NFS
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Du möchtest den Artikel für eine weitere Ubuntu-Version testen? Mitarbeit im Wiki ist immer willkommen! Dazu sind die Hinweise zum Testen von Artikeln zu beachten.
Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
NFS (Network File System) ist ein stabiles und gut funktionierendes Netzwerk-Protokoll von Sun, um Dateien über das lokale Netzwerk auszutauschen. Prinzipiell würde es auch über das Internet funktionieren, was aber aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen ist. NFS ist im Prinzip das *NIX-Pendant zu SMB aus der Windows-Welt.
Einsatzszenario¶
NFS setzt für einen reibungslosen und sicheren Betrieb voraus, dass
alle Benutzer im Netzwerk eindeutige UIDs haben und
alle Rechner im Netzwerk zentral administriert werden
Die Rechner müssen also so konfiguriert werden, dass jeder Benutzer netzweit seine eigene feste, numerische UID erhält, die auf allen Rechnern dann gleich ist. Bei größeren Netzwerken stellt man das mit einem LDAP- oder NIS-Server sicher. Die Zugriffskontrolle auf die einzelnen Dateien geschieht dann auf dem Server über das reguläre Dateiberechtigungssystem.
Wenn die Benutzer Root-Rechte auf ihren eigenen Rechnern haben bzw. ihre eigenen Notebooks ins Netz einbinden dürfen, können sie das aber umgehen und sich auf ihren Rechnern beliebige UIDs besorgen, die vom NFS-Server auch nicht weiter getestet werden. In diesem Fall muss dann entweder ein zusätzliches Sicherheitsprotokoll wie Kerberos zum Einsatz kommen (nicht-trivial und Gegenstand des eigenen Artikels NFS mit Kerberos sichern) oder gleich Samba benutzt werden (langsamer).
Installation¶
Sollte NFS noch nicht vorhanden sein, lässt es sich sehr schnell installieren. Folgende Pakete und deren Abhängigkeiten müssen über die Paketverwaltung [1] installiert werden:
Wenn der Rechner als Server dienen soll, der Dateien bereitstellt:
nfs-kernel-server
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install nfs-kernel-server
Oder mit apturl installieren, Link: apt://nfs-kernel-server
Wenn der Rechner nur als Client agieren soll, der auf andere Freigaben zugreift:
nfs-common
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install nfs-common
Oder mit apturl installieren, Link: apt://nfs-common
Freigaben¶
Die Freigaben von Verzeichnissen und Dateien auf dem Server lassen sich durch direkte Bearbeitung der Datei /etc/exports verwalten. Dazu muss diese Datei angelegt und/oder bearbeitet werden [3]. Die Freigabe eines Verzeichnisses lässt sich mit einer Zeile nach folgendem Muster anlegen:
<pfad> <computername>(<optionen>)
Hier sind einige Beispiele:
# freigabe1 wird für zwei Rechner freigegeben # notebook darf nur lesen (ro) # desktop darf lesen und schreiben (rw) /pfad/zur/freigabe1 notebook(ro,async) desktop(rw,async)
Alternativ kann die IP-Adresse angegeben werden:
# Freigabe gilt nur für 192.168.1.13, jedoch nur mit Leserechten: /pfad/zur/freigabe2 192.168.1.13(ro,async) # Freigabe gilt für alle IPs von 192.168.1.1 bis 192.168.1.255, mit Lese-/Schreibrechten: /pfad/zur/freigabe3 192.168.1.0/255.255.255.0(rw,async) # Freigabe gilt nur für den Rechner mit dem Namen notebook /pfad/zur/freigabe4 notebook(ro,async)
Die Parameter in den Klammern lauten:
rw | Lesen und Schreiben |
ro | nur Lesen |
async | Asynchroner Datentransfer. In der Regel führt diese Option zu einer Leistungsverbesserung auf Kosten möglicher Datenverluste durch Server-Abstürze bzw. Neustarts. Bis nfs-utils 1.0.0, war die Option 'async' standardmäßig aktiviert. |
sync | Synchroner Datentransfer. Seit nfs-utils 1.0.1 standardmäßig aktiviert. |
secure | Ports oberhalb 1024 nicht verwenden, Diese Option ist standardmäßig aktiviert. |
insecure | Ports oberhalb 1024 auch verwenden |
no_root_squash | Bindet man per NFS Verzeichnisse ein, die auf dem Server dem User root gehören, werden diese auf den User nobody gemapped und man kann diese nicht modifizieren. Um dieses Sicherheitsfeature zu umgehen, dient der Parameter no_root_squash (weitere Info mit man 5 exports) |
