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Einrichtung

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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

Bluetooth ist eine Nahfeld-Funktechnik, die meist zur Kommunikation mit tragbaren Geräten, wie z.B. Mobiltelefonen, dient. Auch externe Peripheriegeräte wie Tastaturen, Zeigegeräte (Computer-Mäuse), Kopfhörer mit Mikrofon (Headsets) oder normale Kopfhörer können angebunden werden. Die notwendige Funkschnittstelle ist bei diesen Geräten bereits eingebaut. Beim Computer lässt sie sich via USB (Bluetooth-Dongle) nachrüsten, falls nicht bereits vorhanden.

Bei einer Standardinstallation von Ubuntu ist Bluetooth bereits über das Benachrichtigungsfeld im Panel installiert. Dieser Artikel gibt Hinweise, wie man das bei anderen Desktop-Umgebungen nachholt. In dieser Anleitung geht es nur um die grundsätzliche Einrichtung der Verbindung. Einzelne Anwendungen werden in separaten Artikeln besprochen.

Installation

Folgende Pakete müssen für ein korrektes Funktionieren von Bluetooth installiert sein [1]:

Allgemein

  • bluez-utils

  • libopenobex1

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install bluez-utils libopenobex1 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://bluez-utils,libopenobex1

Zur Nutzung der GUI unter GNOME oder Unity:

  • gnome-bluetooth

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install gnome-bluetooth 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://gnome-bluetooth

Zur Nutzung der GUI unter Xfce:

  • blueman (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install blueman 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://blueman

Prüfung

Vereinzelt werden USB-Sticks vom Computer nicht erkannt oder interne Funkschnittstellen sind defekt. Im Terminal [3] kann mit dem Befehl

lsusb | grep Bluetooth 

festgestellt werden, ob Bluetooth-Geräte am USB-Bus vorhanden sind. Dabei werden auch nähere Informationen zum Gerät angezeigt. Zum Beispiel sieht die Ausgabe der betreffenden Zeile so aus:

Bus 003 Device 004: ID 1310:0001 Roper Class 1 Bluetooth Dongle

Treiber

Gelegentlich fehlt auch der geeignete Treiber, siehe dazu Linux-backports-modules

Konfiguration

Nach der Installation muss der Bluetooth-Dienst evtl. neu gestartet werden. Dies geschieht im Terminal [3] mit dem Befehl

sudo service bluetooth restart 

bzw. mit

sudo /etc/init.d/bluetooth restart 

Sind die benötigten Pakete installiert, wird beim Einstecken des Bluetooth-Dongles normalerweise automatisch das hcid (Host Controller Interface Device) gestartet. Dieses dient als Schnittstelle zum Bluetooth-Gerät. Informationen über das Bluetooth-Gerät erhält man mit dem Befehl:

hciconfig --all 

Die Option --all sorgt dabei für eine erweiterte Informationsausgabe. Zum Beispiel sieht die Ausgabe so aus:

hci0:   Type: USB
        BD Address: 00:0B:0D:33:8E:12 ACL MTU: 120:20 SCO MTU: 64:0
        UP RUNNING PSCAN ISCAN
        RX bytes:834 acl:21 sco:0 events:51 errors:0
        TX bytes:2926 acl:39 sco:0 commands:18 errors:0
        Features: 0xff 0xff 0x05 0x38 0x18 0x18 0x00 0x00
        Packet type: DM1 DM3 DM5 DH1 DH3 DH5 HV1 HV2 HV3
        Link policy: RSWITCH HOLD SNIFF PARK
        Link mode: SLAVE ACCEPT
        Name: 'konidesktop-0'
        Class: 0x100100
        Service Classes:
        Device Class: Computer, Uncategorized
        HCI Ver: 1.2 (0x2) HCI Rev: 0x0 LMP Ver: 1.2 (0x2) LMP Subver: 0x757
        Manufacturer: Silicon Wave (11)

Von besonderem Interesse sind hier die BD-Hardware-Adresse in der zweiten Zeile sowie der Name und die Klasse (Class). Der Name wird automatisch vergeben und ist mit dem Namen des Computers identisch (bis auf das angehängte -0). Die Klasse gibt an, welche Geräteart mit diesem Bluetooth-Anschluss verbunden ist.

Wenn der Gerätename nicht angezeigt wird oder geändert werden soll, kann das mit folgendem Befehl leicht gemacht werden:

hciconfig hci0 name neuer_Name 

Dabei steht in diesem Beispiel hci0 für ein Bluetooth-Gerät, das mit dem Befehl hciconfig angezeigt wurde.

Verbindung mit dem Mobiltelefon

Beim Mobiltelefon muss man nun die Bluetooth-Menüpunkte durchgehen - diese sind bei jedem Gerät woanders untergebracht. Besonders wichtig ist, dass es auf "Sichtbar" eingestellt wird. Außerdem kann ein Name vergeben werden, der nachher bei der Verbindung angezeigt wird. Bei einigen Telefonen kann man sich auch die verfügbaren Dienste anzeigen lassen.

