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Dualboot Partitionierung

Da die Erfahrung zeigt, dass viele Ubuntu-Einsteiger oder Umsteiger von Windows Probleme mit der Partitionierung ihrer Festplatte(n) haben, sollen hier einige Szenarien vorgestellt werden, wie eine Festplatte für den Dualboot-Betrieb von Windows und Ubuntu vorbereitet werden kann. Ziel dieser Szenarien ist es nicht, eine womöglich "optimale" Partitionierung vorzustellen, sondern sich ein nachträgliches Umpartitionieren der Festplatte - welches mit erheblichen Risiken behaftet sein kann - zu ersparen, wenn man sich im Nachhinein gegen einen Parallelbetrieb von Ubuntu und Windows entscheidet (oder dafür, siehe Szenarien 2/2a).

Einleitung

Hinweis:

Alle folgenden Ausführungen beziehen sich auf ein Dualboot-System Ubuntu / Windows (XP oder Vista), das auf einer Festplatte installiert wird. Ältere Windows-Versionen sowie Mehrplatten-Systeme (auch RAID) werden hier vernachlässigt, da es in diesen Fällen je nach individuellem Systemaufbau zu wesentlich komplizierteren Szenarien als hier dargestellt kommen kann.

Grundlagen, Vorwissen

Da es sich bei allen Fragen der Partitionierung um grundlegende Eingriffe ins System handelt, sollte man sich auf jeden Fall mit den Grundlagen vertraut machen, bevor man Änderungen vornimmt, die womöglich zur Unbrauchbarkeit des eigenen Systems führen.

Allgemeine Informationen und Empfehlungen zum Parallelbetrieb von Windows und Ubuntu finden sich auf der Seite MS-Windows Integration - dort sind insbesondere die Artikel unter "Grundlagen, Vorwissen" von Relevanz für die hier beschriebenen Szenarien.

Hilfreiches Grundwissen liefert zudem der Artikel Datenverwaltung.

Zur "richtigen" Partitionierung

Über die "richtige" Partitionierung einer Festplatte gibt es vermutlich so viele Ansichten wie es Nutzer von Festplatten gibt. Daher sind die folgenden Szenarien als denkbare Möglichkeiten oder Empfehlungen - und nicht etwa als allgemein gültiges "Muss" - zu verstehen. Dies bitte berücksichtigen, bevor man sich an das Partitionieren macht und bevor man feststellt, dass eine andere Partitionierung im jeweils individuellen Fall vielleicht mehr Sinn ergeben hätte.

Achtung!

Wenn im Folgenden von "Partitionieren" oder "Formatieren" die Rede ist, dann sind dies heikle Operationen, die größte Sorgfalt seitens des Nutzers erfordern. Auf jeden Fall ist vor jeder dieser Operationen unbedingt eine Sicherung sensibler Daten (am besten des Komplett-Systems) vorzunehmen. Ein unsachgemäßes oder leichtsinniges Vorgehen beim Partitionieren und/oder Formatieren kann schlimmstenfalls zum Komplettverlust aller Daten auf der betroffenen Festplatte führen - daher bitte Vorsicht walten lassen und ggf. vorher gut informieren!

Hinweis:

Wenn im Folgenden von "links" oder "Anfang" der Festplatte die Rede ist, so ist damit der linke Bereich eines gedachten Kontinuums gemeint, welches die Blöcke und Zylinder der Festplatte von außen nach innen repräsentiert. Dieses Kontinuum wird in den meisten grafischen Partitionierungsprogrammen wie GParted durch einen breiten Balken dargestellt. Das "Ende" der Festplatte befindet sich entsprechend im rechten Bereich auf diesem Balken. "Vor" einer Partition heißt also soviel wie "auf dem Balken links daneben"; "hinter" einer Partition wäre dann rechts daneben.

Ausgangspunkt - Bereits installiertes Windows soll weiter genutzt werden

In diesem Fall hängt die Partitionierung von der Lage der bestehenden Windows-Partition(en) ab, insofern ist es schwierig bis unmöglich, hier konkrete Beispiele anzugeben. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass Windows im Allgemeinen auf der ersten primären Partition installiert ist, so könnte man Szenario 1 (siehe unten) als mögliche Partitionierungsempfehlung heranziehen.

Hinweis:

Je nach Mainbord, BIOS oder (U)EFI, sowie mit Windows 64 Bit und dem Einsatz der GUID Partition-Tables (GPT) gibt es noch einige Besonderheiten zu bedenken:

  • Ab Windows 7 (ohne EFI) kann es noch zum Einsatz einer eigenen Bootpartition, der "Microsoft System-Reserved" (MSR) kommen.

  • (U)EFI und eine GPT: Dabei kommt noch zum Einsatz einer EFI System Partition (ESP).

