Mozilla plattformübergreifend nutzen
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Oftmals arbeitet man nicht nur mit einem Betriebssystem auf einem PC, sondern hat verschiedene Systeme, auf denen man aber dennoch Firefox und/oder Thunderbird nutzt. Es kann also sinnvoll sein, nur einen gemeinsamen Datenbestand für beide Systeme zu verwenden, damit die Benutzerdaten auf beiden Systemen auf der gleichen Grundlage basieren. Eine manuelle Synchronisation ist dann nicht mehr nötig. Diese Daten liegen für die hier besprochenen Programme im Profilordner. In diesem Artikel wird beschrieben, wie man die notwendigen Einstellungen in zwei Systemen dafür vornimmt: Unter Ubuntu und Windows.
Vorbereitung¶
Bevor man startet, müssen erst ein paar Informationen gesammelt, bzw. betrachtet werden. Wichtig ist, dass bei den nun folgenden Arbeiten weder Firefox noch Thunderbird gestartet sind und auch, das man identische Mozilla-Programmversionen unter beiden Betriebssystemen benutzt.
Profileordner¶
Die Profile von Firefox und Thunderbird liegen je nach Betriebssystem und Version an verschiedenen Orten:
Thunderbird - Lage des Profil-Ordners | |
Windows 8.1 | C:\Benutzer\%Benutzername%\AppData\Roaming\Thunderbird\Profiles |
Ubuntu | ~/.thunderbird |
Firefox - Lage des Profil-Ordners | |
Windows 8.1 | C:\Benutzer\%BENUTZERNAME%\AppData\Roaming\Mozilla\Firefox\Profiles |
Ubuntu | ~/.mozilla/firefox/ |
Der Ordner, in dem die Daten aufbewahrt werden, heißt immer xxxxxxxx.default (im weiteren Verlauf als xn.default bezeichnet). Diese 8-stellige Zahlen- und Buchstabenkombination wird vom Programm bei der Installation erzeugt. Der dabei auftretende Zufallscharakter stellt ein Sicherheitsmerkmal dar.
Hinweis:
In Ubuntu liegt der Thunderbird-Ordner im Verzeichnis ~/.thunderbird/ (wobei das Tilde-Zeichen ~ jeweils für das persönliche Verzeichnis (meist: /home/BENUTZERNAME) des aktuellen Nutzers steht). Die Ordner sind versteckt, sichtbar macht man sie über die Funktion "Ansicht → Versteckte Dateien anzeigen" im Dateimanager [1] (siehe auch Versteckte Dateien) oder über die Tastenkombination Strg + H .
Sicherungsordner¶
Damit von beiden Betriebssystemen auf die Ordner zugegriffen werden kann, muss ein gemeinsamer Nenner beim Dateisystem gefunden werden (siehe Hinweiskasten). Der Sicherungsordner, in dem die Profile für Firefox und Thunderbird liegen, wird auf einer solchen gemeinsamen Partition erstellt. Es wird in dieser Beschreibung davon ausgegangen, dass diese
in Ubuntu unter /media/sicherung eingebunden wird und
in Windows die Laufwerksbezeichnung D:\ hat.
Hinweis:
Lange Zeit war FAT32 das Dateisystem der Wahl für Datenaustausch zwischen Linux und Windows (bis Windows 98SE). Mittlerweile ist jedoch die Unterstützung von NTFS unter Linux als stabil und sicher anzusehen. NTFS ist aufgrund seiner weitaus höheren Entwicklung nach Möglichkeit FAT32 vorzuziehen.
Sollte keine FAT32- oder NTFS-Partition vorhanden sein, kann man sich mittels GParted oder Partitionmanager eine erstellen.
Hinweis:
Beim Zugriff auf Windows-Partitionen wird als Sicherheitsmaßnahme das root-Passwort erfragt, das kann recht ermüdend sein. Es gibt zwei Möglichkeiten für das Einbinden (mounten) der Datenaustausch-Partition:
temporär
statisch
Mehr Hintergrundinformation bietet der Artikel Windows-Partitionen einbinden
Da es sich im Falle von NTFS um ein proprietäres Dateisystem handelt, gibt es unter Linux keine Dateisystemüberprüfung. Sollten unter Umständen Inkonsistenzen auftreten, weil die Partition z.B. nicht korrekt ausgehängt wurde oder der Computer abgestürzt ist und diese unter Linux nicht mehr eingehängt werden können, ist es nur möglich diesen Zustand in einem Windows-Betriebssystem wieder zur korrigieren. Normalerweise reicht es, dafür einmal Windows zu starten und die externe Festplatte wieder auszuhängen bzw. den PC korrekt herunterzufahren.
