[[Vorlage(Getestet, bionic, focal)]] {{{#!vorlage Wissen [:Terminal:Terminal benutzen] [:Rechte: Rechte für Dateien und Ordner ändern] [:mit Root-Rechten arbeiten:] }}} [[Inhaltsverzeichnis(2)]] '''gio mount''' ist ein Kommandozeilen-Befehl zum Einbinden von Dateisystemen und anderen Orten in das [wikipedia:Gnome Virtual File System:GVfs] (Gnome Virtual File System). Das GVfs ist eine virtuelle Dateisystemebene innerhalb der GTK-basierten grafischen Benutzeroberflächen [:GNOME:], [:MATE:] und [:Xfce:] (Xubuntu). Da dieses sich im Benutzerbereich ("Userspace") befindet, sind fürs Einbinden mittels `gio mount` im Gegensatz zum systemweiten Einbinden mit den Kernel-Routinen von [:mount:] keine Root-Rechte[3] erforderlich. Es muss dafür auch nirgends ein [:Rechte#Sonderrechte:SUID-Bit] gesetzt sein. Ein vorbereitender Eintrag in [:fstab:/etc/fstab] ist nicht nötig, bei [#Einbinden-lokaler-Dateisysteme lokalen Dateisystemen] (s.u.) jedoch möglich. `gio mount` ersetzt seit [:Bionic:Ubuntu 18.04 LTS] den früheren Befehl `gvfs-mount` Intern wird `gio mount` auch von den GTK-basierten Dateimanagern [:Nautilus:], [:Caja:] und [:Thunar:] verwendet, allerdings mit einer eingeschränkten Auswahl an Optionen (siehe z.B [:Samba Client GNOME:]). Auf die ins GVfs eingehängten Orte kann man mittels Dateimanager, mit vielen Anwendungsprogrammen oder im Terminal[2] mit mit dem Kommandozeilenprogramm '''[:gio:]''' ähnlich wie auf Dateien des lokalen Dateisystems zugreifen. In [:KDE:] (Kubuntu) übernehmen [:KIO-Slaves:] weitgehend die Funktionen des GVfs. = Installation = Für das GVfs werden die Pakete '''gvfs-backends''' und '''gvfs-fuse''' benötigt. Das Kommandozeilenprogramm gio ist im Paket '''libglib2.0-bin''' enthalten. Alle drei Pakete sind elementare Bestandteile von Ubuntu und dessen Derivaten, soweit diese GTK einsetzen (z.B. [:Xubuntu:], [:Ubuntu MATE:]). Das Paket '''gvfs-bin''' wird normalerweise nicht mehr gebraucht. Es enthält die Weiterleitung des veralteten Befehls `gvfs-mount` auf den Befehl `gio mount`. = Anwendung = == Dateisysteme und Orte == Die Argumente der Kernel-Routine `mount` sind Dateisysteme im strengen Sinn. Bei `gio mount` sind diese weiter gefasst. So kann z.B. auch der Papierkorb, eine Kamera oder sogar die gesamte Netzwerk-Umgebung als Ganzes Argument von `gio mount` sein. Die Argumente von `gio mount` werden deshalb allgemein mit ""locations"", auf deutsch "Orte" bezeichnet. Näheres dazu siehe [:gio:]. == Mountpunkt == Von den Kernel-Routinen des Pakets `mount` her ist man gewohnt, dass man zum Einbinden eines Dateisystems immer zuerst einen Einhängepunkt (Mountpunkt) erstellen und diesen dann im `mount`-Befehl angeben muss. Für das GVfs gilt dies nicht. Dieses erstellt automatisch einen geeigneten Mountpunkt, der im Befehl `gio mount` nicht anzugeben ist, und der auch beim Aushängen des Dateisystems wieder selbständig gelöscht wird. Wo sich dieser Mountpunkt befindet, hängt von der Art des eingebundenen Ortes ab. == Einbinden lokaler Dateisysteme == Als "lokal" gelten Dateisysteme, die in der Systemdatei '''/dev''' eingetragen sind, also interne Datenträger (Festplatten) oder auch direkt am Rechner angeschlossen externe Datenträger wie USB-Sticks, CD-ROM