
	dh_fixperms -a

install-indep: build-indep
	dh_testroot -i
	dh_prep -i
	dh_installdirs -i
	dh_auto_install -i
	dh_install -i
	dh_installdocs -i
	dh_installchangelogs -i
	dh_installexamples -i
	dh_installman -i
	dh_installcatalogs -i
	dh_installcron -i
	dh_installdebconf -i
	dh_installemacsen -i
	dh_installifupdown -i
	dh_installinfo -i
	dh_installinit -i
	dh_installmenu -i
	dh_installmime -i
	dh_installmodules -i
	dh_installlogcheck -a -i
	dh_installlogrotate -i
	dh_installpam -i
	dh_installppp -i
	dh_installudev -i
	dh_installwm -i
	dh_installxfonts -i
	dh_installgsettings -i
	dh_bugfiles -i
	dh_ucf -i
	dh_lintian -i
	dh_gconf -i
	dh_icons -i
	dh_perl -i
	dh_usrlocal -i
	dh_link -i
	dh_compress -i
	dh_fixperms -i

binary: install
	dh_strip
	dh_makeshlibs
	dh_shlibdeps
	dh_installdeb
	dh_gencontrol
	dh_md5sums
	dh_builddeb

binary-arch: install-arch
	dh_strip -a
	dh_makeshlibs -a
	dh_shlibdeps -a
	dh_installdeb -a
	dh_gencontrol -a
	dh_md5sums -a
	dh_builddeb -a

binary-indep: install-indep
	dh_installdeb -i
	dh_gencontrol -i
	dh_md5sums -i
	dh_builddeb -i

.PHONY: binary binary-arch binary-indep install install-arch install-indep build build-arch build-indep clean

Die dh_auto_*-Skripte sollen hier kurz vorgestellt werden:

dh_auto_*
debhelper-Skript Befehl im Quellcode sofern Ziel und Makefile bzw. configure-Skript existieren
dh_auto_clean 
make distclean 
dh_auto_configure 
./configure --prefix=/usr --sysconfdir=/etc --localstatedir=/var 
dh_auto_build 
make 
dh_auto_test 
make test 
dh_auto_install 
make install DESTDIR=/PFAD/ZU/PAKET_VERSION/debian/PAKET 

Sollen einzelne debhelper-Skripte um einen Befehl erweitert werden, so kann die Schreibweise override_dh_* verwendet werden. Folgendes Beispiel zeigt eine solche Verwendung am Beispiel dh_auto_clean:

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#!/usr/bin/make -f
%:
	dh $@ --with-autoreconf

override_dh_auto_clean:
	dh_auto_clean
	rm -f junk

Hier wird zusätzlich zu dh_auto_clean noch mittels des Löschbefehls rm die Datei junk entfernt.

Hinweis:

Kompilieroptionen wie Compiler-Flags oder Makeoptionen können wie in einem Makefile [5] gesetzt werden. Eine ausführliche Dokumentation findet sich im GNU make manual 🇬🇧.

Experten-Info:

Lokale Buildflags können für alle lokalen Paketerstellungen in der Datei ~/.config/dpkg/buildflags.conf festgelegt werden, systemweite unter /etc/dpkg/buildflags.conf.

Da die Bau-Prozedur nicht von der standardmäßigen abweicht, die bereits durch die vorgefertigten Skripte ausgeführt wird, muss die rules-Datei nicht angepasst werden.

Eine detaillierte Erklärung findet man unter 4.4. rules 🇩🇪 🇬🇧 im alten Leitfaden 🇩🇪 🇬🇧.

Build-Systeme

Normalerweise kann debhelper aus den Dateinamen im Quellcode feststellen, welches Build-System verwendet werden muss. Manchmal ist das aber nicht möglich. Bei einem Qt-Projekt beispielsweise kann debhelper nicht unterscheiden, ob Qt4 oder Qt5 verwendet wird und wählt die neuere Qt-Version. Im Fall eines Qt4-Projektes muss man deshalb das Build-System explizit angeben:

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#!/usr/bin/make -f
%:
	dh $@ --buildsystem=qmake_qt4

Um herauszufinden, welche Build-Systeme unterstützt werden und welches von debhelper automatisch gewählt wird, kann man folgenden Befehl verwenden:

dh_auto_build -l 

source/format

In der Datei source/format wird das Quellformat für dpkg-source festgelegt. Je nach Version wird beim Entpacken und Anwenden der Patches bzw. beim Bauen unterschiedlich vorgegangen.

