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Monitor profilieren mit ArgyllCMS

Artikel für fortgeschrittene Anwender

Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.

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Dieser Artikel beschreibt, wie man seinen Monitor mit Hilfe von Argyllcms 🇬🇧 farbverbindlich kalibrieren kann.

Argyllcms ist ein Kommandozeilen-Programm, welches mit Hilfe eines Kolorimeters 🇩🇪 Farbwerte, Kontrast und Gamma des Monitors misst. Es speichert die Abweichungen von der Norm und verändert danach den Monitor so, dass die Farben korrekt wiedergegeben werden.

Hinweis:

Um den Monitor mit dieser Anleitung zu kalibrieren, wird ein Messgerät (Kolorimeter) benötigt (z.B. ein Spyder 🇩🇪 ).

Installation

Entwerder man kompiliert das Paket aus den Quellen oder man benutzt die fertigen Programmdateien.

Selber kompilieren

Benötigte Pakete

Zuerst muss man folgende Pakete installieren [1]:

  • build-essential

  • linux-headers-generic

  • libxxf86dga-dev

  • libxxf86misc-dev

  • libxxf86vm-dev

  • libxss-dev

  • libxinerama-dev

  • jam (universe, [2])

Jam ist ein Entwicklungstool und man benötigt dieses, um Argyllcms zu kompilieren.

Nun lädt man den Source Code 🇬🇧 der aktuellen Version von der Argyllcms Webseite 🇬🇧 herunter.

Dann muss man das Verzeichnis /usr/local/argyllcms erstellen, wozu Root-Rechte erforderlich sind. Dorthin kopiert man die heruntergeladene zip Datei und entpackt sie [4].

Nun muss man zwei Dateien noch ausführbar machen [5], und zwar makeall.ksh und makeinstall.ksh [5]. Dann führt man beide Programme mit Root-Rechten aus [3], zuerst makeall.ksh und danach makeinstall.ksh

sudo sh makeall.sh 

erscheint nach diesem Befehl eine Meldung, dass Pakete geskippt wurden, so liegt das daran, dass noch ein paar Abhängigkeiten nicht erfüllt sind.

Erscheint keine Fehlermeldung, fährt man fort:

sudo sh makeinstall.sh 

Nachdem das Kompilieren ohne Fehler durchgelaufen ist, kopiert man alle Argyllcms Programme, welche im Verzeichnis /usr/local/argyllcms/bin sind, in das Verzeichnis /usr/local/bin.

Vorgefertigte Programmdateien

Hierzu läd man einfach die Linux x86 Executables von der Argyllcms Downloadseite herunter, entpackt sie [4], macht sie ausführbar [5] und kopiert sie ins Verzeichnis /usr/local/bin.

./kalib.jpg

Kalibrieren

Nachdem man Argyllcms installiert hat, kann man nun den Monitor kalibrieren. Dazu wechselt man in das Verzeichnis, in welches die Profildaten abgespeichert werden sollen. Der Standard unter Ubuntu ist /usr/share/color/icc. Es kann zwar auch ein beliebiges anderes Verzeichnis gewählt werden, was aber nicht empfohlen wird, da einige Programme wie z.B. Inkscape die Profildaten nur aus dem Standard-Verzeichnis auslesen.

Um die Kalibrierung zu beginnen, schließt man als erstes das Kalibrierungsgerät an.

Sonderfall Spyder 2

Möchte man ein Spyder 2 Gerät benutzen, so benötigt man die Firmware von der Original Windows Installations CD.

Um die Firmware zu installieren, legt man die CD ins Laufwerk und gibt im Terminal folgenden Befehl ein [2]:

sudo spyd2en -v 

Damit sollte die Firmware automatisch von der CD ausgelesen werden. Eine ausführlichere Beschreibung bietet die Argyllcms Webseite unter Spyd2en 🇬🇧 .

Besitzt man keinen Spyder 2 kann man diesen Schritt überspringen und fährt mit der eigentlichen Kalibrierung fort:

Achtung!

Unbedingt den Bildschirmschoner ausschalten bevor man fortfährt. Das Ausmessen des Bildschirms kann einige Zeit in Anspruch nehmen.

Dazu dienen die Befehle

# Falls man einen CRT Monitor hat
sudo dispcal -v -y c -q h -o TargetA
# Falls man einen LCD Monitor hat
sudo dispcal -v -y l -q h -o TargetA 

-q h steht für "High Quality". Bevorzugt man eine schnellere Kalibrierung kann man auch -q l für "Low" oder -q m für "Medium" angeben.