usw. Üblicherweise werden externe (entfernbare) Datenträger bereits beim Einstecken in das laufende System automatisch eingebunden ("Hotplug"). Noch nicht eingebundene lokale Datenträger (interne oder externe) werden dann beim ersten Zugriffsversuch vom Dateimanager aus ohne weiteres Zutun eingebunden. In allen diesen Fällen spricht man von "Dynamischem Einbinden". Beim Dynamischen Einbinden (dynamischem Mounten) wird das betreffende Dateisystem transparent (d.h. unbemerkt im Hintergrund) mittels `gio mount` ins GVfs eingebunden. Je nach Dateimanager erscheint dann der eingebundene Ort in der Seitenleiste, oder wird er dort als "eingebunden" gekennzeichnet und bleibt so bis zum Ende der Sitzung. Bei [:MATE:] erscheint zusätzlich noch ein Symbol auf dem Desktop. In den meisten Fällen erweist sich dieses Dynamische Mounten als sehr praktisch. Es hat jedoch den Nachteil, dass man dann, wenn man nicht über den Dateimanager, sondern direkt mit einem Anwendungsprogramm oder auch über das Netzwerk auf eine solche Datei zugreifen möchte, leicht übersieht, dass diese eventuell noch gar nicht eingebunden ist. Dies gilt umso mehr, wenn in der Seitenliste des betreffenden Dateimanagers auch Dateisysteme angezeigt werden, die zwar vorhanden, aber nicht eingebunden sind. Deshalb kann jeder Anwender ohne Root-Rechte[4] Dateisysteme bzw. Orte mittels ''gio mount'' auch unabhängig vom Dateimanager direkt ins GVfs einbinden. Dies geschieht ohne Root-Rechte[3] in einem Terminal oder Shell-Skript mit einer Kommandozeile folgender Art: {{{#!vorlage Befehl gio mount -d /dev/sdb1 }}} Die Option `-d` bzw. `--device` ist bei lokalen Dateisystemen unbedingt erforderlich. Zur Benennung des betreffenden lokalen Dateisystems ist nur dessen Eintrag in '''/dev''' (keine UUID oder Label) zulässig.. Möchte man für das Einbinden einzelner Dateisysteme (Datenträger bzw. Partitionen) Mountpunkt und Mount-Optionen selbst bestimmen, so ist dies über einen vorbereitenden Eintrag in '''/etc/fstab''' möglich. Dieser muss jedoch mit Root-Rechten[3] vorgenommen werden und die Option `noauto` enthalten; die Optionen `users` oder `user` sowie das Setzen eines SUID-Bit sind nicht nötig. Beim Einbinden des betreffenden Dateisystems führt dann `gio mount -d /dev/…` genau diesen Eintrag aus. Zur Kennzeichnung des einzubindenden Dateisystems dürfen in '''/etc/fstab''', nicht aber in der Befehlszeile von ''gio mount'', außer dem Eintrag in '''/dev''' auch UUID oder Label verwendet werden. Der '''fstab'''-Eintrag bleibt auch nach Beenden der Sitzung weiterhin bestehen. Ist das Einbinden eines lokalen Dateisystems nicht durch einen Eintrag in '''/etc/fstab''' vorbereitet, dann greift ''gio mount'' auf seine Standard-Einstellungen zurück. Den Mountpunkt für lokale Dateisysteme erstellt ''gio mount'' selbständig im Ordner '''/media/USER'''. Als Namen für den Mountpunkt entnimmt es aus dem Eintrag in '''/dev''' das [:Labels:Label] oder, falls nicht vorhanden, die [:UUID:] des Datenträgers. Die Mount-Optionen legt das ''gio mount'' passend zum Dateisystem-Typ selbst fest. Selbständig erstellte Mountpunkte (nicht aber durch einen '''fstab'''-Eintrag festgelegte) werden beim Aushängen des Dateisystems oder Beenden der