Die gebräuchlichen Formate sind zur Zeit "3.0 (quilt)" und "3.0 (native)", während "1.0" als veraltet gilt (aber trotzdem funktioniert). Die ungepatchte Quelle besteht beim nativen Quellformat aus einem einzigen Archiv, wozu im Gegensatz beim Format "3.0 (quilt)" mindestens noch ein weiteres Archiv vorhanden ist, welches den Debianordner beinhaltet. Soll nun das quilt-3.0-Format verwendet werden, lautet der Eintrag in die source/format:

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3.0 (quilt)

debmake erstellt automatisch das empfohlene quilt-3.0-Format, diese Datei muss am Beispiel GNU hello also nicht angepasst werden.

Weitere (optionale) Konfigurationsdateien

Auch die weiteren Dateien können beim Beispiel GNU hello ignoriert werden. Eine knappe Darstellung der optionalen Konfigurationsdateien findet sich unter Optionale Konfigurationsdateien. Empfehlenswert ist beispielsweise die Konfiguration des Werkzeugs uscan in watch, was den Aufwand für die Aktualisierung des Paketes auf eine neuere Version verringert.

Erstellung eines Menüeintrages

Wie ein Icon im GNOME-, KDE-, Xfce-Menü für die Anwendung im erstellten Debian-Paket erscheint, ist im Artikel: Grundlagen der Paketerstellung/Menüeintrag beschrieben.

Für das Beispiel GNU hello ist dies nicht unbedingt notwendig, da es sich hierbei um ein reines Kommandozeilenprogramm handelt.

Paketbau

Die Vorbereitung zur Paketierung für das Beispiel GNU hello ist nun abgeschlossen.

Hierzu nutzt man das Programm debuild 🇬🇧 🇩🇪, das ein Wrapper-Programm für das Perl-Skript dpkg-buildpackage ist und nach dem Paketbau standardmäßig lintian aufruft. Beim Bau eines Binärpakets wird immer ein Quellpaket 🇬🇧 erstellt, man muss jedoch nicht den Umweg darüber gehen. Dieses benötigt man auch, wenn man den Paketbau in einer chroot-Umgebung tätigen will. Der Befehl debuild hat folgende allgemeine Syntax:

debuild [debuild-Optionen] [dpkg-buildpackage-Optionen] [--lintian-opts lintian-Optionen] 

Überprüfen des Paketes

Die Metadaten des Binärpaketes (Dateiendung .changes, erst nach dem Bau des Binärpaketes verfügbar) sollten mit lintian überprüft werden. Dieses Programm dient dazu, bekannte Richtlinenverstöße und typische Rechtschreibfehler anzuzeigen. Damit kann das Paket vor seiner Veröffentlichung auf vermeidbare Fehler geprüft werden.

Folgender Befehl ruft lintian mit umfangreichsten Prüfungen auf:

lintian -EvI --pedantic --show-overrides --color=auto PAKET_VERSION.changes 

Sollen zusätzlich hilfreiche Informationen zu den bemängelten Fehlern angegeben werden, kann die Option -i genutzt werden. Die Optionen können auch in der systemweiten Konfigurationsdatei unter /etc/lintianrc, bzw. im Benutzerverzeichnis unter ~/.lintianrc gepspeichert werden. Im Folgenden wird lintian durch debuild aufgerufen.

Erstellung des Quellpaketes

Im Quellcodeverzeichnis wird folgender Befehl zum Bau des Quellpakets angewandt:

debuild -S -us -uc --lintian-opts <lintian-Optionen> 

Dabei wird automatisch (sofern installiert) fakeroot verwendet, um Rootrechte vorzutäuschen. Die Optionen -us und -uc überspringen die Schritte des (automatischen) Signierens [4] der Quellkontrolldatei (Endung .dsc) und der Debian-Steuerdatei zum Hochladen (Endung .changes). Ist man im Besitz eines GnuPG-Schlüssels [4], sollten diese beiden Optionen nicht genutzt werden, sodass eine Signierung erfolgt (Schlüssel-ID über --sign-keyid mitgeben).