  • BIOS und eine GPT: Dabei kommt noch zum Einsatz einer BIOS System-Partition (BSP).

Fall a) Keine freie Partition vorhanden

Wenn keine ungenutzte Partition oder kein ausreichend großer unformatierter Festplattenspeicher frei ist, kann man vorhandene Partitionen während der Ubuntu Installation verkleinern, um Platz für Ubuntu zu schaffen. Da es dabei aber zu Problemen kommen kann, wird geraten, die Alternate-CD zu benutzen, wenn man während der Installation vorhandene Partitionen verkleinern möchte.

Achtung!

Bei der Verkleinerung von Windows-Laufwerken mit FAT32- oder NTFS-Dateisystem ist eine vorherige Defragmentierung zwingend erforderlich. Andernfalls kann Ubuntu die Partition entweder nicht verkleinern oder es kommt zu Datenverlust. Eine saubere Defragmentierung eines NTFS-Laufwerks unter Windows ist leider nicht mit dem Windows-Defrag-Tool möglich. Zu empfehlen ist der unentgeltlich nutzbare Disk Optimizer (siehe Heiseartikel 🇩🇪 ).

Hinweis:

Bei vorheriger Partitionierung mit Drittsoftware ist darauf zu achten, dass beim Einhängen der Partition der Fehler "No Root File System" auftreten kann, obwohl eine Root-Partition gewählt wurde. Dieser Fehler kann umgangen werden, indem die Partition mit dem Programm zunächst gelöscht und anschließend neu erstellt wird

Fall b) Löschen einer zweiten Windows-Installation

Hier wird auf den ersten Spezialfall im Artikel Dualboot hingewiesen werden, bei dem ein zweites Windows gelöscht werden soll.

Fall c) Ungenutzte Partition ist vorhanden

Falls eine ungenutzte Partition oder ausreichend großer unformatierter Festplattenspeicher frei ist, kann dieser Platz einfach während der Installation für Ubuntu genutzt und partitioniert werden. Weitere Informationen finden sich unter Dualboot sowie Installation/Partitionierung und (allgemeiner) Installation.

Ausgangspunkt: Neuinstallation beider Systeme erwünscht

Falls die Festplatte neu bzw. leer ist und/oder komplett neu partitioniert werden soll, sollte man auf die Empfehlungen aus dem Artikel Dualboot zurückgreifen und zuerst Windows und dann Ubuntu installieren, da eine nachträgliche Installation von Windows im Allgemeinen mehr Aufwand hinsichtlich der Einrichtung des Bootloaders (GRUB 2) erfordert.

Szenario 1 - Ubuntu soll Hauptsystem werden, paralleles Windows ist zwingend erforderlich

Abgesehen davon, dass viele Umsteiger sich sicherer fühlen, wenn sie neben Ubuntu noch eine Windows-Version laufen haben, kann dies in einigen Fällen auch zwingend nötig sein - zum Beispiel, um Software, die ausschließlich unter Windows verfügbar ist, (weiterhin) nutzen zu können. Ein typischer Fall wären zum Beispiel Steuerprogramme oder die Adobe Acrobat Suite. Für diesen Fall empfiehlt es sich - der Einfachheit halber -, je nach benötigtem Platz für die Windows-Software, eine relativ große Windows-Partition an den Anfang der Platte zu legen und zuerst Windows dort hinein zu installieren. Eine denkbare Partitionierung sähe dann schematisch folgendermaßen aus:

Beispiel-Partitionierung (Szenario 1):
Partition Nr. Typ Größe Einhängepunkt / Verwendung
1primär für Win XP 15-20 GB, für Vista min. 25 GB Windows
2primär512 MB - 1 GB* linux-swap
3primär 8-10 GB / (Ubuntu Rootverzeichnis)
Extended-Bereich (erweiterte Partition)
5logisch beliebig (max .restl. freier Platz) /home (Homeverzeichnis)
6logisch beliebig (restl. freier Platz) beliebig; je nach Bedarf z.B. eine FAT32-Austauschpartition, /var o.ä.
(usw. - je nachdem, wie viele logische Laufwerke benötigt werden)

*) Faustregel: doppelter RAM bis 512MB RAM, sonst einfacher RAM.

Sollte man irgendwann auf Windows verzichten können, kann man Partition Nr. 1 einfach umformatieren und als zusätzlichen Datenspeicher ins System einbinden.

Hinweis:

Einzelheiten zum Ein- und Aushängen von Partitionen findet man unter mount sowie /etc/fstab, wichtiges Vorwissen dazu unter Datenverwaltung sowie Datenträger.

Szenario 2 - Ubuntu soll ausprobiert werden, Windows ist (noch) nicht unbedingt nötig

Die Erfahrung zeigt, dass viele Nutzer schon nach kurzer Zeit so gut mit Ubuntu zurecht kommen, dass eine zusätzliche Installation von Windows gar nicht mehr vonnöten ist. In diesem Fall wäre es natürlich schade, wenn eine eventuell für Windows frei gehaltene Partition quasi ungenutzt bliebe.

