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Scanner

Wiki/Icons/scanner.png Scanner werden unter Linux üblicherweise über die Software SANE angesprochen. Als grafische Oberfläche dienen z.B. Simple Scan oder Skanlite unter KDE. Diese Programme bieten Zugriff auf alle von Sane unterstützen Funktionen. Leider sind Scannerprogramme unter Linux nicht vergleichbar zu den Programmen, die man unter Windows kennt. Es fehlen durchweg wichtige – professionelle – Funktionen (z.B. Entrastern oder Staub/Fleckenentfernung). Die Installation von Treibern oder Kernel-Modulen ist dagegen im Regelfall nicht nötig, kann aber im Einzelfall notwendig sein.

Eine Liste der von Sane unterstützten Geräte findet man auf der Sane-Webseite unter Supported Devices 🇬🇧. Es muss aber beachtet werden, dass diese Datenbank nicht zwangsläufig dem Stand der eigenen Ubuntu-Version entsprechen muss.

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Eine kurze Übersicht zu Artikeln für bestimmte Scanner-Hersteller und/oder -Typen:

Scannen ist (leider) ein ziemlich komplizierter Prozess und gerne werden dabei Einstellungen falsch gesetzt (sehr beliebt: mit viel zu großen dpi-Werten scannen, 300 dpi sind in nahezu allen Fällen mehr als ausreichend). Eine umfangreiche Einführung zu den Grundlagen des Scannens findet sich in der Anleitung A few scanning tips 🇬🇧. Leider ist keine ähnlich fundierte Anleitung auf Deutsch verfügbar.

Hardware

Um vollen Zugriff auf Hardware (u.a. auch Scanner) zu haben, sind normalerweise Root-Rechte [1] erforderlich. Es ist jedoch nicht notwendig, Programme, die auf den Scanner zugreifen sollen, mit Root-Rechten zu starten. Diesen Zugriff kann man besser über die Zugehörigkeit zur Gruppe scanner regeln. Man muss praktisch lediglich sicher stellen, dass lokale Benutzer in die Gruppe scanner eingetragen [2] sind. Dies erreicht man durch den ersten Befehl, während der zweite die Gruppenzugehörigkeit aktiviert [3]:

sudo usermod -a -G scanner BENUTZERNAME
newgrp - scanner 

Hinweis:

Sollten von Scanprogrammen eine eingebaute TV-Karte oder Webcams fälschlicherweise erkannt werden, so kann man in der Datei /etc/sane.d/dll.conf den Eintrag v4l mit einem Editor [4] auskommentieren und so das Erkennen dieser Geräte verhindern.

USB

Hinweis:

Es gibt Scanner, die nur über den USB-Stecker mit Strom versorgt werden. Das ist in der Regel kein Problem, allerdings kann es durch Anschluss mehrerer großer Stromverbraucher zur Überlastung der USB-Ports kommen. Dann kann es z.B. passieren, dass ein angeschlossener USB-Scanner den Anschluss einer externen Festplatte unmöglich macht. Abhilfe schafft in diesem Fall der Einsatz eines USB-Hub mit eigener Stromversorgung, an den die großen Verbraucher angeschlossen werden. Einige Scanner funktionieren aber unter Umständen nur bei direktem Anschluss an einen USB-Port des Rechners.

Ein Spannungsverlust aufgrund der Länge eines USB-Kabels kann ebenfalls die Ursache für die Funktionsstörung eines Scanners sein. Ein anderes, kürzeres Kabel kann hierbei Abhilfe schaffen. Manchmal genügt es auch einen anderen USB-Port des Rechners zu verwenden, der produktions- oder montagebedingt mehr Spannung abgeben kann.

Normalerweise sollten USB-Scanner automatisch erkannt werden. Ist das nicht der Fall, lohnt sich (möglichst schon vor dem Kauf) ein Blick auf die Liste der von SANE unterstützten Scanner 🇬🇧.