Zum Quellpaket gehören nun folgende Dateien im übergeordneten Verzeichnis:

  • hello-2.7.tar.gz - der originale Paket-Tarball

  • hello_2.7.orig.tar.gz - Symlink zum Original-Paket

  • hello_2.7-1~0ubuntu1.debian.tar.xz - bei einem nicht-nativen Quellformat das Archiv mit den Debian-Änderungen

  • hello_2.7-1~0ubuntu1.dsc - Quellkontrolldatei, Metadaten des Quellpaketes

  • hello_2.7-1~0ubuntu1_source.changes - Debian-Steuerdatei zum Hochladen. Sie kann nun lokal mit pbuilder-dist für den Bauprozess von Binär-Debian-Paketen verwendet werden. Alternativ kann diese, sofern sie signiert wurde, zum Hochladen in ein Launchpad/PPA genutzt werden.

Die Datei hello_2.7-1~0ubuntu1_source.buildinfo enthält Informationen zur Bau-Umgebung und den erstellten Artefakten, hello_2.7-1~0ubuntu1_source.build ist die Log-Datei des Paketbaus.

Erstellung des Binärpaketes

Hinweis:

Soll das Paket nicht nur für die lokale Verwendung erstellt werden, empfiehlt sich die Paketerstellung mit pbuilder-dist.

Hinweis:

Spätestens beim Ausführen des folgenden Befehls werden wir feststellen, dass der Bau des vorliegenden alten GNU hello-Pakets fehlschlägt. Also müssen die Ursache gefunden und nötige Änderungen gemäß dem Kapitel Patchen eingebaut werden. Danach muss der gesamte Paketbau wiederholt werden.

Das geschieht durch folgenden Befehl:

debuild -us -uc --lintian-opts <lintian-Optionen> 

Die Optionen -us und -uc sind analog wie beim Quellpaket ggfs. zu entfernen. Falls die Bauabhängigkeiten nicht installiert sind, kann mit der Option -d der Bau dennoch ermöglicht werden.

Dabei werden folgende Schritte nach dem Säubern von ungewollten Umgebungsvariablen, sowie dem Überprüfen nach denen in der control-Datei festgeleten Abhängigkeiten zum Paketbau durchgeführt (ohne Signieren der Quellkontroll- und Steuerungsdatei mittels GnuPG):

debian/rules clean
cd .. && dpkg-source -b QUELLVERZEICHNIS/ && cd -
debian/rules build
fakeroot debian/rules binary
dpkg-genchanges >../PAKET_VERSION_ARCHITEKTUR.changes
cd .. && dpkg-source --after-build QUELLVERZEICHNIS/ && cd - 

Hinweis:

Bei größeren Paketen, bei denen ein Kompilieren einige Minuten in Anspruch nimmt, aber nur kleine Ausbesserungen in der Datei debian/rules vorgenommen werden, kann zu Testzwecken nur das Binärpaket erstellt, aber nicht das gesamte Programm kompiliert werden:

fakeroot debian/rules binary 

Experten-Info:

Mit der Umgebungsvariable "DEB_BUILD_OPTIONS" können Flags direkt dem Debian-Kompilierprozess übergeben werden. Grundsätzlich kann jeder Maintainer eigene Flags in der Makedatei debian/rules auslesen lassen, allerdings haben sich folgende vier durchgesetzt: nocheck, noopt, nostrip, parallel=n (siehe dazu in der Ubuntu-Policy unter 4.9.1 debian/rules and DEB_BUILD_OPTIONS 🇬🇧)

Besonderes Augenmerk gilt dem Flag "parallel=n". Sofern dieses unterstützt wird, kann es dazu genutzt werden, den Paketerstellungsvorgang zu parallelisieren, was den Vorgang in erster Linie bei kompilieraufwendigen Paketen sehr beschleunigt. Je nach Prozessor und Festplatte variiert die optimal zugewiesene Jobanzahl "n". Als Faustregel kann man hier die Rechnung "n=(Prozessorkerne-1)*2" nehmen, was bei einem 4-Kern-Prozessor einen Wert von (4-1)*2=6 ergibt. Dieser wird nach folgendem Muster als Umgebungsvariable gesetzt:

export DEB_BUILD_OPTIONS="parallel=6" 

Alternativ kann dies mit der Option -j direkt dem Programm dpkg-buildpackage übergeben werden:

dpkg-buildpackage -j6 

Angegebene, aber nicht unterstützte Build-Optionen werden ignoriert.

