IceWM

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:


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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

  1. ⚓︎ Installation von Programmen

  2. ⚓︎ Ein Terminal öffnen

  3. ⚓︎ Einen Editor öffnen

  4. ⚓︎ Dateirechte bestimmen

  5. ⚓︎ Ein Programm starten

Inhaltsverzeichnis
  1. Installation
  2. Benutzung
  3. Konfiguration
  4. Aussehen
  5. Aus IceWM herunterfahren
  6. Links

./icewm_logo.png ./icewm-example.jpg IceWM 🇬🇧 ist ein schneller und einfacher Fenstermanager. Sein erklärtes Ziel ist, den Benutzer so wenig wie möglich zu stören und trotzdem mit hilfreichen Funktionen zu dienen. Bereits seit Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrtausends in Entwicklung, erlangte IceWM durch die Vorinstallation auf den ersten Asus Eee PCs ab 2007 größere Verbreitung.

Installation

Die Installation ist denkbar einfach, denn es muss nur das folgende Paket installiert werden [1]:

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install icewm 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://icewm

Zusätzlich liegen in den Quellen

Erstere Version bietet zusätzliche Features wie z.B. das Antialiasing von Symbolen (Icons). icewm-lite kann man als Kernpaket betrachten, es liefert ein IceWM ohne Taskbar. icewm-gnome ist praktisch, wenn IceWM als Ersatz für Metacity in GNOME genutzt werden soll, mit diesem Paket gelingt eine nahezu vollständige Integration.

Benutzung

IceWM fühlt sich in den Standardstellungen an wie eine Mischung aus Windows und Linux. Das ist durchaus positiv gemeint: Sinnvolle und gewohnte Funktionen der Windowsversionen werden vermischt mit solchen, die sich in Linux-Fenstermanagern durchgesetzt haben, ergänzt durch Besonderheiten von IceWM.

Das Panel spiegelt all dies exemplarisch wieder. Es erinnert auf den ersten Blick an Windows. Links ein Menü, rechts daneben Startbuttons für Programme, es folgt eine freie Fläche, in der aktive und minimierte Programme angezeigt werden, danach die Taskleiste und eine Uhr. So weit, so altbekannt. Jedoch wurden in der Beschreibung die Erweiterungen ausgelassen: Die Buttons zum Umschalten zwischen den virtuellen Desktops sind linuxtypisch und drei kleine Monitore, in denen die CPU- und die Netzwerkauslastung sowie die Speichernutzung angezeigt werden, sind eine Besonderheit von IceWM und sonst nur per Desklets zu haben - praktisch um zu überprüfen, ob Eingaben eine Reaktion hervorrufen bzw der Download noch läuft.

./panel.png

Diese Vermischung der Welten und die ideologiefreie Betonung auf Praxistauglichkeit zieht sich durch den ganzen Fenstermanager. So ist das Menü sowohl durch den "Startbutton" unten links als auch durch einen rechte Maustaste-Klick auf den Desktop, auf dem übrigens keine Symbole liegen, aufrufbar. Die meisten Windows-Tastenkombinationen (Shortcuts) sind als Standardeinstellung vordefiniert. Kein Wunder also, dass eine Vielzahl an Designs das Aussehen von Windows oder Mac nachzubilden versucht.

Konfiguration

Die Konfiguration erfolgt über mehrere Dateien per Texteditor [3]. Um für jeden Benutzer verschiedene Konfigurationen zu ermöglichen, erstellt man im Homeverzeichnis den Ordner ~/.icewm/, kopiert die entsprechenden Dateien dort hinein und ermöglicht dem Benutzer das Editieren [4]. Diese Dateien haben für IceWM dann höhere Priorität als die Dateien im systemweiten Verzeichnis /etc/X11/icewm.

Bei einer Installation über die Quellen befinden sich diese mit Beispielkonfigurationen gefüllten Dateien im Verzeichnis /usr/share/icewm. Sie können als Grundlage zur Erstellung eigener Konfigurationen dienen. Man beachte: Mit # beginnende Zeilen sind auskommentiert und werden ignoriert.

