Fotowall
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Fotowall 🇬🇧 ist eines der seltenen Programme, die nicht die technische Seite der Bildbearbeitung in den Vordergrund stellen, sondern ganz bewusst den kreativen Prozess unterstützen: Bilder, Grafiken und Texte können zu einer Foto-Montage bzw. Collage verschmolzen werden. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, schaut sich die Beispielbilder an, die einen kleinen Vorgeschmack der Möglichkeiten des Programms vermitteln.
Die aktuelle Programmversion 1.0 stammt von 2017, ist aus Sicht des Entwicklers "the final release" und läuft stabil unter Ubuntu 20.04. Bei der Gestaltung der Programmoberfläche kommt die Grafikbibliothek Qt4 zum Einsatz.
Linux-Programme mit ähnlichen Funktionen sind rar. Erwähnenswert sind zum einen Fotoxx mit seiner integrierten Mashup-Funktion und zum anderen PhotoCollage, das sich auf reine Bildcollagen beschränkt.
Programmoberfläche | Beispiel: Collage | Beispiel: Wortwolke | Beispiel: Kalender |
Weitere Beispielbilder 🇬🇧 gibt es auf der Homepage.
Installation¶
Das Programm ist nicht mehr in den offiziellen Quellen. Bis Ubuntu 19.10 kann man ein .deb-Paket für 64 bit von launchpadlibrarian.net ⮷ und für 32 bit von launchpadlibrarian.net ⮷ herunterladen und installieren[1].
Ab Ubuntu 20.04 lässt sich das o.g. .deb-Paket nicht mehr installieren, weil die erforderliche Abhängigkeit libqt4-network (>=4:4.6.1) nicht mehr erfüllbar ist. Stattdessen lädt man das Binary der aktuellen Version 1.0 ⮷ in einen beliebigen Ordner (z.B. Schreibtisch) herunter und macht es ausführbar[2].
Verwendung¶
Nach der Installation befindet sich bei Ubuntu-Varianten mit einem Anwendungsmenü ein Programmstarter unter "Grafik → Fotowall". Alternativ kann man es mit dem Befehl fotowall
im Terminal starten. Wenn man sich unter Ubuntu 20.04 das Binary (ausführbar) in einen Ordner gelegt hat, reicht ein Klick auf diese Datei, um das Programm zu starten.
Die Schaltfläche "Erstelle" wartet auf einen Mausklick. Wer dagegen bereits eine Fotowall erstellt und gespeichert hat, kann diese über die entsprechende Schaltfläche links oben im Programmfenster wieder öffnen (davor stehen die zuletzt benutzen).
Die Programmoberfläche wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, aber dafür sehr übersichtlich. Bevor man neue Bilder und anderes einfügt, sollte man unter dem Punkt "Canvas" kontrollieren, was man eigentlich erstellen will:
Bildschirm (Vollbildmodus minus obere Leiste)
Größe setzen (Länge x Breite in cm; Hoch- oder Querformat, DPI)
Desktop (exakte aktuelle Auflösung)
CD-Hülle
DVD-Hülle
Standardmäßig startet das Programm mit "Bildschirm". Dies ist jedoch oftmals für das spätere Speichern/Drucken zu klein. Empfehlenswert ist es, "Größe setzen" zu wählen, um von Anfang an mit einer ausreichend großen Leinwand zu arbeiten. Um auf dem Bildschirm den Überblick zu behalten, lässt sich die Ansicht schnell zoomen (Strg+Mausrad).
In der nachfolgenden Tabelle finden sich die Grundfunktionen.