Sitzung auch selbständig wieder entfernt. Durch Hotplug, dynamisch mit dem Dateimanager oder in der Kommandozeile mittels `gio mount -d /dev/…` eingebundene lokale Dateisysteme (aber nur solche) werden dann genau so wie jedes andere mit der Kernel-Routine `mount` eingebundene Dateisystem in die Datei '''/etc/mtab''' eingetragen, und sie werden auch beim Befehl `mount` (ohne Parameter) mit angezeigt. Auf sie kann auch in genau gleicher Weise zugegriffen werden. Die Kommandozeile für `gio mount` kann man auch als Startprogramm eintragen . Dies stellt dann eine einfache, benutzerbezogene Alternative zum systemweiten statischen Mounten mittels Eintrag in '''/etc/fstab''' oder [:systemd:]-Service dar. {{{#!vorlage Hinweis Skripte, die das Kommando `gio mount` oder andere `gio`-Kommandos enthalten, können nicht beim Systemstart schon vor dem Einloggen des Benutzers und auch nicht in [:Cron:Cronjobs] ausgeführt werden. }}} Noch einfacher gestaltet sich das temporäre oder statische Einbinden mittels ''gio mount'' mit dem grafischen Werkzeug [#Gigolo Gigolo]. Auch dieses bietet die Möglichkeit für einen Autostart. {{{#!vorlage Experten `gio mount -d /dev/…` greift in genau gleicher Weise wie `udisksctl -h /dev/…` zum Einbinden lokaler Dateisysteme auf [:UDisks2:UDisks] zurück. Deshalb können auch die generellen Einstellungen von `gio mount -d` (Mountpunkt, Mount-Optionen und seit Ubuntu 23.10 auch, wenn nötig, Dateisystem-Treiber) in einer Datei '''/etc/udisk2/mount_options.conf''' festgelegt bzw. verändert werden. Außerdem kann UDisks auch über Regeln für udev konfiguriert werden. Bei einander widersprechenden Angaben gilt folgende Priorität: '''fstab''' – Voreinstellung – '''mount_options.conf''' – '''udev'''-Regel. im Gegensatz zur `mount` kann `gio mount -d` Dateisysteme, für die bereits ein Eintrag in '''/etc/mtab''' besteht nicht noch zusätzlich ein weiteres mal einbinden }}} == Einbinden von Netzwerk-Dateisystemen == {{{#!vorlage Tabelle <-3 tableclass="zebra_start3" rowclass="titel" :>Vom GVfs unterstützte Netzwerk-Dienste +++ Dienst Ort Erklärung +++ Samba smb://… Netzwerk-Verbindungen mittels SMB/cifs ("Windows-Netzwerke") +++ FTP ftp://… File Transfer Protocol, Netzwerkprotokoll zur Übertragung von Dateien über IP-Netzwerke +++ SSH ssh://… Secure Shell, Netzwerkprotokoll für verschlüsselte Verbindungen +++ SFTP sftp://… Für die Secure Shell (SSH) entworfene Alternative zum File Transfer Protocol (FTP) +++ WebDav dav://…, davs://… Netzwerkprotokoll zur Bereitstellung von Dateien über das Internet (wahlweise verschlüsselt) +++ MTP mtp://… Protokoll für über USB angeschlossene Smartphones +++ OBEX-FTP obex://… Protokoll zum Browsen und Datenaustausch über [:Bluetooth:]) }}} Vom Netzwerk-Dienst [:NFS:] unterstützt das GVfs lediglich die (veralteten) Versionen NFSv2 und NFSv3. Das dafür notwendige Backend ist in Ubuntu standardmäßig nicht verfügbar. Die Unterstützung von [:Samba:] wurde zwar für das inzwischen veraltete Protokoll SMBv1 (cifs, NT1) konzipiert, funktioniert aber weitgehend (leider abgesehen vom Browsen) auch mit den modernen Protokollen SMBv2 und SMBv3. Für sonstige Dienste, die vom GVfs ähnlich wie Netzwerk-Dienste behandelt werden, siehe [:gio:]. {{{#!vorlage