Im systemweiten Verzeichnis befindet sich derzeit nur die Datei programs, welche im Menü den Ordner "Programme" mit Inhalt versieht. Wenn man das Menü jedoch komplett über die Datei menu konfigurieren will, kann man dieses Verhalten in der Datei preferences deaktivieren.

Das Startmenü kann man in der Datei menu bearbeiten. Die Syntax:

Und hier ein Beispiel:

prog xterm xterm xterm -ls
separator
menu Applications folder {
    menu Editor folder {
       prog Abiword abiword abiword
    }
}

Dabei werden die Programmeinträge nur angezeigt, wenn das entsprechende Programm auch wirklich installiert ist. Nach den Icons sucht IceWM im Homeverzeichnis im Ordner .icewm/icons sowie systemweit in /usr/share/icewm/icons. In der preferences können aber auch zusätzliche Iconordner angegeben werden, die Option lautet IconPath.

Shortcuts

Mit Tastenkombinationen kann man Programme starten und einzelne Aktionen ausführen. Sie werden in der Datei keys definiert. Das Prinzip:

Zum Beispiel:

key "Alt+CTRL+T"              x-terminal-emulator
key "Alt+CTRL+n"              firefox -noraise -remote openBrowser

Außerdem ist es möglich, auf diesem Weg Multimediatasten der Tastatur zu nutzen.

key "XF86AudioStop"             cdplay stop

Auch solche Kombinationen sind schon vordefiniert.

Built-In-Shortcuts

IceWM verfügt über Short-Cuts, die per Voreinstellung an die Funktionen des Fenstermanagers gebunden sind. Beispielsweise ist die Funktion des Schließens eines Fensters auf die Tastenkombination Alt+F4 gelegt. Diese Voreinstellung kann umdefiniert bzw. überschrieben werden. Hierzu muss eine Datei prefoverride erstellt werden, in welche zum Beispiel

KeyWinClose="Alt+F2"

eingetragen wird. Hier wird die Tastenkombination Alt+F2 zum Schließen eines Fensters verwendet. Dieser Eintrag kann nicht in der Datei preferences erfolgen.

Insbesondere wenn solche Tastenkombinationen in Konflikt mit anderen Anwendungnen stehen, kann es erforderlich sein, diese Vorbelegung des IceWM zu ändern. Für eine Kiosk-Konfiguration ist i.d.R. die Einstellung

KeyWinClose=""

sinnvoll. Nicht definierte Tastenkombinationen werden an die Anwendung weitergereicht. In diesem Fall würde die Information Alt+F4 an die Anwendung übergeben werden (sofern nicht anderweitig konfiguriert).

Die Vorbelegung ist leider kaum dokumentiert. Die Namen der Funktionen, die an Keys gebunden werden, kann man aus dem Binary mittels

strings /usr/bin/icewm | grep -e "^Key"

extrahieren.

Virtuelle Desktops

Anzahl und Name der virtuellen Desktops kann man durch manuelles Editieren der preferences beeinflussen. Die Option lautet:

WorkspaceNames=" 1 "," 2 "," 3 "," 4 "," 5 "

Toolbar

Die Toolbar liegt direkt neben dem Startbutton. Sie kann sowohl Programmaufrufe als auch Ordner enthalten. Die Syntax unterscheidet sich nicht von der der menu-Datei. Man kann also die Datei toolbar per Hand editieren.

Programmspezifische Einstellungen

Die Datei winoptions kann Programme wie Devil's Pie ersetzen. Sie regelt also das Verhalten der einzelnen Fenster bzw. Programme. Soll Opera auf dem ersten Desktop, auf dem zweiten oder auf allen angezeigt werden? Soll xterm in der Taskleiste erscheinen oder nicht? Außerdem werden hier den Programmen passende Icons zugeordnet.

