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Domain join (Windows Active Directory) mit PBIS Open Edition

Achtung!

Die Verwendung dieses Howto geschieht auf eigene Gefahr. Bei Problemen mit der Anleitung melde dies bitte in der dazugehörigen Diskussion und wende dich zusätzlich an den Verfasser des Howtos.

Hinweis:

Diese Howto-Anleitung wurde zuletzt von Bourness am 20.01.2019 unter Ubuntu 18.04 Desktop und Server und am 07.02.2019 unter Ubuntu 16.04 Desktop und Server und von Bournless am 12.08.2020 mit Ubuntu 20.04 Desktop erfolgreich getestet.

Problembeschreibung

Linux (Ubuntu) bietet viele Möglichkeiten Mitglied eines AD (Active Directory) zu werden. Die wohl bekannteste Version ist das/sind die AD DS (Active-Directory-Domain-Services) der Firma Microsoft, welche umgangssprachlich auch als "Windows-Domäne" bezeichnet werden. Während es bei Windows Clients (7/8/10) nur weniger Klicks bedarf, um diese Clients als Objekt im AD DS zu registrieren, damit sich die vorhandenen und künftigen AD-Benutzer anmelden können, obwohl sie an einem Computer über kein lokales Konto verfügen, ist es bei Linux ungleich aufwendiger, wie man z.B. dem Wiki-Artikel Samba Winbind entnehmen kann.

Ziel

Dieses Howto soll auch den weniger erfahrenen Linux- bzw. Ubuntu-Benutzern eine vereinfachte Möglichkeit aufzeigen, einer "Windows-Domäne" beizutreten. Zum Einsatz kommt hier die kostenfreie Open-Source-Lösung PowerBroker Identity Services – Open Edition 🇬🇧 (Lizenz GPL/LGPL v2).

Beispielumgebung

  • 1 x Windows Server 2012 R2 als DC

  • Name der Windows-Domäne: test.lan

  • Hostname: srv2012

  • FQDN: srv2012.test.lan

  • DNS-Server-Rolle: ja, inkl. einer Reverse-Lookupzone

  • DHCP-Server-Rolle: ja, mit entsprechenden Angaben für 003 Router, 006 DNS-Server und 015 DNS-Domänenname in den Bereichsoptionen.

  • Ubuntu Server 18.04 und 16.04

  • Internetzugriff muss möglich sein.

  • Ubuntu Desktop 20.04, 18.04 und 16.04

  • Internetzugriff muss möglich sein.

WICHTIG! Alle Hosts müssen sich im selben Subnetz (z.B. 192.168.10.0/24) befinden!

Hinweis:

Domänennamen, die auf .local enden (z.B. test.local) sollten nicht verwendet werden, da es sonst zu Konflikten mit Avahi/Zeroconf und Bonjour kommen kann.

Anleitung

Erreichbarkeit

Auf den Ubuntu-Hosts sollte zunächst überprüft werden, ob der DC über seinen FQDN erreichbar ist.

Bei Ubuntu 20.04 und 18.04 Hosts

ping -4 -c 3 srv2012 

Bei Ubuntu 16.04 Hosts

ping -c 3 srv2012 

Das Ergebnis sollte in jedem Fall so aussehen:

PING srv2012.test.lan (192.168.10.10) 56(84) bytes of data.
64 bytes from srv2012.test.lan (192.168.10.10): icmp_seq=1 ttl=128 time=0.287
64 bytes from srv2012.test.lan (192.168.10.10): icmp_seq=1 ttl=128 time=0.329
64 bytes from srv2012.test.lan (192.168.10.10): icmp_seq=1 ttl=128 time=0.297

--- srv2012.test.lan ping statistics ---
3 packets transmitted, 3 received, 0% packet loss, time 2047ms
rtt min/avg/max/mdev = 0.287/0.304/0.329/0.22 ms

Sollte es dabei zu Fehlern kommen, ist die IP-Adresse des DNS-Server's in den LAN-Einstellungen falsch und muss korrigiert werden, da es nicht ausreicht, dass der DC nur über seine IP-Adresse erreichbar ist!

Installation

System aktualisieren

sudo apt update
sudo apt upgrade 

Installation von ssh

sudo apt install ssh 

Den Ordner "pbis" im Homeverzeichnis des aktuell angemeldeten Benutzers erstellen

sudo mkdir ~/pbis 

PBIS-open downloaden

cd ~/pbis
sudo wget https://github.com/BeyondTrust/pbis-open/releases/download/8.8.0/pbis-open-8.8.0.506.linux.x86_64.deb.sh 

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Howto war die Version 8.8.0.506 aktuell. Neuere Versionen können im Github-Repository BeyondTrust/pbis-open/releases ⮷ 🇬🇧 gefunden werden.

Rechte an der Datei ändern

sudo chmod a+x pbis-open-8.8.0.506.linux.x86_64.deb.sh 

PBIS-open installieren

sudo sh ./pbis-open-8.8.0.506.linux.x86_64.deb.sh 

Reboot des Systems

sudo reboot now 

Domänenbeitritt

sudo domainjoin-cli join test.lan Administrator 

Ein erfolgreicher Beitritt wird mit einer kurzen Meldung bestätigt, die mit dem Wort "SUCCESS" endet.

Reboot des Systems

sudo reboot now 

Damit ist der Domänenbeitritt abgeschlossen und der Ubuntu Host ist in der OU Computers sichtbar. Eventuell muss auf dem DC die Ansicht der OU Computers aktualisiert werden.

Ab jetzt kann man sich mit einem AD-Benutzer-Konto anmelden.

Login bei Ubuntu Server (20.04, 18.04 und 16.04):

login: administrator@test.lan
Password: <Passwort des AD-Benutzer-Konto's>

Login bei Ubuntu Desktop 20.04 und 18.04:

Im Login-Screen auf "Nicht aufgeführt?!" klicken

login: administrator@test.lan
Password: <Passwort des AD-Benutzer-Konto's>

TIPP: Userliste im Login-Screen ausblenden (Optional)

Der Login-Screen von Ubuntu Desktop 18.04 zeigt standardmäßig alle vorhandenen lokalen Benutzer an. Zudem werden die bisher genutzten AD-Benutźer-Konten aufgelistet, was sehr schnell unübersichtlich werden kann.

Dieses Verhalten kann wie folgt geändert werden:

sudoedit /etc/gdm3/greeter.dconf-defaults 

Nun entfernt man das Hash-Zeichen (#) bei den folgenden Zeilen:

# [org.gnome/login-screen]
# disable-user-list=true

Das Ergebnis muss dann wie folgt aussehen:

[org.gnome/login-screen]
disable-user-list=true

Login bei Ubuntu Desktop 16.04 (Unity):

Der Login-Screen von Ubuntu Desktop 16.04 bietet zunächst keine Möglichkeit an, sich mit einem "nicht-lokalen" Benutzer anzumelden. Dieses Verhalten muss daher wie folgt geändert werden:

sudoedit /usr/share/lightdm/lightdm.conf.d/50-unity-greeter.conf 

Nun ergänzt man diese Datei (am Ende) um folgende Zeilen:

allow-guest=false
greeter-show-remote-login=false
greeter-show-manual-login=true
greeter-hide-users=true

In beiden Fällen müssen die Änderungen an der jeweiligen Datei gespeichert werden und das System noch einmal mittels

sudo reboot now 

neu gestartet werden.

Diese Revision wurde am 13. August 2020 13:51 von Bournless erstellt.
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