Manche Scanner brauchen einen anderen Treiber als der auf dem Gerät aufgedruckte Name vermuten ließe. Im Zweifelsfall hilft die USB-ID weiter, die sich mit dem Kommando:

lsusb 

ermitteln lässt. Ein Eintrag des Gerätes in der lsusb-Ausgabe bedeutet noch nicht, dass das Gerät vom Betriebssystem funktionsfähig ist - mit lsusb wird nur die ID ausgelesen. Eine gute Referenz (mit Benutzererfahrungen) zu allen unter Linux unterstützen USB-Geräten findet sich auch unter linux-usb.org 🇬🇧 "(Device Support → Working Device List)".

Erkennungs-Probleme

Bei Problemen kann es helfen, die Datei /lib/udev/rules.d/40-libsane.rules mit Root-Rechten zu editieren. Passend zum Scanner folgenden Beitrag hinzufügen:

# Herstellername oder Bezeichnung
ATTRS{idVendor}=="xxx", ATTRS{idProduct}=="xxx", ENV{libsane_matched}="yes"

Zum Ermitteln der Hersteller-ID (Vendor-ID) und der Geräte-ID (Product-ID) im Terminal sudo lsusb ausführen. Beispielausgabe:

Bus 002 Device 005: ID 04b8:012d Seiko Epson Corp. Perfection V10/V100 (GT-S600/F650)
Bus 002 Device 004: ID 2040:7070 Hauppauge Nova-T Stick 3
Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 005 Device 002: ID 046d:c518 Logitech, Inc. MX610 Laser Cordless Mouse

04b8 ist die Vendor-ID von Epson und 012d die Product-ID für das Modell V10/V100.

Falls sich USB-Scanner nur als root verwenden lassen, kann es helfen, in der Datei /lib/udev/rules.d/50-udev-default.rules den Eintrag 0664 auf 0666 im libusb device nodes-Abschnitt abzuändern. Hierzu sind ebenfalls Root-Rechte erforderlich. Bei Ubuntu 14.04 funktioniert das so nicht mehr, da bei einem Update von udev die Datei /lib/udev/rules.d/50-udev-default.rules überschrieben wird. Hier sollte man die entsprechende Zeile in eine eigene Datei mit größerem Index nach /etc/udev/rules.d kopieren. z.B. /etc/udev/rules.d/52-udev-default-custom.rules

Man beachte auch mögliche Probleme bei externen Scanner-Treibern.

Automatischer Dokumenteneinzug (ADF)

Bei Nutzung des ADF kann es bei manchen Scannern passieren, dass z.B. DIN-A4-Seiten um ca. 6 mm horizontal versetzt gescannt werden, siehe z.B. Epson WF-2630 – with ADF scan area is shifted 5.9 mm to the left 🇬🇧.

Parallelport-Scanner

Parallelport-Scanner werden nicht automatisch erkannt. Weiterhin können Parallelport-Scanner meist nur als root angesprochen werden. Damit auch normale Benutzer auf den Scanner zugreifen können, ist entweder die Netzwerklösung bzw. sudo zu verwenden.

Zusätzlich sollte man kontrollieren, ob der aktuelle Benutzer zur Gruppe lp gehört. Dieses Gruppe ist für die Geräte /dev/lpX und /dev/parportX zuständig.

gpasswd -a Benutzername lp

Normalerweise haben auf diese Geräte nur der Eigentümer root und die Gruppe lp Lese- und Schreibzugriff, wie ein kurzes ls -l /dev/lp* bzw. ls -l /dev/parport* zeigt. Ggf. hilft es, wenn nicht nur root Zugriff auf das Gerät (z.B. Scan/Druckkombination Hewlett-Packard PSC 500) erhält.

Scanner im Netzwerk

Die Konfiguration eines Scanservers erfolgt durch die Konfiguration und Aktivierung des Scandaemons saned von SANE, der im Wiki-Artikel SANE-Scanserver im Netzwerk beschrieben wird.

Software

Grafische Oberflächen

Grafische Programme zum Scannen werden im Übersichtsartikel Scanner/Software aufgelistet und kurz beschrieben.

Nutzung von Tasten am Scanner

Für die Nutzung der Tasten am Scanner gibt es einige Programme, die in Scanner/Software (Abschnitt „Tasten-am-Scanner-verwenden“) vorgestellt werden. Die Konfiguration ist allerdings meist nicht ganz einfach, und erfordert einige Vorkenntnisse und Geduld.