Hinweis Beim Einhängen von Netzwerk-Dateisystemen ins GVfs werden im Gegensatz zu lokalen Dateisystemen vorbereitende Einträge in '''/etc/fstab''' mit der Option `noauto` nicht ausgeführt, und es erfolgt auch kein Eintrag in die Datei '''/etc/mtab'''. }}} == Auflösung von Rechnernamen == Grundsätzlich werden Rechner im Netzwerk über ihre [wikipedia:IP-Adresse:] angesprochen. Liegt ein entsprechender Eintrag in der Datei [:hosts:/etc/hosts] vor, kann statt dessen auch der Rechnername verwendet werden. Manche Dienste stellen auch eigene Dienste zur Namensauflösung zur Verfügung (z.B. nmbd bei [:Samba:]), auf die das GVfs zurückgreifen kann. Unabhängig davon unterstützt das GVfs auch die Namensauflösung über [:Avahi:]. Hierzu muss an den Rechnernamen noch `.local` angehängt werden (Beispiel: `Heimserver.local`). Über Avahi werden nur Rechner erkannt, auf denen ebenfalls ein [wikipedia:Zeroconf:]-Service läuft (Avahi bei Linux oder Bonjour bei Mac OS X). Avahi gehört in Ubuntu zur Standard-Ausrüstung. == Transparente Verwendung im Dateimanager == Bindet man Netzwerk-Freigaben mit dem Dateimanager (''"Netzwerk durchsuchen"'', über ''"Orte -> Netzwerk"'' oder auch über die Adresszeile) ein, so wird dabei im Hintergrund `gio mount` verwendet (siehe auch z.B. [:Samba_Client_GNOME:]). Da hier das Einbinden erst beim ersten Zugriff bzw. beim Öffnen des entsprechenden Manager-Fenster erfolgt, nennt man es auch "dynamisch". Das eingebundene Dateisystem erscheint dann in der Seitenleiste des Dateimanagers und bleibt dort bis zum Ende der Sitzung. Bei [:MATE:] erscheint zusätzlich noch ein Symbol auf dem Desktop. Kann auf die Freigaben wahlweise mit und ohne Eingabe von Benutzername und Passwort zugegriffen werden (z.B. bei Samba-Freigaben mit erlaubtem Gast-Zugang), und möchte man als Gast zugreifen, so kann man die Aufforderung zur Eingabe von Benutzername und Passwort einfach überspringen. Möglicherweise hat man dann aber auf der Freigabe weniger Rechte. Mit `gio mount` werden Freigaben immer temporär, d.h. maximal für die jeweilige Sitzung, eingebunden. Nach einem Benutzerwechsel oder Neustart müssen sie wieder neu gemountet werden. Dies kann jedoch [#Automatisches-Einbinden automatisiert] werden. {{{#!vorlage Hinweis In der Seitenleiste zeigt der Dateimanager in gleicher Weise Freigaben an, die über die Kernel-Routine `mount`, evtl. mit Hilfsprogramm, systemweit eingebunden sind und solche, die mit `gio mount` im GVfs eingebunden wurden. Möglicherweise gelten in beiden Fällen ganz verschiedene Mount-Optionen und Zugriffsrechte. }}} == Gigolo == Ein grafisches Frontend speziell für `gio mount` ist das Tool [:Gigolo:]. Es ist nicht nur dann von Interesse, wenn der verwendete Dateimanager das GVfs nicht unterstützt (z.B. auch ältere Versionen von Thunar oder PCManFM), denn es bietet Optionen, die über die eines gewöhnlichen Dateimanagers hinausgehen, wie z.B. das Erstellen von Lesezeichen und das [#Automatisches-Einbinden automatische Einbinden] von Freigaben beim Einloggen des Benutzers (Autostart). Im Gegensatz zu Gigolo verwendet [:Samba_Client/Smb4K:Smb4K] kein GVfs. == gio mount im Terminal == `gio mount` lässt sich auch im Terminal[1] und in Skripten verwenden. Eine