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OS2-Partitionen einbinden

Archivierte Anleitung

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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

Ubuntu ist in der Lage, auf die unter OS/2 verwendeten Dateisysteme HPFS (bei Clients auch HPFS386), JFS und FAT (FAT12, FAT16, FAT32) sowohl lesend als auch schreibend zuzugreifen. Dabei gilt es, einige Vorbereitungen zu treffen und Einschränkungen zu beachten.

Zugriff

Grundsätzlich werden auch diese Dateisysteme von Ubuntu automatisch erkannt. Medien mit Wechseldatenträgern werden automatisch eingebunden und auf dem Desktop angezeigt. Partitionen interner Festplatten werden im GNOME-Hauptmenü unter "Orte" und in vielen Dateimanagern wie z.B. Nautilus aufgelistet und können durch einfaches Anklicken oder Auswahl des entsprechenden Eintrags im Kontextmenü eingehängt werden.

Für das ordnungsgemäße Funktionieren ist jedoch die Angabe zusätzlicher Parameter erforderlich. Dies kann sowohl über den Befehl mount als auch die Datei fstab erfolgen. Sollen Medien öfter angesprochen oder bei jedem Start des Systems eingehängt werden, ist die Angabe per /etc/fstab vorzuziehen. Dazu muss erst die UUID der entsprechenden Partition ermittelt und ein Verzeichnis zum Einhängen erstellt werden. Das geschieht mit den folgenden Befehlen, wobei <Gerät> durch das entsprechende Gerät der Partition, z.B. /dev/sda6, und <Ordner> durch die gewünschten Bezeichnung ersetzt werden muss:

sudo blkid <Gerät>
sudo mkdir /media/<Ordner> 

Im Folgenden werden die Problemstellungen und Parameter beschrieben. Bei Befehlen ist <Gerät> ist durch das entsprechende Gerät, wie z.B. /dev/sda6, und <Ordner> durch den entsprechenden Einhängepunkt zu ersetzen. Bei Angabe in der Datei /etc/fstab ist <UUID> durch die oben ermittelte UUID und <Ordner> durch die gewünschten Bezeichnung zu ersetzen.

Der Zugriff auf FAT-Partitionen wird im Artikel Windows-Partitionen einbinden behandelt.

Zeichensatz

Sind auf dem Dateisystem Dateinamen mit Sonderzeichen wie Umlauten vorhanden, ist die Festlegung des zu verwendenden Zeichensatzes erforderlich.

HPFS

Eine Festlegung des zu verwendenden Zeichensatzes ist bislang nicht möglich. Es empfiehlt sich, Dateien mit Sonderzeichen nicht zu bearbeiten.

JFS

Für JFS steht die Option iocharset zur Verfügung.

mount:

sudo mount -t jfs -o iocharset=utf8 <Gerät> <Ordner> 

fstab:

UUID=<UUID>  /media/<Ordner>  jfs  iocharset=utf8  0  2

Rechte

Als Einzelplatz-System bietet OS/2 keine Verwaltung von Zugriffsrechten. Beim Einhängen mit Standardwerten hat daher nur root Zugriff auf die eingehängten Dateisysteme. Anderen Benutzern kann Zugriff durch entsprechende Parameter und/oder gesonderte Herstellung von Rechteinformationen erteilt werden.

HPFS

Für HPFS stehen die Optionen umask und gid zur Verfügung, um die gleichen Rechte für sämtliche Dateien der Partition festzulegen.

mount:

sudo mount -t hpfs -o umask=007,gid=046 <Gerät> <Ordner> 

fstab:

UUID=<UUID>  /media/<Ordner>  hpfs  utf8,umask=007,gid=046  0  2

Darüber hinaus ist es möglich, Rechte über Dateimanager wie z.B. Nautilus oder die Befehle chown, chmod und chgrp dateispezifisch festzulegen. Diese werden dann in den Erweiterten Attributen der Dateien gespeichert und wirken sich nicht auf die Nutzung unter OS/2 aus.

