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Postfix

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:

Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.

Artikel für fortgeschrittene Anwender

Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.

Achtung!

Falls Postfix im Internet agieren soll, und nicht nur in der eigenen LAN-Spielwiese, so müssen Postfix und abhängige Programme (zum Beispiel Dovecot) sehr sorgfältig konfiguriert werden, damit kein offenes Relay entsteht!

Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

./postfix_logo.gif

Damit ein Linux-Rechner direkt E-Mails verschicken kann, muss ein MTA (Mail Transfer Agent) installiert und konfiguriert sein. Der Klassiker unter den MTA ist sendmail, dieser ist jedoch sehr umständlich zu konfigurieren, deshalb hat sich Postfix zum Standard entwickelt.

Im Prinzip könnte man den Postfix-Server aufsetzen und gleich E-Mails verschicken. Doch leider ist das im Zeitalter von Spam nicht mehr so einfach. Ein SMTP-Server ohne eine feste IP und ohne ordentliche Zertifikate wäre eine ideale Spam-Schleuder. Deshalb akzeptiert eigentlich kein E-Mail-Server E-Mails von solchen Servern. Man muss daher die eigenen E-Mails über einen "ordentlichen" SMTP-Server (Smarthost) wie z.B. den von web.de und Co. leiten. Für ortsgebundene Rechner bietet sich der Server des eigenen Internet-Service-Providers an, da dieser meistens keine zusätzliche Authentifizierung erfordert.

Ein MTA ist aber auch dann erforderlich, wenn lokale Benutzer auf dem System untereinander E-Mails verschicken wollen. In diesem Fall findet kein Datenaustausch zu einem externen SMTP-Server statt. Lautet der Name des Rechners beispielsweise "ubuntu", so ist "root@ubuntu" eine gültige E-Mail-Adresse. Das Versenden von lokalen E-Mails wird unter Anderem von Diensten wie Cron verwendet, um den Administrator über mögliche Probleme zu informieren. Die im Folgenden beschriebene Konfiguration ermöglicht sowohl das Versenden von E-Mails an externe als auch an interne Empfänger.

Installation

Folgende Pakete müssen installiert [1] werden:

  • postfix

  • libsasl2-modules - wenn der Smarthost eine Authentifizierung benötigt

  • mailx - optional, um über die Konsole mit dem Befehl mail Mails verschicken zu können

Hinweis:

Beim Einsatz von Monitoring-Programmen, die via E-Mail informieren sollen, wird mailx oft zwingend benötigt. Ab Ubuntu 8.10 Intrepid Ibex wird statt mailx das Paket bsd-mailx empfohlen.

Grundkonfiguration

Anschließend wird man gleich zur Grundkonfiguration von Postfix geleitet, die aus einer Serie von Fragen besteht. Bei Fragen, auf die hier nicht besonders eingegangen wird, sollte einfach der Standardwert bestätigt werden. Je nachdem, wie man die erste Frage beantwortet, tauchen bestimmte Fragen später vielleicht gar nicht auf.

General type of configuration?

Als erstes wird nach dem allgemeinen Einsatzzweck des Servers gefragt. Zur Auswahl stehen folgende Möglichkeiten:

TypBeschreibungEinsatzszenarien
Internet SiteStandard. Mail wird empfangen und verschickt.Echter Mailserver mit fester IP-Adresse, z.B. Root-Server
Internet mit SmarthostWie Internet Site, aber Mail wird nicht direkt an den entfernten Server zugestellt, sondern komplett über einen anderen Server (etwa beim ISP) geleitet.Mailserver mit dynamischer IP-Adresse, die sonst sehr oft als potentielle Spam-/Virenversender geblockt werden.
Satellite SystemKeine Mail wird empfangen, alle ausgehende Mail über einen Smarthost (s.o.) verschickt.Mail durch Adminskripte oder Webapplikationen verschicken lassen.
Local onlyMail wird lokal auf dem Rechner zugestellt, es wird keine Mail von außen empfangen bzw. nach außen geschickt.Wie Satellite System, aber die Mail soll direkt auf demselben System gelesen werden.

Where should mail for root go?

Hier sollte man entweder den Benutzernamen des Admins eintragen oder seine gültige E-Mail-Adresse.

Mailname

Dies ist der Name des Rechners, der jeder ausgehenden Mail als Absenderdomain hinzugefügt wird. In den meisten Fällen sollte man einfach den Hostnamen als Mailnamen akzeptieren, außer man ist im Besitz eines geeigneteren Domainnamens.

SMTP relay host?