Das folgende Beispiel zeigt daher eine mögliche Partitionierung, die zwar eine Installation von Windows nicht ausschließt, es aber dennoch - bei eventuellem Verzicht auf Windows - ermöglicht, zusammenhängenden Plattenplatz optimal zu nutzen.

Beispiel-Partitionierung (Szenario 2):
Partition Nr.Typ Größe Einhängepunkt / Verwendung
1primär 8-10 GB / (Ubuntu Rootverzeichnis)
2primär 512 MB - 1 GB* linux-swap
3primär je nach Platz, der für Partition 4 belegt wird /home (Homeverzeichnis)
4primär für Win XP 15-20 GB, für Vista min. 25 GB beliebig; später evtl. Windows

*) Faustregel: doppelter RAM bis 512MB RAM, sonst einfacher RAM.

Auf eine erweiterte Partition (Extended Partition) wird hier verzichtet.

Vorteil dieser Aufteilung ist, dass man bei Bedarf Windows in Partition Nr. 4 installieren kann. Stellt man nach einiger Zeit fest, dass man Windows eigentlich nicht (mehr) benötigt, so kann man die überflüssige Windows-Partition einfach umformatieren und als zusätzlichen Datenspeicher ins System einbinden. So wird der verfügbare Platz in jedem Fall vollständig genutzt, ohne die Festplatte umpartitionieren zu müssen.

Hinweis:

Einzelheiten zum Ein- und Aushängen von Partitionen findet man unter mount sowie /etc/fstab, wichtiges Vorwissen dazu unter Datenverwaltung sowie Datenträger.

Achtung!

Eine nachträgliche Installation von Windows überschreibt den MBR (Master Boot Record) auf der Festplatte (und damit den Ubuntu-eigenen Bootloader zum Auswählen des gewünschten Betriebssystems beim Start). Daher muss unter Umständen anschließend GRUB 2 neu installiert werden, um Ubuntu starten zu können.

Szenario 2a - Ältere Mainboards / exotische Dateisysteme / mehr als vier Partitionen benötigt

Bei älteren Mainboards (und entsprechend veralteten BIOS-Versionen) oder eher "exotischen" Dateisystemen kann es nötig oder von Vorteil sein, zusätzlich noch eine extra Boot-Partition an den Beginn der Festplatte zu legen. Überdies kann die Beschränkung aus Szenario 2 auf vier Partitionen unter Umständen auf Dauer zu restriktiv sein, weil man keine zusätzlichen Partitionen mehr anlegen kann.

Eine möglich Alternative zu Szenario 2 sähe in diesen Fällen folgendermaßen aus:

Beispiel-Partitionierung (Szenario 2a):
Partition Nr. Typ Größe Einhängepunkt / Verwendung
1primär 100-250 MB /boot (Ubuntu Boot-Verzeichnis)
2primär 8-10 GB / (Ubuntu Rootverzeichnis)
3primär für Win XP 15-20 GB, für Vista min. 25 GB beliebig; später evtl. Windows
Extended-Bereich (erweiterte Partition)
5logisch je nach Platz, der für folgende Partitionen belegt wird /home (Homeverzeichnis)
(usw. - je nachdem, wie viele logische Laufwerke benötigt werden)
X (am Ende)logisch 512 MB - 1 GB* linux-swap

*) Faustregel: doppelter RAM bis 512MB RAM, sonst einfacher RAM.

Der Vorteil dieses Szenarios ist jedoch der gleiche wie in Szenario 2: Man kann Partition Nr. 3 ggf. neu formatieren (mit NTFS) und dort Windows installieren.

Bei späterem Verzicht auf Windows kann man Partition 3 einfach wieder umformatieren (z.B. mit ext3) und als zusätzlichen Datenspeicher ins System einbinden. Es ist also auch in diesem Szenario kein Umpartitionieren nötig, und es bleibt kein Speicherplatz ungenutzt.

Hinweis:

Einzelheiten zum Ein- und Aushängen von Partitionen findet man unter mount sowie /etc/fstab, wichtiges Vorwissen dazu unter Datenverwaltung sowie Datenträger.

Achtung!

Eine nachträgliche Installation von Windows überschreibt den MBR (Master Boot Record) auf der Festplatte (und damit den Ubuntu-eigenen Bootloader zum Auswählen des gewünschten Betriebssystems beim Start). Daher muss unter Umständen anschließend GRUB 2 neu installiert werden, um Ubuntu starten zu können.

Siehe auch

Diese Revision wurde am 3. Dezember 2015 02:02 von ubot erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Installation, Einsteiger, Partitionierung