JFS

Im Falle von JFS stehen zwei Ansätze zur Verfügung, da JFS sehr wohl Unix-Dateirechte unterstützt. Diese Informationen werden von OS/2 allerdings nicht gesetzt, so dass sie zuerst erstellt werden müssen. Dies kann ohne schädliche Auswirkungen auf die Nutzung unter OS/2 für sämtliche bereits vorhandenen Dateien der Partition auf folgende Weise geschehen:

sudo chown -R root:046 /media/<Ordner>
sudo find /media/<Ordner> -type d -exec chmod 770 {} \;
sudo find /media/<Ordner> -type f -exec chmod 660 {} \; 

Alternativ können auch bei JFS die Parameter umask und gid verwendet werden, um die gleichen Rechte für das ganze Dateisystem festzulegen. Bereits auf obigem Wege gesetzte Rechte werden übersteuert, bleiben aber erhalten.

mount:

sudo mount -t jfs -o iocharset=utf8, umask=007,gid=046 <Gerät> <Ordner> 

fstab:

UUID=<UUID>  /media/<Ordner>  jfs  iocharset=utf8,umask=007,gid=046  0  2

Einschränkungen

Mit Ausnahme von JFS ist es generell empfehlenswert, OS/2-Dateisysteme nur zum Dateiaustausch mit anderen Betriebssystemen oder Rechnern zu verwenden, da diese einige Einschränkungen im Vergleich zu Linux-Dateisystemen mitbringen. Auf jeden Fall sollten diese nicht für Linux als z.B. System- oder Home-Partition verwendet werden!

FAT

Das Löschen von Dateien mit Erweiterten Attributen führt zu Inkonsistenzen im Dateisystem, da die Erweiterten Attribute bei FAT-Dateisystemen separat in einer eigenen Datei gespeichert werden.

Die Erweiterten Attribute (EA) von OS/2, in denen Zusatzinformationen wie lange Dateinamen (bei FAT12 und FAT16) oder Klassenzugehörigkeiten gespeichert werden, werden von Ubuntu auf FAT-Partitionen nicht unterstützt. Beim Kopieren oder Verschieben unter Ubuntu können diese Informationen verloren gehen.

Achtung!

Verlust der erweiterten Attribute kann u.U. zu einem nicht mehr betriebsfähigen OS/2-System führen!

HPFS

Eine Anpassung des Zeichensatzes ist nicht möglich. Dies führt unter Ubuntu zur falschen Anzeige von Dateinamen mit Sonderzeichen wie Umlauten.

Achtung!

Solange der Zeichensatz nicht angepasst werden kann, sollte dringend vermieden werden, neue Dateien auf einer HPFS-Partition anzulegen, deren Name Sonderzeichen enthält. Dies kann dazu führen, dass diese Dateien unter OS/2 nicht lesbar oder sogar unlöschbar werden.

JFS

Werden nach der ersten Zuweisung der echten Zugriffsrechte unter Ubuntu neue Dateien unter OS/2 erstellt, so muss der Vorgang der Rechtezuweisung für diese wiederholt werden. Dies lässt sich durch Verwendung der Parameter umask und gid umgehen.

Der Zugriff auf unter OS/2 erstellte JFS-Laufwerke, die aus mehreren Partitionen bestehen, ist nicht ohne weiteres möglich und erfordert den Einsatz des Logical Volume Manager (LVM).

Wartung

HPFS

Für HPFS steht unter Ubuntu keine Wartungsfunktionalität zur Verfügung. Die Wartung muss unter OS/2 erfolgen.

JFS

Standardmäßig steht unter Ubuntu keine Wartungsfunktionalität zur Verfügung. Sie kann jedoch durch Installation des Pakets

  • jfsutils

nachgerüstet werden.

Achtung!

  • Das Ausführen des Prüfprogramms für eingehängte JFS-Partitionen kann zu schwerem Datenverlust führen! Dies gilt ebenfalls für Partitionen, die Teil eines aus mehreren Partitionen bestehenden Volumens sind.

  • Das Prüfen einer mit bootfähigem JFS formatierten OS/2-Partition unter Linux kann dazu führen, dass das OS/2-System nicht mehr gestartet werden kann!

Damit unter Ubuntu erstellte JFS-Partitionen unter OS/2 angesprochen werden können, sind folgende Schritte erforderlich:

  • Änderung des Partitionstyps auf 0x35.

  • Erstellung eines Volumens und Zuweisung eines Laufwerksbuchstabens mit dem Logical Volume Manager unter OS/2.

Diese Revision wurde am 14. Dezember 2011 18:07 von Heinrich_Schwietering erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: System, mount, fstab, Partition, OS/2