knappe Übersicht über die Syntax bietet: {{{#!vorlage Befehl gio help mount #alternativ: gio mount -h }}} === Einhängen === Wie bei lokalen Dateisystemen benötigt `gio mount` auch beim Einbinden entfernter Orte über ein Netzwerk-Protokoll keine Angabe eines Mountpunktes. Für die Netzwerk-Freigaben wird dann aber im Gegensatz zu lokalen Dateisystemen kein Mountpunkt in '''/media''' erstellt, sondern diese werden anschließend mit genau der gleichen Syntax angesprochen, mit der sie eingehängt wurden. Um die Samba- bzw. Windows-Freigabe '''Musik''' des Servers `Heimserver` einzuhängen, genügt also die Befehlszeile {{{#!vorlage Befehl gio mount smb://Heimserver/Musik }}} Eventuell noch benötigte Angaben von Benutzername, Domain und Passwort werden interaktiv erfragt. Anschließend erscheint in GNOME, MATE oder Unity auf dem Desktop oder im verwendeten Dateimanager das Symbol für den Netzwerk-Ordner "Musik auf Heimserver", genau wie wenn das Einbinden grafisch über Nautilus erfolgt wäre. Vom Anwendungsprogramm angesprochen wird die eingebundenen Freigabe in der Form `\smb://Heimserver/Musik`. === Aushängen === Zum Aushängen verwendet man auch den Befehl `gio mount` mit dem Parameter `-u`, wier z.B: {{{#!vorlage Befehl gio mount -u smb://Heimserver/Musik }}} Außerdem lassen sich mit `gio mount` eingebundene Freigaben auch im Dateimanager mittels Mausklick wieder aushängen. == Automatisches Einbinden == Eine sehr bequeme Möglichkeit zum automatischen Einbinden von Freigaben bietet das graphische Tool [#Gigolo Gigolo]. Alternativ ist dies auch über ein Mount-Skript möglich. === Mount-Skript === Für Freigaben, die ohne Angabe von Benutzername und Passwort eingebunden werden können, genügt es, die Befehlszeilen unverändert in ein Skript zu übernehmen: {{{ #!/bin/bash gio mount smb://Heimserver/Fotos gio mount smb://Heimserver/Musik }}} Sind jedoch zusätzliche Eingaben (z.B. von Benutzername und Passwort) nötig, wird man diese beim Abarbeiten eines Skripts nicht gerne interaktiv vornehmen. `gio mount` bietet zwar selbst keine Optionen an, um die Zugangsdaten im Skript zu übergeben. Es gibt aber zwei Lösungsansätze, die dieses Manko umgehen: 1. Man kann die Zugangsdaten von GNOME speichern lassen und wird deshalb im Skript von `gio mount` nicht mehr nach den Zugangsdaten gefragt. Dazu genügt es, das Laufwerk einmal mit dem Dateimanager einzuhängen und bei der Frage nach den Zugangsdaten die Option ''"nie vergessen"'' auszuwählen. Das Passwort wird dabei im Schlüsselbund (Menü: ''"System -> Einstellungen -> Passwörter und Verschlüsselung"'') abgelegt. Da der GNOME-Schlüsselbund selbst standardmäßig mit dem Login-Passwort verschlüsselt ist und erst bei der Anmeldung des Benutzers wieder entschlüsselt wird, ist diese Methode sicherheitstechnisch die bessere. Ein fremder Benutzer kann selbst mit Root-Rechten[3] die so gespeicherten Passwörter nicht lesen. 