nohide | Wenn unterhalb eines exportierten Verzeichnisses (z.B. /home/user auf /dev/hda1) ein weiteres Dateisystem eingebunden wurde (z.B. /dev/hdb1 in /home/user/Musik), so wird dieses Verzeichnis durch einen eigenen exports-eintrag exportiert. Im Normalfall (option 'hide') sieht der Client dieses Unterverzeichnis nicht, wenn er nur das Oberverzeichnis einbindet, weswegen er beide einbinden muss. Durch die Option 'nohide' werden die eingebundenen Unterverzeichnisse dem Client nicht mehr als eigene Partitionen präsentiert, sondern als normale, zum Oberverzeichnis gehörende Verzeichnisse. Daher muss man zwar am Server noch alles explizit exportieren, am Client aber nur noch das Oberverzeichnis einbinden |
subtree_check | Wenn nur einzelne Verzeichnisse eines Dateisystems freigegeben wurden, wird hiermit überprüft ob eine vom Client angeforderte Datei in diesen Verzeichnissen des Dateisystems ist. Wurde das komplette Dateisystem freigegeben, werden die Übertragungsgeschwindigkeiten beim Deaktivieren mittels 'no_subtree_check' erhöht. Darüberhinaus stellt diese Option sicher, dass beim Einbinden eines NFS Verzeichnisses mittels 'root_squash' alle Dateien, die dem user 'root' gehören, nicht abrufbar sind (selbst wenn die Datei-Rechte dies vorsehen). Diese Option kann jedoch Probleme verursachen, insbesondere wenn Dateien umbenannt werden, die auf dem Client gerade geöffnet sind. Deshalb ist seit nfs-utils 1.0.x 'no_subtree_check' voreingestellt. |
Hinweis:
Achtung: Zwischen Freigabe und der Parameterklammer darf kein Leerzeichen stehen: z.B.
192.168.1.13(ro,async) und nicht
192.168.1.13 (ro,async)
insecure
sollte nur verwendet werden, wenn es unbedingt notwendig ist! Da dann auch die unsicheren Ports verwendet werden. Leider verwendet das Mac OS X von Apple diese Ports für NFS-Verbindungen. Ein aktueller Apple Computer kann sich nur dann mit dem NFS-Server verbinden, wenn die Option insecure
gesetzt ist.
Bei der Option nohide
sollte man beachten, dass es dadurch passieren kann, dass verschiedene Dateien, welche auf unterschiedlichen Partitionen bzw. Dateisystemen dieselbe Inode besitzen, im gemounteten Oberverzeichnis dieselbe Inode auf dem gleichen (NFS-)Dateisystem haben; manche Treiber verkraften das nicht. Zumindest bei mir führte es beim Client zu einer Kernel Panic, wenn ich gleichzeitig lesend und schreibend auf den Server zugegriffen habe. Des Weiteren sei angemerkt, dass die Option 'nohide' nur funktioniert, wenn die Client-Angabe ein bestimmter Rechner ist; bei Wildcards oder ganzen IP-Bereichen klappt das nicht.
Damit sich der Rechner notebook auch zu der Freigabe /pfad/zur/freigabe3 verbinden kann, muss er mit der IP-Adresse in der Datei /etc/hosts [3] stehen. Die Datei muss wie folgt aufgebaut sein:
<ip> <computername> <computername.domain.tld>
z.B.:
192.168.1.12 notebook notebook.meinedomain.local 192.168.1.13 desktop desktop.meinedomain.local
Nun muss dem NFS-Server im Terminal [2] nur noch gesagt werden, /etc/exports neu einzulesen.
sudo exportfs -ra
Alternativ kann der gesamte NFS-Server neu gestartet werden:
sudo /etc/init.d/nfs-kernel-server restart
Die eventuell auftauchende Warnung "exportfs: No options for..." kann ignoriert werden.
Die exportierten Freigaben koennen nun per showmount von einem Client abgefragt werden:
showmount -e <nfs-server>
Zugriffskontrolle¶
Der NFS-Server beachtet die Zugriffsbeschränkungen, die durch die Dateien /etc/hosts.allow und /etc/hosts.deny beschrieben werden (siehe auch inetd#tcpwrapper und man hosts_access
).
Falls man diese Art der Zugriffskontrolle (zusätzlich zu der aus /etc/exports) verwenden will, sind folgende Einträge vorzunehmen (für den Fall, dass diese Dateien noch nicht existieren, kann man sie einfach selber anlegen):
In der /etc/hosts.deny:
portmap: ALL
Und in der /etc/hosts.allow:
# falls nur die IP 192.168.1.13 Zugriff erhalten soll: portmap: 192.168.1.13 # falls das gesamte LAN Zugriff erhalten soll: portmap: 192.168.1. # oder portmap: 192.168.1.0/24
Auf dieselbe Art sollte man dann auch den Zugriff auf den mountd und den statd beschränken. Zu beachten ist, dass für diese Dienste nur IP-Adressen in den hosts_access-Dateien funktionieren, keine Domainnamen.
