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Ubuntu Studio

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Ubuntu Studio 🇬🇧 ermöglicht es, auf einfache Weise ein System für die Musik-, Video- und/oder Grafikproduktion einzurichten. Ubuntu Studio kann eigenständig installiert oder auf Basis eines bestehenden Ubuntu-Systems ergänzt werden. Dabei benutzt es als Oberfläche einen angepassten Xfce-Desktop und einen für Audioanwendungen modifizierten Echtzeitkernel.

Die erste verfügbare Version wurde im Mai 2007 auf Basis von Ubuntu 7.04 veröffentlicht. Seit Ubuntu 7.10 ist Ubuntu Studio über die offiziellen Paketquellen verfügbar. Nach längerer Pause ist Ubuntu Studio 20.04 wieder eine Version mit LTS und wird bis April 2023 unterstützt.

Systemvoraussetzungen

Vorausgesetzt wird ein halbwegs aktueller PC mit mindestens 1 GB-Ram. Empfohlen werden aber 4 GB-Ram, da einige Multimedia-Anwendungen viel Speicher benötigen. Auf der Festplatte sind mindesten 10 GB für die Installation erforderlich.

Installation

Ubuntu Studio ist als ca. 3,1 GiB großes ISO-Abbild unter Downloads verfügbar. Die Installationsroutine unterscheidet sich nur wenig von anderen Ubuntu-Varianten. Mehr Details sind im Artikel Ubuntu Studio/Installation zu finden. Dort wird auch erklärt, wie eine beliebige xUbuntu-Installation (Kubuntu, Lubuntu, Xubuntu, Ubuntu Mate, Ubuntu Budgie oder Ubuntu) sich nachträglich um Ubuntu-Studio-Komponenten erweitern lässt.

Thematische Aufteilung

Ubuntu Studio ist thematisch aufgeteilt in drei Hauptbereiche:

Natürlich gibt es auch die Standardanwendungen wie LibreOffice oder Firefox.

Programme von Ubuntu Studio

Ubuntu Studio hat zwei eigene Programme zur Verwaltung von Programmoptionen:

  • Ubuntu Studio Software Installer: Mit diesem Programm können die Metapakete [1] von Ubuntu Studio einfach installiert werden.

  • Ubuntu Studio Controls: In diesem Fenster lassen sich Audioeinstellungen vornehmen und elementare Parameter des JACK-Audioservers regeln. Damit JACK in Realtime-Mode betrieben werden kann, muss der entsprechende User Mitglied der Gruppe Audio sein. Außerdem erhält man Zugriff auf rtprio und memlock.

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Ubuntu Studio Software Installer Ubuntu Studio Controls Ubuntu Studio Oberfläche

Sich bei Ubuntu Studio beteiligen

Bei Ubuntu Studio kann sich jeder bei der Entwicklung beteiligen. Um bei der Arbeit und dem Testen der Programme mitzuarbeiten, kann man sich bei einer der zwei Mailinglisten anmelden. Unter ubuntu-studio-devel 🇬🇧 gibt es eine Mailingliste für die Entwicklung von Ubuntu Studio. Bei Fragen rein für die Anwendungen gibt es eine Mailingliste unter ubuntu-studio-users 🇬🇧.

Praktische Einsatzempfehlungen und Grenzen

Der Einsatz eines Rechners im Multimedia-Bereich stellt besondere Anforderungen an das Betriebssystem; hier wird man schnell u.a. mit den Eigenheiten des Linux-Audiosystems konfrontiert. Diese Situation meistern wollen vor allem die spezialisierten Multimedia-Distributionen, zu denen neben AVLinux 🇬🇧, LibraZiK studio 🇬🇧 und Gentoo Studio 🇬🇧 auch Ubuntu Studio gehört.

Spezifische Stärken und mögliche Probleme

Erfahrungsgemäß zeigen diese Distributionen mitunter im praktischen Einsatz jeweils ihre eigenen Stärken und Schwächen. Pluspunkte bei Ubuntu Studio sind die einfache Installation und die Möglichkeit, auf ubuntuusers.de als deutschsprachige Informationsquelle zurückzugreifen. Damit dürfte sich das System besonders für hiesige Linux-Einsteiger empfehlen.

Beim Einsatz von Ubuntu Studio für anspruchsvollere Aufgaben wie die Koordination mehrerer Multimedia-Anwendungen oder die Einbindung externer MIDI-Geräte wurden allerdings häufiger Fehlfunktionen beobachtet; dies kann von individuellen Gerätekonfigurationen abhängig sein. Man sollte Ubuntu Studio ggf. auf dem eigenen Rechner genauer testen, um nicht in wichtigen Situationen unliebsame Überraschungen zu erleben.

Besonders gilt das für den Soundserver JACK, der die Basis eines professionellen Linux-Audiosystems darstellt: Hier offenbarte Ubuntu Studio bei Versuchen mitunter Probleme in der grafischen Steuerung: JACK lässt sich grundsätzlich über QJackCtl bedienen, ferner wie oben angedeutet über Ubuntu Studio Controls, ebenso kann man ihn aber über Befehle während des Aufrufs von Ardour steuern. Bei Ubuntu Studio 18.10 ergaben sich hier Unstimmigkeiten zwischen den drei Methoden: War JACK bereits über QJackCtl gestartet, konnte Ardour sich nicht mehr mit JACK verbinden. Ubuntu Studio Controls und QJackCtl zeigten sich in der JACK-Steuerung ebenfalls nicht ausreichend synchronisiert.