1. Man kann `gio mount` die Antworten auch durch eine [:Shell/Umleitungen#Umleitung-der-Eingabe-mit:Eingabe-Umleitung] übergeben. Dazu wird der Inhalt einer [wikipedia:Credentials:]-Datei als "Standard-Eingabe" an `gio mount` übergeben. Dies ist eine Textdatei mit beliebigem Namen, die man vorzugsweise versteckt im eigenen Heimverzeichnis anlegt (z.B. '''/home/BENUTZERNAME/.smbcreds'''). Diese enthält in jeder Zeile der Reihe nach die Antwort auf jede sonst interaktiv gestellte Frage. Braucht eine Frage nicht beantwortet zu werden, ist dafür eine Leerzeile vorzusehen. Um zu wissen, in welcher Reihenfolge die Fragen gestellt werden und wie viele Zeilen nötig sind, genügt es, die Befehlszeile vorher einmal direkt im Terminal[1] einzugeben. Beispiel: Zum Einbinden der Samba- bzw. Windows-Freigaben '''Dokumente''' und '''Texte''' auf dem Server `Heimserver` fragt `gio mount` nacheinander nach Benutzername, Domain und Passwort. Der Samba-Benutzername sei `Udo`, die Angabe einer Domain ist nicht erforderlich, und das Passwort laute `geheim`. Dann hat die Credentials-Datei folgenden Inhalt (die Leerzeile für die Domain ist bei Samba (smb) wichtig, entfällt jedoch bei anderen Diensten): {{{ Udo geheim }}} Die Befehlszeile im Skript lautet dann {{{ #!/bin/sh ... gio mount smb://Heimserver/Dokumente Automatisch gestartete Anwendungen"'') eingetragen (siehe [:Autostart:]). Sollte sich Probleme ergeben, weil vielleicht die Netzwerk-Verbindung noch nicht bereit ist, so kann man entweder etwas Wartezeit vorsehen (z.B. eine Zeile `sleep 20` vor der ersten Zeile mit `cifs-mount` einfügen) oder auch das Skript direkt beim verwendeten Netzwerk-Manager als "Post-Connection-Script" eintragen (siehe dazu [:NetworkManager/Dispatcher:Dispatcher]). {{{#!vorlage Hinweis Trägt man in ''"Startprogramme"'' das Skript nicht direkt ein, sondern mit vorgestelltem `gnome-terminal -e`, so erscheint eine eventuelle Passwortabfrage von `gio mount` nach dem Login in einem Terminal[2] Fenster und kann dort beantwortet werden. }}} Obwohl sich `gio mount` problemlos in allen Start-Skripten verwenden lässt, die nach dem Einloggen des jeweiligen Benutzers abgearbeitet werden, ist die Verwendung in [:Cron:Cronjobs] leider nicht möglich. == GVfs und FUSE, alternativer Zugriff == Die vom GVfs für den Zugriff auf Netzwerk-Freigaben verwendete Syntax (`smb://…`, `ftp://…` usw.) entspricht nicht dem [wikipedia:Portable Operating System Interface:POSIX]-Standard. Für die meisten Dateimanager und Anwendungsprogramme ist dies kein Problem. Ein Zugriff über ein Terminal[2] ist mit dieser Syntax jedoch nur über das Kommandozeilenprogramm [:gio:] möglich. Außerdem gibt es immer noch einige Programme, die für den Dateizugriff einen POSIX-konformen Zugriffspfad verlangen. Deshalb bindet `gio mount` Netzwerk-Dateisysteme (nur diese) noch zusätzlich – falls vorhanden – über [:FUSE:] an anderer Stelle ein. Standardmäßig wird '''`/run/user/UID/gvfs/…`''' verwendet. UID ist die [wikipedia:Benutzerkennung:] desjenigen Benutzers, der den Ort eingehängt hat. Beim Erstbenutzer ist diese 1000. Wegen des komplizierten Zugriffspfades und Namens kann es nützlich sein, für die eingebundenen Freigaben einfacher zugängliche [:ln:Symbolische Verknüpfungen] einzurichten. {{{#!vorlage Experten Die für das Funktionieren des GVfs nötigen [wikipedia:Daemon:Daemonen] befinden sich im Verzeichnis '''/usr/lib/GVfs'''. Beim Systemstart wird der Hauptdienst `GVfsd` gestartet, der seinerseits dann die übrigen Dienste aufruft. Für den alternativen Zugriff ist der Daemon `gvfsd-fuse` nötig. Mit `gvfsd-fuse mountpoint [options]` werden der Mountpunkt für den alternativen Zugriff und ggf. noch verschiedene Mount-Optionen festgelegt. Möchte man den standardmäßig voreingestellten Mountpunkt verändern, dann empfiehlt es sich, erst den Hauptdienst mit `gvfsd -r --no-fuse` neu zu starten und dann anschließend `gfvsd-fuse` mit dem gewünschten Mountpunkt aufzurufen. Dies lässt sich auch mit einem Skript automatisieren. Da immer weniger Anwendungen den alternativen Zugriff über ''fuse'' überhaupt noch brauchen, kann es sinnvoll sein, diesen zu deaktivieren. Temporär geschieht dies mit dem Kommando `gvfsd -r --no-fuse` und dauerhaft mit dem Eintrag `export GVFS_DISABLE_FUSE=1` in der Datei '''~/.profile''' . Gelegentlich gibt es auch Probleme mit dem Daemon ''gvfsd-metadata''. Siehe hierzu Artikel [:gio:] }}} == Einbinden von Online-Speichern == Internet-Provider bieten oftmals noch Online-Speicher (Cloud-Speicher) an, auf den über den Webbrowser zugegriffen werden kann. Manchmal möchte man diesen auch gerne als Netzwerk-Ordner einbinden. Die vom Provider dafür bereitgestellte Software ist aber oftmals für Linux nicht geeignet. Da für den Datenaustausch [:WebDAV:] verwendet wird, lässt sich der Zugriff aber leicht mit `gio mount` bewerkstelligen. So lautet z.B. die Befehlszeile fürs Einbinden des T-Online-Mediencenters ("MagentaCloud"): {{{#!vorlage Befehl gio mount davs://magentacloud.de:443 }}} Die Port-Angabe (`:443`) ist meist nicht nötig. Als Benutzername muss in diesem Beispiel die T-Online-E-Mail-Adresse und als Passwort das mit T-Online vereinbarte Passwort angegeben werden. Wie [#Automatisches-Einbinden oben] beschrieben, lässt sich dies natürlich auch automatisieren. Eine Liste mit Zugangsdaten verschiedener WebDAV-Anbieter findet sich [:WebDAV#Liste-mit-WebDAV-Anbietern:hier]. = Problembehebung = == Freigaben lassen sich nicht einbinden == === SMB-Protokoll === Ältere Server oder NAS-Geräte verstehen oftmals nur das SMB-Protokoll SMBv1. Dieses ist aber seit Samba 4.11 (ab [:Focal:Ubuntu 20.04 LTS]) standardmäßig deaktiviert. Um auf solche Server zugreifen zu können, muss man auf dem Client im Bereich `[global]` der Datei '''[:smb.conf:/etc/samba/smb.conf]''' folgende Zeile eintragen: {{{ client min protocol = NT1}}} Die Reaktivierung des veralteten Protokolls SMBv1 kann ein Sicherheitsrisiko sein. Deshalb sollte man diesen Eintrag nur dann vornehmen, wenn dies wirklich nötig ist. Näheres hierzu siehe [:Samba Client GNOME:]. === Authentifikation === Manchmal lassen sich Freigaben von älteren Windows-Servern oder NAS-Geräten trotz gemeinsamem SMB-Protokoll und korrekter Eingabe von Benutzername und Passwort nicht einbinden. Der Grund kann sein, dass die für die Authentifikation verwendete Verschlüsselung vom Server nicht verstanden wird. Samba-Clients verwenden standardmäßig nur noch die starke NTLMv2-Verschlüsselung, um Kontakt mit einem Server aufzunehmen. Ältere Server (vor allem auch NAS) kommen manchmal mit den neueren Verschlüsselungen nicht klar. Zur Abhilfe kann man auf dem Client die Datei '''[:Samba Server/smb.conf:/etc/samba/smb.conf]''' mit Root-Rechten[4] editieren und dort im Teil `[global]` folgende Befehlszeilen