[[Vorlage(Getestet, general)]] [[Vorlage(Fortgeschritten)]] {{{#!vorlage Wissen [:Editor: Einen Editor öffnen] [:sudo: Root-Rechte erlangen] [:Terminal: Ein Terminal öffnen] [:Paketquellen_freischalten: Paketquellen freischalten] [:APT: Verwenden von apt-get und apt-cache] }}} [[Inhaltsverzeichnis(-)]] [[Bild(Wiki/Icons/Oxygen/preferences-other.png, 48, align=left)]] "Apt-Pinning" nennt man eine Technik, bei der bestimmte Paketquellen bevorzugt behandelt werden. So kann man z.B. bei einer LTS-Version bleiben, aber gezielt Pakete von einer neueren Version oder einer anderen inoffiziellen Quelle beziehen. Oder man kann an einem Paket in einer bestimmten Version festhalten und somit dessen Aktualisierung oder Deinstallation verhindern. Das Pinning erfolgte früher traditionell in der Datei '''/etc/apt/preferences'''. Seit Ubuntu 10.04 sollte man den Ordner '''/etc/apt/preferences.d/''' nutzen, in dem man eine neue Datei mit einem beliebigen Namen anlegt. Idealerweise enthält der Dateiname dann einen Hinweis auf die jeweilige Paketquelle. Diese Datei darf entweder die Dateiendung '''.pref''' oder aber keine Endung besitzen (z.B. '''xenial.pin''' würde ignoriert werden). Unabhängig vom Speicherort muss das Anlegen und die Bearbeitung mit einem Editor [1] mit [:sudo:Root-Rechten] [2] erfolgen. Im weiteren Verlauf folgen verschiedene Beispiele, wie man die jeweiligen Package-Informationen des gewünschten Pakets formuliert. = Regeln für das Pinning = {{{#!vorlage Hinweis Das Folgende ist lediglich ein Beispiel, wie Pinning verwendet werden kann. Die konkreten Gewichtungen sind auf keinen Fall als Empfehlung zu verstehen. }}} Die Beispieldatei '''/etc/apt/sources.list''' soll hier als Beispiel wie folgt aussehen: {{{#!code sourceslist ## Offizielle Quellen deb http://archive.ubuntu.com/ubuntu/ xenial main restricted universe multiverse deb-src http://archive.ubuntu.com/ubuntu/ xenial main restricted universe multiverse ## Inoffizielle Quelle deb http://peters-ubuntupakete.example.org/ubuntu/ xenial main restricted universe multiverse }}} == Pinning per Release == {{{#!vorlage Hinweis Grundsätzlich definiert eine Leerzeile einen neuen Abschnitt für einen weiteren Eintrag. Leerzeilen zwischen `Package`, `Pin` und `Pin-Priority` sind nicht erlaubt! }}} Als Beispiel soll die Datei '''/etc/apt/preferences.d/xenial''' dienen: {{{#!code c Package: * Pin: release v=16.04, l=Ubuntu Pin-Priority: 1000 }}} Von nun an haben alle Pakete aus offiziellen Paketquellen für die Version [:16.04:] und dem Distributionsnamen (Label) `Ubuntu` Vorrang, selbst wenn es in anderen Quellen neuere Pakete gibt. Eine Formulierung wie `Pin: release a=xenial` hätte nicht ausgereicht, da es ja auch Paketquellen von Ubuntu 16.04 gibt, die `xenial-security`, `xenial-updates` etc. heißen. Erst wenn es Pakete dort nicht gibt, werden diese (soweit verfügbar) aus anderen Quellen installiert. Die verschiedenen Parameter für `Pin: release` werden im Abschnitt [#Parameter-fuer-Pinning-per-Release Parameter für Pinning per Release] weiter unten erläutert. == Pinning nach Ursprung == Für dieses Beispiel soll die Datei '''/etc/apt/preferences.d/peters-ubuntupakete''' dienen: {{{#!code c Package: * Pin: origin peters-ubuntupakete.example.org Pin-Priority: 300 }}} Dieser Fall setzt die Priorität für eine bestimmte Internetadresse (`origin`). Die genaue Bedeutung der `Pin-Priority` wird im Abschnitt [#Werte-fuer-Pin-Priority Werte für Pin-Priority] weiter unten erläutert. == Pinning per Version == Der Dateiname für eine bestimmte Programmversion lautet z.B. '''/etc/apt/preferences.d/hello''': {{{#!code c Package: hello Pin: version 2.1.1* Pin-Priority: 1000 }}} Dieses Beispiel verhindert die Installation des Paketes '''hello''' in einer neueren Version als 2.1.1, aber auch die unbeabsichtigte „automatische“ Deinstallation aufgrund von Konflikten. == Parameter für Pinning per Release == Folgende Parameter können für das Pinnen mittels `release` verwendet werden: * `a (archive)` - Der Name eines Repositories, z.B. `xenial` oder `xenial-backports` * `c (components)` - Der Bereich eines Repositories, z.B. ''universe'' * `v (version)` - Version des Repositories bzw. der Veröffentlichung, z.B. `16.04` für xenial * `o (origin)` - Die "Erzeuger" des Repositories z.B. `Ubuntu` oder `LP-PPA-eclipse-team`. Nicht zu Verwechseln mit `origin` als Quelle (Domainname). * `l (label)` - Name der Distribution, z.B. `Ubuntu` Die genauen Werte können mittels des Befehls `apt-cache policy` nachgeschlagen werden. Hier ein Ausschnitt aus der Ausgabe dieses Kommandos: {{{ 25 http://packages.medibuntu.org xenial/free Packages release v=12.04,o=Medibuntu,a=xenial,l=Medibuntu,c=free origin packages.medibuntu.org 500 http://de.archive.ubuntu.com xenial/main Packages release v=12.04,o=Ubuntu,a=xenial,l=Ubuntu,c=main origin de.archive.ubuntu.com 50 http://ppa.launchpad.net xenial/main Packages release v=12.04,o=LP-PPA-eclipse-team,a=xenial,l=Ubuntu,c=main origin ppa.launchpad.net }}} Die Werte aus den release-Zeilen können ganz oder teilweise zum Pinning übernommen werden. == Werte für Pin-Priority == Die Werte für `Pin-Priority` in der Datei '''/etc/apt/preferences''' müssen positive oder negative ganze Zahlen sein. Sie werden wie folgt interpretiert: * `größer 999`: Version wird in jedem Fall installiert, auch wenn das einen Downgrade des Paketes nach sich zieht * `von 990 bis 999` - Version wird installiert, auch wenn sie nicht zum Release gehört, es sei denn ein aktuelleres Pakete ist bereits installiert * `von 500 bis 989` - Version wird installiert, es sei denn, es gibt eine Version, die zum Release gehört oder eine aktuellere Version ist bereits installiert * `von 100 bis 499` - Version wird installiert, es sei denn, es gibt eine aktuellere die nicht zum Release gehört oder die bereits installierte Version ist aktueller * `von 1 bis 99` - Version wird nur dann installiert, wenn es keine bereits installierte gibt * `negativer Wert` - Version wird nicht installiert Das Paket mit der höchsten Punktzahl wird immer bevorzugt. {{{#!vorlage Experten Ausführlichere Informationen hierzu findet man in der [:man:Manpage] von `apt_preferences` oder im [http://www.debian.org/doc/manuals/apt-howto/ch-apt-get.en.html#s-pin APT HOWTO] {en}. }}} == Gezielte Umgehung mit apt-get == Im Terminal [2] kann man mit [:apt-get:] gesetzte Prioritäten aber auch gezielt umgehen. Folgender Aufruf installiert z.B. das Programm [:MPlayer:] aus dem Paketbereich `xenial` (Ubuntu 16.04). Dabei werden Abhängigkeiten nach der Priorität erfüllt. {{{#!vorlage Befehl sudo apt-get -t xenial install mplayer-custom }}} = Beispiele = == Von proposed-Quellen downgraden == Mit Pinning gibt es eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, ungewollte Upgrades auf Pakete aus den `proposed`-Quellen rückgängig zu machen, sprich auf die herkömmlichen und i.d.R. gut getesteten Pakete bzgl. Installationsroutine und Systemintegration downzugraden. Zuerst deaktiviert man die `proposed`-Quellen [3] und aktualisiert die Paketindexdateien. Dann legt man die Datei '''/etc/apt/preferences/no-proposed''' an: {{{#!code c Package: * Pin: release a=ARCHIV* Pin-Priority: 1001 }}} Dabei ist `ARCHIV` durch den Codenamen der jeweiligen Ubuntu-Version zu ersetzen. Codenamen sind beispielsweise `trusty`, `xenial` usw. Nach dem Codenamen sollte ein Stern `*` gesetzt werden, damit auch Pakete aus den Quellen `ARCHIV-updates` und `ARCHIV-security` berücksichtigt werden. Anschließend kann ein Upgrade bzw. Downgrade der Pakete durchgeführt werden: {{{#!vorlage Befehl sudo apt-get dist-upgrade }}} Nachdem die