Auch die Verbindung von Ardour mit externen Steuerpulten über MIDI funktionierte bei Versuchen unter Ubuntu Studio schlechter als unter anderen Multimedia-Distributionen.

Aus solchen - keineswegs neuen - Erfahrungen mit Ubuntu Studio sollte man allerdings nicht folgern, dass Linux grundsätzlich keine brauchbare Basis für audiovisuelle Bearbeitungsprogramme abgebe. Das wäre offenkundig ein Trugschluss.

Alternativen zu Ubuntu Studio

Möchte man ernsthaft oder (semi-)professionell in den Bereich Linux und Multimedia einsteigen, empfiehlt es sich mitunter, zu einer anderen, im Audiobereich verlässlicher arbeitenden Distribution zu greifen. Hat man mit Ubuntu oder Ubuntu Studio bereits Erfahrungen gesammelt, fällt die Einarbeitung in andere *buntu- oder debian-basierte Distributionen am leichtesten. Die nachfolgend geschilderten KXStudio, AVLinux und LibraZiK Studio bieten sich besonders an, die Auswahl ist jedoch noch größer:

  • KXStudio basiert auf Kubuntu und gilt allgemein als zuverlässige Distribution, die insbesondere mit einer komfortableren JACK-Steuerung mittels der Suite Cadence punktet. Momentan lässt sich KXStudio allerdings nur über eine Erweiterung der Paketquellen einrichten; vollständige Installationsabbilder sind nur zum veralteten KXStudio 14.04 verfügbar. Eine im Herbst 2018 vorhandene Version 18.04-beta war Anfang 2019 im Netz nicht mehr aufzufinden. Damit empfiehlt sich KXStudio in erster Linie für fortgeschrittene Ubuntu-Anwender.

  • Apodio 🇬🇧 basiert in seiner neuesten (Beta-)Version 12 auf Ubuntu 18.04. Es ist eine vor allem für den Einsatz von einem Live-USB-Speicher abgestimmte Multimedia-Distribution, die umfangreiche Software mitbringt und auch als Live-System recht schnell läuft. Alternativ kann man Apodio auch auf einer Festplatte aufsetzen. Dabei sollte man allerdings genau die Installationsanleitung hinsichtlich der Benutzerverwaltung beachten; anderenfalls läuft das System nicht, wie es soll. Darüber hinaus ist das Umschalten auf deutsche Spracheinstellung etwas knifflig, zumal das System standardmäßig mit einer französischen Tastatureinstellung beginnt. Apodio eignet sich aber sehr gut, wenn man die grundsätzlichen Möglichkeiten und Eigenheiten einer umfangreichen Multimedia-Distribution im Vergleich zum konventionellen Ubuntu erkunden möchte.

  • AVLinux 🇬🇧 basiert auf Debian 🇬🇧 und bietet eine gegenüber Ubuntu Studio größere, teilweise auch aktuellere Software-Auswahl. Die Einbindung von Windows-VST-Plugins ist möglich. Vor der Installation sollte man sich aber unbedingt mit der ausführlichen Anleitung vertraut machen, denn AVLinux unterscheidet sich in Details der Administration von herkömmlichen Debian- und erst recht von *buntu-Systemen.

  • QStudio64 🇬🇧 basiert auf Linux Mint 🇬🇧 19.1, das sich wiederum auf Ubuntu 18.04 stützt. Die Entwickler haben u.a. Paketquellen von KXStudio integriert. QStudio64 setzt standardmäßig auf ALSA als Soundsystem, JACK kann für den DAW-Betrieb aktiviert werden.

  • LibraZiK studio 🇬🇧 basiert wie AVLinux auf Debian, dem es in Administration und Bedienung sehr ähnelt. Es bringt in großem Umfang aktuelle Software besonders für den Audiobearbeitungsbereich und für Musikerbelange mit. Auch hier lassen sich nach Installation von Zusatzpaketen Windows-VST-Plugins einbinden. LiraZiK verbraucht merklich weniger Rechenkapazität als Ubuntu Studio und die anderen hier genannten Multimedia-Distributionen und bewältigt auch schwierige Aufgaben wie die MIDI-Anbindung externer Geräte zuverlässiger. Trotz deutscher Spracheinstellungen enthalten viele Fenster nach der Installation französische Texte; sofern man damit nicht zurechtkommt, sollte man zusätzlich das Paket librazik-apt-non-fr installieren und anschließend die englische Spracheinstellung als zweite neben der deutschen wählen: damit erscheinen Fenster, zu denen keine deutsche Übersetzung verfügbar ist, in englischer Sprache.

Diese Revision wurde am 28. Januar 2021 18:07 von noisefloor erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Ubuntu, Multimedia, Grafik, Tonstudio, Audio, Video, Übersicht