Hier sollte man den Mailserver des Providers eintragen, über den man die Mail verschicken will, z.B. smtp.mailanbieter.de.

Für welche weiteren Rechner möchten Sie Mails akzeptieren?

Wenn man den Mailserver für bestimmte Domains betreibt, die hier noch nicht aufgelistet werden, muss man diese ergänzen.

Local Networks

Hier trägt man ein, welche Maschinen Mail über diesen Server verschicken dürfen. Es ist wichtig, dass man seinen Server hier nicht Unbekannten zur Verfügung stellt, die darüber dann Spam oder Viren verschicken können (Open Relay). Als Vorgabe steht dort 127.0.0.0/8, was bedeutet, dass man nur vom lokalen Rechner aus Mails versenden darf. Wer seinen Mailserver aus dem ganzen LAN zum Versand nutzen will, sollte hier zusätzlich sein eigenes Netz eintragen:

127.0.0.0/8, 192.168.1.0/24

Wer seinen Server, bspw. einen Root-Server, über das Internet nutzen will, sollte hier auf keinen Fall weite Adressbereiche erlauben, sondern für den Versand stattdessen eine Authentifizierung verlangen.

Hinweis:

Je nach Ubuntu-Version sehen diese Fragen etwas anders aus. Der wichtigste Punkt ist immer der SMTP-Server, wenn man Smarthost oder Satellite gewählt hat. Hat man sich in der Konfiguration vertan, kann man diese im Terminal [2] mit

sudo dpkg-reconfigure postfix

wiederholen, in welchem Fall noch viel mehr Fragen gestellt werden. Ebenso kann man diesen Befehl ausführen, wenn eine wichtige Einstellung, die man verändern wollte (z.B. Local Networks), bei der Installation übergangen wurde.

Danach ist die erste Konfiguration von Postfix abgeschlossen. Diese wird in der Datei /etc/postfix/main.cf hinterlegt.

Postfix Server steuern

Wie alle anderen Dienste bringt auch Postfix Start/Stop-Skripte mit. Diese Skripte lassen sich natürlich auch zum Kontrollieren des Servers gebrauchen.

# Allgemein
sudo /etc/init.d/postfix {start|stop|restart|reload|flush|check|abort|force-reload}
# Beispiel
sudo /etc/init.d/postfix restart 

  • "start" - Startet den Dienst

  • "stop" - Stoppt den Dienst

  • "restart" - Startet den Server neu, bestehende Verbindungen auf den Server werden gekappt

  • "reload" - Lädt die Konfigurationsdateien neu, ohne dass Verbindungen getrennt werden

  • "flush" - Es wird versucht alle Mails, die in der Warteschlange liegen, zu senden

  • "abort" - Stoppt Postfix sofort, alle laufenden Postfix Prozesse werden angehalten

Mehr dazu im Wiki unter Dienste.

Besondere Konfigurationen

⚓︎

Authentifizierung am Smarthost

Wenn der SMTP-Server auf dem Smarthost zum Versenden der Mail ein Passwort verlangt, muss die eben erstellte Konfiguration /etc/postfix/main.cf allerdings noch einmal editiert [3] und diese Zeilen eingefügt werden:

smtp_sasl_auth_enable = yes
# noplaintext weglassen, wenn Passwörter im Klartext übertragen werden müssen:
# (nicht empfohlen, nur wenn's anders nicht funktioniert)
smtp_sasl_security_options = noplaintext noanonymous
smtp_sasl_password_maps = hash:/etc/postfix/sasl_password

Wie in der Config ersichtlich, holt Postfix die Zugangsdaten aus der Datei /etc/postfix/sasl_password bzw. aus einer Datenbank, die aus der sasl_password generiert wird; Die Datei sollte man vorzugsweise mit folgendem Befehl erstellen, da sonst ein umwandeln in eine Datenbank nicht immer möglich ist. Dazu muss man ein Terminalfenster öffnen [2] und den folgenden Befehl eingeben:

sudo touch /etc/postfix/sasl_password 

Nun schreibt man seine Daten nach folgendem Muster in die Datei

smtp.mailanbieter.de username:ganzgeheimespasswort

Damit nicht gleich jeder das Passwort lesen kann sollte man noch die Berechtigungen der Datei einschränken (eventuell ist das für Sicherungskopien oder die nachfolgend erzeugte Datenbank zu wiederholen):

sudo chmod 600 /etc/postfix/sasl_password 

Jetzt muss noch die Datenbank erzeugt werden:

sudo postmap /etc/postfix/sasl_password 

Danach muss man postfix neu starten:

sudo /etc/init.d/postfix restart 

⚓︎

Korrekten Absender setzen

Viele E-Mail-Anbieter erwarten inzwischen, dass man seine Post mit "richtigen" Absenderadressen verschickt - also nicht ich@localhost oder user@meinrechner. Einige, wie GMX, gehen sogar so weit, nur die eigene, korrekte Adresse zu akzeptieren. Deshalb muss man Postfix beibringen, die lokalen Adressen durch die gewünschte offizielle zu ersetzen.