Paketversionen korrigiert wurden, sollte die Pinning-Datei wieder entfernt werden, damit irgendwann in Zukunft ein [:Upgrade:] auf eine neuere Ubuntu-Version ohne Probleme möglich ist. == Einzelne Pakete aus älterer/neuerer Ubuntu-Version installieren == Mitunter möchte man eine aktuellere Version eines Pakets aus der nächsten Ubuntu-Version nutzen, ist aber nicht bereit, ein komplettes Upgrade zu machen. Oder aber man hat ein Upgrade hinter sich, die neue Version eines Programms macht jedoch Probleme und man würde lieber für dieses eine Paket zur früheren Version zurückkehren. Die Methode mit Apt-Pinning entspricht im Prinzip dem manuellen Herunterladen und Installieren der entsprechenden Pakete von `http://packages.ubuntu.com`, ist aber deutlich bequemer, besonders wenn verschiedene Abhängigkeiten ebenfalls einen Up- bzw. Downgrade erfordern. {{{#!vorlage Warnung Die Verwendung von Paketen aus anderen Ubuntu-Versionen kann im Einzelfall eine pragmatische Lösung sein, in der Regel ist aber davon abzuraten. Besonders bei einer großen Zahl an Abhängigkeiten sind Probleme vorprogrammiert. }}} Beispiel: Das Paket '''subversion''' (siehe [:SVN:]) liegt für [:Xenial:Ubuntu 16.04] (`xenial`) in der Version 1.6.17 und für [:Zesty:Ubuntu 17.04.10] (`zesty`) in der Version 1.7.5 vor. Nach einem Upgrade auf Ubuntu 17.04 möchte man zur Version 1.6 des Pakets zurückkehren. Dazu fügt man den [:sources.list:Paketquellen] folgende Zeile hinzu [3]: {{{#!code sourceslist deb http://archive.ubuntu.com/ubuntu xenial main deb-src http://archive.ubuntu.com/ xenial main deb http://archive.ubuntu.com/ xenial-updates main deb http://archive.ubuntu.com/ xenial-security main }}} Nun wird in der Datei '''/etc/apt/preferences''' folgender Inhalt ergänzt (bzw. die Datei neu angelegt): {{{#!code c Package: subversion Pin: version 1.6* Pin-Priority: 1001 Package: * Pin: release v=16.04, l=Ubuntu Pin-Priority: -1 }}} Nun kann nach Aktualisieren der Paketlisten mit [:apt/apt-get#apt-get-update:apt-get update] das Paket '''subversion''' aus den Quellen von Ubuntu 16.04 installiert werden [4]. Wurde es bereits installiert, wird mit [:apt/apt-get#apt-get-dist-upgrade:apt-get dist-upgrade] automatisch die ältere Version installiert. Unter Umständen müssen je nach Komplexität der Abhängigkeiten noch weitere Pinning-Einträge hinzugefügt werden. == Einzelne Pakete aus einem Sammel-PPA installieren == Bei der Verwendung eines [:Paketquellen_freischalten/PPA:Personal Packages Archiv] (PPA) tritt immer wieder das Problem auf, dass nach dem Einbinden und Aktualisieren nicht nur das gewünschte Programm, sondern - je nach PPA - eine ganze Reihe weiterer Programme in den Paketquellen auftaucht, die u.U. mit den Versionen aus den offiziellen Paketquellen kollidieren können. Die Nutzung dieser Sammel-PPAs kann deutlich vereinfacht werden, in dem man nur das oder die gewünschten Pakete aus einem PPA zulässt (und allen anderen blockiert). Zwingende Voraussetzung: das Paket hat keine speziellen Abhängigkeiten, die ebenfalls aus dem PPA stammen müssen. Dazu legt man - vor dem Installieren des Pakets - eine Datei '''/etc/apt/preferences.d/LP-BENUTZER-PPA-NAME''' mit Root-Rechten und folgendem Inhalt an (`LP-BENUTZER-PPA-NAME` und Paketnamen bitte anpassen): {{{#!code c Package: * Pin: release o=LP-PPA-LP-BENUTZER-PPA-NAME Pin-Priority: -1 Package: foo Pin: release o=LP-PPA-LP-BENUTZER-PPA-NAME Pin-Priority: 500 Package: bar Pin: release o=LP-PPA-LP-BENUTZER-PPA-NAME Pin-Priority: 500 }}} Während der erste Abschnitt die Nutzung des PPAs praktisch untersagt, gilt dies nicht für die gewünschten Pakete '''foo''' und '''bar'''. = Links = * [ubuntu_doc:community/PinningHowto:PinningHowto] {en} * [:APT:] {Übersicht} Übersichtsseite zum Paketmanagement mit APT # tag: Installation, Paketverwaltung