Hat man hierzu seine Wahl getroffen, legt man als Zielort die Ordner firefox und thunderbird auf der Sicherungspartition an.
Datenumzug¶
Je nachdem, welches System das gerade aktuellere Mozilla-Profil enthält, wählt man dieses als Quelle für den Datenumzug.
Sicherung erstellen¶
In den Ursprungs-Profile-Ordnern befindet sich (mindestens) ein Ordner xn.default. Diese Ordner werden in die zuvor erstellten Sicherungsverzeichnisse auf der NTFS-Partition kopiert. Sollten mehrere Profile existieren, müssen diese Ordner ebenfalls kopiert werden.
Einstellungen¶
Die Produkte der Mozilla-Foundation verwenden einen Profil-Manager. Wie man diesen benutzt, wird dort in Profile verwalten 🇩🇪 bebildert vorgestellt. Er ist das vorgesehene Werkzeug, um ein neues Profil, das auf den Sicherungsordner verweist, zu erstellen.
Vom manuellen Editieren und Verändern der profiles.ini in den Profile-Ordnern sollte man Abstand nehmen, da dadurch das Profil beschädigt werden kann. Um zu überprüfen, ob die Einstellungen korrekt vorgenommen wurden, öffnet man diese Datei in einem Editor [2]. Sie sollte dann folgende Informationen aufweisen:
[General] StartWithLastProfile=1 [Profile0] Name=Default IsRelative=0 Path=xxxxxxxx.default
Der Eintrag IsRelative=0
legt fest, dass der Profilordner nicht als relative, sondern absolute Pfadangabe angegeben ist. Der korrekte Profil-Pfad müsste anstelle von xn.default (dies wäre eine relative Pfadangabe) unter Ubuntu
Path=/media/sicherung/firefox/xxxxxxxx.default
beziehungsweise unter Windows
Path=D:\firefox\xxxxxxxx.default
lauten.
Sollten mehrere Profile existieren, müssten die Pfade in der Datei ebenfalls angepasst worden sein. Nach diesem Schritt kann man im aktuellen Betriebssystem schon einmal testen, ob die Änderungen akzeptiert wurden. Hierzu ist es wichtig, einen möglicherweise schon existenten Original-Ordner entweder zu löschen oder umzubenennen (empfohlen!), damit sichergestellt werden kann, dass der Sicherungsordner benutzt wird. Man startet jetzt einfach Thunderbird und/oder Firefox. Sind danach alle Einstellungen bzw. Mails vorhanden, ist die erste Hälfte schon geschafft.
Für den nächsten Schritt startet man das zweite benutzte Betriebssystem und ändert die Einstellungen in der profiles.ini auch, wie oben beschrieben. Damit der Profilpfad ebenfalls auf den xn.default-Ordner am neuen Ort verweist. Hier testet man die Änderungen ebenfalls auf Erfolg, indem man die Programme startet.
Bestehendes Windows Profil für Linux nutzen¶
Die vorstehende Methode beschreibt den Umzug der Profile an einen neuen Ort, auf den beide System zugreifen können. Dieser Umzug ist nicht unbedingt notwendig.
Mit Ubuntu kann auf die Windows Daten-Partition, auf der das Windows Thunderbird Profil liegt, zugegriffen werden (für Firefox gilt entsprechendes genauso!). Dazu muss die (idealerweise eigene) Windows Daten-Partition statisch per fstab eingebunden werden. Beispiel:
sudo mkdir /mnt/Windows-Daten sudo -H gedit /etc/fstab
UUID=XXXXXXXXXXXXXXXX /mnt/Windows-Daten ntfs defaults,inherit,windows_names,hide_dot_files 0 0
Soll diese Partition im Ubuntu Dateimanager weiterhin sichtbar bleiben (Vorsicht, wenn es sich um die Windows System-Partition handelt!), kann sie alternativ im Ordner /media eingebunden werden.
Hinweis:
Bei den drei folgend dargestellten Methoden werden auch alle benutzerspezifischen Erweiterungen, die unter Windows installiert waren, direkt für Thunderbird in Ubuntu übernommen. Insofern sollten die Thunderbird/Firefox-Versionen in beiden Betriebssystemen auf gleichem Stand sein. Sollten Erweiterungen plattformspezifische Eigenschaften besitzen, können sie unter Ubuntu (bzw. Windows) nicht verwendet werden. Dies sollte aber die Ausnahme sein.
profiles.ini unter Linux anpassen¶
Windows:
[General] StartWithLastProfile=0 [Profile0] Name=Profil_A(WIN_LX) IsRelative=0 Path=D:\_Mozilla\TB\Profiles\06tgtfd5.default Default=1
Hierbei wurden die Profildaten für Thunderbird und Firefox bereits unter Windows an eine gemeinsame Stelle gelegt, um sie von der Windows-Systempartition C:\ zu trennen. Dies hat mehrere Vorteile: einfache Datensicherung der Mozilla-Benutzerdaten, im angenommenen Fall ist eine leichte Rücksicherung der Systempartition ohne Verlust der Mozilla-Benutzerdaten möglich.