Hinweis:
Die Einschränkung des statd bietet sich auch auf Client-Rechnern an, insbesondere auf Notebooks, die auch mal in unsicheren Netzen unterwegs sind. Hier muss der Zugriff nur dem/den Server(n) erlaubt werden.
Auf Freigaben zugreifen¶
Damit der Client auf die Freigaben zugreifen kann, muss er sie einfach einbinden können. Hierzu ein Terminal öffnen [2] und
cd /media sudo mkdir meinefreigabe sudo mount ipadresse:/pfad/zur/freigabe /media/meinefreigabe
eingeben. Im Falle einer Notebookfreigabe sieht das ca. so aus:
cd /media sudo mkdir server sudo mount 192.168.1.13:/home /media/server
Man könnte nun ein Shellskript schreiben, das bei Aufruf eine Verbindung zum Server herstellt. (Achtung: Wenn das Verzeichnis schon erstellt wurde, muss dieses natürlich nicht mehr erstellt werden.) Die zweite Möglichkeit ist, das Ganze mit Root-Rechten in die /etc/fstab-Datei[4] zu schreiben [3].
Beispiel für den Eintrag in die /etc/fstab:
192.168.6.13:/home /media/server nfs rw 0 0
rw | Lese- und Schreibrechte |
ro | Nur Leserechte |
Weitere Optionen in der /etc/fstab
hard | Bei Unterbrechungen ohne Timeout warten bis der Server wieder normal erreichbar ist |
soft | Bei Unterbrechungen sofort einen Timeout machen (verhindert ein Einfrieren des Dateimanagers) |
timeo=<SEKUNDEN> | In Verbindung mit soft kann festgelegt werden, wann der Timeout erfolgen soll |
bg | Bei einem Timeout, wird der mount im Hintergrund weiter versucht. Ist z.B. bei einem Laptop, das im Heimnetz automatisch einen NFS-Server mounten soll, nützlich. |
intr | Erlaubt einem wartenden Programm bei Bedarf dennoch zu unterbrechen/killen |
nolock | Deaktiviert das Sperren von Dateien. Wird gelegentlich für die Verbindung zu alten NFS-Servern benötigt |
rsize=8192,wsize=8192 | Vorsicht: Mit diesen Optionen kann man die Blockgröße der übertragenen Daten festlegen. In den allermeisten Fällen ist es nicht empfehlenswert, diese Optionen zu setzen. Server und Client handeln diese Werte selbst aus und erreichen so ein Maximum an Performance. Falsche Werte können die Geschwindigkeit von NFS um bis zu 50% reduzieren. |
Weitere Optionen stehen in der Manpage zu nfs.
Hinweis:
Portmap öffnet seinen Port standardmäßig an allen Netzwerkschnittstellen, was auf einem Client-Rechner nicht unbedingt erwünscht ist (vor allem bei Laptops, die auch in anderen Netzen unterwegs sind). Man kann das ändern, indem man einfach folgenden Befehl ausführt und die Frage, ob Portmap nur an localhost gebunden werden soll, mit einem JA beantwortet. Damit ist der Port von anderen Rechnern nicht mehr erreichbar.
sudo dpkg-reconfigure portmap
Problembehebung¶
Sollten beim Zugriff auf NFS-Freigaben Probleme auftreten (z.B. Fehlermeldungen der Art "Permission denied", kein Schreibzugriff, scheinbar leere Ordner oder Ähnliches), so hängt dies sehr häufig mit mangelnden bzw. fehlerhaft vergebenen Rechten im eingebundenen (entfernten) Dateisystem zusammen.
Weitere Hinweise hierzu finden sich vor allem unter mount → Rechte sowie Externe Laufwerke einhängen.
Hinweis:
Dateien und Ordner, die sich auf Partitionen mit dem Dateisystem NTFS befinden, können erst mit Kernel-Versionen ab 2.6.27 über NFS freigegeben werden. Dies ist in Ubuntu ab der Version 8.10 (Intrepid Ibex) der Fall. Bei der Freigabe von Dateien auf VFAT-Partitionen (FAT32) über NFS muss mit Problemen gerechnet werden. Als Ausweg empfiehlt sich dann Samba.
Sollte die Dateiübertragung langsam sein oder gar abbrechen, so sollte man prüfen, ob in der Datei /var/log/kernel.log des Clients Einträge der Form
nfs: server <server> not responding, timed out
auftauchen. Sollte dies der Fall sein, so könnte es helfen im Mount-Eintrag in /etc/fstab die Option hard
statt soft
zu verwenden.
Links¶
NFS-Server 🇩🇪 - Linuxfibel
NFS 🇩🇪 - Ausführliche Erklärung (für fortgeschrittene Benutzer) von Selflinux.de
NFSv4Howto im Ubuntu Help Wiki
NFS-HowTo - Troubleshooting 🇬🇧 - Gute Hilfestellung, wenn etwas nicht funktionieren sollte!
Serverdienste Übersichtsartikel