Die Programme werden an der Klasse des jeweiligen Fensters identifiziert. Um diese herauszufinden, gibt man in ein Terminal diesen Befehl ein

xprop |grep WM_CLASS 

Danach klickt man auf das zu identifizierende Fenster, und schon wird im Terminal die Klasse ausgegeben.

Als Beispiel hier einige winoptions-Einträge:

Eine vollständige Liste aller möglichen Optionen findet sich hier 🇬🇧 .

Autostart

Man erstellt sich eine Datei startup im Ordner .icewm im Homeverzeichnis. In diese schreibt man das zu startende Programm hinein. Will man mehrere Programme starten, muss meist ein & angefügt werden. Ein Beispiel:

#!/bin/sh
gaim&
xchat

Danach muss diese die Datei ausführbar gemacht werden [4].

Maus-Fokusmodell

./icewm-menuoption.png Das Fokusmodell, also welches Fenster wann fokussiert (aktiviert) und in den Vordergrund geholt werden soll, kann auf grafischen Wege konfiguriert werden, wodurch die in der preferences gemachten Einstellungen ignoriert werden können. Im Startmenü unter "Settings → Focus" befinden sich nun diese drei Optionen:

Aussehen

Design

./icewmdesigns.png Designs (Themes) regeln das Aussehen der Fenster, Taskbar und Menüs. Um Designs zu nutzen, erstellt man sich im Homeverzeichnis den Ordner .icewm/themes und kopiert die gewünschten Designs dort hinein. Außerdem muss die Datei ~/.icewm/theme erstellt werden.

Nun kann man im Startmenü per Mausklick das gewünschte Design auswählen. Die installierten Designs sind unter "Settings → Motive" gelistet.

Hintergrund

Hierfür existiert keine eigene Datei. Jedoch kann man ein Hintergrundbild auswählen, indem man das genutzte Design editiert. Dafür schiebt man das gewünschte Hintergrundbild in den Ordner .icewm/themes/genutzes-theme im Homeverzeichnis. Dann fügt man in die sich in diesem Ordner befindende Datei default.theme beispielsweise folgende Zeile ein:

DesktopBackgroundImage="Wallpaper.jpg"

Alternativ kann man diese Option auch in der preferences setzen. Allerdings überschreibt eine Einstellung des Designs die der preferences. Mit dem Befehl

icewmbg 

kann der aktuell eingestellte Hintergrund wieder gezeichnet werden, sollte er beispielsweise durch ein anderes Programm geändert worden sein.

⚓︎

Icons

Den Download 🇬🇧 eines passendes Symbolpakets findet man auf der IceWM Homepage. Es beinhaltet die Icons und eine angepasste winoptions-Datei, in der die Icons den entsprechenden Programmen zugeordnet werden. Um diese oder eigene Icons zu nutzen, erstellt man einen Ordner .icewm/icons im Homeverzeichnis und ersetzt die winoptions mit der aus dem Archiv.
Alternativ kann man natürlich auch beliebige Icons nehmen und die winoptions entsprechend editieren.

Desktopsymbole

Mit den Hilfsprogrammen aus dem Artikel Desktop-Symbole können auch diese dargestellt werden.

Aus IceWM herunterfahren

In der preferences müssen die Optionen

ShutdownCommand="test -e /run/systemd/system && systemctl poweroff || sudo -n /sbin/poweroff"

und

RebootCommand="test -e /run/systemd/system && systemctl reboot || sudo -n /sbin/reboot"

aktiviert werden. Danach stehen im Menü nach Klick auf den Pfeil rechts neben "Abmelden" auch die Optionen "Herunterfahren" und "Neustart" zur Verfügung.

Angleichen der GTK+-Programme

GTK+2-Programme wie Synaptic sehen in IceWM nicht automatisch so aus, wie man es von Ubuntu gewöhnt ist. Um das zu ändern, muss man ein GTK+-Design auswählen. Dies wird unter GTK+ Design wechseln erklärt.