einfügen: {{{ client NTLMv2 auth = no }}} und nur noch in sehr seltenen Fällen (nicht empfohlen, unsicher!): {{{ client lanman auth = yes }}} === Ungeeignete Namen === Obwohl nicht empfohlen, sind die üblichen Sonderzeichen wie Umlaute, "ß" usw. in den Namen von Server und Freigaben möglich. Nicht zulässig sind dagegen einige Zeichen wie z.B. Doppelpunkt (Kolon), Slash, Backslash usw. Außerdem darf der Servername nicht länger sein als 15 Zeichen. Bei Zugriffs-Problemen sollte man deshalb auch an unzulässige Namen denken. == Entstellte Datei- und Ordnernamen == Automatisch erzeugte Datei- und Ordnernamen (z.B. durch Kameras oder [:CDs_rippen:CD-Ripper]) werden im GVfs gelegentlich bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Grundsätzlich dürfen Datei- und Ordnernamen im GVfs auch nationale Sonderzeichen (Umlaute, Akzente) sowie Leerzeichen enthalten. Einige Zeichen wie z.B. `: , /` führen jedoch zu Problemen bei plattformübergreifender Nutzung. Dann gibt es keinen anderen Ausweg, als diese Dateinamen auf dem Server zu ändern – oder die Freigaben ohne GVfs (z.B. mit `mount.cifs`, siehe [:Samba Client cifs:]) einzubinden. Eventuell ist auch ein Zugriff mittels [:smbclient:] möglich. == Symlinks zum Mountpunkt scheinbar nicht möglich == Manche Dateimanager (z.B. Thunar) gestatten es nicht, symbolische Verknüpfungen zum Mountpunkt in '''/run/user/BENUTZER-UID/GVfs''' herzustellen. Der Grund dafür sind die Sonderzeichen "=", "," und ":", die dort von gio mount im Dateinamen verwendet werden. Die gewünschten Verknüpfungen lassen sich aber trotz der Sonderzeichen problemlos in einem Terminal[2] mit dem Befehl `ln -s QUELLE ZIEL` erstellen, wenn den Sonderzeichen ein Backslash ("\") vorangestellt oder der ganze Namen in Anführungszeichen gesetzt wird. Beispiel: {{{#!vorlage Befehl ln -s /run/user/1000/GVfs/smb-share\:server\=diskstation\,share\=public ~/Diskstation/Public }}} == Zeitstempel (Datum und Uhrzeit) werden verändert == Manche Netzwerk-Protokolle erlauben die Übertragung der Dateiattribute zwischen Server und Client, z.B. Samba über die "cifs-UNIX-Extensions". Wenn dies von `gio mount` nicht unterstützt wird, gelten auf den Server kopierte Dateien dort als neu angelegt (erhalten das Datum des Kopiervorgangs). Vor allem bei bidirektionaler Datensynchronisation (Abgleich in beide Richtungen, siehe z.B. [:Unison:] oder [:FreeFileSync:]) kann dies zu erheblichen Problemen führen. = Links = ==Intern== * [:Dateisysteme:] * [:mount:] - Dateisysteme einbinden * [:Heimnetzwerk:] - Netzwerk-Nutzung (nicht nur) für den Hausgebrauch * [:FUSE:] - Filesystem in Userspace * [:Gigolo:] - grafisches Werkzeug für `gio mount` * [:gio:] - Kommandozeilenprogramm für das GVfs. * [:Samba Client GNOME:] - mit dem [:Dateimanager:] ([:Nautilus:], [:Thunar:], ...) direkt auf Samba- und Windows-Freigaben zugreifen (außer [:KDE:]) * [:Samba Client KDE:] - der entsprechende Artikel für KDE ([:Kubuntu:]). * [:UDisks2:] - Disk Manager zum Einbinden im Hintergrund * [:DeviceKit:] - Interaktion mit lokalen Laufwerken ("Block Devices") ==Extern== * [gnomeprojects:gvfs:GVfs-Projektseite] {en} * [https://wiki.gnome.org/Projects/gvfs/doc GVfs-Dokumentation] {en} #tag: Netzwerk, GNOME, Xfce, GVfs