Wenn man diese Einstellungen vorgenommen hat und Bluetooth am Mobilgerät eingeschaltet ist, kann man am Computer im Terminal mit dem folgenden Befehl nach verfügbaren Mobilgeräten suchen:

hcitool scan 

Nun werden alle gefundenen Geräte (außer dem PC, der die Anfrage gestartet hat) mit ihrer Hardware-Adresse und dem Namen angezeigt. Das sieht beispielsweise so aus:

Scanning ...
        00:0E:07:73:3C:B1       K700i

Die Hardware-Adresse des Mobilgerätes ist dementsprechend eine andere als die des USB-Dongles.

Pairing

Der Begriff Pairing (Paarung) bezeichnet die (permanente) Bindung zweier Geräte aneinander. Bei Verbindungen über Bluetooth oder andere Funktechniken ist es sehr sinnvoll, wenn sich die Geräte bei jeder Verbindung automatisch identifizieren. Damit zwei Geräte aneinander gebunden werden können, müssen sie zunächst einander bekannt gemacht werden. Dies geschieht bei Bluetooth-Verbindungen durch eine gemeinsame PIN. Diese Nummer muss bei der ersten Kontaktaufnahme auf allen beteiligten Geräten kurz nacheinander eingegeben werden. Je nach Anwendung kann eine PIN auch zufällig ausgewählt werden.

./pairing-edgy.png Nach dieser Eingabe wartet die Bluetooth-Schnittstelle des Rechners auf eine Anfrage zum Pairing. Diese Anfrage kann man nun z.B. vom Mobiltelefon aus einleiten, indem man es nach neuen Bluetooth-Partnern suchen lässt und nach erfolgreicher Suche einen beliebigen PIN eingibt (sobald man von dem Gerät dazu aufgefordert wurde). Bekommt der Rechner nun eine Anfrage, so erscheint ein entsprechender Hinweis und ein (blinkendes) Bluetooth-Symbol in der Panel-Leiste (siehe Bild). Das Bluetooth-Symbol muss man nun anklicken. Daraufhin wird man zur Eingabe der PIN aufgefordert. Nach Eingabe der gleichen, vierstelligen PIN auf dem Mobiltelefon und am Rechner sind die Geräte aneinander gebunden. Die Datenübertragung ist nun möglich.

Sollte das Pairing fehlschlagen (Fehlermeldung des Mobiltelefons und es erscheint kein Fenster für den Schlüssel auf dem Desktop), so muss man unter GNOME bzw. Xfce ggf. das Bluetooth-Applet von Hand starten:

bluetooth-applet 

Pairing mit bluetooth-agent

sudo bluetooth-agent PIN HARDWARE-ADRESSE 

und am Bluetooth-Gerät die PIN eingeben bzw. bestätigen. Manche Systeme benötigen gleichzeitig in einem zweiten Terminal:

sudo rfcomm connect hci0 HARDWARE-ADRESSE 

Dann kann es sein, dass der erste Befehl nur:

sudo bluetooth-agent PIN 

lauten darf.

Dual-Boot Systeme

Möchte man auf einem Dual-Boot System ein Bluetooth-Gerät verwenden, muss das Pairing üblicherweise beim Wechsel des Betriebssystems jedes Mal erneut durchgeführt werden. Das liegt daran, dass während des Pairings ein zufälliger Schlüssel generiert wird, der zusätzlich zur BD-Hardware-Adresse für die Authentifizierung notwendig ist. Die Schlüssel werden in der Datei /var/lib/bluetooth/XX:XX:XX:XX:XX:XX/linkkeys gespeichert. Dabei ist XX:XX:XX:XX:XX:XX die BD-Hardware-Adresse des Bluetooth-Empfängers am eigenen Rechner. Die Datei enthält für jedes Bluetooth-Gerät, mit dem ein Pairing durchgeführt wurde, eine eigene Zeile. Das Bluetooth-Gerät selbst merkt sich normalerweise nur die letzte BD-Hardware-Adresse und den dazugehörigen Schlüssel des letzten erfolgreichen Pairings.

Um ein erneutes Pairing zu vermeiden, muss also der Schlüssel auf dem System auslesen werden, bei dem das letzte Pairing durchgeführt wurde, und dieser in die entsprechende Zeile der Datei linkkeys eintragen werden.

sudo cat /var/lib/bluetooth/11:22:33:44:55:66/linkkeys 

Sieht die Datei linkkeys auf dem System A, mit dem das letzte Pairing durchgeführt wurde, so aus:

01:23:45:67:89:AB 0123456789ABCDEF0123456789ABCDEF 0 4
FE:DC:BA:98:76:54 FEDCBA9876543210FEDCBA9876543210 4 0

und möchte man das Gerät mit der BD-Hardware-Adresse 01:23:45:67:89:AB auch auf dem System B ohne erneutes Pairing benutzen, so muss der auf System B gespeicherte Schlüssel entsprechend angepasst werden:

01:23:45:67:89:AB 83A9238C75A8676F7DB976F310A29F23 0 4
FE:DC:BA:98:76:54 8458F987265E985A29857C2857A3857A 4 0

Eine kurze Anleitung in Englisch für den Austausch des Schlüssels für ein Windows/Linux Dual-Boot-System findet man im Blogbeitrag Bluetooth link keys on dual-boot systems 🇬🇧.

