ubuntuusers.de

Grundlagen der Videobearbeitung

Die Arbeit mit Videodateien ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Um den kompletten Themenkomplex etwas zu vereinfachen, soll dieser Grundlagenartikel ausschließlich wichtige Begriffe klären und auf einige Hilfsmittel hinweisen. Wenn es um Videobearbeitung im weitesten Sinne geht, dann sollte man zunächst genau wissen, was man eigentlich erreichen will und wie man am besten zum Ziel kommt. Zum Themenbereich Video gibt es bereits einige hervorragende Anleitungen:

Auch das Themengebiet Audio ist interessant, da der Ton bei den meisten Videodateien ein wichtiger Faktor ist.

Hat man oft mit Video- bzw. Audiobearbeitung oder -verarbeitung zu tun, so empfiehlt es sich, als Distribution Ubuntu Studio zu verwenden, da diese Ubuntu-Version speziell auf die Bedürfnisse von Anwendern im Bereich Multimedia zugeschnitten ist.

Grundbegriffe

Als erstes eine kleine Einführung mit wichtigen Begriffen für Videobearbeitung unter Linux. Wer sich damit schon auskennt, kann diesen Abschnitt einfach überspringen.

Eine Videodatei besteht in der Regel aus Videodaten und Audiodaten. Diese können jeweils in unterschiedlichen Formaten gespeichert werden. Zum Encodieren und Decodieren der Video- und Audiodaten (z. B. für ein Abspielprogramm) wird ein entsprechender Codec benötigt. Manche Dateiformate stehen für sog. Containerformate, die verschiedene Kombinationen von Audio- und Videoformaten enthalten können.

Eine Videodatei besteht meist aus einer Videospur und einer Audiospur. Diese Spuren können in den unterschiedlichsten Videoformaten und Audioformaten vorliegen. Diese Formate sind immer eine eindeutige Implementierung einer eher allgemein gehaltenen Spezifikation, die einen Standard beschreibt. So gibt es z.B. von dem Standard MPEG-4 viele verschiedene Implementierungen wie DivX oder H.263 und andere, die entweder frei und quelloffen oder unfrei sein können. Ein Codec wiederum ist für die Codierung bzw. Decodierung einer Datei verantwortlich, d.h. er bringt die Datei in die Form, die in der Spezifikation des Dateiformates festgelegt ist.

Häufig tragen Codecs zwar denselben Namen wie das Format, das sie erstellen [...], insbesondere für MPEG-Codecs ist dies aber nicht der Fall. Daher ist es wichtig, zwischen Codecs einerseits und Audio-, Video- und Containerformaten andererseits zu unterscheiden." (aus Wikipedia, Artikel Codec)

Bei der Kodierung einer Datei mittels eines entsprechenden Codecs wird diese oft auch komprimiert, was in den meisten Fällen auch gewollt ist. Nur wenige Codecs erzeugen eine verlustfreie Datei. Dies gilt sowohl für Audiocodecs als auch für Videocodecs. Als Containerformat bezeichnet man ein Dateiformat, das verschiedene Kombinationen von Audio- und Videodateien enthalten kann. Bekannte Containerformate sind z. B. Quicktime und AVI. Bei einem solchen Format kann man nicht direkt erkennen, welche Codecs verwendet wurden, weshalb es durchaus möglich ist, dass man die eine AVI-Datei abspielen und/oder bearbeiten kann, während eine andere AVI-Datei Probleme macht, weil in diesem Container ein Dateiformat verwendet wird, für das kein passender Codec zur Verfügung steht.

Nicht jede Kombination von Formaten ist für jeden Container erlaubt, nicht jede erlaubte ist sinnvoll. Hat man die Wahl, so empfiehlt sich die Verwendung von Matroska, denn dieser Container erlaubt vielerlei Formate und bereitet nur selten Probleme. Zudem können mittlerweile viele Geräte mit diesem Container umgehen.

Dateiformat herausfinden

Um einen passenden Codec zu installieren oder eine Datei konvertieren zu können, muss man manchmal zunächst herausfinden, welches Dateiformat sich darin versteckt. Dies ist besonders bei Containerformaten (siehe oben) wichtig. Deshalb ist es für Problemlösungen in diesem Bereich wichtig, dass man ermittelt - und gegebenenfalls im Forum (per Codeblock) mitteilt - welche Spuren das Bild- und Tonmaterial hat. Die Dateiformate für Video- und Audiospuren kann man über verschiedene Wege herausfinden.

Dateimanager

Markiert man die Datei im Dateimanager, z. B. Nautilus, und wählt aus dem Kontextmenü (rechte Maustaste) "Eigenschaften → Audio/Video", dann werden einige Details über die Datei angezeigt (funktioniert nur, wenn Totem installiert ist). Das sind zwar leider nicht sehr viele, aber die wichtigsten Angaben sind vorhanden, nämlich die zu den verwendeten Codecs und der Größe der Datei in Bildpunkten.

Bearbeitungsprogramme

Über Programme zur Bearbeitung von Videodateien, z. B. Avidemux kann man sich ebenfalls Informationen über die Datei anzeigen lassen. Dazu öffnet man die Datei mit Avidemux und wählt aus dem Menü "Datei → Eigenschaften" aus. Nun erscheint ein Fenster, das im Vergleich zum Dateimanager noch einige zusätzliche Informationen anzeigt. Die neueren Versionen von Avidemux können auch Dateien im Format WMV und MOV öffnen.

MediaInfo

MediaInfo ist ein Programm zur Anzeige von Informationen über Multimedia-Dateien. Es gibt das Programm sowohl mit grafischer Oberfläche als auch für die Kommandozeile.

Terminal

In den allermeisten Fällen kann das Programm FFmpeg weiterhelfen. Beispiel: für die Datei test.avi werden die Formate so ermittelt:

ffmpeg -i test.avi 

Das Ergebnis sieht beispielsweise so aus (auf relevante Zeilen gekürzt):

...
Input #0, avi, from 'test.avi':
  Duration: 01:51:28.76, start: 0.000000, bitrate: 873 kb/s
    Stream #0:0: Video: mpeg4 (Advanced Simple Profile) (XVID / 0x44495658), yuv420p, 688x448 [SAR 1:1 DAR 43:28], 732 kb/s, 25 fps, 25 tbr, 25 tbn, 25 tbc
    Stream #0:1: Audio: mp3 (U[0][0][0] / 0x0055), 48000 Hz, stereo, s16p, 128 kb/s
...

Man sieht anhand der Stream-Angaben: die Videospur wurde mit dem Codec MPEG4/XVID komprimiert, die Audiospur ist im Format MP3. Mit Hilfe dieser Angaben kann man wesentlich gezielter nach Lösungen suchen, um zum Beispiel fehlende Codecs nachzuinstallieren.

Diese Revision wurde am 27. Februar 2020 20:58 von Beforge erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Multimedia, Einsteiger, Video