Fotowall | |
Schaltfläche | Beschreibung |
vorhandene .fotowall-Datei öffnen | |
Bild hinzufügen | |
Text hinzufügen | |
Wortwolke erstellen – dazu eine Textdatei auswählen, die als Basis dienen soll. Leider sind die Gestaltungsmöglichkeiten nur sehr begrenzt (Doppelklick auf die Wortwolke). | |
Neue Leinwand hinzufügen – hiermit kann eine bestehende .fotowall-Datei eingefügt werden. | |
Suche nach Bildern im Internet – integriert ist Flickr 🇩🇪. Bei der Verwendung fremder Bilder bitte Nutzungsrechte beachten! |
Bilder zur Leinwand hinzufügen¶
Der erste und wichtigste Arbeitsschritt, wenn man eine Collage erstellen will. Die Schaltfläche "Öffnen" öffnet ein Dateiauswahl-Fenster, in dem das gewünschte Bild markiert und geöffnet wird. Um gleich alle Bilder eines Ordners auf einmal zu laden, navigiert man zum jeweiligen Ordner und betätigt Strg + A vor dem Öffnen. Alternativ lassen sich bei gedrückter Strg -Taste mehrere Bilder gemeinsam per Linksklick auswählen.
Folgende Bild-Formate werden unterstützt: BMP, GIF, ICO, JPG/JPEG, MNG, PBM, PGM, PNG, PPM, SVG, SVGZ, TIF/TIFF, XBM und XPM.
Jedes importierte Bild kann nun nach eigenem Wunsch in der Größe geändert, gedreht oder gespiegelt werden. Über die rechte Maustaste stehen weitere Optionen und Effekte zur Verfügung (siehe Abbildungen).
x200, <:> | |
Bild-Optionen | Bild-Effekte |
Anordnen¶
Beim Import mehrerer Bilder auf einmal erscheinen diese als Bilderstapel auf der Zeichenfläche. Um diese großzügig über die Leinwand zu verteilen, dient der Punkt "zufällige Platzierung". Diese Option funktioniert wie ein Kartenspiel, das man aus 1m Höhe auf den Boden fallen lässt... mit dem feinen Unterschied, dass alle Bilder anschließend ihre Vorderseite zeigen.
Wird ein Häkchen bei "Anordnen → Aktiviere selbständiges Anordnen" gesetzt, schwimmen die Bilder solange auf der Leinwand umher, bis sie sich nach Meinung des Programms optimal verteilt haben.
Hintergrund¶
Der Hintergrund der Collage lässt sich Schwarz, Weiß, Transparent oder mit Farbverlauf gestalten. In letzterem Fall wählt man die Farben durch Überfahren der rechten oberen bzw. unteren Ecke aus. Je nach Geschmack kann man auch ein Einzelbild nutzen, um es als Leinwand festzulegen (Doppelklick). Dieses Bild kann nicht gleichzeitig innerhalb der Collage verwendet werden (dann muss man es zweimal importieren).
Dekoration¶
Soll die Collage eine Überschrift haben? Falls ja, kein Problem: "Setze Überschrift" auswählen und diesen eingeben. Diese Farbe lässt sich anschließend beim Überfahren mit der Maus festlegen (zum nachträglichen Ändern der Farbe die Maus mittig auf dem Titel positionieren). Die Überschrift lässt sich schlecht lesen? Dann kann man der Collage noch oben und/oder unten einen waagerechten grauen Balken hinzufügen. Allerdings bleibt der Titel immer oben stehen.
Text einfügen¶
Unabhängig von der Bildbeschriftung können Textblöcke in beliebiger Anzahl eingefügt werden. Diese Blöcke lassen sich wie Bilder an den Ecken drehen, vergrößern oder verkleinern sowie horizontal und vertikal spiegeln. Zusätzlich können Effekte wie Schattenwurf, Transparenz, Unschärfe sowie ein Pfad zur Ausrichtung verwendet werden.
Wer gerne mit Textblöcken arbeitet: eine handschriftähnliche Schriftart verbessert unter Umständen das Ergebnis. Solche Schriftarten (Fonts) findet man im Internet unter den Stichworten "brush calligraphy handwritten fonts" z.B. bei dafont.com 🇬🇧 . Aber Vorsicht: hier gilt das gleiche wie beim Import fremder Bilder von Flickr – Nutzungsbedingungen beachten!