Folgende Zeile muss man dafür in die Datei /etc/postfix/main.cf einfügen:

sender_canonical_maps = hash:/etc/postfix/sender_canonical

Dann erstellt man in einem Editor mit Root-Rechten [3] die Datei /etc/postfix/sender_canonical mit beliebig vielen Zuordnungen, z.B.:

benutzer email.adresse@gmx.net
www-data beispiel@example.com
root email.adresse@gmx.net

Zu guter Letzt erstellt man auch aus dieser Datei eine Postfix-Datenbank und lädt die Postfix-Konfiguration im Terminal [2] neu:

sudo postmap /etc/postfix/sender_canonical
sudo /etc/init.d/postfix restart   

Mehr Konfigurationsmöglichkeiten

Weitere Konfigurationsmöglichkeiten bietet der Artikel Postfix/Erweiterte Konfiguration:

Funktionstest

Jetzt kann man z.B. mit mail aus dem Paket mailx eine E-Mail verschicken. Der Befehl dazu sieht im Prinzip so aus:

mail -s "testbetreff" email@addresse.de < textdatei.txt 

Danach sollte man die Datei /var/log/mail.log durchlesen und überprüfen ob alles geklappt hat. Hoffentlich steht nun am Ende der Datei etwas ähnliches wie das hier:

  ...from=<email@gmx.net>...
   ...to=<xyz@example.com>,... status=sent... Message accepted

⚓︎

Anhang: Smarthost-Provider

Die Anti-Spam-Maßnahmen mancher Mail-Provider können einem als Betreiber eines Heim- oder SOHO-Servers schon ein bisschen das Leben schwer machen. Hier werden ein paar davon beschrieben, und wie man über sie korrekt Mail verschicken kann.

AOL

AOL erschwert die Konfiguration zusätzlich, weil unumgängliche Filterungsmaßnahmen durchgeführt werden. Nicht nur wird Mail mit anderen Absendern als der eingeloggten AOL-Kennung aggressiv gefiltert, sie leiten auch alle ausgehende Post auf dem regulären SMTP-Port 25 über einen Zwangsproxy weiter, der wiederum dieselbe Filterung durchführt. Der Einsatz der AOL-eigenen Mailserver als Smarthost ist deswegen nicht zu empfehlen. Um aber einen externen Anbieter als Smarthost benutzen zu können, muss man statt dem Standardport 25 den Mail submission-Port 587 verwenden, z.B. so:

relayhost = [mail.gmx.net:587]

Arcor

Arcor-Internet-Kunden können über ihren eigenen Internetzugang ohne weitere Authentifizierung E-Mails mit beliebigem Absender versenden, sofern dieser eine gültige E-Mail-Adresse darstellt:

Auch von unterwegs bzw. über Provider, die es versäumen, ihren Kunden einen eigenen Smarthost bereitzustellen (etwa im Kabelmodem-Bereich) kann man die Arcor-SMTP-Server auf diese Art nutzen, wenn man sich authentifiziert:

Es funktioniert auch als Freemail-Kunde des sogenannten PIA 🇩🇪 -Systems, daher ist Arcor eine gute Wahl für einen Smarthost. Man braucht das entsprechende Postfach noch nicht einmal als Kontaktadresse nutzen, sondern benutzt es nur für den SMTP-Auth und verschickt darüber seine reguläre Mail mit beliebigen Absender-Domains, die allerdings auf Internet-weite Gültigkeit geprüft werden (nicht also von user@localhost o.ä. - weshalb der o.g. Schnelltest per mail-Befehl scheitern könnte). Zu beachten ist, dass Arcor die Adresse, mit der man sich authentifiziert hat, in einem Zusatzheader in die Mail einträgt, den der Empfänger lesen kann. Darüber hinaus ist eine Freemail-Registrierung nur aus Deutschland möglich. Es sind folgende Einträge in /etc/postfix/main.cf erforderlich (wodurch die Login-Informationen leider unverschlüsselt übertragen werden):

relayhost = mail.arcor.de
smtp_sasl_auth_enable = yes
smtp_sasl_password_maps = hash:/etc/postfix/sasl_password
smtp_sasl_security_options = noanonymous

Der noch in zahlreichen Beispielen aufgeführte Server postman.arcor-online.net ist seit November 2005 außer Betrieb.