Es wurden folgende Dateien erstellt:

  • hello_2.7-1~0ubuntu1_amd64.deb - das Binärpaket

  • hello_2.7-1~0ubuntu1_amd64.changes - Metadaten des Binärpaketes

  • hello-dbgsym_2.7-1~0ubuntu1_amd64.deb - Debugging-Informationen

Das Paket kann nun direkt installiert oder über eine eigene Paketquelle zur Verfügung gestellt werden.

Möchte man die gesamte Debian-basierte Community an seinem Erfolg teilhaben lassen (in diesem Fall gibt es das Paket natürlich schon in den Quellen) lädt man das Paket in das Debian-Archiv hoch; die Vorgehensweise ist im Kapitel Arbeitsablauf des Paketierens 🇩🇪 🇬🇧 im offiziellen Leitfaden beschrieben.

Patchen

Falls der Bau des Paketes nicht funktioniert, das Programm gegen die Debian Policy 🇬🇧 verstößt oder Fehler bei der Benutzung des Programms auftreten, und die Entwickler diese Fehler nicht selbst beheben, muss ggf. eine Modifikation am Quellcode vorgenommen werden. Diese bezeichnet man als patch. Im Folgenden wird die Erstellung solcher Patches am Beispiel von GNU hello beschrieben.

... mittels vorhandener Patch-Dateien

Wenn schon Patch-Dateien vorhanden sind, können diese einfach in das Verzeichnis debian/patches kopiert werden. Für das Beispiel von GNU hello können diese hier im nötigen diff-Format heruntergeladen werden:

  • 01-no-usr-share-info-dir.patch ⮷ Vermeidet die Richtlinenverletzung, die durch das Anlegen der Datei /usr/share/info/dir.gz relativ zur Quellcodewurzel durch das Makefile doc/Makefile entstand.

  • 02-repair-tests.patch ⮷ Reparatur, damit auch die eingebauten Tests funktionieren.

In die Datei debian/patches/series muss dann noch folgendes eingetragen / "registriert" werden:

01-no-usr-share-info-dir.patch
02-repair-tests.patch

Wenn Header gemäß dem Standard "Patch Tagging Guidelines" (DEP 3) 🇬🇧 erforderlich sind, sollten diese noch in die Patch-Dateien eingefügt werden. Für ein Muster siehe unter 5. im folgenden Abschnitt.

... mittels quilt

Soll die Änderung im Source-Code manuell erfolgen, können die nötigen Patch-Dateien mit Hilfe des unter Vorbereitung angepassten Programms quilt erzeugt und registriert werden. Dies ist das gängige und empfohlene Verfahren.

Das Arbeitsverzeichnis sollte nun eine Ebene über dem debian/-Verzeichnis, also das Quellcodeverzeichnis selbst sein (der Prompt sieht dann in etwa so aus: .../gnu-hello/hello-2.7$).

1. Um quilt den Namen des neuen Patches mitzuteilen, wird folgender Befehl verwendet:

dquilt new 01-no-usr-share-info-dir 

2. Anschließend wird die Datei doc/Makefile.in als Vorlagedatei des fehlerhaften Makefiles als zu bearbeitende Datei hinzugefügt:

dquilt add doc/Makefile.in 

Nun wurde eine Kopie der Datei unter .pc/01-no-usr-share-info-dir/doc/Makefile.in angelegt (Sicherungskopie). Die Datei doc/Makefile.in kann nun bearbeitet werden ohne dass der Inhalt der ursprünglichen Datei verloren geht.

3. Da durch das Makefile doc/Makefile relativ zur Quellcodewurzel eine Datei /usr/share/info/dir.gz angelegt wird, tritt eine Richtlinenverletzung auf. Um dies zu beheben werden nun mit einem Editor die Zeilen 942-943 in doc/Makefile.in

	@if (install-info --version && \
	     install-info --version 2>&1 | sed 1q | grep -i -v debian) >/dev/null 2>&1; then \

durch folgende Zeile ersetzt:

	@if false; then \

Alternativ kann die Datei auch mit dquilt edit doc/Makefile.in bearbeitet werden oder mit dem Programm `patch` unter Verwendung der im vorigen Abschnitt bereitgestellten Patch-Datei.