Bei der Installation neuer Schriftarten hilft der Artikel Schriften (Abschnitt „Installation“) weiter. Nützlich kann in diesem Zusammenhang auch ein Fontmanager sein.
Hinweis:
Leider gibt es unter Ubuntu bereits so viele verschiedene Schriftarten, so dass unter Umständen nur ein Teil zur Auswahl angezeigt wird. Dann hilft eine vorübergehende Positionierung des Textblocks am unteren Bildrand, um mehr Platz zur Anzeige der Schriftarten zu erhalten.
Export¶
Die fertige Collage kann in folgenden Formaten exportiert bzw. gespeichert werden:
Bild (Format wird wie in GIMP über die Datei-Endung festgelegt; JPG und PNG wurden erfolgreich getestet)
Hintergrundbild (Dateiname ~/fotowall_background.jpg; muss anschließend noch manuell als Hintergrundbild ausgewählt werden)
Posterdruck mit PosteRazor
Drucken (die Drucker-Auswahl erfolgt nach der Angabe der Größe)
PDF-Dateien lassen sich mit CUPS-PDF erstellen
Vektorgrafik im SVG-Format (zum Nachbearbeiten, beispielsweise mit Inkscape)
Einstellungen¶
Die Einstellungsmöglichkeiten rechts außen auf der Symbolleiste beschränken sich auf zwei Punkte. Die Konfiguration wird in der Datei ~/.config/Enrico Ros/Fotowall.conf im Homeverzeichnis gespeichert.
Transparenter Hintergrund¶
Um den Desktop-Hintergrund durch die Arbeitsfläche von Fotowall durchscheinen zu lassen, wird ein Composite-Manager wie z.B. Compiz benötigt. Damit müsste sich das Programm mit transparentem Hintergrund auch problemlos unter Unity (nicht Unity 2D!) ausführen lassen.
OpenGL¶
Wenn man diese Funktion für eine beschleunigte Grafikausgabe aktiviert, erfolgt ein Test, ob die vorhandene Grafikkarte überhaupt dafür geeignet ist. Je nach Ergebnis des Tests kann man sich entscheiden, ob man OpenGL aktiviert oder besser doch nicht.
Tipps¶
Abschließend noch einige Problemlösungen bzw. Hinweise:
Das Programm enthält keine Rückgängig-Funktion – zwischenspeichern!
Gespeicherte Fotowalls werden nicht immer 1:1 wieder geladen (z.B. fehlende Bilder) – unter Umständen sind kleinere Nacharbeiten notwendig.
Probleme beim Arrangieren der Bilder? Ein Linksklick zum Auswählen, dann bei gedrückter linker Maustaste das Bild positionieren. Leider fehlt ein Fangraster, dass die Ausrichtung erleichtern würde.
Beim Speicherformat .fotowall handelt es sich um XML
Wer einen Foto-Kalender erstellen will, braucht noch die entsprechenden Kalenderdaten. Diese liefert das Kommandozeilen-Programm
cal
(siehe auch die Manpage zucal
)Falls Grafiken für eine Collage benötigt werden, ist das Projekt Openclipart sehr nützlich. Vektorgrafiken im SVG-Format, die sich ohne Qualitätsverlust beliebig skalieren lassen, sind besonders gut geeignet.
Links¶
Homepage 🇬🇧
An die Wand gepinnt - Digitale Fotopinnwand basteln 🇩🇪 - Artikel EasyLinux 01/2009
Fotowall im französischen Ubuntu-Wiki
Quellcode 🇬🇧
PhotoCollage - für einfachste Collagen
GTK+ collage 🇬🇧 oder "gollage" ist eine weitere Möglichkeit für Collagen im Beta-Stadium
picturetile.pl 🇬🇧 - Perl-Skript für Collagen
Today's hack: picturetile.pl 🇬🇧 - weitere Infos, Blogbeitrag 03/2005
Metapixel - Erstellung von Foto-Mosaiken