GMX

⚓︎ Um mit Postfix auch über GMX E-Mails versenden zu können, muss man folgende, weiter oben beschriebene Schritte ausführen:

Außerdem gilt es folgende Besonderheiten zu beachten:

  • GMX akzeptiert nur Mail mit demselben Absender, als der man sich authentifiziert hat. Dieser Provider ist deswegen nur als Smarthost geeignet, wenn alle ausgehenden Mails denselben Absender tragen dürfen.

  • Die Benutzerkennung in der /etc/postfix/sasl_password besteht aus der kompletten E-Mail-Adresse und nicht nur aus dem Benutzernamen, z.B.:

mail.gmx.net beispiel@gmx.de:geheim

Seit dem Sicherheitsupdate, vom 10.03.2009, muss die SMTP Authentifizierung über TLS im Plaintext erfolgen, dazu wird in der Datei /etc/postfix/main.cf folgender Eintrag geändert:

smtp_sasl_security_options = noanonymous

WEB.DE

  • Von einer WEB.DE Absenderadresse lässt sich keine Mail an WEB.DE Empfänger senden. In /var/log/mail.log wird in diesem Fall folgende Meldung ausgegeben: "Authentification failed, or POP3 logon too old. (in reply to MAIL FROM command)"

Seit der Sicherheitsaktualisierung vom 10.03.2009, muss die SMTP Authentifizierung über TLS im Plaintext erfolgen. Dazu wird in der Datei /etc/postfix/main.cf folgender Eintrag geändert [3]:

smtp_sasl_security_options = noanonymous

Gmail

  • Wenn man unter gmail ([smtp.googlemail.com]:587) diese Fehler bekommt:

"530 5.7.0 Must issue a STARTTLS command first."

hilft folgende Option:

smtp_tls_security_level = may

natürlich in zusammenhang mit:

smtp_sasl_security_options = noanonymous

1und1.de

Bei 1&1 ist zu beachten das der SMTP-Relay-Server-Port ":587" beim relayhost mit übergeben werden muss. Also:

relayhost = smtp.1und1.de:587

In meinem Kanal http://www.youtube.com/user/ctaasDE ist ein Video zur Installation von Postfix unter Ubuntu 10.04.1 LTS veröffentlicht. Auch wird hier noch auf den HylaFAX Server eingegangen.

Fehlerbehandlung

fatal: open database /etc/aliases.db: No such file or directory"

Nach dem versenden einer Mail wurde im log folgender Fehler festgehalten: " fatal: open database /etc/aliases.db: No such file or directory". Der Befehl

sudo newaliases 

schafft Abhilfe.

SASL authentication failed; cannot authenticate to server mail.gmx.net[213.165.64.21]: no mechanism available

Mit dem Sicherheitsupdate vom 10.03.2009 hat GMX die SMTP Authentifizierung geändert, diese muss jetzt TLS verschlüsselt und im Plaintext erfolgen. Die Konfiguration wird in GMX beschrieben.

Problem mit Smarthost

Trotz Einrichten der Benutzerauthentifizierung am Smarthost und der Umwandlung der Absenderadresse, kann postfix keine E-Mails über den Smarthost versenden. Manchmal kommt es hier zu Problemen mit der Namensauflösung des Smarthosts. Hier hilft es, wenn man nicht seinen eingenen Router als Nameserver, sondern die Nameserver des Internet-Providers direkt angibt. Die notwendigen Schritte sind unter interfaces (Abschnitt „DNS-Server-angeben“) und DNS-Probleme erklärt.

Nochmals unterstrichen werden sollte auch, dass die Datei sasl_password unbedingt mit 'sudo touch sasl_password' angelegt werden sollte UND NICHT mit einem Editor wie nano etc., ansonsten wird kein richtiger Zeitstempel erzeugt und die smtp-Authentifizierung arbeitet nicht. Ausserdem müssen der smtp-smarthost, z.B. smtp.gmx.net in der main.conf bei 'relayname=' unbedingt mit dem in der Datei sasl_password übereinstimmen. Die Verwendung verschiedener Namen, die aber evtl. zur gleichen IP-Adresse zeigen (z.B. mail.gmx.net), führt ebenfalls zu Problemen.


Diese Revision wurde am 16. Februar 2011 10:29 von Silent-PC erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Netzwerk, Server, Internet, Email, SMTP