Jetzt erscheint ein schwarzes Feld in der Mitte des Monitors. Nun befestigt man das Kalibrierungsgerät so, dass es mit dem Auge auf Höhe des schwarzen Feldes hängt. Dann drückt man .

Jetzt hat man sieben Auswahlmöglichkeiten. Als Erstes wählt man "5) Check all" um Farbwerte, Kontrast und Gamma des Monitors zu bestimmen. Nun ändert das Feld mehrere Male seine Farbe. Nach einiger Zeit kommt man wieder zu den sieben Einstellungspunkten. Weiter geht es mit "6) Continue on to calibration". Wieder werden verschiedene Farben auf dem Bildschirm eingeblendet. Dieser Vorgang wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Nach Abschluss erhält man den Hinweis, dass man nun das Kalibrierungsgerät entfernen kann. Allerdings wird es in Kürze wieder benötigt, deshalb kann man es auch einfach am Bildschirm lassen.

Als Nächstes gibt man Folgendes im Terminal ein:

sudo targen -v -d3 -f836 DisplayA 

-d3 steht für Video RGB, -f836 für die Anzahl der anzuwendenden Farbpatches, wobei 836 der höchstmögliche Wert und somit die beste Qualität ist. Ausführliche Informationen liefert die Docs von targen 🇬🇧 .

Dieser Befehl erstellt eine Datei DisplayA.

Nun kommt der dritte Schritt:

# Falls man CRT hat
sudo dispread -v -y c -k TargetA.cal DisplayA
# Falls man LCD hat
sudo dispread -v -y l -k TargetA.cal DisplayA 

Dispread arbeitet dabei die Patches ab, die das Programm targen erstellt hat. Die Anzahl dieser Patches wurde mit dem Parameter -f gemacht. Jetzt muss noch ein .icc File erstellt werden, welches man nachher benutzen kann:

sudo colprof -v -D"Display A" -qm -as DisplayA 

Als Letztes muss man nur noch die Veränderung aufrufen. Dies macht man mit dem Programm dispwin.

Hinweis:

Alternativ kann man diesen Schritt weglassen. Dann wird der Monitor nicht allgemein kalibriert; die soeben erstellte *.icc Datei lässt sich aber in Programmen mit Farbverwaltung als Bildschirmprofil einstellen.

# Dieser Befehl funktioniert auch ohne Root-Rechte, allerdings wird das Farbprofil dann nur für den aktuell angemeldeten Benutzer geändert.
sudo dispwin DisplayA.icc 

Nun sollte sich der Monitor in der Farbe ändern. Im ersten Moment wirkt die neue Farbwiedergabe "falsch", allerdings nur weil man sich an die ursprünglichen, falschen Farben gewöhnt hat.

Achtung: Nach einem Neustart ist das neue Profil nicht mehr aktiv und muss neu geladen werden. Man kann sich hierfür ein Autostart Skript erstellen.

Farbprofil beim Start automatisch setzen

Damit das soeben erstellte Farbprofil beim Anmelden automatisch gesetzt wird, muss man sich ein kleines Skript z.B. im Verzeichnis /usr/local/argyllcms erstellen:

Dazu erstellt man mit einem Text Editor die Datei /usr/local/argyllcms/set_icc [6] und schreibt folgenden Inhalt in die Datei:

#!/bin/bash
dispwin /usr/share/color/icc/DisplayA.icc

wobei die Pfadangabe angepasst werden muss, je nachdem wo man sein Profil gespeichert hat und wie man die Datei benannt hat. Nachdem die Datei abgespeichert ist, muss sie noch ausführbar gemacht werden [5].

Jetzt kann man im GNOME Menü unter "System → Einstellungen → Sitzungen" mit "Hinzufügen" ein neues Startprogramm hinzufügen. Als Name wählt man "Bilschirm Profil" und als Befehl sh /usr/local/argyllcms/set_icc.

Nun wird bei jedem Anmelden das neu erstellte Farbprofil geladen.

Achtung!

Trotzdem nicht vergessen, bei Programmen mit Farbverwaltung, wie Gimp, Inkscape oder Scribus unter den Farbverwaltungs-Optionen, als Bildschirm Profil die neue *.icc Datei anzugeben.


Diese Revision wurde am 20. Februar 2009 23:53 von pippovic erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Hardware, Grafik