Linux:
[General] StartWithLastProfile=0 [Profile0] Name=default IsRelative=1 Path=2un7vuy2.default [Profile1] Name=Profil_A(WIN_LX) IsRelative=0 Path=/mnt/Windows-Daten/_Mozilla/TB/Profiles/06tgtfd5.default Default=1
Im diesem Beispiel wird das ursprünglich unter Linux eingerichtete Profile (hier: 2un7vuy2.default) beibehalten, es ist aber eigentlich nicht mehr notwendig. [Profile1]
nutzt einen absoluten Pfad, das Windows Laufwerk D:\ ist als /mnt/Windows-Daten eingehängt. Das Profil ist hier unter 06tgtfd5.default eingerichtet.
Profilmanager nutzen¶
Alternativ kann man über die grafische Oberfläche des Profilmanagers das Gleiche erreichen:
Man drückt gleichzeitig auf die Alt + F2 und tippt dort
thunderbird -P
ein. Im Profilmanager erstellt man einfach ein neues Profil. Dabei gibt man dort den Windows-Profilpfad an. Falls man das Linux-Profil noch braucht, kann man es behalten. Ist man sich sicher, dass dadurch keine Daten verloren gehen, kann man es entfernen.
Zugriff per Ordner-Verknüpfung¶
Alternativ zur Änderung der Pfade im Mozilla-Profil kann man auch den gesamten Mozilla-Ordner mittels sogenanntem Symlink verknüpfen:
Dazu ersetzt man den versteckten Ordner ~/.thunderbird bzw. ~/.mozilla/firefox durch eine Verknüpfung auf den jeweiligen Mozilla-Profileordner auf der Windows-Partition z.B. über den Ubuntu-Dateimanager wie folgt:
Mit Nautilus zum Mozilla-Profileordner auf der Windows-Partition navigieren
In dessen Kontext-Menü "Verknüpfung erstellen" ausführen
Die erstellte Verknüpfung in das eigene /home-Verzeichnis verschieben
Dort in .thunderbird bzw. .mozilla/firefox umbenennen.
Oder per Terminal:
ln -s /mnt/Windows-Daten/[Pfad zum Thunderbird-Profileordner] ~/.thunderbird
Vorteile:
Manuelle Eingriffe in profiles.ini sind laut Mozilla zu vermeiden, da sie mit dem Inhalt von registry.dat zusammenpassen müssen.
Verändert sich der Name des xn.default-Ordners, z.B. wenn wegen eines korrupten Profils ein neues angelegt werden musste, bleibt die Verknüpfung von Linux aus weiterhin gültig.
Mehrere Profile können ohne weiteres Zutun von beiden Betriebssystemen aus genutzt werden.
Ein kleiner Nachteil könnte sein, dass unter Linux die Zugriffsrechte von symbolischen Verknüpfungen nicht ausgewertet werden, sodass bei entsprechendem Sicherheitsbedarf geeignete Überlegungen und Maßnahmen getroffen werden müssen.
Sonderfall Portable Thunderbird¶
Wer Portable Thunderbird auf einem USB-Stick hat und auf dieses Profil zugreifen möchte, muss in der profiles.ini auf den Profil-Pfad in dessen Programm-Verzeichnis und nicht auf xn.default im Anwendungsdaten-Ordner verweisen. Ähnliches gilt wahrscheinlich analog für Portable Firefox. Im Hauptverzeichnis von Portable Thunderbird gibt es einen Ordner Data, in diesem dann den Ordner profile. Die Zeile mit dem Link in der profiles.ini (hier: in Ubuntu mit Verweis auf den Profile-Ordner des USB-Sticks) muss also etwa wie folgt aussehen:
Path=/PfadZumUSBStick/Thunderbird/Data/profile
Sonderfall Neuinstallation¶
Möglicherweise möchte man ein bestehendes Profil und einen separaten Datensatz (z.B. auf der NTFS-Partition) in einer neuen Instanz von Thunderbird und Ubuntu nutzen. Dies bietet sich an, wenn man eine Neuinstallation plant. Dazu die separate Partition via fstab an gleicher Stelle unter gleichem Namen einhängen, damit für Thunderbird die Pfade gleich bleiben, und dann einfach die Inhalte von ~/.mozilla-thunderbird (alt) nach ~/.thunderbird (neu) kopieren. Darauf achten, dass die Schreib- und Leserechte dieser Inhalte zum Benutzer passen.