Deaktivierung beim Start

Wer nicht möchte, dass Bluetooth bei jedem Systemstart aktiviert wird, kann dies mit rfkill tun. Dazu sollte man folgenden Befehl in seine /etc/rc.local einfügen:

rfkill block bluetooth

Dadurch kann Bluetooth später einfach über das Applet wieder aktiviert werden.

Deaktivierung beim Start mit systemd

Alternativ kann man auch einen systemd Service anlegen. Dazu sollte die Datei /lib/systemd/system/disablebluetooth.service mit folgendem Inhalt erstellt werden:

#########################################################################
#
# disablebluetooth.service
# systemd service: disable bluetooth at start
#
#########################################################################

[Unit]
Description=Disable Bluetooth

[Service]
Type=oneshot
ExecStart=/usr/sbin/rfkill block bluetooth

[Install]
WantedBy=multi-user.target

# EOF

Dieser Service muss danach noch aktiviert werden.

sudo systemctl enable disablebluetooth.service  

Konfigurationsdateien

Mit der Installation von bluez-utils werden unter /etc/bluetooth/ verschiedene Konfigurationsdateien angelegt. Hier müssen einige kleine Einstellungen vorgenommen werden. Dazu benötigt man Root-Rechte.

main.conf

Die Datei /etc/bluetooth/main.conf (früher hcid.conf) ist die zentrale Konfigurationsdatei für Bluetooth. Besonders wichtig ist im unteren Bereich der Eintrag class. Dieser sollte bei einem Mobiltelefon auf:

class 0x100100;

eingestellt sein. Ansonsten muss man hier eigentlich keine Änderungen vornehmen.

Sollte es Probleme beim sog. "Pairing" mit dem Mobiltelefon oder anderen Geräten geben, empfiehlt es sich hier den Eintrag

pin_helper = /usr/bin/bluez-pin

auf

pin_helper = /usr/bin/bluepin

abzuändern.

⚓︎

rfcomm.conf

Einige Programme benötigen zur Kommunikation eine serielle Schnittstelle. Diese wird bei Bluetooth mit rfcomm zur Verfügung gestellt. Damit lassen sich dem Mobiltelefon Modembefehle senden. Dies wird z.B. benötigt, wenn man den Akkustand abfragen oder über GPRS ins Internet gehen will. Bei der Einrichtung wird das Mobilgerät mittels seiner Hardwareadresse an ein rfcomm-device gebunden. Evtl. muss dabei auch ein Kanal angegeben werden. Wie dies genau funktioniert, wird in der jeweiligen Anleitung für die entsprechende Software erklärt.

Die Datei rfcomm.conf enthält diejenigen rfcomm-devices, die beim Systemstart schon eingerichtet werden sollen. Ein recht gutes Beispiel ist bereits in der Datei gegeben.

Nähere Informationen zum Umgang mit rfcomm sind in der rfcomm-manpage 🇬🇧 erhältlich.

Dienste

SDP (Service Discovery Protocol) dient zur Abfrage der auf dem entfernten Gerät verfügbaren Dienste (Bluetooth Profile). Welche Dienste das Gerät anbietet, lässt sich mit dem Befehl

sdptool browse 

auslesen. Verwendet man mehrere Bluetooth-Geräte, gibt man nach dem Befehl und einem Leerzeichen noch die Hardware-Adresse des gewünschten Gerätes an. Ansonsten werden alle Geräte ausgelesen. Die Liste kann unter Umständen recht lang sein und einige Dienste enthalten. Hier wird exemplarisch einer herausgegriffen:

Service Name: OBEX File Transfer
Service RecHandle: 0x1000d
Service Class ID List:
  "OBEX File Transfer" (0x1106)
Protocol Descriptor List:
  "L2CAP" (0x0100)
  "RFCOMM" (0x0003)
    Channel: 7
  "OBEX" (0x0008)
Profile Descriptor List:
  "OBEX File Transfer" (0x1106)
    Version: 0x0100

Wichtig sind hier der Name des Dienstes und der Kanal, über den er läuft. Jeder Dienst läuft über einen anderen Kanal und bietet eine andere Funktion an. Der hier aufgeführte OBEX File Transfer ist für das "Herunterladen" von Dateien vom Mobiltelefon zuständig. Dies kann entweder per Kommandozeile oder mit einem Programm wie KDEBluetooth geschehen. Dabei wird oft der Kanal 7 verwendet, möglich ist aber z.B. auch Kanal 11 bei Geräten der eSerie von Nokia.

Anwendungen

Es gibt zahlreiche Programme, die Kommunikation, Datenaustausch, Synchronisation und mehr zwischen mobilen Geräten und dem Rechner über die Bluetooth-Schnittstelle ermöglichen. Diese sind im Artikel Anwendungen für Mobilgeräte zusammengefasst. Auch stationäre Computer können per Bluetooth verbunden werden.

Diese Revision wurde am 1. November 2015 18:19 von Quibus erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Multimedia, Hardware, Netzwerk, Kommunikation