4. Nach den Änderungen an der Datei kann der Patch so gespeichert werden:

dquilt refresh 

5. Nun können, falls erforderlich, noch Metadaten in Form eines Headers zum Patch hinzugefügt werden. Dieser wird gemäß dem Standard "Patch Tagging Guidelines" (DEP 3) 🇬🇧 formatiert. Ein Header für den vorliegenden Patch könnte folgendermaßen aussehen:

From: Santiago Vila <sanvila@debian.org>
Subject: Do not create /usr/share/info/dir.gz
Last-Update: JJ-MM-DD

* doc/Makefile.in: Disable creation of file dir.gz under /usr/share/info/ 
  during package build

Mit folgendem Befehl kann man den Header manuell eintragen:

dquilt header --dep3 -e 

6. Mit folgendem Befehl wird das Makefile auf den ursprünglichen Stand zurückversetzt und die Änderung nur im Patch gespeichert:

dquilt pop -a 

7. Da auch die eingebauten Tests im Verlauf des Paketbaus nicht funktionieren, muss noch eine weiterere Anpassung vorgenommen werden:

dquilt new 02-repair-tests
dquilt add tests/Makefile.am 

Nun wird dazu in der Datei tests/Makefile.am die letzte Zeile ganz entfernt und in der vorletzten der Backslash \ am Ende.

dquilt refresh
dquilt header --dep3 -e   ### optional ###
dquilt pop -a 

Die Fehler im Beispiel GNU hello sollten nun behoben sein und es muss nun der gesamte Paketbau wiederholt werden.

quilt-Bedienung

quilt bietet eine einem Versionsverwaltungssystem ähnliche Verwaltung der Patches an, welche der Reihe nach angewandt werden. Die Patches werden dabei unter patches gespeichert, die ungepatchten Dateien unter .pc/PATCHNAME/ gesichert. Die von quilt registrierten Patchnamen werden in ihrer Reihenfolge in der Datei patches/series verwaltet. Siehe auch die Manpage von quilt.

Befehl Bedeutung
quilt new PATCHNAME Einen neuen (leeren) Patch mit Bezeichnung "PATCHNAME" erstellen.
quilt add DATEI Die Datei DATEI beim aktuellen Patch als zu bearbeitende Datei vormerken. Eine Kopie der Datei wird unter .pc/ erstellt.
quilt edit DATEI Die Datei DATEI wird mit dem Standard-Editor zur Bearbeitung geöffnet. Anschließend wird quilt add ausgeführt, sodass die Änderungen bereits registriert sind.
quilt refresh Bei Änderungen an den vom aktuellen Patch überwachten Dateien wird unter debian/patches/PATCHNAME dieser Patch aktualisiert.
quilt applied Eine Liste aller angewandten Patches ausgeben.
quilt push Der in der series-Datei nächste Patch wird angewandt. Mit der Option -a werden alle Patches angewendet.
quilt pop Der aktuelle Patch wird unangewandt, also die vorherige Version wird wiederhergestellt. Mit der Option -a werden alle Patches unangewandt.
quilt unapplied Eine Liste aller nicht angewandten Patches ausgeben.
quilt rename PATCHNAME Den aktuellen Patch nach "PATCHNAME" umbenennen.
quilt delete Der aktuelle Patch wird entfernt, falls angewandt zuvor unangewandt. Die Patchdatei befindet sich aber noch unter patches/PATCHNAME. Mit der Option -f kann diese direkt gelöscht werden.
quilt header Die Beschreibung des aktuellen Patches anzeigen oder ändern. Zur Bearbeitung der Beschreibung dient die Option -e.

In Kapitel 3. Den Quellcode verändern 🇩🇪 🇬🇧 aus dem Leitfaden für neue Debian-Betreuer 🇩🇪 🇬🇧 werden einige konkrete Anwendungsfälle betrachtet.

Intern

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Diese Revision wurde am 18. Juni 2025 14:36 von karzer erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Paketbau, Programmierung