Problembehebung¶
Thunderbird¶
Probleme in der Ordnerstruktur¶
Nach einem Betriebssystemwechsel werden bei Thunderbird anstelle der Anzahl der Mails in einem Ordner nur Fragezeichen angezeigt oder eine falsche Zahl angezeigt. Dies ändert sich, sobald der Ordner das erste Mal angeklickt und reinitialisiert wurde.
Nach einem Betriebssystemwechsel entstehen in den Ordnern Mail, ImapMail und News im Thunderbird Profilordner Duplikate und Umbenennungen, z.B. INBOX-1.msf. Um das zu verhindern müssen vor dem TB-Neustart im TB-Profil die Datei panacea.dat gelöscht und in prefs.js sämtliche Pfade, die nur in Windows gelten, manuell entrümpelt werden. Absolute Pfade wie z.B. mail.server.server1.directory
können gelöscht werden, wenn der dazugehörige relative Pfad mail.server.server1.directory-rel
normalisiert wird auf z.B. "[ProfD]Mail/mail.gmx.de"
Hatte man das versäumt, müssen auch alle E-Mail-Dateien und -Ordner wieder auf den Standardnamen wie z.B. INBOX.msf geändert werden. Siehe z.B.: Bug 760937 🇬🇧 und Bug 196119 🇬🇧
Thunderbird startet in englisch¶
Nach einem Betriebssystemwechsel oder Thunderbird-Update zeigt sich Thunderbird in englisch. Dann müssen unter Addons->Sprachen die Sprachunterstützungen wieder aktiviert werden. Weiterhin kann es dabei passieren, dass in Thunderbird die vorherigen Reiter verschwunden sind. Dann muss vor dem Betriebssystemwechsel oder dem Update die Datei session.json im Thunderbird-Profil gesichert und nach dem Neustart wieder ersetzt werden. Siehe: Bug 929406 🇬🇧
Probleme mit dem E-Mailabruf¶
Thunderbird kann unter Ubuntu keine E-Mails abrufen und die Passwörter werden nicht gespeichert: In diesem Fall muss die Datei 'pkcs11.txt' die im Benutzerordner liegt umbenannt oder gelöscht werden (vorher eine Sicherheitskopie der Datei machen). Der E-Mailabruf über Windows und Ubuntu sollte nun möglich sein.
Firefox¶
Startprobleme¶
Der Start von Firefox dauert auf langsameren Systemen und/oder, wenn viele Erweiterungen (Add-ons) installiert sind, nach einem Wechsel etwas länger als gewöhnlich. Dies liegt an der Datei extensions.ini, die im Profilordner liegt. In dieser sind die Pfadangaben zu den Erweiterungen nicht relativ, sondern absolut angegeben. Da dieser Pfad aber betriebssystemabhängig ist, muss diese Datei erst neu erstellt werden, wenn Firefox gestartet wird, was ein paar Sekunden in Anspruch nehmen kann. Danach startet Firefox wieder wie gewohnt.
Autoscroll¶
Achtung!
Dieser Abschnitt erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Firefox und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.
Ein bekanntes Problem ist der deaktivierte "automatische Bildlauf" in Firefox unter Ubuntu. Wird er unter Ubuntu aktiviert, so bleibt er solange aktiviert bis Firefox unter Windows gestartet wird. Wechselt man anschließend wieder zu Ubuntu, so ist der automatische Bildlauf wieder deaktiviert und man muss ihn wieder aktivieren, indem man in den Einstellungen unter "Erweitert-> Allgemein-> Browsing" den entsprechenden Haken setzt oder über about:config
den Wert general.autoScroll
auf true
setzt.
Einfache Abhilfe für dieses Problem erreicht man durch Anlegen der Datei user.js, die ähnlich wie die Datei prefs.js Einstellungen über das Profil des Nutzers enthält, jedoch bevorzugt ausgewertet wird. Da Ubuntu nach einem Wechsel die Datei prefs.js teilweise mit Standardwerten beschreibt, kann man die Datei user.js im Profilordner erstellen[1] und folgende Zeile eintragen:
1 | user_pref("general.autoScroll", true); |
Firefox lädt nun bei jedem Start automatisch zur prefs.js noch die Datei user.js und priorisiert die jeweiligen Einträge mit der user.js.
Links¶
Thunderbird Übersichtsartikel
Profile verwalten 🇩🇪 - Wiki Thunderbird-Mail.de
Firefox Übersichtsartikel
Link Shell Extension 🇬🇧 NTFS-Links unter Windows erstellen