Nutzung des automatischen Dokumenteneinzugs (ADF)

Für manche Hardware unterstützt derzeit nur das Kommandozeilen-Programm scanimage die korrekte Nutzung des ADF. Für graphische Frontends ist das Problem noch in Arbeit.

Nachbearbeitung und Texterkennung (OCR)

Programme zur Nachbearbeitung von Scans und der Erstellung von Textauszügen werden im Übersichtsartikel Texterkennung vorgestellt.

Farbmanagement

Wer Farbprofile für die Scanner verwenden möchte, muss die ICC/ICM-Dateien mit Root-Rechten [1] nach /usr/share/color/icc kopieren, damit sie automatisch gefunden werden. In vielen Fällen bieten die Hersteller die Dateien weder als Teil der Linux-Treiber noch separat zum Download an, dann müssen die ICC/ICM-Dateien von einer Windows-Installation kopiert werden. Die Farbprofile befinden sich dort üblicherweise im Verzeichnis \WINDOWS\system32\spool\drivers\color.

Zusammen mit dem Argyll Color Management System lassen sich auch selbst Profile erstellen.

Um eine ICC-Datei schnell und einfach zu testen, kann man den GIMP benutzen: Dieses Programm bietet unter "Bild → Modus" die Möglichkeit, eine ICC-Datei direkt auf das aktuelle Bild anzuwenden (vorher ggf. im selben Menü von "indiziert" oder "Graustufen" auf "RGB" umschalten, um die entsprechenden Kommandos freizuschalten).

GNOME Color Manager

Zukünftig soll unter Ubuntu der "GNOME Color Manager" die Verwaltung und Anwendung von Farbprofilen zentralisieren und vereinfachen. Ab Ubuntu 10.04 ist das Programm in den offiziellen Paketquellen enthalten:

  • gnome-color-manager (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install gnome-color-manager 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://gnome-color-manager

Schwierige Fälle

Manche Scanner können derzeit nur über die Original-Hersteller-Software und nur unter Windows angesprochen werden (z.B. Reflecta DigitDia 5000, Canon CanoScan 8400F etc.). Solche Scanner kann man nur aus einem Windows in einer virtuellen Maschine heraus ansprechen. Bei der Einrichtung ist auf folgendes zu achten:

  1. Die VM muss Zugriff auf den Scanner bekommen, der üblicherweise über USB angeschlossen wird. Möglicherweise muss in VMWare USB2 angewählt werden, sonst stürzt das OS beim Anschließen des Scanners ab.

  2. Man sollte sicher stellen, dass es einen Dateiaustausch zwischen Wirt und Gast geben kann, damit die gescannten Dokumente auf dem Linux-Wirt weiter verarbeitet werden können. Idealerweise wird das Verzeichnis, in dem die Dokumente landen, in die VM gemountet. Zweitbeste Lösung ist ein Samba-Share.

Die jeweilige Einrichtung ist abhängig von der gewählten Virtualisierungslösung. Es sollten außerdem die üblichen Punkte beachtet werden, insbesondere sollte ein altes Windows aus Sicherheitsgründen keinen Internetzugang bekommen.

In der VM müssen dann Treiber und Scannersoftware (z.B. Cyberview, Vuescan 🇬🇧) installiert werden. Geschwindigkeit und Leistung sind i.d.R. wie bei einem echten Windows-System.

Fehlersuche

Bei USB-Scannern schaut man zunächst mit lsusb, ob das System das Gerät am USB-Port erkennt. Mit sane-find-scanner kann man dann überprüfen, ob das Gerät als Scanner erkannt wird. scanimage -L ist ein weiterer Test, ob der Scanner gefunden wird. Häufig wird auch vergessen, dass der Benutzer Mitglied der Gruppen scanner und saned sein muss.

Dateigrößen

Beim Scannen können unterschiedliche große Dateien entstehen. Um abschätzen zu können, ob ausreichend Speicherplatz vorhanden ist, dient folgende Tabelle.

Dateigrößen beim Scannen einer DINA4-Seite in Farbe
Auflösung (dpi) Größe (MiB)
75 1,6
100 2,8
150 6,3
300 25,5
600 102
1200 408

Diese Revision wurde am 20. April 2022 10:22 von Krümelomat erstellt.
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